Was ist neu

Die Gefallenen

Mitglied
Beitritt
15.07.2010
Beiträge
2

Die Gefallenen

Eine laute Explosion jagt die nächste.
Larry hechtet in letzter Sekunde hinter die Überreste einer Mauer. Sackgasse. Ein kurzer Blick zu Will, der sich ebenfalls gerade so in Deckung retten kann.
„Alles ok?“ ruft ihm Will zu, während er das Feuer erwidert. Larry zögert nicht und bestätigt sofort. „Bestens.“
Er darf sich die Nervosität nicht anmerken lassen. Will zählt auf ihn. Wieder eine Explosion gefolgt von mehreren Schusssalven.
Larry zuckt zusammen, bevor auch er zu einem Feuerstoß ansetzt. Die feindliche Übermacht ist nun nicht mehr zu übersehen. Ein weiterer Blick zu Will, der nun sein letztes Magazin herausholt. Larrys Hoffnung schwindet mit jedem Schuss, jeder Detonation, jedem verzweifelten Schmerzensschrei in der Umgebung.
„Nur noch eine Frage der Zeit bis wir hier drauf gehen“, denkt er. Auch seine Munition nähert sich dem Ende. Ein letzter Gedanke an seine gefallenen Kameraden. Warum musste es auch der Irak sein?

„Es ist ein nicht enden wollender Kampf in der Stadt Kirkuk, der bereits zahlreiche Männer das Leben gekostet hat.“ Das waren die ersten Worte der Einsatzbesprechung nahe Mosul. In Mosul waren sie einen Tag vorher noch im Einsatz gewesen. Freddy hatte es dort erwischt. Eine Splittergranate hatte ihm seine rechte Körperseite komplett zerfetzt so dass er noch an Ort und Stelle starb.
Steve und Shane kamen bei den Feuergefechten nach der Landung nahe Kirkuk um. Der Verlust von Shane machte Larry besonders zu schaffen. Sie kannten sich schon seit dem Kindergarten und waren wie Brüder gewesen.

Wut kommt in ihm hoch.
Larry dreht sich aus der Deckung und feuert ein halbes Magazin in Richtung der Feindbelagerung. Prompt die Antwort. Feuersalven am laufenden Band. Beton platzt von den Wänden und Scheiben zerspringen. Larry geht in die Hocke mit starrem Blick auf das Einschussloch fast genau vor ihm.

In Kirkuk selbst begann dann das wahre Chaos. Es schien als würde jeder auf jeden schießen. Erst nach etlichen Schusswechseln und dem weiteren Vorstoß ins Stadtzentrum, begann sich die Situation etwas zu beruhigen. Jedoch nicht für lange Zeit.
Selbstsicherheit und Übermut machte sich in der Truppe breit. Letzterer wurde sogar noch verstärkt als sie auf eine zweite Einheit trafen, welche sich ihnen anschloss. Sie war aus Bagdad hier her beordert worden.
Larry erinnert sich an Dwayne, der zu ihm sagte: „Wow, Bagdad! Harte Hunde. Mit denen als Unterstützung wird das hier ein Klacks.“
Etwa Zehn Minuten später wurde eben dieser von einem feindlichen Scharfschützen erschossen.
Er ging nur ein Paar Schritte hinter Dwayne, als die Kugel dessen Kopf regelrecht durchschlug und er zu Boden viel.
Der Anfang vom Ende.
Nach dem Todesschuss an Dwayne, dauerte es keinen Wimpernschlag und der ganze Übermut und die Selbstsicherheit waren vom Feindlichen Kugelhagel wie weggeblasen.
Die Hälfte der Truppe viel der Überrumpelung zum Opfer. Larry erkannte aus seiner Deckung, welche er sich Reflex artig suchte, noch den überraschten Ausdruck auf den mit Blut überzogenen Gesichtern seiner toten Kameraden.

Will und er wurden von den Anderen getrennt. Sie versuchten, gejagt von Maschinengewehrfeuer und Granaten einen Weg durch die verwinkelten Gassen Kirkuks zu finden. Vergebens. Sackgasse. Der Funk zum restlichen Trupp war nun auch ausgefallen. Sie waren allein. Sie sind allein.

Larry wirft einen letzten Blick zu Will. Dessen Waffe gibt soeben ein leises “Klick“ von sich. „Keine Munition mehr“, ruft ihm Will zu. Das feindliche Gewehrfeuer übertönt ihn fast.
Larrys Blick wandert nun auf seine Waffe. Er überprüft die Munition. Ein letztes Magazin. Seine Nervosität ist verflogen und wird durch Verzweiflung ersetzt.
Er erhebt sich aus der Deckung.
Ein verstörtes „Was tust du denn da?“ kommt aus Wills Richtung.
Larry spricht mit sarkastischem Unterton noch ein letztes „Man sieht sich“, bevor er in Feindliche Richtung stürmt.
Die Kugeln fliegen ihm um die Ohren. Er feuert sein letztes Magazin gnadenlos herunter und nimmt noch vier feindliche Soldaten mit, ehe er von einem neuerlichen Kugelhagel regelrecht niedergeschossen wird.

Larry sieht wie Blut vor seinen Augen herunterläuft. Tod.
Tod steht auf dem blutrot gefärbten Computer Bildschirm. Larrys Mutter kommt ins Zimmer.
„Und wie gefällt dir dein neues Spiel, Schätzchen?“
Frustriert über die Niederlage im Online-Shooter, knallt Larry seine kabellose Maus in die Ecke und beschwert sich:
„Es ist viel zu schwer und total unrealistisch, Mom.“

 

Hallo Zusammen.
Das ist meine erste Veröffentlichung. Ich hoffe sie weis zu gefallen.
Ich habe hier schon zahlreiche grandiose Geschichten gelesen und bin wirkich etwas nervös, was ihr den wohl zu meiner sagt. Viel Spass

 

Hallo Phenom,
willkommen auf kg.de! ;)

Für deine erste Kurzgeschichte finde ich "Die Gefallenen" gar nicht übel. Der Titel gefällt mir sehr gut; die Geschichte selbst ist eher actiongeladen wie spannend. Das Ende hatte ich so nicht erwartet - konnte ich auch nicht.

An sich gefällt es mir sehr gut, wenn ein Manuskript mit einer Pointe endet. Hier hatte ich jedoch das Problem, dass das Ende nicht so recht zum Rest der Geschichte passt.
Der Inhalt ist sehr realistisch - weit realistischer, als dass es bei dem besagten Ende sein kann.

Beispiel:

Der Verlust von Shane machte Larry besonders zu schaffen. Sie kannten sich schon seit dem Kindergarten und waren wie Brüder gewesen.
Wut kommt in ihm hoch.
Tatsächlich? Das erscheint mir äußerst unglaubwürdig, wenn man bedenkt, dass für Larry ja alles nur ein Spiel ist.

Auch die Kombination Ende mit Irak-Krieg, ein heikles Thema, störte mich. Hab zwar gerade gegoogelt, es gibt tatsächlich ein Spiel, das im Irak handelt ("Six Days in Fallujah"); mir persönlich hätte aber trotzdem eine Fantasiewelt besser gefallen.

Mein Verbesserungsvorschlag: Damit das Ende mehr überzeugt, würde ich an deiner Stelle dezente Hinweise in das Skript einbauen, die man mit einem PC-Spiel in Verbindung bringen kann, die aber gleichzeitig nicht gleich auf das Videospiel schließen lassen. So dass der Leser am Ende einen "Aha-Effekt" erlebt, und sich denkt: Mensch, da hätte ich doch gleich drauf kommen können! - Ist er aber nicht, wenn du ihn auf das Ende sehr vorsichtig während des Verlaufs der Story hinführst. Dann lohnt es sich auch, die Geschichte ein weiteres Mal zu lesen, weil man sie dann mit anderen Augen liest.
Das ist sicherlich immer eine Gratwanderung, zu entscheiden, wie viele Hinweise man dem Leser an welcher Stelle gibt, hierfür benötigt man oft Feedback - aber dafür ist kg.de ja da! ;)

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Phenom,

und auch von mir ein herzliches Willkommen hier!
Die Idee mit der realistischen Darstellung am Anfang und der (für mich) unerwarteten Wendung am Schluss finde ich an sich ziemlich gut. Da ist auf jeden Fall genug Spannung drin, um als Leser dran zu bleiben.
Allerdings hätte ich an deiner Stelle kein Kriegs-Imitations-Spiel gewählt, sondern ein Autorennen oder Ähnliches. Ich denke, der Irak-Krieg und jeder andere WIRKLICHE Krieg ist nicht geeignet, um ihn ad absurdum zu führen, wie du es letztendlich tust. Mit deinem Ende verharmlost du dieses Thema, was ich nicht richtig finde.
Okay, jetzt noch ein paar Hinweise zu deinem Ausdruck:
in Deckung retten kann - wäre "sich in Deckung bringen kann" nicht besser?
Larry zögert nicht und bestätigt sofort - klingt wie doppelt gemoppelt, "Larry bestätigt sofort" würde ausreichen
Nur noch eine Frage der Zeit bis wir hier drauf gehen - Komma hinter "Zeit"
Eine Splittergranate hatte ihm seine rechte Körperseite komplett zerfetzt so dass er noch an Ort und Stelle starb. - wenn einem eine Körperhälfte zerfetzt wird, kann man, denke ich, nicht überleben; also kann der "sodass"- Nebensatz weg
Es schien als würde jeder auf jeden schießen- Komma hinter "schien"
Erst nach etlichen Schusswechseln und dem weiteren Vorstoß ins Stadtzentrum, begann sich die Situation etwas zu beruhigen - grundsätzlich nie ein Komma VOR dem konjugierten Verb
hier her - hierher
Nach dem Todesschuss an Dwayne, dauerte es keinen Wimpernschlag und der ganze Übermut und die Selbstsicherheit waren vom Feindlichen Kugelhagel wie weggeblasen. - Komma muss weg, feindlich - klein geschrieben
Die Hälfte der Truppe viel der Überrumpelung zum Opfer - fiel
Larry erkannte aus seiner Deckung, welche er sich Reflex artig suchte, - reflexartig
von den Anderen - anderen
Sie versuchten, gejagt von Maschinengewehrfeuer und Granaten einen Weg durch die verwinkelten Gassen Kirkuks zu finden. - ein Komma hinter "Granaten"
bevor er in Feindliche Richtung stürmt. - feindlich
Tod steht auf dem blutrot gefärbten Computer Bildschirm - Meinst du vielleicht "Tot"?
Frustriert über die Niederlage im Online-Shooter, knallt Larry seine kabellose Maus in die Ecke - kein Komma

Hoffe, meine Tipps bringen dich etwas weiter, und eine Frage noch:
Steckt hinter dem letzten Satz ein tieferer Sinn?

Viele Grüße
Juno

 

Hallo Phenom.
Guter Anfang aber dann nicht mehr als ein netter Versuch.
"Echte" Kampfstimmung kommt nicht auf. Es bleibt beim PC feeling. Die Soldaten sterben schnell und klaglos. Der Feind ist böse und klar erkennbar. Verletzte gibt es nicht, und wenn doch, werden sie sofort erschossen und auch das Blut wirkt unecht. Und auch der Held selbst bleibt eine zweidimensionale PC Abbildung.
Anfangs fand ich die Geschichte ganz gut, schneller einstieg, aber dann bräuchte sie mehr "Realität"

Ein weiterer Blick zu Will, der nun sein letztes Magazin herausholt.
woher weiß er, dass Will nicht doch noch eines in seinem Rucksack versteckt hat?
Er ging nur ein Paar Schritte hinter Dwayne, als die Kugel dessen Kopf regelrecht durchschlug und er zu Boden viel
fiel; naja, Gewehrkugeln gehen meistens durch den Kopf. Vor allem wenn man keinen Helm trägt so wie es anscheinend dieser Typ getan hat ;)
Die Hälfte der Truppe viel der Überrumpelung zum Opfer
fiel und außerdem sind sie wohl eher den Kugeln zum Opfer gefallen, nicht der Überrumplung
Larry erkannte aus seiner Deckung, welche er sich Reflex artig suchte, noch den überraschten Ausdruck auf den mit Blut überzogenen Gesichtern seiner toten Kameraden.
Zeitfolge: 1 Deckung suchen 2) Gesichter der Freunde studieren ;)
neuerlichen Kugelhagel regelrecht niedergeschossen wird.
was sonst passiert im Kugelhagel - Die Wortwahl finde ich verbesserungswürdig

LG
Bernhard

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom