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Die Geschichte vom Topf

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12.10.2008
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Die Geschichte vom Topf

Die Geschichte vom Topf
eine wahre Begebenheit von Karl-Hubert Hase

Was ist Wahrheit, was Fiction?
Wer mag das schon entscheiden...

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Der Regen peitscht gegen das Fenster, orkanartiger Sturm läßt die Läden klappern, Blätter wehen durch die Luft.

Es ist Herbst!

Ich sitze am PC und schaue aus dem Fenster. Gerade eben habe ich meinen Kontostand online kontrolliert. Auch kein Grund, aus der Depression zu erwachen…
Da fällt mir eine Geschichte ein. Eine an sich kleine Episode aus meinem Leben. Wie lange ist sie schon her? Während ich den heißen Kaffee schlürfe, versuche ich meine Erinnerungen zu ordnen. Mein Gott… das müssen ja bestimmt schon 30 Jahre her sein!

Ich erinnere mich genau.
Die 70er…
Mitten in meiner Sturm- und Drangzeit (meine Güte, was war man damals jung und unternehmungslustig), ich hatte meine Fluglizenz, den PPL seit zwei Jahren in der Tasche und so ziemlich alles in Europa angeflogen, was auch nur ein kleines Flugfeld hatte. So war es nicht weiter verwunderlich, daß ich eines Tages mein Erspartes zusammen kratzte und nach „Down Under“, sprich Australien flog, um meine Kusine, die einige Jahre zuvor zu ihren Eltern ausgewandert war, zu besuchen. Ich hatte mir für die Reise ein halbes Jahr angesetzt. Insgesamt wurde es dann doch fast ein ganzes Jahr draus.

Nun will ich hier nicht einen Bericht über meine Australienabenteuer schreiben, dies wäre ein Thema für viele weitere Geschichten. Doch mag hier gesagt sein, daß ich ein Mensch bin, der einmal gehörte Witze und Geschichten ein Leben lang behält. Und so saßen wir auch eines Abends am Flugfeld bei Lagerfeuer, australischem Beer und gegrilltem Fleisch und erzählten uns Geschichten und Witze.
So wie ich wißbegierig war auf alles, was es über Australien zu erzählen gab, so waren meine australischen Freunde wißbegierig für alles aus der „alten Heimat“. Und so erzählte ich dann auch die Geschichte, die sich während meiner Flugausbildung in der alten Heimat tatsächlich so abgespielt hat.

Es muß so im Frühsommer 1971/72 gewesen sein. Wir hatten den Samstag flugtechnisch abgewickelt, alle Segelflugzeuge, auch die alte K 7 mit der Nummer D-5003, die Schleppmaschine und die anderen Motorflugzeuge waren ebenfalls hinein gerollt worden (ich war damals noch in der Segelfliegerausbildung und hatte an diesem Samstag meine ersten Starts auf unserer K 8 absolviert. Dies mußte natürlich zum Anlaß genommen werden, einen obligatorischen Kasten Bier auszugeben. Doch diesen gab man gerne aus, denn eine K 8 zu fliegen, war für einen Anfänger schon etwas Tolles.
Nun ergab es sich, daß, nachdem der Abend weiter fortgeschritten war, Jörg seine Klampfe strapaziert hatte und wir in bester Laune waren, ich wieder jede Menge neu gehörte Witze erzählte. Und wenn ich in Fahrt kam, dann gab es kein Punkt und Komma!
Einzelne Rufe, doch kurz eine Pause zu machen, ignorierte ich. Das Gelächter, die Tränen, die den Freunden die Backe runter liefen, ich will nicht verhehlen, daß sicher auch der Bierkonsum seine Früchte trug, ließen alle Vorsicht vergessen. Kaum war ein Witz erzählt, kam der Nächste über meine Lippen.

Es kam, was kommen mußte: ein Schrei, ein schmerzverzerrtes Gesicht… Michael hielt sich den offenen Mund und schaute gräßlich aus. Wir lachten immer mehr. Interpretierten wir dieses doch als eine gelungene Solonummer von ihm.
Es dauerte eine Zeit, bis uns klar wurde, daß es hier kein Spaß war, sondern er wirklich wahnsinnige Schmerzen hatte. Immer waren von unserem Club auch Ärzte anwesend – heute nicht! Uns war inzwischen klar geworden, daß er nur eine Maulsperre – einen Krampf haben konnte.

War tun!
Die rettende Idee!
Ab ins Krankenhaus!​

Ich rannte schon über das Flugfeld in Richtung Parkplatz, um meinen Wagen zu holen. Kurze Zeit später war ich ans Lagerfeuer gerast. Immer in der Hoffnung, daß die Federn und Stoßdämpfer hielten, denn am Rande war es eher Wiese, als Flugfeld.
Doch dann war ich vor Ort, Michael kam auf den Rücksitz und zwei weitere Fliegerfreunde setzten sich mit ins Auto, um uns zu begleiten. Und dann mit Karacho los!

Das Krankenhaus war nur rund 10 Minuten vom Flugplatz entfernt und so hielt ich mit quietschenden Bremsen vor dem Krankenhaus, um im nächsten Moment aus dem Auto zu springen und Sturm zu läuten.
Einige Minuten später, die uns wie Stunden vorkamen, wurde die Türe von der Nachtschwester geöffnet, die erst gar nicht wußte, was los war. Nicht verwunderlich, denn jeder versuchte ihr gleichzeitig den Sachverhalt zu erklären. Nur Michael… Michael stand mit offenem und schmerzverzerrtem Gesicht im Hintergrund und konnte sich nicht bemerkbar machen.
Ein „Ruuhe!!“ der Krankenschwester, folgte dann wirklich Stille und es gelang mir, ihr den Sachverhalt zu schildern. Es war gar nicht einfach, sie vom Ernst der Lage zu überzeugen. Doch als sie Michael sah, nahm sie ihn bei der Hand und wir folgten ihr in das Wartezimmer der Ambulanz. Sie versprach uns, den diensthabenden Arzt anzurufen. Es wird aber etwas dauern, meinte sie, denn es sein ja schon weit nach Mitternacht.

Wir saßen herum und durften Michael nicht anschauen. Immer wieder mußten wir in Lachen ausbrechen. Kurze Zeit später kamen noch 8 Flieger von uns. Sie erzählten, dass sie das Lagerfeuer mittlerweile gelöscht hatten und sich der Rest der Flieger in die Fliegerklause zurückgezogen hatte, um auf uns zu warten. Die Ambulanz war mittlerweile recht voll und jeder versuchte, so ernst zu bleiben, wie es ging.

Es dauerte nicht lange, wir dachten schon, der Arzt kommt, ging die Türe auf und mit großer Aufregung kam eine Großfamilie, ich denke es waren Türken, in das Wartezimmer gestürmt. In der Mitte der laut klagenden Gesellschaft war ein kleiner Junge.

Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen!​

Da hatte sich der Junge einen Kochtopf über den Kopf gestülpt. Da er ziemlich bündig war, mußte er wohl sich verklemmt haben. Der Junge hatte wohl einen Blutstau im Kopf bekommen und der Topf ging nicht mehr runter.
Tut mir leid Freunde, aber ich konnte nicht mehr. Ich mußte lachen, daß mir die Tränen kamen. Dies war wohl der Auslöser! Wir brachen alle in schallendem Gelächter aus. Und jetzt, liebe Lesefreunde, kommt der Oberhammer:

Michael strahlte über alle vier Backen!​

Da er ebenfalls loslachen mußte, hatte sich wohl der Krampf gelöst und alles war wieder gut bei ihm. Noch etwas verkrampft, aber glücklich, ging er auf den Jungen zu. Wir anderen waren zwischenzeitlich wieder ruhig, da auch die Nachtschwester mit grimmigem Gesicht erschien und lautstark um Ruhe bat.

Doch Michael, der ging auf den kleinen Jungen zu und sagte glücklich: „Mein Junge, ich bin dir ja so dankbar, daß du mich von meinem Krampf erlöst hast. Ich schenke dir dafür alles, was ich an Geld bei mir habe.“

Er griff in die Gesäßtasche, holte seine Geldbörse heraus und schüttete den Inhalt in die Hand des Jungen. Wir waren gespannt, was passieren würde! Erst kam nichts, dann nach langer Zeit befanden sich satte 2,43 DM in der Hand des Jungen.
„Ups“, meinte Michael, „sorry - aber mehr habe ich am Flugplatz nie bei mir.“

Was soll ich sagen:

da bekam der Junge ein so langes Gesicht,
da konnte er den Topf auch wieder abnehmen…​

 

Hallo Schnellschreiber,

deine Geschichte hat mir leider nicht gefallen. Das liegt ganz entscheidend daran, dass es auf mich so wirkt als habest du einen Witz in Geschichtenform erzählen wollen.
Witze eignen sich aber oftmals nur zum wörtlichen Erzählen und verrecken, sobald man versucht, sie in Schrift zu packen.

Du fängt bereits viel zu umständlich und behäbig an. Das ganze Vorgeplänkel mit Australien ist völlig unwichtig, weil es weder zur Geschichte selbst beiträgt, noch die Spannung erhöht, sondern nur das Eigentliche unnötig herauszögert.


Ich würde erst hier mit der Story anfangen:

Es muß so im Frühsommer 1971/72 gewesen sein.


Sodann verfällst du in den Fehler, den Plot als schriftlichen Witz darzustellen, anstatt dich davon zu lösen, um eine wirkliche Geschichte zu erzählen.
Die einzelnen Figuren werden von dir nicht näher dargestellt, sie können so nicht vor dem Auge des Lesers entstehen. Michael ist für mich bis zum Ende der Geschichte ein Unbekannter geblieben. Ich weiß nur, dass er Pilot ist wie der Erzähler selbst und sonst nichts über ihn.

Du erklärst und schilderst nicht, wie es zu dieser Maulsperre kam, du beschreibst nicht, wie er nun aussieht, sondern da steht nur:

Es kam, was kommen mußte: ein Schrei, ein schmerzverzerrtes Gesicht… Michael hielt sich den offenen Mund und schaute gräßlich aus. Wir lachten immer mehr. Interpretierten wir dieses doch als eine gelungene Solonummer von ihm.
Wieso kam, was kommen musste? Hat Michael immer solche Probleme? Wie sieht das aus, wenn sich jemand den offenen Mund hält? Hielt er eine Hand vor den Mund? Was genau sah grässlich aus?

Das kannst du als live erzählten Witz vielleicht so mager ausfallen lassen, weil die Sache ja auf eine Pointe alsbald hinstrebt und Witze bekanntlich kurz ausfallen, aber jetzt in eine Story verpackt, funktioniert es so nicht.

Da fehlt die Atmosphäre, die mich als Leser mitreißt, ich kann nirgends mitfiebern, weil die Figuren leblos bleiben.


War tun!
Die rettende Idee!
Ab ins Krankenhaus!

Diesen Dazwischenschub finde ich unpassend, störend, denn ein bisschen Intelligenz darfst du dem Leser auch schon zutrauen, musst ihm also keine Vorgaben machen, was er jetzt denken soll. Ich würde das weglassen.

Mir fällt auf, dass du ab und zu Aussagen in deine Sätze packst, die überflüssig sind und deswegen störend wirken, wie z.B. hier:

Doch dann war ich vor Ort, Michael kam auf den Rücksitz und zwei weitere Fliegerfreunde setzten sich mit ins Auto, um uns zu begleiten.
"...um uns zu begleiten" Klar, weswegen denn sonst?

Der Junge hatte wohl einen Blutstau im Kopf bekommen und der Topf ging nicht mehr runter.
"...und der Topf ging nicht mehr runter." Ach was... :D

Die Art, wie du manches darstellst, enthält Ungenauigkeiten, was ich darauf zurückführe, dass du eben nur einen Witz erzählst. Das wäre sicherlich anders, wenn du einen neuen Sachverhalt erschaffen müsstest. So wirkt deine Darstellung teils flusig.

Es war gar nicht einfach, sie vom Ernst der Lage zu überzeugen.
Weswegen war das denn so? Normalerweise hätte ein Blick auf Michael ihr doch genügt, was du ja auch später so richtigerweise darstellst.
Hier mogelst du dich um eine detaillierte Beschreibung der Situation herum.

Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen!
Ich würde diesen Satz nicht so effektheischerisch in die Mitte platzieren, sondern im normalen Text unterbringen. Auf mich wirkt das so als seist du nicht davon überzeugt, dass ich als Leser in der Lage bin, das wirklich Wichtige zu erfassen. Das gilt auch für deine weiteren optischen Hervorhebungen. Sie wirken marktschreierisch.

Ein guter Text überzeugt durch seine Wortwahl und zieht mich deswegen in den Bann, nicht, weil ich mit Hervorhebungen, Mittigstellungen der Worte aufmerksam gemacht werde.

Und hier weichst du im Text deutlich von einer Kurzgeschichte ab, indem du zum Witzeerzähler wirst, er sich plump verbrüdern möchte:

Tut mir leid Freunde, aber ich konnte nicht mehr. Ich mußte lachen, daß mir die Tränen kamen. Dies war wohl der Auslöser!

Vielleicht möchte ich gar nicht dein Freund sein? :D
Diese Form der Vereinnahmung wirkt ungeschickt, denn entweder ich lese freiwillig bis hierher deine Geschichte weiter, oder ich bin schon vorher ausgestiegen.

Und jetzt, liebe Lesefreunde, kommt der Oberhammer:

Michael strahlte über alle vier Backen!


Statt das nun zu erzählen, wie es dazu kommt, nimmst du das Ergebnis vorweg und lieferst den Grund hinterdrein. Du verschenkst den wichtigsten Moment. Nämlich genau zu beschreiben, was nun passiert.
Alle lachen. Michael aber zunächst nicht. Vielleicht hält er sich das Gesicht, weil er auch losprusten möchte, es aber hundsgemein weh tut, vielleicht schüttelt er sich, weil er dem Lachreflex widerstehen möchte, vielleicht laufen ihm erst Tränen die Wangen herunter, weil er so angestrengt gegen das aufkeimende Lachenmüssen kämpft, keine Ahnung, was genau geschieht, du bist der Autor! Aber jetzt wäre eine genaue Beobachtung spannend gewesen.

Da er ebenfalls loslachen mußte, hatte sich wohl der Krampf gelöst und alles war wieder gut bei ihm.
Das ist eine DER Pointen bzw. das soll eine der Pointen sein, aber was du daraus gemacht hast, ist das genaue Gegenteil.


Er griff in die Gesäßtasche, holte seine Geldbörse heraus und schüttete den Inhalt in die Hand des Jungen.
Jetzt hättest du nochmals die Chance, mehr zu beschreiben. Was geschah als Michael sein Geld dem Jungen gab? Wie verhielt sich das Kind? Der Junge konnte doch eigentlich gar nichts sehen, sondern nur nach unten schauen. Hat er versucht Michael anzuschauen? Ergriff Michael die Hand des Jungen? Ging er in die Hocke, um mit dem Jungen Kontakt aufnehmen zu können? All das erfahre ich hier nicht.
Wenn du mir nur live einen Witz erzählen würdest oder eine witzige Begebenheit, dann hätte ich all diese Fragen nicht. Aber in Form einer Geschichte erwarte ich mehr Beschreibung und Stimmung. Ich erwarte eine Geschichte.

Erst kam nichts, dann nach langer Zeit befanden sich satte 2,43 DM in der Hand des Jungen.
Wie das? Wieso kam erst nichts? Zögerte Michael? Wenn ja, wieso? Hat er dem Jungen laut das Geld vorgezählt? Oder woher weiß der Berichterstatter dieser Story wieviel Geld es war?

Dass du am Ende keine brauchbare Pointe lieferst, sondern dich mit einer Plattitüde (langes Gesichtmachen) aus der Affäre mogelst, wundert nicht. Das Ende hat mir nicht gefallen.

Tut mir leid, dass ich so viel zu kritisieren hatte, hätte gerne auch was Lobendes geschrieben.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,
vielleicht kam es hier als Einzelstory nicht so rüber. Es ist nun einmal so, daß die Tatsachen nicht immer der Brüller sind. Denn es ist kein Witz, sondern hat sich in Wirklichkeit so abgespielt.
Ich habe es allerdings aus dem Zusammenhang meiner Reisebeschreibung von Australien gezogen. Hätte es wohl wirklich als Einzelstory neu und kürzer schreiben sollen.
Vielen Dank für deine gute Kritik.

Liebe Grüße
Karl-Hubert

 

Hallo Karl-Hubert,

dass es sich so in Wirklichkeit abgespielt hat, stelle ich nicht in Abrede. Dazu hab ich schon viel zu viel Skurriles erlebt.
Darum geht es aber nicht. Es geht auch nicht darum, dass diese Story ein Teil aus einer größeren Story ist.

Es geht darum, dass so oder so man als Autor die Verpflichtung hat, spannend und unterhaltsam zu schreiben, egal, welcher Stoff, welcher Plot zugrundeliegt, egal ob Kurzgeschichte oder Roman, ob lang oder kurz.

Um das erreichen zu können, ist (für mich) wichtig, dass man ab und zu aus der Rolle des Schreibers aussteigt und in diejenige des Lesers schlüpft, um zu erspüren versucht, ob man sich mit dem Geschriebenen gut unterhalten fühlen würde oder welche anderen vielleicht negativen Gefühle der Text auslöst.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Karl-Hubert,

sag mal, habe ich die Geschichte nicht eben schon in anderer Form kommentiert? Wie oft hast du sie geschrieben? Auch eine wahre Geschichte solltest du nicht in verschiedenen Versionen hier einstellen. Das vergrault dir doch nur die Leserschaft, was vermutlich nicht in deiner Absicht liegt. ;o)

Schöne Grüße
MrsMurphy

 

Life is stranger than fiction

Ein Beitrag zum Thema, wie und ob man autobiografisches als Stories erzählen kann und soll...

Wie man aus den vorangegangenen Kommentare von Lakita schon schließen kann, liegt in der erzählten Wirklichkeit nur dann ein Reiz, wenn man den Autor und andere Protagonsiten persönlich kennt, und sich so ein Bild der Situation machen kann.
Andererseits ist auch die noch so skurrilste Situation oder Begebenheit aus der Relaität noch lange keine Geschichte. Das heißt nicht, dass man sich dieser nicht bedienen könnte, um daraus Geschichten zu machen - die meisten Autoren fangen mit autobiagrafischem Material an, bevor sie sich von dieser Vorlage lösen, um Geschichten zu erfinden (auch wenn Größen wie z.B. Nabokov dies stets weit von sich wiesen und die Autobiografen als Schriftsteller nicht ernst nahmen). Aber dann muss man kreativ mit dem Material umgehen, sich plot, twists und Charaktere so hindrehen und mitteilen, dass ein Unbekannter Leser den Schritt über die Brücke zwischen Realität und Geschichte mit geht. Das ist dir leider nicht gelungen - man fragt sich ständig, ja, lustig, hahah, aber warum sollte ich weiterlesen, wenn ich schon selber genug Realität in meinem Leben habe?
Als erzählte Anekdote durchaus unterhaltsam, wirkt die zu Papier gebrachte Fassung bedeutungslos.
Der Reiz in Geschichten liegt in vielen Fällen darin, dass man sich mit den Protagonisten identifiziert - am Ende eines guten Buches tut es einem leid, die Charaktere zwischen den Buchdeckeln zurück zu lassen - weil man sie kennen und lieben gelernt hat. Die Kurzgeschichte bietet zwar weniger Raum für ausführliche Psychogramme - doch gerade deshalb sind effiziente Charakterisierungen extrem wichtig, damit die Geschichte für den Leser bedeutsam wird.

Grüße,
biltong

 

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