Was ist neu

Die Hoffnung des alten Mannes

Mitglied
Beitritt
23.07.2008
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:

Die Hoffnung des alten Mannes

Es war einmal ein alter Mann, der hatte jedes Glück im Leben verloren. Seine Familie lag tot unter der Erde begraben, und das Klavierspielen, welches früher immer seine größte Leidenschaft gewesen war, wollte ihm nicht mehr gelingen. Doch war er nicht mehr voller Trauer, nein, die Geschehnisse waren lange vorbei. Der Trauer gewichen war eine tiefe Gleichgültigkeit, die sich über sein Herz und seine Seele ausgebreitet hatte. Tagein, tagaus saß er auf seinem Stuhl in seiner Hütte, fernab von jeglicher lebendiger Gesellschaft. Lediglich sein Arzt kam einmal in der Woche zu ihm und brachte ihn nach draußen, damit er nicht krank wurde. Jede Woche untersuchte er ihn, doch das Zeichen eines baldigen Todes war nicht vorhanden. Früher hatte er immer wieder geglaubt, wenn er eines natürlichen Todes stürbe, würde er im Himmel mit seiner Familie vereint sein. Damals hatte er den Arzt jede Woche bestellt und es nie abgesagt. Doch hatte er jeglichen Glauben verloren. Und eines Tages kam ein Herr zu ihm, der ihm sagte, er habe seine Steuern nicht bezahlt und dadurch seine Wohngenehmigung verloren. Als er dies hörte, packte er schweigend seine Sachen zusammen und verließ die Hütte, die ihm über 30 Jahre hinweg ein Zuhause gewesen war. Langsam machte er sich auf den Weg zur Landstraße. Er wusste nicht, wohin sie führte, denn er hatte sie seit 20 Jahren nicht mehr betreten, doch hoffte er, irgendwann auf das Ende der Welt zu stoßen. Immer weiter ging er, langsam zwar, doch stetig. Er wusste nicht, was er machen würde, sollte er das Ende der Welt nicht erreichen, doch dachte er auch nicht darüber nach. 3 Tage ging er so weiter, zwar schlief er, aß, trank, doch machte er ansonsten keine Pausen. Doch nach diesen 3 Tagen war die Landstraße vorbei. Geradeaus weiter kam man nur durch so dichte Wälder, dass kein Mensch dort weitergehen konnte. Es gab nur einen Weg, der nicht von Bäumen versperrt war, und dieser führte in eine Stadt. Er schluckte, seufzte, doch dann folgte er jenem. Als er vor dem Stadttor stand, blickte er über die vielen Menschen, und ihm wurde bang. Doch dann bat er den Pförtner doch um Durchreise, die dieser ihm auch nach einiger Zeit gestattete. Zitternd betrat er die Stadt, hatte er doch seit so vielen Jahren keine Menschenmengen gesehen. Er wollte eigentlich nur rasch durch die Stadt, weiter geradeaus, doch da fiel ihm ein kleines Mädchen auf, das etwa im Alter seiner verstorbenen Tochter sein musste. Tapfer unterdrückte er jedes Gefühl der Traurigkeit und ging näher heran.
Eine Schar Kinder hatten sich um das Mädchen versammelt, es schien ihnen Geschichten zu erzählen. Ab und zu drückten ihr die Eltern eines Kindes eine Münze in die Hand, und sie bedankte sich höflich.
Sie war gerade dabei das Märchen vom Sternentaler zu erzählen. Doch wie sie es tat! Jede einzelne Gefühlsregung konnte man spüren, es war, als würde sie die Geschichte selbst erleben. Und als zum Schluss dem Sternentaler das Glück beschert wurde, schien ihr Gesicht strahlen: „Sternentaler hat etwas ganz Besonderes getan. Obgleich sie doch alles, was ihr lieb gewesen war, verlor, hat sie dennoch an Menschen gedacht, die es noch schlechter hatten. Dadurch konnte sie ihre Lebensfreude bewahren. Wie schrecklich das Leben auch gelegentlich zu sein scheint, immer wird es bessere Zeiten geben, wenn man daran glaubt und nicht aufgibt. Denn nur wenn man sich selbst aufgibt, hat man alles verloren.“
Die kleinen Kinder waren nacheinander aufgestanden und zu ihren Eltern zurückgelaufen, sie verstanden den Sinn dieser Worte nicht. Ihre Eltern hatten sich verächtlichen Blickes abgewandt.
Doch das Mädchen hatte ihn die ganze Zeit über angesehen, so, als hätte sie diese Sätze nur für ihn ausgesprochen.
Erst jetzt konnte er seinen Blick abwenden. Nein, er hatte sich die Geschichte nicht angehört, er hatte sie gelebt. Jedes einzelne Gefühl Sternentalers hatte er aus tiefstem Herzen nachempfunden. Wo war die dicke, feste Schale geblieben, die er über all die Jahre mit Mühe errichtet hatte?Wie dahingeschmolzen schien sie. Nein, er wollte diese Gefühle nicht! Gefühle bedeuteten Trauer, Trauer bedeutete Schmerz und Schmerz bedeutete Leiden. Hatte er nicht schon genug gelitten? Doch es war nichts zu machen, die Schale war fort.
Wenn er ganz ehrlich war, wollte er auch gar nicht, dass sie wiederkam. Das Einzige, was er vermeiden musste, war, an seine Familie zu denken. Um die auf diesen Gedanken aufkeimenden, neu entdeckten Gefühle zu unterdrücken, beschloss er, mit erhöhter Geschwindigkeit weiterzugehen. Kurz nachdem er an dem Mädchen vorbeigegangen war, blieb er noch einmal kurz stehen und winkte ihr kurz zu. Erfreut tat dieses es ihm gleich. Schnell lief er weiter. Doch nachdem nur sehr kurze Zeit vergangen war, blieb er auf einmal abrupt stehen. Hatte er gerade richtig gehört? Dieses wunderbare Mädchen sollte wirklich eine Waise sein? Wie war das möglich? An diesem Abend hatte er viel Stoff zum Nachdenken. Mit dem Einsetzen der Dämmerung hatte er die Stadt verlassen. In einem Wäldchen in der Nähe der Stadt hatte er sein Lager aufgeschlagen. Und lag nun auf dem Boden unter dem Sternenhimmel, um über das Erlebte nachzudenken. Das Mädchen schien niemanden mehr zu haben, und doch hatte es vor Lebensenergie nur so gesprüht! Plötzlich erinnerte er sich an die Worte, die sie ganz besonders ihm, so schien es, verschenkt hatte: „Du hast nur alles verloren, wenn du dich selbst aufgibst.“ Er hatte sich selbst aufgegeben, das war ihm klar, doch klar war ihm auch, dass er dabei war, ein Stückchen von sich selbst wiederzufinden. Doch wollte er das denn so? War er es seiner Familie nicht schuldig, bis an sein Lebensende um sie zu trauern?
Er schlief in dieser Nacht nicht lang, zu hin- und hergerissen fühlte er sich von den beiden Impulsen, entweder hierzubleiben, oder seine Reise ans Ende der Welt fortzusetzen. Am Morgen entschied er sich jedoch dafür, seine Reise fortzusetzen, da es ihm einfach als das Logischste erschien. Doch bereits kurz nachdem er sich auf den Weg gemacht hatte, fühlte er eine merkwürdige Sehnsucht, sofort kehrt zu machen und in die Stadt zurückzukehren. Zunächst bemühte er sich nach Kräften, diese zu ignorieren, doch je mehr er sich bemühte, den Impuls aus seinem Kopf zu verbannen, desto deutlicher hämmerte er sich in sein Gehirn ein. Irgendwann dann hielt er es nicht mehr aus und gab diesem nach.
Er lief den ganzen, bereits gegangenen Weg zurück, was ihn tüchtig ärgerte. Doch als er in die Stadt kam, und das kleine Mädchen sprechen hörte, erschien ihm all das unwichtig.
Als das Kind eine Pause machte, ging er zu ihm hin. Er wollte versuchen, mit ihr in ein Gespräch zu kommen: „Guten Tag“, sagte er steif. „Guten Tag!“ strahlte sie ihn an. Und auf einmal war seine Schüchternheit wie weggeblasen. Flüssig erzählte er von seinem Leben und fragte sie nach dem ihrem aus. Nur dass seine Familie gestorben war, das erwähnte er nicht. Auch sie schien dieses traurige Thema lieber vermeiden zu wollen.
Dieses Gespräch und ein paar Geschichten später mietete der alte Mann sich in eine Pension ganz in der Nähe dieses Standortes ein. Täglich besuchte er sie und sprach mit ihr, und nach einiger Zeit brachte er in Erfahrung, dass ihre Familie wirklich tot war und sie in dem Wäldchen, wo er letzte Nacht geschlafen hatte, lebte, bis sie genug Geld für ein kleines Zimmerchen in der Stadt verdient hatte.
Das Ende?
Nach einiger Zeit entschloss er sich dazu, das Mädchen zu adoptieren und mit ihr in ein Häuschen ganz in der Nähe der Stadt zu ziehen. Dies war nicht weiter schwer, denn sie waren froh, dass das Kind von nun an nicht mehr alleine und ohne Dach über dem Kopf leben musste. Das Mädchen war glücklich. Es begann schon bald, den alten Mann wie einen Großvater zu lieben, den sie sich schon von klein auf gewünscht hatte.
Und der alte Mann? Auch er war glücklich. Zwar hatte er seine Familie nicht zurückbekommen, doch nun hatte er immerhin eine kleine, neue Familie, mit der er sein Leben auf der Erde verbringen konnte. Von nun an war sein Leben erfüllt von Freude und Vorfreude, viel zu lang hatte er getrauert, doch jetzt konnte er glücklich sein. Wie lange war er krank gewesen, sie aber hatte sein Herz wieder gesund gemacht.
Mit seiner neuen Familie konnte er im Jetzt, und später im Himmel mit seiner alten Familie leben.
Und so war es gut.

 

Hi Louna,

hätten dir Gebrüder Grimm gewsst, was sie mit dem Einführen ihrer dämlichen Einleitung in die Welt der Schriftsteller ausgelöst haben, hätten sie es wahrscheinlich gelassen.
Warum greift man nur immer wieder auf diese abgewetzte und einfallslose variante zurück, bei der auch noch so offensichtlich ist, dass man selbst nichts besseres wusste?

Aber genug dazu, kommen wir lieber zu der Kg an sich. Die ist nämlich alles andere als dämlich und straft den Anfang Lügen.
Insgesamt hat mir die Story recht gut gefallen, inhaltlich wie sprachlich. Eine Geschichte nach dem Motto Friede, Freude Eierkuchen, in der sic einige Einsame zusammensammeln und glücklich weiterleben, ist zwar normalerweise nicht so mein Ding, aber in diese Fall mache ich mal eine Ausnahme. :Pfeif:
Besonderer Vorteil ist vor allem die eigentlich aktive Person. In den meisten Fällen bringt ja der/die Alte das verstörte und halb irre Kind zum Strahlen. Diese Geschichte umzudrehen und dabei glaubürdig zu halten ist dir ziemlich gut gelungen. Außerdem sprechen die Charaktere den Leser einfach an und lassen ihn die Hadlungen beider Beteiligter verstehen. Vor allem das anfängliche Zögern des Alten machen die Story recht authentisch.

Aber trotzdem ein wenig Textkram:
Grundsätzlich solltest du im ersten teil noch ein paar Absätze hinzufügen.

Erde begraben, und das Klavierspielen
Komma weg

Trauer, nein, die Geschehnisse
So wäre es vielleicht besser:
...Trauer - nein - die...

jede Woche bestellt, und es
Komma weg; außerdem gibt es in dem Absatz sehr viele "jede Woche" - Wh

kam ein Herr zu ihm, der ihm sagte,
Vielleicht wäre ...zu ihm und sagte...

er habe seine Steuern nicht bezahlt und dadurch seine Wohngenehmigung verloren.
Erstens: Hütte und Steuern :confused:, passt irgendwie nicht ganz zusammen. Wer zahlt für eine Hütte weot außerhalb einer Stadt Steuern und wer würde sich die Mühe machen, jemanden dort rauszuwerfen? Zweitens: Ich weiß nicht in welcher Zeit das ganze angesiedelt war, aber kriegt man nicht ne Warnung vor der Zwangsvollstreckung?

Als er vor dem Stadttor stand
Wie kann man eine Menschenmenge sehen, wenn man vor einem Tor steht?

wie sie das tat
...es..., klingt besser

Und als, zum Schluss,
Kommata weg

Ihre Eltern hatten sich verächtlichen Blickes abgewandt.
Warum?

Schmerz bedeutete Leiden
Schmerz=Leiden, denke ich zumindestens...

war an seine Familie zu denken
Endlich mal ein fehlendes Komma :D. ...war, an...

und winkte ihm kurz zu
ihr

blieb ehr auf einmal
er

das war ihm klar, doch klar war ihm
Wh

Nacht nicht lang. Zu hin- und hergerissen
...lang, zu...

Zunächst bemühte er sich nach Kräften, diese zu ignorieren, doch je mehr er sich bemühte, den Impuls aus seinem Kopf zu verbannen, desto deutlicher hämmerte er sich in sein Gehirn ein.
Wozu dieser Teilsatz? Unnötiger Ballast - also rauslassen. Dann natürlich ...sie...

ihm all jenes unwichtig
Lieber ...all das..., hört sich besser an

Und so war es gut.
Zumindestens hast du die Und-wenn-sie-nicht-gestorben-sind-Sache rausgelassen.

Im gesamten also gern gelesen.

Tar Calion

 

Hallo Ar Pharazon,
Erst mal vielen Dank für deine Mühe :)
Ja,das mit dem "es war einmal..." ist so eine Sache...
Erst mal habe ich es geschrieben,um zu verdeutlichen,dass es sich um ein Märchen handelt...außerdem hat es auch immer noch etwas Klassisches finde ich...Naja,das ist Geschmackssache, finde ich, und ob mir wirklich etwas besseres eingefallen wäre oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Aber super, dass du trotzdem weiter gelesen hast und dir die Geschichte gefallen hat :)
Naja,ursprünglich hatte ich die Geschichte für die Schule geschrieben und die haben schon gestöhnt, als ich meinte, ich hätte 5einhalb Seiten (handschriftlich) geschrieben und da wollte ich sie nicht noch mehr "quälen". Aber grundsätzlich hast du natürlich recht.

Zitat:
Erde begraben, und das Klavierspielen
Komma weg
Ja,ich mache irgendwie immer wieder gerne Kommata vor dem und ;) Aber geht das in diesem Fall denn oder nicht? Ich habe wohl in der Schule nicht aufgepasst...^^
außerdem gibt es in dem Absatz sehr viele "jede Woche" - Wh
Ja,du hast recht,ich wollte da glaube ich noch einmal dran verdeutlichen, dass er nur einmal pro Woche mit Menschen (bzw. einem Menschen) zusammen ist, aber das sind wirklich ein bisschen viele Wochen...^^
Erstens: Hütte und Steuern , passt irgendwie nicht ganz zusammen. Wer zahlt für eine Hütte weot außerhalb einer Stadt Steuern und wer würde sich die Mühe machen, jemanden dort rauszuwerfen?
Naja, dem König oder Kaiser oder was auch immer fehlte halt Geld... ;)
Zweitens: Ich weiß nicht in welcher Zeit das ganze angesiedelt war, aber kriegt man nicht ne Warnung vor der Zwangsvollstreckung?
Der hat halt nicht in den Briefkasten geguckt... ;)
Wie kann man eine Menschenmenge sehen, wenn man vor einem Tor steht?
Indem das Stadttor aus Eisenstäben ist ^^
...es..., klingt besser
Da hast du recht...
Warum?
Weil sie erstens nicht ihre "Pflicht" tat und den Kindern Geschichten erzählte,die sie verstanden und die sie gut fanden, weil sie zweitens das vielleicht für Blödsinn hielten oder weil sie drittens selbst nicht kapiert hatten,was das Mädchen sagen wollte.
Schmerz=Leiden, denke ich zumindestens...
Naja,also meiner Meinung nach stellt der Schmerz einen kurzen Prozess, der sich höchstens über ein paar Tage bemerkbar macht, da und das Leiden einen längerfristigen, sich lang hinziehenden, quälenden.
ihm=das Mädchen, aber in diesem Fall gebe ich dir recht,obwohl (glaube ich) beides möglich ist.
Wozu dieser Teilsatz? Unnötiger Ballast - also rauslassen. Dann natürlich ...sie...
Ich mag den Teilsatz! *beleidigt tu* ;)
lg,Louna

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom