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Die Kreuzung

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22.05.2003
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Die Kreuzung

Die Kreuzung
Kennen Sie das Phänomen des Einbiegens in eine Straße unter dem Aspekt: Eigentlich muss man nicht anhalten und trotzdem steht man immer? Gemeint ist Folgendes:
Ich wohne in einer kleinen, verkehrsberuhigten Spielstraße. Um in die Stadt oder zur Arbeit zu gelangen muss ich von meiner Spielstraße auf eine kleine Nebenstraße die dann nach zweihundert Metern in eine Hauptstraße einmündet. Die Einmündung liegt in einer recht scharfen Kurve dieser Hauptstraße. Diese Kreuzung, na ja, es ist ja nur eine halbe Kreuzung, ist sehr übersichtlich und sehr gut einsehbar.
Das heißt, jeder der von der Nebenstraße auf die Hauptstraße einbiegen möchte, kann schon von weitem sehen, ob sich auf der Hauptstraße ein Fahrzeug nähert welches unter Umständen das zügige Einbiegen ohne anzuhalten behindert oder gar ganz verhindert. Die Kreuzung ist wirklich sehr übersichtlich. An der Nebenstraße ist ein Verkehrszeichen „Vorfahrt achten“ aufgestellt. Soweit ich mich erinnere heißt „Vorfahrt achten“ das die Anderen Vorfahrt haben und ich ihnen diese nicht nehmen darf. Es heißt nicht wie beim Stoppschild „unbedingt anhalten bis die Räder still stehen.“ Auf der Nebenstraße kann man hundert Meter vor der Einmündung bereits sehen ob sich irgendwo auf der Hauptstraße ein anderes Fahrzeug befindet, oder ein Fahrradfahrer, oder ein Moped oder was auch immer sich im Verkehr bewegt. „So weit, so gut“ werden Sie denken, „dass kenne ich. Das hab ich auch jeden morgen."
Aber haben Sie an der übersichtlichen Kreuzung, cirka dreihundert Meter Sicht nach links und rechts auch das Phänomen, dass immer dann ein Auto ankommt wenn auch Sie an dieser Einmündung ankommen?
Bei mir ist das jedenfalls so. Egal wann und wie ich an diese Kreuzung heranfahre, ob ich morgens um sechs oder um fünf Uhr, um sechs Uhr dreißig oder um fünf Uhr fünf zur Arbeit fahre. Es darf auch ruhig eine beliebige andere Zeit sein. Es ist auch egal welcher Wochentag geschrieben wird. Auch am Samstag um neun oder neun Uhr zweiunddreißig zum Brötchenholen. Egal, wann immer ich an diese übersichtliche Kreuzung komme, es kommt ein "Ich-halt-dich-an-Auto" auf dieser meines Erachtens nicht übermäßig frequentierten Hauptstraße angefahren.
In der Regel nur eines und nie dasselbe. Dieses herannahende Auto wird von mir, vielleicht auch von meinem Auto magnetisch angezogen, damit es ja genau dann in Einmündungshöhe also in der Kurve ankommt wenn ich eigentlich ungehindert einbiegen könnte. Es wird mich zwingen vor dem Einbiegen auf diese Straße vollends abzubremsen und stehen zu bleiben. Ohne erneute Anfahrt geht es nicht. Selbst am Potsdamer Platz in Berlin und am Triumphbogen in Paris musste ich noch nie anhalten. Nur an dieser Einmündung klappt das nicht. Eine Möglichkeit dieses Phänomen zu umgehen ist für mich auch nicht vorhanden. Mit verschiedenen Taktiken habe ich versucht doch ein mal ungehindert einbiegen zu können. Ich musste festgestellt: Es funktioniert überall nur nicht an dieser Kreuzung.
Nach Bewusstwerden dieser mir eigenen Auffälligkeit habe ich folgende Versuche unternommen:
Beim Anblick des herankommenden "Ich-halt-dich-an-Autos" ganz langsam fahren. Bis ich stehen bleiben muss ist das "Ich-halt-dich-an-Auto" bestimmt schon vorbei. Ergebnis: Der andere Fahrer, die andere Fahrerin oder vielleicht sogar das andere Auto verlangsamen ihr Tempo. Sie kommen genau zu dem Zeitpunkt an der Einmündung an, an dem ich eigentlich ohne anzuhalten einbiegen könnte.
Ich habe auch die Variante, erst langsam, dann schnell und wieder langsam an die Einmündung herfahren, sowie langsam, langsam, schnell aber auch schnell, langsam, schnell und schnell, schnell, langsam versucht. Egal welche Variante, der, die oder das passen sich meiner Taktik an.
Nächster Trick. Von weitem ist das "Ich-halt-dich-an-Autos" schon zu erkennen. Weit und breit ist kein anderes Auto zu erblicken. Ich bleibe zwanzig Meter vor der Einmündung stehen und tu so als ob ich etwas suche. Feuerzeug, Zigaretten, Personalausweis, Geld, gestriger Tag oder sonst irgendetwas. Ich blicke nur aus den Augenwinkeln auf das herannahende Auto. Es ist vorbei. Ich fahre an und sehe keine anderes Auto das meine ungehinderte Einfahrt auf die Straße abbrechen könnte, bis, ja, bis auf das Auto das zehn Meter vor mir am Straßenrand geparkt hatte und jetzt losfährt. Der Fahrer ist vorsichtig und hält natürlich an der Einmündung, obwohl weit und breit kein "Ich-halt-dich-an-Auto" kommt. Er hält so an, dass auch ich nicht ohne vorher vollständiges zum stehen kommen einfädeln kann. Auch die Variante, normal heranfahren, bremsen, stehen bleiben, Auto vorbeifahren lassen und ganz normal hinter dem Vorbeigefahrenen einbiegen führte nur dazu, zu beweisen, dass es sich bei dieser ansonsten wenig befahrenen Straße doch um eine vielbefahrene Hauptstraße handelt. Nicht ein Auto sondern eine ganze Schlange von mindestens sechs bis sieben Wagen plus mindestens zweier Lkws und dreier Schulbusse müssen dann erst an mir vorbeifahren. Wenn ich endlich glaube den letzten Wagen der Schlange zu sehen, um danach langsam vorsichtig einbiegen zu können, dann kommt noch ein schneller Porsche mit Vollgas hinterhergezuckelt der unbedingt vor mir Anschluss an die sich entfernende Autoschlange sucht. Er zwingt mich zum erneuten Anhalten.
Eines morgens war mir der Stress zu viel und ich hatte eine Idee. Fahr ich halt nicht wie üblich diesen Weg, sondern umgehe diese Einmündung auch wenn es ein kleiner Umweg ist. Gar nicht erst diesen Weg mit dieser Einmündung nutzen. Geholfen hat mir das allerdings auch nicht.
Mir war zwar am Abend zuvor bekannt geworden, und nur deshalb kam ich wohl auf diesen Einfall, dass die Abgeordneten meines Stadtbezirkes darüber diskutieren würden diesen zur Zeit für mich noch offenstehenden Alternativweg durch Straßenpfähle zu sperren. Grund war, das täglich vier bis fünf Autos über diesen Alternativweg fuhren, die laut Anwohner nichts auf diesem Weg zu suchen hatten. So konnte ich doch nicht wissen, geschweige denn ahnen, dass eine Bezirksvertretung entgegen aller Erfahrung eine Diskussionsvorlage in einer Sitzung entscheidet und der Entschluss über Nacht von einer Behörde, hier dem Straßenbauamt, auch noch umsetzt wird. Als ich am nächsten morgen den Alternativweg nutzen wollte, war dieser bereits durch mehrere Pfähle mitten und quer über die ganze Fahrbahn einbetoniert, gesperrt. Ich musste umkehren und mich in Richtung geliebter Straßeneinmündung begeben.
Natürlich konnte ich nicht ohne Anhalten einbiegen. An diesem Morgen fuhr ein Zirkuszug mit zwanzig Stundenkilometern und einer nachfolgenden Schlange von dreißig "Ich-halt-dich-an-Autos" an mir vorbei.
Daraufhin habe ich alle Versuche des Einfädelns ohne Anhalten aufgegeben. Wenn ich jetzt an die Einmündung komme halte ich grundsätzlich an. Auch wenn weit und breit kein "Ich-halt-dich-an-Auto" zu sehen ist. Ich gestehe an dieser Stelle freimütig: Ich hab' ein ungutes Gefühl. Vermutlich wird, wenn kein "Ich-halt-dich-an-Auto" zu sehen ist und ich eigentlich ungehindert einbiegen könnte, ein "Ich-halt-dich-an-Panzer“ von unten oder ein verirrtes "Ich-halt-dich-an-U-Boot" von oben kommen.

 

Hallo makemiller,

der Fall liegt klar: auch an deiner Kreuzung gilt murphy's law,:D welches du sicherlich kennst und welches auf deine Schilderung angewandt besagt, dass alles, was schief gehen kann, auch schief geht.

So what, es gibt der Phänomene viele, wie z.B. dass in meinem Fitnesscenter an die 500 oder noch mehr Spinde vorhanden sind, wo man seine Sachen hineinverfrachten kann. Das Fitnesscenter ist nie mehr ausgelastet, als das mal grad so an die 50 Leute Spinde benötigen. Dreimal darfste raten, wo es immer eng wird?

Und nun zur Umsetzung deiner Geschichte. Irgendwie hat sie einen Hauch eines Hauchs von Satire, obgleich sie eher humorig ist. Schmunzeln mußte ich jedenfalls.
Mir fällt noch ein, dass du auch noch neben einer Wagenkolonne von Zirkuswagen unsere geliebte Bundeswehr erwähnen könntest, die ja ebenfalls mit Vorliebe Kolonne fährt.

Teilweise fand ich deinen Text etwas zu langatmig, weil du die Dinge wiederholst, obwohl ich Leser es schon seit einer Weile begriffen hatte. Vielleicht solltest du da etwas mehr straffen, damit der Text etwas flotter wirkt.
Aber als Einstand nicht schlecht. :)

Jo und nun kommt das Wichtigste:

Herzlich willkommen hier auf kurzgeschichten.de :bounce:

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe lakita,

herzlichen Dank für die nette Begrüßung und deinen für mich ebenfalls netten Kommentar.

Das mit der Langatmigkeit hab ich mir auch schon überlegt.
Ich gelobe Besserung. Eines meiner größten Probleme ist halt, dass ich mich so schlecht von "eigenem" trennen kann. Da suche ich hier noch nach Tips und Tricks.

Nochmals herzlichen Dank

und liebe Grüße

makemiller

 

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