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Die Last

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04.06.2016
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Die Last

Zu einem bestimmten Zeitpunkt traf der Fragensteller auf eine Gestalt, die offensichtlich sehr angespannt war. Wie von einem unermesslich großen Gewicht wurde diese Person niedergedrückt. So verharrte sie in dieser Stellung, mal war dessen Wirkung größer, mal kleiner, doch die Person verharrte, ohne sich großartig zu bewegen. Nur manchmal regte sie sich, auf sehr bedächtige, aber ungehindert fließende Weise. Und sie war anscheinend nicht gewillt, ihre Belastung abzulegen.

Und der Fragensteller fragte den Belasteten "Warum erträgst du diesen gewaltigen Druck?" Der Belastete antwortete ihm: "Weil er da ist. Ich halte durch, weil ich muss und es keine andere Möglichkeit gibt. Sieh hin, ich schütze damit das, was sich unter mir und der Last befindet. Wenn ich nicht wäre, so würde das alles zerquetscht." Da erkannte der Fragensteller das, was sich unter der Gestalt befand. Sehen war nicht gerade seine Stärke, aber nur wer bis zu einem gewissen Grad erkennen kann, ist auch in der Lage, Fragen zu stellen und so war der Fragensteller fähig, zu erahnen, was sich dort befand. Es war...ja was war es eigentlich? Es war beeindruckend, es glänzte in seiner Schönheit, aber es war keineswegs oberflächlich schön, sondern erfüllte seinen Betrachter umso länger er es ansah mit Faszination. Das faszinierende daran, sagen wir, es war eine Art Blume, war unter anderem auch ihre Position. Der unbeschreibliche Druck, den die Gestalt darüber für sie ertrug, machte sie erst so richtig schön und verlieh ihrer eigentlich schlichten Schönheit etwas ganz besonderes.

Der Fragensteller war beeindruckt und fragte weiter:"Woher kommt deine Last?" Der Belastete erwiderte: "Es sind die Kräfte unserer Welt. Sie tun was Kräfte immer tun: sie wirken. Deshalb braucht es einen Vermittler zwischen ihrem Wirken und der Welt. Denn sie gehen sehr oft den einfachsten, kürzesten Weg. Und wenn sie einen längeren Weg nehmen, so kostet dies einen Preis und diesen zahle ich, indem ich durchhalte. Du musst verstehen, der längere Weg ist oft der bessere. Und um dafür zu sorgen, dass alles den richtigen Weg geht braucht es einen Vermittler, der das Drängen, den Druck dieser Macht aushält, wo sie nicht wirken darf oder aber bis sie den rechten Weg einschlagen kann. Diese Macht schläft und wirkt in allem. Das Leben ist lediglich ihre komplexeste Verkörperung. Weißt du, Fragensteller, alles entsteht und existiert aus dieser Kraft heraus."

Mit einer Handbewegung lenkte er die Aufmerksamkeit wieder auf das, was zu seinen Füßen war.

"Aber das, was hier unter mir entsteht, nun, es entsteht allein deshalb weil ich die Macht in mir zügle und sie nur sehr limitiert fließen lasse. Deshalb ist es auch so viel schöner als alles andere. Du musst wissen, nichts kommt dessen Schönheit gleich, deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Kontrolle zu bewahren, um diese Existenz zu ermöglichen."

Der Fragensteller war beeindruckt von dieser Ansprache. Offensichtlich besaß sein Gegenüber unglaubliche Disziplin. Er selbst musste sich nie derartig kontrollieren. Anscheinend konnte nichts daran falsch sein, Fragen zu stellen. "Woher weißt du überhaupt, was das Richtige ist?" sprach er und musterte die gebeugte Figur noch genauer.

Diese entgegnete: "Eine schwierige Frage, selbst für einen wie dich, Fragensteller. Es gibt in dieser Welt Dinge, die höher stehen als andere. Gemeinhin handelt es sich dabei um lebendige Wesen. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass es eine Abstufung zwischen unbelebter Materie und dem, was lebt, gibt. Dabei spielt der Mensch in dieser Welt eine zentrale Rolle, weil seine Existenz durch sein Bewusstsein sogar noch höher steht. Alles was den Lebewesen hilft und deren Dasein erfüllt, ohne ihrer Umwelt oder seiner eigenen Art fundamental oder auch langfristig Schaden zuzufügen, ist gut und damit richtig. Dabei spielt Symbiose eine wichtige Rolle, weil sie die ideale, weil harmonievolle Form des Miteinanders darstellt. Leider findet sie oft nicht statt, weil die Urkräfte in ihrem Drängen so stark sind, dass der schnellste Weg gewählt wird, und der bedeutet oftmals Disharmonie oder sogar Zerstörung. Die Bedürfnisse der Lebewesen können dazu führen, dass unter Umständen ihrer Umwelt langfristig Schaden zufügt wird, was eine Verschlechterung der Situation bis hin zur völligen Vernichtung bedeuten kann. Außer mir gibt es nichts, was das völlige Chaos und desaströse Missverhältnisse eindämmt."

Der Fragensteller war davon sehr betroffen und fragte weiter: "So bist du denn ganz allein?"

Auf einmal machte der Angesprochene einen kümmerlichen Eindruck auf den Fragensteller, als er antwortete: "Ich weiß es nicht. Ich hab diese Bürde, die ich trage, nie abgelegt und ich habe weit und breit nie jemanden gesehen, der etwas trägt, so wie ich es tue."

"Bist du dann nicht unglücklich? Solltest du denn nicht deine Last aufgeben und selber glücklich werden?" bohrte er weiter nach.
Doch der Angesprochene schenkte dem Fragensteller ein optimistisches Lächeln: "Aber ich bin glücklich. Ich habe unter mir alles, was ich mir je wünschen könnte. Außerdem ist es spannend, denn es könnte jederzeit vorbei sein, da der Druck nie der gleiche ist, ich muss mir immer etwas Neues einfallen lassen, was mich in die Lage versetzt, der Last standzuhalten. Ich muss zugeben, manchmal wünschte ich, ich könnte einfach gehen. Etwas anderes finden, was mich auch glücklich macht und was nicht nur da ist, weil ich mich quäle. Aber es geht nicht. Mag die Last auch groß sein, meine Pflicht ist noch größer."

Der Fragensteller war nicht überzeugt: "Du stehst hier, ganz alleine, nur mit diesem...Gewächs unter dir und bist du sogar der einzige, der so denkt und weiß, was du weißt. Ist das ein schönes Leben? Du kannst nie die Welt bereisen und alles was du an Abwechslung erfährst, ist die Art und Weise deiner Last."

Grimmig antwortete dieser: "Sag du es mir, Fragensteller. Du bist doch viel herumgekommen, du hast die anderen gesehen, also antworte mir: hast du jemals einen getroffen, mit so einer heiligen Aufgabe wie ich? Hast du je einen gesehen, der so unvergleichliche Schönheit jederzeit zu seiner Verfügung hat, wie du sie unter mir findest? Hast du je gehört, dass jemand in der Lage ist, etwas so sinnvolles zu tun? Liegt also in all der Freiheit der anderen nicht eine Leere, ein Unwissen und ein Mangel an Sinn?"

Da wurde der Fragensteller nachdenklich. Er selbst hatte tatsächlich nie etwas Vergleichbares gesehen, aber dennoch hatte er auch noch nie jemand gefunden, der unglücklich war, weil er nicht das hatte, was dem Bürdenträger offensichtlich zu Eigen war.

Dadurch fühlte sich der Belastete offensichtlich bestätigt, denn er fügte hinzu: "Ich tue dies ja nicht nur für mich allein. Das, was ich hier vollbringe, geschieht um der Welt selbst willen. Das erst ist die Vorbedingung für eine Harmonie, die wahrlich allen nützt. Nur bin ich allein und meine Kraft ist begrenzt, daher ist die Reichweite meiner Tat nicht groß genug, um zu genügen."

Der Fragensteller war ergriffen, denn ihm dämmerte so langsam die ganze Tragweite des bis jetzt gesprochenen. Ehrlich motiviert fragte er: "Kann ich dir vielleicht helfen?"Aber der andere entgegnete: "Nein. Du bist nur der Fragensteller. Du stellst Fragen, das ist dein ganzer Sinn und Zweck. Dies ist alles, was du tun sollst und alles, was du tun kannst."

Er ächzte unter der Last, die wieder schwerer zu werden schien, dabei verzog er das Gesicht, wahrscheinlich biss er die Zähne zusammen. Dann, offensichtlich geplagt, stieß er hervor: "Aber...diese...Aufgabe...war wohl doch...zu viel für einen allein...du und ich, ...wir sind beschränkt...du in deinem Konzept...und ich... in meiner... Kraft. Man müsste...“. Er bebte am ganzen Leib, dann bäumte er sich auf, stieß einen berserkerhaften Schrei aus und begrub alles was unter ihm gewesen war, als er schließlich zusammenbrach.

 

Zu der Geschichte an dieser Stelle noch einer sehr wichtige Nachbemerkung. Die Geschichte ist anders gemeint als viele anderen und hat daher einige Besonderheiten. Ich war zuerst geneigt sie im Bereich Experimente zu posten, konnte aber auch nach dem Lesen aller Vorraussetzungen dafür nicht sicher sagen, ob das gepasst hätte. Daher habe ich den Webmaster angeschrieben, aber der antwortet nicht.
Soweit dazu. Aber die eigentliche Erklärung folgt erst jetzt. Dazu erst mal ein schlichtes Gedicht:

Piece of mind
While listening to music
While reading a book
While reading a poem
While watching a movie
All you ever find
All you ever see
Is a piece of mind
Is a part of me
So limited and therefore tied
To the one state of mind

So
get aware or rid
Of your roots
It’s enough
Since real meaning
Can be way above
Of the feeling

So
I will tell you a story
With one purpose
Created by a purpose
Only for that one purpose
And not for me
But for everyone

Dieses Gedicht habe ich vor ca. 3 Jahren geschrieben, solange hat es gedauert, bis mir eine Idee einfiel, die zu dem Konzept passte. Ich werde nicht jedes Detail erklären, aber einige Punkte sind doch zu wichtig um unerwähnt zu bleiben.
Fakt ist doch, dass die wenigsten Leser die Gefühle erkennen können, die der Autor in einer Geschichte verarbeitet. Aber wenn sie es doch tun, was haben sie dann? Ein emotionales Konstrukt, das was sagt? Das ist oft nicht zu erkennen. Wenn aber ein höherer Zusammenhang darin steckt, ist die Geschichte meist so komplex, dass die Deutung nur noch einer kleinen Minderheit gelingt. Und selbst dann ist der Inhalt meist durch die verwendeten Symbole, die die Inhalte in der Geschichte repräsentieren, zu schwammig. Der Autor hat als einziger den vollständigen Zugriff auf die Geschichte, zwar kann eine Geschichte auch ohne das exakte Verständnis unterhalten, aber wirklich dem Leser etwas höheres zu vermitteln, mit einer gewissen Brisanz, das klappt nie, oder zumindest nie präzise. Damit ist die Geschichte mehr für den Autor da, als für die Leser. Und das ist nicht nur in Kurzgeschichten so, sondern praktisch überall.
Ich habe versucht das zu ändern: statt mich einer Symbolik zu bedienen tragen die Charaktere Funktionsbezeichnungen, nirgendwo wird das Aussehen beschrieben - bis auf eine Ausnahme, die vom Charakter her parabelförmig zu deuten ist. Das soll bewirken, dass man die Charaktere nicht als Personen wahrnimmt, sondern abstrakter, als Instanzen. Ich habe also auf viel verzichtet, wodurch ich mich selbst hätte ausdrücken können. Stattdessen habe ich auf blanke Aussage gesetzt, allerdings in Dialogform, statt Spannung über das Drumherum oder Atmosphäre aufzubauen setze ich allein auf den Inhalt. Das soll auch dem Leser mehr mitgeben als sonst.
Ob das Ergebnis wirklich wirkt, ob der Inhalt überzeugt, weiß ich nicht, aber ich bitte darum bei der Beurteilung meine Intention zu bedenken und nicht das zu kritsieren, was ich als Stilistik so gewählt habe.
Ihr könnt zurecht die Frage stellen, ob das noch eine Geschichte ist. Ich denke, sie bewegt sich an der Grenze und hat dafür aber auch Vorzüge.
Wenn ihr Verbesserungsvorschläge hättet, wie man die angezielte Wirkung besser erzielen könnte, wäre ich sehr angetan.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Bael,
der Tag ‚Philosophisches’ spricht mich immer an, in der Regel verbirgt sich dahinter Geschwurbel, was so tut, als würde es die großen Fragen unseres Seins berühren. Dies nur zu meiner Ausgangslage.

Ich nehme deinen ersten Absatz:

Zu einem bestimmten Zeitpunkt traf der Fragensteller auf eine Gestalt, die offensichtlich sehr angespannt war. Wie von einem unermesslich großen Gewicht wurde diese Person niedergedrückt. So verharrte sie in dieser Stellung, mal war dessen Wirkung größer, mal kleiner, doch die Person verharrte, ohne sich großartig zu bewegen. Nur manchmal regte sie sich, auf sehr bedächtige, aber ungehindert fließende Weise. Und sie war anscheinend nicht gewillt, ihre Belastung abzulegen.
Zwei Personen werden eingeführt: ein Fragesteller und eine offensichtlich angespannte Gestalt, die von einem unermesslichen Gewicht niedergedrückt wird. Sie verharrt, manchmal regt sie sich auch in ungehindert fließender Weise. Erkennbar ist, dass sie ihre Belastung nicht ablegen will.

Fragen gleich hier: Was ist eine offensichtlich angespannte Gestalt? Woran erkenne ich ihre Anspannung?
Wie regt sich die von einem unermesslichen Gewicht niedergedrückte Gestalt ungehindert in fließender Weise?
Woran ist zu erkennen, dass sie ihre Belastung nicht ablegen will?
Das ‚dessen’ in der vierten Zeile bezieht sich vermutlich auf das Gewicht. Meinst du, dass dieses Gewicht (seine Wirkung) mal größer, mal kleiner wird?

Aber ich möchte deinen Text nicht zerhacken, ich möchte ihn verstehen.
Du entwickelst das Bild eines Menschen, der, indem der eine Last trägt, damit das schützt,
was sich unter ihm und der Last befindet. Wenn er nicht wäre, so würde das alles zerquetscht werden
Der Fragesteller erkennt, was geschützt werden soll:

Es war beeindruckend, es glänzte in seiner Schönheit, aber es war keineswegs oberflächlich schön, sondern erfüllte seinen Betrachter umso länger er es ansah mit Faszination. Das faszinierende daran, sagen wir, es war eine Art Blume, war unter anderem auch ihre Position. Der unbeschreibliche Druck, den die Gestalt darüber für sie ertrug, machte sie erst so richtig schön und verlieh ihrer eigentlich schlichten Schönheit etwas ganz besonderes.
(Dein Statement über formale Kriterien eines Textes habe ich im Ohr und lasse fehlerhafte Zeichensetzung und Rechtschreibung hier unberücksichtigt.)

Und er fragt nach der Last, die getragen wird, damit die Schönheit geschützt werden soll.

"Es sind die Kräfte unserer Welt. Sie tun was Kräfte immer tun: sie wirken. Deshalb braucht es einen Vermittler zwischen ihrem Wirken und der Welt. Denn sie gehen sehr oft den einfachsten, kürzesten Weg. Und wenn sie einen längeren Weg nehmen, so kostet dies einen Preis und diesen zahle ich, indem ich durchhalte. Du musst verstehen, der längere Weg ist oft der bessere. Und um dafür zu sorgen, dass alles den richtigen Weg geht braucht es einen Vermittler, der das Drängen, den Druck dieser Macht aushält, wo sie nicht wirken darf oder aber bis sie den rechten Weg einschlagen kann. Diese Macht schläft und wirkt in allem. Das Leben ist lediglich ihre komplexeste Verkörperung. Weißt du, Fragensteller, alles entsteht und existiert aus dieser Kraft heraus."

Und auch das Warum wird beantwortet:
Du musst wissen, nichts kommt dessen Schönheit gleich, deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Kontrolle zu bewahren, um diese Existenz zu ermöglichen."
Der Last-Träger hat sich zur Aufgabe gemacht, die Kontrolle zu bewahren, um die Existenz der Schönheit zu ermöglichen.
Hier stelle ich mir zum zweiten Mal die Frage, worauf sich das ‚dessen’ bezieht. Du benutzt dieses Genitiv-Pronomen ohne erkennbaren Bezug.

Völlig unvermittelt kommt der Fragesteller aber jetzt auf etwas anderes:

"Woher weißt du überhaupt, was das Richtige ist?"
Die Antwort:
Es gibt in dieser Welt Dinge, die höher stehen als andere. Gemeinhin handelt es sich dabei um lebendige Wesen. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass es eine Abstufung zwischen unbelebter Materie und dem, was lebt, gibt.
Also, bei den Dingen, die höher stehen als andere, handelt es sich um lebendige Wesen.

Kann man so sehen. Aber welche Skala hast du bei der 'Abstufung' herangezogen, welche Bewertungskriterien?

Im nächsten Abschnitt lieferst du die Interpretation deines eigenen Textes:
Ich fasse das mal so zusammen, wie ich es kapiert habe: Es gibt Urkräfte und Bedürfnisse der Menschen, die bewirken, dass die Menschheit sich selber zerstört. Der Lasttragende dämmt durch sein Tun dieses Chaos ein, er empfindet es als etwas Sinngebendes, während er die Freiheit der anderen als einen Mangel an Sinn bezeichnet. Doch zum Schluss muss auch er der Last nachgeben, bricht zusammen und begräbt alles unter sich.

Ich nehme deinen Text als Parabel.
Es gibt viele Stellen, die mir unklar bleiben, weil sie mir sprachlich und inhaltlich zu allgemein formuliert sind und oft nur behauptet und nicht begründet wird.
Du führst einen Fragesteller ein, der als Stichwortgeber dient, um folgendes Bild zu entwickeln: Da ist ein Mensch, der die Last des Untergangs auf sich trägt, sich unter dem Gewicht windet, zum Schluss aber zusammenbricht, weil es zu schwer wird.
Wenn man sich unsere Welt betrachtet, dann kann man leicht zu einem Endzeitszenarium gelangen: Wir zerstören unsere Umwelt, sehen zu, wie Menschen verfolgt werden und hungern, Interessen des Kapitalismus treten an die Stelle politischer Entscheidungen. Das alles mag zu unserem Untergang als Menschheit führen. Aber wie soll ich dann deine Gestalt des Lastträgers verstehen? Wen setze ich im Verständnis deiner Parabel an seine Stelle? Und da bleibt dein Text dann doch auf einer vagen und sehr offenen Ebene. Ich verstehe nicht, was du mir als Leser außer Gemeinplätzen, die ich eh schon kenne, mitteilen möchtest. Ja, die Welt scheint ihrem Untergang entgegenzugehen, aber wer oder was versucht, diesen Untergang zu verhindern und scheitert letztendlich daran?
Und so bin ich wieder am Anfang meines Kommentars: Habe ich hier doch wieder nur Geschwurbel vor mir, das so tut als ob? Ich bin mir nicht sicher. Mir eröffnet sich mit deinem Text keine neue Sicht, nichts, über das ich erneut nachdenken könnte. Das liegt wohl vor allem daran, dass sich mir die Gestalt des Lastträgers und damit das eigentlich von dir Gemeinte nicht erschließt.

Und deshalb hat bei mir leider auch deine Intention nicht funktioniert:

Stattdessen habe ich auf blanke Aussage gesetzt, allerdings in Dialogform, statt Spannung über das Drumherum oder Atmosphäre aufzubauen setze ich allein auf den Inhalt. Das soll auch dem Leser mehr mitgeben als sonst.

Dein Text ist natürlich keine Kurzgeschichte, aber das weißt du selber. Entfernt erinnert er mich an Keuner-Geschichten oder Kafka-Parabeln. Doch im Gegensatz zu ihnen, finde ich bei dir am Ende keine Aussage oder Erkenntnis, die mich bewegt oder weiterbringt. Anderen mag es, so hoffe ich für dich, anders ergehen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Bael,

in deinem Text gibt es viele Aufforderungen, was ein Kommentator nicht tun darf. Stilistische Eigenheiten soll er akzeptieren als wesentliche, nicht veränderbare Elemente. Charaktere, die als Handlungsträger eine Geschichte vorantreiben, sollen nur als Instanzen wahrgenommen werden, deren Identität absichtlich konturlos bleiben, die Quintessenz des Textes darf in Allgemeinplätzen gipfeln. Korrekturen an Wortwahl, Satzbau oder gar Satzzeichen sind lästig, bzw. unerwünscht.

Ja, was bleibt dann noch für den armen Kommentator, als bedingungslos hinter dem Autor herzuhecheln und anbetend auf die Knie zu fallen?

Ich mag keine Kommentare schreiben, für die mir die Bedingungen diktiert werden. Ich könnte einen Kommentar schreiben über den Autor, aber das wird dem Sinn dieses Forums nicht entsprechen. Was bleibt? Ich werde weitere Texte von dir vielleicht lesen, aber ob ich darauf eingehen werde, behalte ich mir vor. Das ist meine (einzige) Regel.

Gruß wieselmaus


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Hallo barnhelm,

als Erstes vielen Dank, dass du deine Kritik dem angepasst hast, was du über meine Ansprüche an Kritik wusstest. Auch dass du den Text verstehen willst, anstatt ihn nur zu zerlegen rechne ich dir hoch an.

Der erste Punkt, aus dem sich deine ersten Fragen ergeben sehe ich als unwichtig an: der Text kümmert sich seinem Konzept nach nicht um Beschreibungen, die nur von der Funktion ablenken würden. Daher empfinde ich die Erklärungen an dieser Stelle als nicht nötig, auch wenn ich verstehen kann, dass du anderes gewöhnt bist.

Dass der Bezug des "dessen" nicht ganz klar ist in der Tat ein mögliches Problem, ich müsste das vielleicht noch genauer ersichtlich machen, auf der anderen Seite empfand ich es immer als selbstverständlich. Ich bin hin und her gerissen.

Aber kommen wir zu den wirklich entscheidenden Fragen: meine Geschichte ist tatsächlich teilweise eine Parabel, allerdings verweist der Lastenträger nicht auf jemand anderes, stattdessen ist er ein exemplarischer Vertreter des beschriebenen Ideals, ein fleisch gewordenes Extrem, aber trotzdem ein Mensch.

Dass ich den Unterschied zwischen Lebwesen und Unbelebtem nicht erkläre, bedeutet, dass es ein Teil der Geschichte ist, der einer Deutung bedarf. Bringen wir eine einfache Illustration: es gibt Pflanzenschutzvereine, aber keine Gesteinsschutzvereine. In Unbelebtem liegt von der Verwendung abgesehen kein Wert an sich.

Gerade dieses Ideal scheint dir unklar zu sein, daher will ich versuchen dich auf die Aspekte zu verweisen, die es zu etwas besonderem machen und die feinen Missverständnisse aufklären, die sich ergeben haben.

Die entscheidende Frage, die helfen könnte wäre: WIE genau dämmt der Lastenträger das Chaos ein?

Dazu ist folgender Abschnitt wichtig:

"Aber das, was hier unter mir entsteht, nun, es entsteht allein deshalb weil ich die Macht in mir zügle und sie nur sehr limitiert fließen lasse.

Versuch dir vorzustellen, was es für einen Menschen bedeuten muss, das zu tun, was der Belastete tut. Und dann kommst du zum eigentlichen Parabelförmigen Teil: der Blume/das, was unter dem Belasteten liegt.

Darauffolgenden gibt es eine Kontroverse zwischen dem Fragensteller und dem Lastenträger, ob es einem Menschen bzw. dem Lastenträger selbst zuzumuten ist, so zu handeln, wie er es tut. Aus diesem Zusammenhang könnte man erkennen, was die Blume ist, wenn man bedenkt warum sie überhaupt existiert und was sie für den Belasteten tut. Der Zusammenbruch am Ende soll den Leser das Problem noch mal in seiner Brisanz und seiner Unmittelbarkeit vor Augen führen.

Du schreibst:

Da ist ein Mensch, der die Last des Untergangs auf sich trägt, sich unter dem Gewicht windet, zum Schluss aber zusammenbricht, weil es zu schwer wird.

Da liegt der Hund begraben: er trägt nicht die Last des Untergangs auf sich, sondern die Kräfte der Welt, die den Untergang bewirken und die in jedem (!) wirken.

Doch im Gegensatz zu ihnen, finde ich bei dir am Ende keine Aussage oder Erkenntnis, die mich bewegt oder weiterbringt

Diese Wirkung der Geschichte auf dich sehe ich den Missverständissen begründet, gerade weil der Lastenträger ein exemplarischer Mensch ist geht seine Tat jeden etwas an. Die Details verrate ich jetzt nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass du sie auf den zweiten Blick siehst.

An dieser Stelle danke für deine hilfreiche Kritik. Wenn dir das nicht zu viel ist, würde mich interessieren, ob du die Unklarheiten als Fehler mit einem speziellen Grund ansehen würdest, oder ob es tendenziell eher Zufälle waren. Ich frage mich, was ich hätte tun können, um es eindeutiger zu machen, welche stilistischen Ressourcen siehst du, die ich dazu nutzen könnte?

Gruß

Bael

Hallo Bael,

in deinem Text gibt es viele Aufforderungen, was ein Kommentator nicht tun darf. Stilistische Eigenheiten soll er akzeptieren als wesentliche, nicht veränderbare Elemente. Charaktere, die als Handlungsträger eine Geschichte vorantreiben, sollen nur als Instanzen wahrgenommen werden, deren Identität absichtlich konturlos bleiben, die Quintessenz des Textes darf in Allgemeinplätzen gipfeln. Korrekturen an Wortwahl, Satzbau oder gar Satzzeichen sind lästig, bzw. unerwünscht.

Ja, was bleibt dann noch für den armen Kommentator, als bedingungslos hinter dem Autor herzuhecheln und anbetend auf die Knie zu fallen?

Ich mag keine Kommentare schreiben, für die mir die Bedingungen diktiert werden. Ich könnte einen Kommentar schreiben über den Autor, aber das wird dem Sinn dieses Forums nicht entsprechen. Was bleibt? Ich werde weitere Texte von dir vielleicht lesen, aber ob ich darauf eingehen werde, behalte ich mir vor. Das ist meine (einzige) Regel.

Gruß wieselmaus


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Hallo wieselmaus,

es tut mir Leid, dass dich meine Hinweise, die die Kritik so gestalten sollten, dass sie nicht aus einem Mangel an Hintergrundwissen an der Sache vorbeigehen, derart bitter aufstoßen. Es war nicht meine Intention, wie du schreibst, nur Lob zu ernten, sondern nur die Kritk zu erhalten, die ich wollte.

Außerdem bleibt sehr wohl noch etwas zu kritiseren: die Wahl der Stilistik, die Annäherung an das gesteckte Ziel (Verständlichkeit in allen möglichen Bedingungen, Wichtigkeit des Inhalts). Denn genau darum ging es mir. Und welchen Sinn soll es haben, etwas zu kritisieren, das aus bewusster Intention resuliert? Findest du nicht, dass es sich da aufzwingt, darauf hinzuweisen? Kritik soll doch nützlich sein und dafür bin ich als Autor in einem solchen Fall mitverantwortlich.


Gruß

Bael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Bael,

mal abgesehen davon ... wenn ein Autor seinen Text erklären muss, stimmt wohl irgendwas mit dem Text nicht. "Literarische Revolution" (deinem Profil entnommen) durch Beipackzettel zum Gebrauch. Oh ha. Das aber nur mal so nebenbei, ich will Dir da gar nichts unterstellen. War halt so ein Gedanke, den deine Äußerungen bei mir erwecken.

Dass ich den Unterschied zwischen Lebwesen und Unbelebtem nicht erkläre, bedeutet, dass es ein Teil der Geschichte ist, der einer Deutung bedarf. Bringen wir eine einfache Illustration: es gibt Pflanzenschutzvereine, aber keine Gesteinsschutzvereine. In Unbelebtem liegt von der Verwendung abgesehen kein Wert an sich.

Und was ist mit all den Gesteinen und Mineralien die unter Naturschutz stehen? Die dürfen ja nicht gebraucht werden und sind ganz unlebendig und trotzdem werden sie geschützt. Oder?

Schönen Sonntag Dir!
Fliege

 

Hallo,

deine Geschichte ist leider nix. Was du in deinem "Handbuch" beschreibst, hat Elmore Leonard in den "Ten rules for writing" zu großen Teilen fixiert. Aus deiner literarischen Revolution wird leider nichts.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bael,

zu deiner "Geschichte" wurde ja im Prinzip schon alles gesagt. Dem habe ich, so schade das auch ist, nichts hinzuzufügen. Dafür finde ich dein Gedicht sehr schön. Alternativ zum Film hätte ich mir zwar ein Gemäde gewünscht, aber sei's drum. Wirklich nett.

Liebe Grüße,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej bael,

deine Parabel liest sich gut und es stört mich auch nicht, dass die Charaktere gesichtslos sind; was mich aber stört, sind die Andeutungen, die Beliebigkeit. Ich entdecke kein aha-Erlebnis und bin zudem auch noch eingeschüchtert:

Es war nicht meine Intention, wie du schreibst, nur Lob zu ernten, sondern nur die Kritk zu erhalten, die ich wollte

Was willst du, was ich sage?

Weißt du, da lese ich lieber "Der kleine Prinz" und erfreue mich an seinen Bildern und Sprache und ganz nebenbei genieße ich seine Philosophie über den Sinn des Lebens, das Geheimnis der Liebe, das Verantwortungsgefühl füreinander und die Welt und auch über die Grenzen der Sprache.

Mit dem Brecheisen wird das nichts bei mir.

Danke für den Ausflug und die Erinnerung an all das.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Es war nicht meine Intention, wie du schreibst, nur Lob zu ernten, sondern nur die Kritk zu erhalten, die ich wollte
vielleicht findstu ja, was immer Du willst, im Versandhandel,

lieber bael,

und damit herzlich willkommen hierorts!


Friedel

 

Hej Bael,

das hat indirekt mit Deiner Geschichte zu tun und ist mMn verantwortlich dafür, dass die leider überhaupt nicht funktioniert:

Fakt ist doch, dass die wenigsten Leser die Gefühle erkennen können, die der Autor in einer Geschichte verarbeitet.
Halte ich für eine grundfalsche Annahme.
Gerade wenn Gefühle (wieder) erkannt werden, sind Geschichten interessant, spannend, kurzweilig oder was auch immer.

Ich habe nicht verstanden, was Du unter der "angezielten Wirkung" verstanden haben willst, aber mein Eindruck ist, dass Du etwas versuchst, was unmöglich zu erreichen ist. Es geht doch nicht bei der Wirkung, die irgendein literarischer Text in einem Leser hervorruft um Präzision, sondern allenfalls bei den Formulierungen. Alles andere würde ja schon beinahe so etwas wie Zensur bedeuten.

Gruß
Ane

 

Hallo Bael

vor mir ein herlziches Willkommen :)

Irgendwie bin ich über verschiedenste Kommentare auf Deinen Text gekommen - und ich gestehe, ich habe sogar erst die Kommentare gelesen, bevor ich Deinen Text gelesen habe.
Daher ist mein Kommentar ein Sammelsurium verschidenster Aussagen.

... Sowohl Texte wie die Autoren selbst werden voreilig abgestraft, werden, weil sie Rechtschreibfehler nicht korrigiert ...
So habe ich auch mal gedacht, wieso wird nicht auf eine super Idee eingegangen, sondern auf Rechtschreibfehlern herumgeritten. Mittlerweile habe ich aber meine Meinung dazu geändert, weil ich hier auch Texte gelesen habe, wo die Rechtschreibung das Lesevergnügen dermassen gestört hat, dass der Inhalt wirklich zweitrangig wurde. Außerdem denke ich, wenn man Text schreibt und sie auch veröffentlichen will, dann ist zumindest die Rechtschreibung das Handwerkszeug ist, was man haben sollte. (Und das schreibt jemand, der wirklich kaum 3 Wörter Hinterheinander richtig tippern kann ;))
Insofern stimme ich mittlerweile zu, dass die Rechtschreibung stimmen sollte, wenn man sich weiter mit dem Text auseinandersetzen will. Ich will ja auch nicht, dass ein Mechaniker mein Auto repariert, der zwar den Motor super tunen kann, aber dann nicht die Räder richtig anschraubt. (doofer Vergleich, oder :D)

Ob das Ergebnis wirklich wirkt, ob der Inhalt überzeugt, weiß ich nicht, aber ich bitte darum bei der Beurteilung meine Intention zu bedenken und nicht das zu kritsieren, was ich als Stilistik so gewählt habe.
Uff. Das finde ich schwierig. Es wurde schon vorher angemerkt, dass es "komisch" ist, wenn ein Text ein Beipack-Zettel benötigt, um verstanden zu werden. Ich denke ein Text sollte schon alleine "wirken". Aber klar, damit die Kommentare ich eine bestimmte Richtung gehen, kann man die Intension erklären, um so abzuchecken, ob der Text das geschafft hat, was man wollte.
Mein erster Text hier war auch ein Experiment - und ich habe meine Erklärung bewusst später abgegeben, um herauszufinden, ob meine Intension verstanden wurde. Diesen Vergleich habe ich dann selbst für mich ausgewertet. Mit Deiner sofortigen Erklärung, oder gar Zurechtweisung an die Kommentatoren, nimmst Du die Möglichkeit andere Gedanken als Rückmeldung zu bekommen.

Fakt ist doch, dass die wenigsten Leser die Gefühle erkennen können, die der Autor in einer Geschichte verarbeitet.
Die Aussage ist mir zu pessimistisch. Jemand sagte mir mal sinngemäß: wenn eine Predigt vor 100 Leuten gehalten wird, dann werden 100 Predigten gehört. Diese Formulierung finde ich schöner, weil ich als Autor dann motiviert werde, etwas zu sagen. Bei Dir hört es sich an, als ob du von vornherein schon denkst, der Leser ist zu doof zu verstehen, was "ich" meine. Außerdem will ich als Autor doch gar nicht, dass der Leser meine Gefühle fühlt, sondern die, die ich mit dem Text versuche darzustellen! :P

ok - genug der Vorrede: Zum Text.

Fragensteller und der Belastete - ein wenig erinnern mich die Figuren an Schicksal und Zerstörung,... bzw. an die ganze Familie von dream aus den Sandman-Geschichten von Neil Gaimen.
Du reduzierst deine Protagonisten allerdings derart, dass für mich der Dialog zu lang(weilig) wird. Die anfängliche Neugierde, das Kennenlernen, das ist spannend (zu lesen). Aber wenn dies "abgearbeitet" ist, ist es eine belanglose Diskussion. - rein von der Geschichte her betrachtet.

Nein. Du bist nur der Fragensteller. Du stellst Fragen, das ist dein ganzer Sinn und Zweck.
Der "In der Wunde Piekser", der Rumstocherer, der Nervtöter :)

Zu Deiner Frage: Funktioniert der Text in Bezug auf Deine Intention?
ein klares Jain von mir. :)
Einerseits funktioniert es, weil durch die Reduktion ja nur die Intension als Parabel übrigbleibt.
Andererseits funktioniert es für mich nicht, weil ich die Geschichte zu langatmig finde. Da fehlt mir Spannung, Witz, irgendwas, was Spaß macht, das zu lesen.

Da es ein Experiment ist, habe ich es gern gelesen.

Nun bin ich mal gespannt, ob Du die Intetion meines Kommentares verstehst!

viele Grüße
pantoholli

 

Hallo pantholli,

ich hätte nie gedacht, dass das noch jemand ausgräbt, na ja sei es drum, ist ja nichts schlechtes. Deine Intention auf diese Art und Weise, durch bewusste Fehler, zu zeigen hat einen gewissen Reiz, auf eine Wirkung hin zu arbeiten ist aber schwierig, wie klar wird, denn ich werde meine Meinung nicht ändern. Rechtschreibfehler sind und bleiben banal und dürfen nicht unverhältnismäßig aufgebauscht werden. Sprache ist Mittel zum Zweck, das darf man nicht vergessen, eine gewisse Verhältnismäßigkeit gilt aber dennoch, aber prinzipiell wird deren Maß stetig neu bestimmt und könnte daher theoretisch sogar neu festgelegt werden. Beispiel: wenn du jemanden triffst, der Deutsch neu lernt, setzt du das Maß auch anders an. Sicher können massive Rechtschreibfehler das Maß überschreiten, aber du hast das beispielsweise nicht getan.

Das Menschen ihren guten Willen mit der Zeit abnutzen, wie viele hier im Forum ist auch nachvollziehbar, geht allen Menschen irgendwo so. Aber wenn man sieht, wo das endet, sollte man sich erinnern, dass die Realität dennoch immer wichtig bleibt. Ist hart, aber das kann leider niemand ändern. Auch wenn ich das gern versuchen würde, so wie ich es hiermit ja auch tue, auch wenn mein Einfluss klein ist und nicht genügt. Falls es irgendwem auffällt, damit entspreche ich dem Lastenträger zumindest in Ansätzen, dass ich ihm nicht voll gerecht werde, ist auch klar.

Der Beipack Zettel hat den Vorteil, dass nicht erst nach 2-3 Kommentaren die Besonderheiten auffallen, die Kritiker haben somit die Möglichkeit besser auf den Punkt zu kommen. Natürlich hätte ich das abwarten können, aber leider steht meine Geschichte nicht derart im Interesse, dass die Menge der Kommentare so groß wäre, dass ich das ohne weiteres könnte.

Die Aussage, dass die Leser es nicht verstehen ist nicht pessimistisch, sondern es zeigt meine Erfahrung. Das liegt gar nicht explizit an den Leuten selber, sondern an den Erkenntnishindernissen, die die Literatur so wie wir sie kennen zwangsläufig mit sich bringt und wenig darum schert, obwohl diese massiv sind. Trotzdem mag ich sie auch weitreichend so, wie sie ist, aber sie könnte dennoch mehr für den Menschen gemacht sein, und nicht nur für den Autor. Dein Argument ist prinzipiell treffend, aber auf der anderen Seite kann man es für Apologetik verwenden ala ist doch alles eh total individuell. Man man muss auch hier das Maß ansetzen, und auch darüber hinaus sich fragen, wie es besser wäre. Und dann auch was riskieren.

Dein Hinweis für den Spannungsbogen ist sicher hilfreich, mir ist schon aufgefallen, dass die ersten Aussagen eher gemerkt und verstanden wurden, was mit dem Nachlassen der Aufmerksamkeit erklärt werden kann. Vielleicht muss ich noch einige "Hämmer" einbauen, die den Leser wachrütteln, so wie der letzte Satz aus "Das Parfum". Wird bloß schwierig, das mit dem Inhalt zu vereinen. Aber das ist mein Problem, danke dir.

Erfreulich ist, dass du mir sagst, dass die Geschichte wenigstens in einem höheren Zusammenhang gedeutet werden muss. Die Probleme, nun für die muss ich eben noch was überlegen.

Insgesamt danke ich dir für deine Mühe, mir etwas nahe zubringen, du hast sogar versucht plastisch darzustellen, was du meinst, das ist viel von dem, was einen guten Kritiker ausmacht, neben einem gewissen Verständnis, wie du es auch zeigst.

Beste Grüße

Bael

 

Aber wenn man sieht, wo das endet, sollte man sich erinnern, dass die Realität dennoch immer wichtig bleibt.

Die Realität ist, eine beschissene Geschichte bleibt eine beschissene Geschichte.

Die Sprache so zu ändern, dass potentiell jeder Leser es versteht, liegt am Autoren. Deswegen ist dein Beipackzettel etwas für eitle Fatzkes, die andere belehren wollen. Du nennst das ganz süß "Erkenntnishindernisse."


Erfreulich ist, dass du mir sagst, dass die Geschichte wenigstens in einem höheren Zusammenhang gedeutet werden muss.

Du möchtest ja gar nicht, dass viele Leser dich verstehen. Total okay. Nur schwätzt dann nicht rum, die Leser würden es nicht verstehen bzw verstehen wollen. Was du da schreibst, ist keine hohe Philosophie, das sind ein paar banale Gedanken, um mal bei deinem Jargon zu bleiben.

Rechtschreibfehler sind und bleiben banal und dürfen nicht unverhältnismäßig aufgebauscht werden.

Lerne dein Handwerk. Kein Lektor gibt einen Fliegenschiss auf eine beschissen redigierte und nicht korrigierte Geschichte. Warum? Weil es von gegenseitigem Respekt spricht, wenn man ein gewisses Niveau einhält. Machst du das nicht, spielst du eben nicht mit. Ganz einfach.

In jedem Kommentar kommst du überheblich rüber, so, als ob du mehr wüsstest als die anderen. Mich stört das nicht, du bist mir egal. Für dich ist es schade, weil so wirst du immer weiter im eigenen Saft kochen.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Bael schrieb:
Rechtschreibfehler sind und bleiben banal und dürfen nicht unverhältnismäßig aufgebauscht werden.
Ich will da jetzt noch ein wenig nachtreten, weil ich diese Ignoranz mancher Autoren(!) gegenüber der perfekten Schriftsprachbeherrschung einfach nicht nachvollziehen kann und will. (Und sie hier im Forum einfach schon zu oft erleben musste.) Ich mein, wenn du dich auf eine Bühne oder an eine Straßenecke oder meinetwegen auf eine Parkbank stellst und deine Gedanken mündlich erzählst, wird dir kein Mensch ein fehlendes Komma oder die Verwechslung von z.B. ss und ß vorwerfen. Wie auch?
Aber, sorry, wir reden immerhin vom Schreiben, oder? Und warum soll ich mir von einer geschriebenen Geschichte nicht dieselbe perfekte Form erwarten dürfen, wie ich sie von jedem Handwerksstück einfordere? Diese Forderung halte ich für genauso wenig kleinlich wie die Forderung an ein Orchester, dass es sich bei der Wiedergabe von was auch immer verdammt noch mal an den Takt halten soll und nicht jeden zweiten Ton vergeigt. Und sollte irgendwer diese Forderung für altmodisch, kleingeistig, oder gar für reaktionär halten, drauf geschissen. Ich stehe dazu. Irgendwie geht‘s da nämlich schon auch um Ästhetik.

offshore

 

Ich werde mich auf keinen Fall der Rechtschreibung oder den Kommas zuwenden, da ich da nicht wirklich hilfreich bin, denn bei meinen eigenen Texten wird immer auf die etwas weniger gute Komma-Setzung verwiesen. Da ich da selber noch am lernen bin, will ich dir einfach nur mitteilen wie mir deine Geschichte gefällt:
Ich fand deinen Text sehr schön und auch interessant, weil es um so etwas einfaches, kleines ging, es jedoch so groß gemacht wurde. Dein Schreibstil gefällt mir, auch wenn er zuweilen etwas kompliziert ist (ich musste ein paar Sätze zweimal lesen).
Das was mir an deiner Geschichte gar nicht gefallen hat, war das Ende. Es war zu kurzfristig. Es scheint dem Träger der Last doch so wichtig zu sein, seine Last zu tragen und das unter ihm zu schützen. Es macht den Belasteten quasi aus, und stellt seinen ganzen Lebensinhalt dar. Er war doch so entschlossen, bis der Fragensteller kam.
Ich verstehe nicht, warum er auf einmal zusammenbricht und aufgibt.
Und was passiert danach? Was passiert mit dem Belasteten? Stirbt er? Muss er sich eine neue Last suchen, da er ja nichts Anderes zu kennen scheint?
Dein Text klingt ohne Zweifel sehr philosophisch, aber ich konnte denn Sinn nicht ergründen.
Was willst du uns mit diesem Text sagen?
Ich frage nicht um zu kritisieren, sondern weil es mich wirklich interessiert und ich mir die Frage selbst leider nicht beantworten kann.
Ich mag deinen Text trotzdem.
Grüße,
Dalina

 

ernst offshore

Dass man sich wünschen würde, dass die Form perfekt ist, kann ich verstehen, das finde ich auch in keinster Weise kleingeistig. Aber dies zu kritisieren hilft dem Autor (für seine Schreibfähigkeiten) wenig und ihn zu bestrafen, wenn er nicht sofort alles ausbessert, wie in manchen Fällen, von denen ich gelesen habe, ist übertrieben. Man kann darauf hinweisen, sicher, man kann es freundlich sagen, aber sofortiges Ignorieren (wie es ein paar (nicht alle!) tun) finde ich nicht passend. Ist alles eine Frage des Verhältnisses. Ästhetik ist teilweise wichtig, aber das will individuell und mit Rücksicht auf die situativen Prioritäten beurteilt werden.

Beste Grüße

Bael

Hallo Dalina,

danke für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass die Geschichte/der Schreibstil dir gefällt, so was hört man gern. Was genau meintest du mit "etwas kleines"? Dass ein kurzer Sachverhalt, das Tragen der Last, ausführlich erklärt wurde?

Jetzt zum Ende: der Grund für das Ende, wird im Gespräch vorweg angedeutet:

Außerdem ist es spannend, denn es könnte jederzeit vorbei sein, da der Druck nie der gleiche ist, ich muss mir immer etwas neues einfallen lassen, was mich in die Lage versetzt, der Last standzuhalten.

Der Belastete gibt keinesfalls auf, er scheitert schlichtweg, trotz maximaler Anstrengung und voller Entschlossenheit. Das soll zeigen, wie ernst das Thema schlichtweg ist und andeuten, dass die Aufgabe, diese Last zu tragen, (besonders allein) kaum bewältigt werden kann. Der Belastete ist, wie die Reduktion von Beschreibung und die Funktionsbezeichnung, die anstelle seines Namens genannt wird, kein Mensch, er ist einfach eine Instanz. Daher ist er als das was ihn ausmacht nicht mehr existent, nachdem er zusammengebrochen ist. Die Instanz darfst du als in der Form ausgelöscht betrachten, der Mensch, der diese Instanz in sich trug, existiert weiter. Wie es mit dem Menschen weitergeht? Nun, er wird auf Grund des Ereignisses seines Zusammenbruchs ein Zugeständnis machen müssen und er hat seinen Glücksspender (das, was unter ihm war) verloren. Natürlich wird er ein Stück weit das übernehmen, was er als Belasteter getan hat, er hat schließlich keine Alternative, aber er ist gescheitert, und das hat Konsequenzen: er wird die Verantwortung bis zu einem gewissen Grad - im Vergleich zu dem vorherigen Extrem, bei dem er für alles Verantwortung übernahm - abwälzen müssen, er wird stärker als vorher zweifeln und sich auf die Suche machen, nach einem neuen stabilen Zustand. Diese Suche kann ihn dann noch weiter wegführen, von seinem ursprünglichen Dasein.

Ich bin etwas unschlüssig, ob ich den Sinn des Textes direkt nennen soll. Aber im Prinzip hat er seinen Zweck ja ein Stück weit erfüllt, wenn dich sein Sinn interessiert. Ich schreibe dir daher gleich eine PN, in der ich das dann etwas ausführe.

Beste Grüße

Bael

 

Hallo Thursday,

ich gebe zu, dass eine gewisse Varianz in der Auslegung sogar wünschenswert ist, aber diese zu kontrollieren ist sogar noch schwieriger, als zu versuchen die eigene Aussage irgendwie klar zu machen. Außerdem, wo siehst du die Grenze deines Arguments? Man kann es auch überziehen, ein Autor der sich damit zufrieden gibt, dass alles größtenteils beliebig ist, geht meiner Ansicht nach ein Stück weit fehl. Ich finde einfach man muss alles versuchen, ich hab alles, was ich stilistisch verbesserungswürdig fand, in meiner Geschichte umgesetzt. Verständlichkeit hab ich angestrebt, aber das bedeutet für mich Erkenntnishindernisse abzubauen und nicht einfach auf eine Stilistik zu vertrauen.

Über die Geschichte selbst hab ich hier wenig diskutiert, und wenn jemand fragt (Dalina) sollte man sich auch darauf ein Stück weit einlassen. Oder wo siehst du endlose Diskussionen? Ich hab versucht hinzuweisen auf wichtige Aspekte, aber das war eigentlich nur barnhelm.

Ich will auch keine willfährigen Gefäße, was hätte ich auch davon? Ich denke das Leben ist komplex genug, da kann man zumindest versuchen, eventuell nützliche Konzepte zu präsentieren und zu diskutieren. Das Konzept des Belasteten wird vom Fragensteller schließlich auch kritisiert und weitreichend in Frage gestellt.

Danke, dass du dich einer für mich wichtigen Frage gewidmet hast.

Beste Grüße

Bael

 

Hallo Bael,

du bist mir jetzt schon mehrfach im Forum aufgefallen, weil du eine bestimmte Haltung zum Thema Autor einnimmst, die viele hier nicht teilen. Du setzt deine Haltung dabei als gegeben voraus, so erscheint es mir zumindest, und hinterfragst nicht, weshalb du eigentlich der Meinung bist, dass der Autor die alleinige Deutungsmacht über seinen Text hat.
Vielleicht hast du dir aber auch sehr eingehende Gedanken über deine Position gemacht, die hier nicht deutlich werden, das ist natürlich auch möglich.
Grundsätzlich verleitet einen aber eher der schulische Deutschunterricht dazu, eine solche Haltung einzunehmen, da dort leider noch viel zu oft propagiert wird, dass "der Autor einem etwas sagen wollte" und die Schüler das herausfinden müssen.
(Meine Dozentin im ersten Semester Literaturwissenschaft meinte übrigens sinngemäß: "Nach dem, was der Autor einem damit sagen wollte, fragen nur Laien und Seniorenstudenten", und auch wenn ich sie im ersten Moment für verrückt erklären wollte, muss ich nun doch zugeben, dass sie da nicht unrecht hat)

In jedem Fall möchte ich dir ans Herz legen, dich einmal mit verschiedenen Literaturtheorien und -theoretikern auseinanderzusetzen (sofern du das nicht schon längst getan hast), besonders wenn du vor hast, eine literarische Revolution zu starten. Das kann man nämlich nur, wenn man die aktuelle Forschungslage kennt. Und die interessiert sich momentan für die Intention des Autors herzlich wenig ;)

Diesbezüglich empfehle ich dir die komplette Gegenposition zu deiner Haltung: Der Tod des Autors von Roland Barthes, außerdem die Reaktion darauf von Michel Foucault "Was ist ein Autor?", darüber hinaus lohnt es sich sicherlich, mal den Begriff Intention in der Literatur zu googeln, bei Wikipedia stehen durchaus bereits ganz hilfreiche Sachen zur Autorintention. Leider ist das, was da bei Textintention steht, großer Quatsch, aber man kann halt nicht alles haben.

Wenn du Lust hast, darüber zu diskutieren, kannst du mich gerne auch privat anschreiben, damit hier unter deinem Text keine seitenlange Diskussion entsteht.

Liebe Grüße vom Sommerdieb

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Thursday,

tatsächlich sind Texte nicht eindeutig, aber dass man damit rechnet ist zwar realistisch, zur Orientierung aber eher ungeeignet. Man muss versuchen, seine Aussage möglichst präzise zu vermitteln. Einfach nur funktionieren wirkt für mich, als ob es auf den Inhalt gar nicht ankäme. Damit kann ich mich nicht abfinden, denn ich liebe Inhalte. Vielleicht kannst du mich verstehen, ohne meine Motivation zu teilen.

Und ich habe nicht Lesern vorgeschrieben, wie sie sich besser annähern können, sondern Kritikern, und das auch nur auf Grund eines rein situativen Problems: die zentralen Stilexperimente fallen sonst auf kurze Frist gar nicht auf, die Kritik läuft Gefahr etwas zu übersehen, was sich durch eine große Menge an Kritikern ausgleichen würde, aber die hab ich nicht. Wenn man sich also durch Kritik verbessern will, ist es besser, ein paar seiner Karten aufzudecken. Dann kann die Kritik ihren Zweck erfüllen. Dass ich grundsätzlich nicht vorhabe, jedem Leser generell alles mögliche vorzuschreiben, ist damit hoffentlich klar, aber hier an dieser Stelle war es sinnvoll. Einen Dialog mit den Lesern, ohne sich rein auf die Trennung von Autor und Rezipient begrenzen zu lassen, dürfte sowieso das Beste sein, aber das nur am Rande.

Edit: Oha, sorry Sommerdieb , ich muss deinen Beitrag wohl irgendwie übersehen haben. Ich schreibe dir eine PN.

 

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