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Die Legende des Attersee-Johnny

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09.07.2010
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Die Legende des Attersee-Johnny

Johannes Fischer war ein einfacher Mann, glücklich verheiratet, welcher seinen Lebensunterhalt als Flößer bestritt. Er war bei seinen Freunden nie in Ungnade gefallen und auch seine Abeitskollegen und Nachbarn sprachen nur Gutes über ihn.
Er kaufte sich noch vor seiner Vermählung mit seiner Frau Alexandra Fischer, geborene Alexandra Hofer, ein kleines Grundstück ganz in der Nähe des Attersees, auf einem Hügel, dort wo der See in den Fluß, die Ager übergeht. Von Alexandras Eltern bekamen die beiden als Mitgift die Finanzen, welche den beiden ein eigenes Haus auf dem kürzlich erstandenen Grundstück ermöglichen sollte.

Während der Bauarbeiten an dem Haus freundeten sich Johannes Fischer und seine Frau mit ihren neuen Nachbarn an, welche ihnen von Zeit zu Zeit tatkräfig beim Bau des Anwesens halfen. Fast jedes Wochenende veranstalteten Johannes und Alexandra ein bescheidenes Grillfest auf dem Grundstück um sich bei den Nachbarn für die Hilfe zu bedanken.
Es waren zwar immer nur kleine Feste, aber an Spaß und Unterhaltung fehlte es ihnen niemals. Unter den Nachbarn befanden sich ein älterer Schauspieler, welcher bei den Festen mit selbstverfassten, komödiantischen Auftritten, welche auf den Bierbänken abgehalten wurden, der Nachbarschaft ein Lachen ins Gesicht zauberte. Wieder andere Nachbarn, welche in der Lage waren ein Musikinstrument zu beherrschen, steuerten stimmungsvolle Musik zu den Feiern bei, welche die Gäste ein jedes Mal zum ausgelassenen Tanzen und Feiern anregte.
Um mehr Lohn bei der Flößerei zu bekommen, übernahm Johannes den abendlichen Dienst, welcher meistens aus nächtlichen Lebensmittellieferung für Gasthäuser und Hotels rund um den Attersee bestand, und dank der schlechten, abendlichen Sicht auf dem See, nicht gern von den Flößern angetreten wurde und dadurch etwas besser entlohnt wurde.

Eines Abends musste Johannes bei einer seiner Abendfahrten einen Lehrling namens Thomas Dachs mitnehmen. Für den auszubildenden Flößer sollte dies als eine Art Jungfernfahrt und Aufnahmeprüfung dienen. Johannes verstand sich während dieser Fuhr prächtig mit seinem jungen Kollegen. Thomas erzählte seinem Vorgesetzten von seinen kürzlichen Festbesuchen, seinen Hobbys und seiner Freundin, welche er noch in den nächsten Jahren zur Frau nehmen würde. Johannes erzählte Thomas vom Hausbau, von der Flößerei im Allgemeinen und teilte ihm einige seiner Lebensweisheiten mit, in der Absicht den jungen Mann bei einigen seiner Lebensziele helfen zu können. Als die beiden so miteinander plauderten und ein heimlich an Bord geschmuggeltes Bier miteinander tranken, bemerkte Johannes plötzlich ein seltsam anmutendes Leuchten, welches aus der Tiefe des Attersees zu glühen schien.
Sowohl Johannes wie auch Thomas wollten wissen, worum es sich bei dieser seltsamen Lichterscheinung handelte. Also änderten sie den eingeschlagenen Kurs um der Sache auf den Grund zu gehen. Als die beiden Flößer sich jedoch dem grellen Licht immer weiter näherten, wurde das Leuchten immer schwächer, und verschwand schlussendlich.
In den folgenden Abenden fuhr Johannes wieder alleine die abendlichen Fuhren über den Attersee. Das unheimliche Leuchten aus dem Wasser sah Johannes jedoch nicht mehr.

Inden folgenden Nächten wurde Alexandra Fischer immer wieder aus dem Schlaf gerissen. Als sie neben sich das Bett auf der Suche nach ihrem Mann abtaste, stellte sie immer öfters fest, dass Johannes nich darin lag. Sie bemerkte, dass Johannes zu Schlafwandeln begann, und sich dabei immer wieder vor das Fenster stellte und mit geöffneten Augen auf den See vor ihm blickte.
Als Alexandra ihren Ehemann in den darauf folgenden Tagen deswegen ansprach, erzählte er ihr von dem seltsamen Leuchten und von seiner Vermutung, dass sein kürzlich aufgetretenes Schlafwandeln wahrscheinlich damit zusammenhänge.

Eines Abends, es war ein arbeitsfreier Samstag für Johannes, beschloss er die Stelle am See, wo er die Lichterscheinung wahrgenommen hatte, erneut aufzusuchen. Er fuhr abends zur Rederei, benutzte seinen Firmenschlüssel und entwendete ein kleines, motorbetriebenes Boot mit welchen er auf den See hinausfuhr. Er fuhr fast drei Stunden über das stockfinstere Wasser, nur mit einer kleinen elektrischen Lampe ausgerüstet und suchte nach dem Leuchten.
Als sich Johannes entnervt und müde schon wieder auf den Rückweg machen wollte, begann das Wasser auf der Steuerbordseite leicht zu schimmern, als würde die Sonne persönlich langsam vom Grund des Attersees herauf tauchen. Der Flößer musterte das immer heller werdende Wasser mit einem Gefühl das irgendwo zwischen Anspannung, Neugierde und Angst lag. Als er sich wegen der stechenden Helligkeit des Lichtes kurz die Augen reiben musste, verschwand das Licht wieder fast bis zur Gänze. Als er wieder auf das abgedunkelte Wasser sah, erblickte er in der pechschwarzen Oberfläche des Sees einen massiven Gegenstand treiben.
Ohne großartig darüber nachzudenken griff er den Gegenstand und packte ihn ins Boot. Johannes stellte den grob von ihm geschätzten Kurs zurück zur Rederei ein, und betrachtete danach seinen Fund.

Es war eine aus grünem Stein geschlagene Statue von einer Größe von etwa dreißig Zentimeter, welche von ausgesprochenem Detailreichtum strotzte. Sie stellte ein Ungeheuer von entfernt menschenähnlichen Umrissen dar, hatte aber einen tintenfischähnlichen Kopf, dessen Gesicht aus einem Wirrwarr von Tentakeln bestand; darunter ein schuppiger molluskenhaft aussehender Körper, eklige Klauen an Hinter- und Vorderfüßen und lange schmale Flügel auf dem Rücken.
Dieses Ding, in dem Naturtrieb mit fürchterlicher widernatürlicher Bösartigkeit gemischt zu sein schien, war von aufgedunsener Beleibtheit und hockte, eckelerregend, auf einem rechteckigen Block oder Podest, das mit unleserlichen Zeichen bedeckt war. Die Flügelspitzen berührten den hinteren Rand des Blocks, das Ding selbst nahm die Mitte ein, während die langen säbelartigen Klauen der gekrümmten Hinterpfoten die Vorderkante in den Griff genommen hatten und bis über ein Viertel des Sockels hinab hingen. Der kephalopode Kopf war nach vorne gebeugt, so dass die Fühlarme des Gesichts die Rückseite der gewaltigen Vorderpranken streiften, die dessen ungeheures Knie umklammert hielten.

Als Johannes nach seinem nächtlichen Ausflug wieder zuhause angekommen war, beschloss er, die Statue vorerst vor seiner Frau zu verstecken. Er entschloss sich, die Statue auf einen provisorisch errichteten Regal auf dem Dachboden zu stellen.
Nach einigen wenigen Tagen zeigte er seiner Angetrauten letztendlich die gefundene Statue, und stellte es schließlich vom Dachboden in das Wohnzimmer. Trotz des anfänglichen Ekels Alexandras gegenüber diesem Zeitzeugnis aus längst vergangenen Tagen, befasste sie sich zunehmend damit und versuchte sogar, während ihr Mann auf dem See neben seiner Arbeit nach weiteren Artefakten Ausschau hielt, mehr über dieses, in Stein gehauene Scheusal zu erfahren.

Den Nachbarn entging natürlich nicht, dass sich Johannes Fischer und seine Frau seit dem Auffinden dieser Statue seltsam benahmen.
Immer deutlicher wurde die Tatsache, dass Johannes nicht nur während seiner Arbeitstätigkeit auf dem See, sondern vermehrt auch in seiner Freizeit, die umliegenden Gewässer nach Seltsamkeiten und Kuriositäten absuchte, während seine Frau scheinbar nur noch über die naheliegende Buchhandlung Bücher über alte Kulturen, schwarze Kulte und Sagenwesen bestellte und kaufte.
Schnell verbreiteten sich am gesamten Attersee und den umliegenden Dörfern die Gerüchte, dass die Familie Fischer sich der Hexerei und der Teufelsanbetung schuldig machen würde.
In den folgenden Monaten redete man von Johannes Fischer nur noch als „Attersee-Johnny“, da er fast die ganze Zeit nur auf dem See verbrachte, und von seiner Hexe, welche sich mit Zauberei und dunklen Künsten beschäftigte.

Einige der Nachbarn, welche sich von diesen Gerüchten nicht abschrecken ließen, besuchten das Ehepaar noch weiterhin, einige bekamen sogar die scheußlich anzusehende Statue zu Gesicht, und verließen daraufhin nur der Höflichkeit wegen nicht fluchtartig das Haus der Fischers.
Nach einigen Monaten bekamen die Nachbarn die Statue jedoch nicht mehr zu Gesicht, da sie angeblich von Johannes im Keller versteckt wurde, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die, ohnehin schon mehr als reichlich vorhandenen Gerüchte über das Ehepaar, zu lenken.
Mit der Zeit wurden Alexandra und ihr Mann immer mehr von der Bevölkerung des Attersees gemieden. Weder wurden sie zu Nachbarschaftsfesten noch zu anderen Veranstaltungen eingeladen, um nicht die Missgunst der Leute auf sich zu ziehen.

Als eines regnerischen Sommertages sieben Kinder in den anliegenden Seegründen in der Nähe der Familie Fischer vermisst wurden, brauchten die Leute nicht lange um einen Sündenbock zu finden, Schnell wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Gerüchte, dass die Kinder von Alexandra Fischer für ihre Hexenrituale entführt wurden.
Man vermutete, dass sie die Kinder auf bestialische Weise tötete um ihre Hexenkräfte zu nähren.
Die aufgebrachten Dorfbewohner bildeten sich zu einem wütenden Pöbel, drangen in das angeblich verfluchte Haus ein, und nahmen Alexandra gefangen.
Gerade als Johannes von seiner Arbeit nach hause kam, wurde seine Frau ohne ein zuständiges Gericht zur Hexe erklärt, dem Mord an den sieben Kindern für schuldig gesprochen und bereit gemacht, um von der Brücke, welche über die Mündung des Attersees in die Ager führte, ertränkt zu werden.
Als Johannes dieses rege Treiben von seinem Grundstück aus beobachtete, lief er so schnell es nur ging zu der Brücke, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Die wütenden Schaulustigen versuchten ihn nacheinander zurückzuhalten, aber der Flößer stieß einen nach dem anderen zur Seite. Als er endlich den selbsternannten Henker erreichte, welcher das Seil nach unten ließ, an welches Alexandra kopfüber an den Füßen gebunden hing, zog der wütende Ehemann ein Fischermesser und stieß es dem Henker in das rechte Auge.
Jedoch zu spät, denn Alexandra fand während dieser aussichtslosen Rettungsaktion in der Nässe des Attersees ihren Tod.

Noch am nächsten Tag wurde Johannes Fischer von der selben wütenden Meute, welche am Tag zuvor seine Frau ertränkten, gefesselt und geknebelt mittels eines Bootes auf den Attersee hinaus gebraucht und ohne Mitleid und Sündenvergebung in sein ebenfalls nasses Grab geworfen.
Noch während sich seine Lungen mit dem Wasser des Sees füllten, welchen er einst so geliebt hatte, brannten einige der Nachbarn das Haus der Dahingeschiedenen nieder. Sie hofften, damit die bösen Geister und schrecklichen Geheimnisse, welche sich darin befanden auf ewig vernichtet zu haben.
Nachdem man die verbrannten Überreste des Hauses entfernen ließ, fand man weder irgendwelche Spuren welche auf die sieben vermissten Kinder hindeuteten, noch irgendwelche Überreste der scheußlichen Statue, welche die Nachbarn in Ekel versetzte.

Nach diesem Vorfall aber verschwanden immer wieder Kinder in der Gegend, wo einst das Haus des Ehepaars Fischers stand.
Einige Leute berichteten abends und nachts am See die Figur des „Attersee-Johnny“ gesehen zu haben, wie er versuche Kinder in den See zu ziehen, um so seinen Tod und den Tod seiner Frau zu rächen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Robert Grey,

nach dem Überfliegen Deiner vier Texte gestern habe ich mir diesen genauer angeschaut, und denke, daß er unter Fantasy/Märchen besser aufgehoben wäre. (Zu den Gründen weiter unten) Sag mir doch hier im thread oder per PN bis morgen Abend Bescheid, ob ich verschieben kann. Vielen Dank.
...............

Bei keiner Deiner Geschichten kommt für mich Spannung auf, was in erster Linie an einer sehr behäbigen Sprache liegt; und an zu minutiösen Beschreibungen von Dingen/Aussehen der Figuren, die man sich als Leser lieber aus dem Text zieht und selbst ausmalt. (Falls die Sprache altmodisch klingen soll, fällst Du zu oft aus dem Stil.) Die Nennung eines vollen Namens wirkt auf mich immer unfreiwillig komisch, das bekommt schnell den Tonfall eines Protokolls. Gerade hier wäre vllt zu überlegen, ob ein Flößer nun ausgerechnet Fischer heißen sollte.

Ich sehe das hier als einen Versuch zu einer Hommage an H.P. Lovecraft im Stil einer Volkssage. Die Statuette ist ja schon fast eine Kopie.

Was sich mir nicht ganz erschließen will, ist die Zeit, in der diese Geschichte spielen soll. Ein weiterer Grund für mich, sie in einer fiktiven Fantasywelt zu verorten. Hexerei ist also immer noch ein Delikt, das mit der Todesstrafe geahndet wird, andererseits aber bekommt der Fischer den Spitznamen "Johnny", was US-amerikanisch klingt, und eher auf dieses bzw. das vergangene Jahrhundert verweist. Dann rutschen Worte wie "genervt", "Freizeit", "Arbeitskollegen" rein, die den quasi-historischen Bezug kaputtmachen. Die elektrische Lampe und das Motorboot stellen nun ganz klar einen Bezug zur Moderne her ... was soll's denn nu sein?
Ich hab nicht den Eindruck, Du hast Dich hier groß mit Recherche 'aufgehalten', wer von wem wie verurteilt und hingerichtet werden kann, was dem Text eine logische Schieflage gibt (Zumal ja eh gelyncht wird). Bzw. hast Du Dir nicht die Mühe gemacht, uns Dein setting nachvollziehbar zu machen, was einen ständig aus dem Text wirft. Fast habe ich den Eindruck, dieser Epochenmix sei unabsichtlich reingerutscht.

Die Herkunft dieser Statuette ist also ungeklärt, wir wissen nicht, wie und warum das zu dem Verschwinden (Tod) von Kindern passen soll, und wir wissen auch nicht, ob das Fortdauern dieser mysteriösen Begebenheiten nun tatsächlich mit der Statue zu tun hat, oder mit einer Art Geisterleben der als Hexen Beschuldigten. Da am Ende das Ding auch mit dem Brand wieder verschwunden ist *plöpp*, enthebst Du Dich hier selbst einer internen Logik, was Leser ziemlich unbefriedigt zurückläßt.

Mir scheint insgesamt, wie bei den anderen Geschichten auch, Du hättest Dich stark an Fremdtexten orientiert und mit Versatzstücken gearbeitet, ohne viel Hirnschmalz und Eigenleistung hinter Aufbau, Gerüst und Stil zu geben. Teils auch mit wenig Verständnis der Quellen. Das liest sich alles wiederaufgekocht und schon lauwarm, sori.

sieben vermissten Kinder hindeuteten, noch irgendwelche Überreste der scheußlichen Statue, welche die Nachbarn in Ekel versetzte.
Vorvergangenheit wird benötigt: versetzt hatte

eklige Klauen
Der Hit bei Fiktion ist nun, das nicht einfach hinzuschreiben, sondern so zu beschreiben, daß der Leser denkt, die Klauen seien eklig.

abgedunkelte Wasser
Falscher Begriff, ein Raum kann abgedunkelt worden sein (durch Veränderung irgendwelcher Beleuchtung), aber kein See. Falsche Begriffe oder Bezüge finden sich auch in Deinen anderen Texten. Zudem sagst Du im gleichen Satz etwas von schwarzer Oberfläche, also ist eins von beiden ohnehin redundant. Sowas z.B. macht ein arges Verlangsamen des Tempos aus, was dann Langweile aufkommen läßt.
Dieses Ding, in dem Naturtrieb mit fürchterlicher widernatürlicher Bösartigkeit
Nein, das fluppt bei Lovecraft besser, hier kann man nicht einfach ein paar abgeguckte, fiese Wörter aneinanderhängen. Wie kann eine Statue - selbst eine verwunschene - einen Naturtrieb haben? Dann solltest Du Dich entscheiden, ob es nun dieser Naturtrieb oder widernatürlich ist, das beißt sich gehörig. Mir scheint, als hättest Du Dir hier wenig Gedanken um diesen Gegegenstand und seine Funktion gemacht.
Als er sich wegen der stechenden Helligkeit des Lichtes kurz die Augen reiben musste, verschwand das Licht
Unschöne Wortwiederholung; auch in dieser Beschreibung versteckt sich wieder viel Redundantes.

Da würde einiges an Überarbeitung guttun.
edit: Auch müßte dringend nochmal Korrektur gelesen werden, hier stecken viele Fehler drin (zwei der vier stories stehen ja schon im Korrekturcenter, die Hilfethreades dort kannst Du natürlich auch für die beiden verbliebenen Texte nutzen).

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Robert,

zunächst mal eine Frage: Wo sind die anderen beiden Texte hingekommen, die du gestern eingestellt hast? Ich hab sie beide gelesen, aber inzwischen sind sie nicht mehr da. Hast du sie rausnehmen lassen?

Man merkt deutlich, wo du inspiriert wurdest. Das hab ich schon gestern gedacht, als ich die anderen Texte gelesen habe, und Katla hats ja auch erwähnt. Du versuchst meiner Meinung nach zu sehr, Lovecraft zu kopieren. So war in einer deiner anderen Geschichten von Alten Wesen (oder so ähnlich) zu lesen, hier haben wir jetzt die Statue mit dem tintenfischähnlichen Kopf. Ich würde dir empfehlen, dich nicht zu sehr an ihn anzulehnen. Wenn dir seine Art zusagt und du Geschichten in diesem Stil schreiben möchtest, ist das natürlich in Ordnung, aber du solltest dir mehr Mühe geben, deine eigene Note hineinzubringen. An manchen Stellen versuchst du gar, seine Sprache zu kopieren, aber das machst du (zum Glück?) nicht sehr konsequent. So war ich jedenfalls froh, dass du die Statue nie als Blasphemie bezeichnet hast ;) - wohl eines der Lieblingswörter Lovecrafts.

Das Problem an dieser Geschichte (und das ist mir, nebenbei bemerkt, auch an der Geschichte mit der Stimme im Kopf aufgefallen) ist, dass es dir nicht gelingt, die Handlung der Figuren für den Leser nachvollziehbar zu machen. Hier geht mir alles viel zu schnell. Gut, gemäss Titel erzählst du hier eine Legende, von daher hat der Stil wohl seine Berechtigung - aber eine Geschichte ohne Dialoge, ohne dass man einen Einblick in die Gedanken und Motive der Protagonisten bekommt - ja, da ist es natürlich schwer, Emotionen wie Angst, Schrecken, Entsetzen oder Grusel beim Leser hervorzurufen. Und so etwas würde ich schon in einer Geschichte erwarten, die in dieser Rubrik gepostet wird. Deine Figuren in der Geschichte sind austauschbar, man erhält als Leser keinen Zugang zu ihnen - und das ist die Grundvoraussetzung, dass auch die angesprochenen Emotionen entstehen können. Zumindest ist das bei mir so, da kann die Beschreibung dieser ominösen Statue noch so furchteinflössend sein, wenn ich keinen Zugang zu der Person habe, die sie findet, ist es schlicht nicht von Interesse. Daher mein Vorschlag an dich: Mach die Personen lebendiger.

Ich zeige dir mal beispielhaft ein paar Stellen auf, die mir nicht gut gefallen haben, da ich eben die Handlungen nicht nachvollziehen kann:

Als Alexandra ihren Ehemann in den darauf folgenden Tagen deswegen ansprach, erzählte er ihr von dem seltsamen Leuchten und von seiner Vermutung, dass sein kürzlich aufgetretenes Schlafwandeln wahrscheinlich damit zusammenhänge.

Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Was hat das Leuchten im See mit seinem Schlafwandeln zu tun? Warum sieht Johannes hier einen Zusammenhang?

Als Johannes nach seinem nächtlichen Ausflug wieder zuhause angekommen war, beschloss er, die Statue vorerst vor seiner Frau zu verstecken.

Warum? Das macht insbesondere deshalb keinen Sinn, da er sie im nächsten Satz seiner Frau doch zeigt - ein paar Tage später halt. Woraus resultiert der Sinneswandel?

Trotz des anfänglichen Ekels Alexandras gegenüber diesem Zeitzeugnis aus längst vergangenen Tagen,

Wer sagt, dass es ein "Zeitzeugnis aus längst vergangenen Tagen" ist? Woher will Johannes das wissen?

Den Nachbarn entging natürlich nicht, dass sich Johannes Fischer und seine Frau seit dem Auffinden dieser Statue seltsam benahmen.

Woher wissen die Nachbarn auf einmal von der Statue?

Immer deutlicher wurde die Tatsache, dass Johannes nicht nur während seiner Arbeitstätigkeit auf dem See, sondern vermehrt auch in seiner Freizeit, die umliegenden Gewässer nach Seltsamkeiten und Kuriositäten absuchte,

Woher wissen die Nachbarn, wonach er sucht? Sie sehen ja nur, dass er offensichtlich mehr Zeit auf den anderen Seen verbringt.

In den folgenden Monaten redete man von Johannes Fischer nur noch als „Attersee-Johnny“, da er fast die ganze Zeit nur auf dem See verbrachte, und von seiner Hexe, welche sich mit Zauberei und dunklen Künsten beschäftigte.

Das geht mir zu schnell. Warum halten die Nachbarn die Frau auf einmal für eine Hexe? Nur weil sie ein paar Bücher gekauft hat?

Nach einigen Monaten bekamen die Nachbarn die Statue jedoch nicht mehr zu Gesicht, da sie angeblich von Johannes im Keller versteckt wurde, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die, ohnehin schon mehr als reichlich vorhandenen Gerüchte über das Ehepaar, zu lenken.

"angeblich im Keller versteckt wurde" - wer sagt, dass das angeblich geschah? Warum haben die Nachbarn Grund, an der Aussage zu zweifeln? Warum kümmert sich Johannes auf einmal nach mehreren Monaten darum, was die Nachbarn von ihm denken? Wie hat er von den Gerüchten erfahren?

Schnell wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Gerüchte, dass die Kinder von Alexandra Fischer für ihre Hexenrituale entführt wurden.

Auch hier fehlt mir die Nachvollziehbarkeit - was hat die Frau getan, ausser ein paar Bücher zu kaufen, dass man sie mit dem Verschwinden der Kinder in Zusammenhang bringt?

Wie gesagt - da du hier eine Legende erzählst, mag der Stil seine Berechtigung haben. In zukünftigen Geschichten wäre mein Ratschlag aber, mehr auf deine Figuren einzugehen, und nicht nur zu beschreiben, was sie tun, sondern auch warum sie es tun. Das ist enorm wichtig.

Viele Grüße.

 

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