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Die Mantelgesellschaft

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05.12.2001
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Die Mantelgesellschaft

Die Mantelgesellschaft

„...und zum Schluß, wie immer, das Wetter. Es bleibt weiterhin sonnig und heiß mit Temperaturen bis zu 35 Grad. Ja, liebe Leute, da hört ihr´s, Shorts und Bikinis bleiben unseren Augen noch ein Weilchen erhalten. Weiter geht´s hier mit...“

„Josho, ich hab mir heut den Mantel gekauft, den ich mir schon des öfteren mal zulegen wollte, du erinnerst dich? Mir wurde immer kälter. Vorallem zu Hause ist es eisig kalt. Ich habe keinen Ofen in meinem Zimmer, mein Bruder schon, ja, der hat einen. Sonst brauchen wir keinen Ofen in der Wohnung. Meine Mutter hat zu Hause sowieso immer einen Mantel an. Sie erzählte mir einmal, daß sie sich in jüngeren Jahren schon den Mantel gekauft hat, weil sie auch immer gefroren hat. Seitdem hat sie ihn nie wieder ausgezogen, ich jedenfalls habe sie noch nie ohne den Mantel gesehen. Kannst du dir das vorstellen? Ich hab noch nie gesehen was sie unter dem Mantel anhat, doch, wart mal, ich glaub einmal hab ich einen Zipfel – ein Stück vom Kragen, könnte ein Kragen von einer Seidenbluse gewesen sein, da hat sie aus Versehen den oberen Mantelknopf – oder war es Absicht? – jedenfalls war der Knopf offen und so konnte ich den Zipfel sehen. Einmal in meinem ganzen Leben. Sag mal Josh, du hast wohl keinen Mantel? Das ist toll, du versuchst so durch die Kälte zu kommen – so wie du bist. Bewundernswert. Ich kann das nicht, ich friere viel zu leicht. Hast du irgendwo einen Spiegel? – Oh mein Gott, ich erkenn mich gar nicht wieder! Nein, das bin ich nicht da im Spiegel. Aber einen Vorteil hat das Ganze, jetzt kann keiner sehen, was ich drunter hab. Meine Mutter kritisierte immer meine Kleidung, das ist also ab heute vorbei. Es ist schon was komisches so´n Mantel – und du hast wirklich keinen? Hast noch nie einen gebraucht? Naja, bei dir ist´s ja auch warm, ich glaub hier kann ich ihn ablegen. Ja, so ist es eigentlich viel angenehmer, da kann ich mich viel unbeschwerter bewegen, da kann ich sein wie ich bin. Wie findest du überhaupt das was ich anhab? Damit kann ich mich doch sehenlassen, oder? Es ist zwar etwas ausgefallen, etwas anders, aber das brauch ich doch wirklich nicht unter meinem Mantel zu verstecken. Das beste ist, ich bring ihn gleich wieder zurück. Meinst du, der Verkäufer nimmt ihn wieder zurück? Doch, ich glaub schon. Er wunderte sich sowieso, warum sich heutzutage so viele Leute Mäntel kaufen!“

 

Einfach nur super geschrieben. Hat sich schön gelesen. Sprachlich hat es mir richtig gut gefallen. Der Schluss paßt auch wunderbar.

Hab nix zu meckern :D

 

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