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Die Masse

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06.12.2006
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Die Masse

Regen stürzt auf die grauen Regenschirme der grauen Menschen. Sie beugen ihre Köpfe vor der Natur. Auch du, meine Freundin, respektierst ihre Macht. Doch noch mehr machen dir die Menschen Angst. Jedes einzelne Gesicht möchtest du fragen, wo ihre Musik ist. Die, die du immer hörst. Es kann auch etwas anderes sein. Kinder oder Tanz...Gefühle. Du fragst dich, ob dein Gesicht dich verrät. Brennt vielleicht in jedem dieser ausdruckslosen Menschen diese Musik? Wenn dir etwas zu viel wird, wird es etwas Ganzes. Die Leute auf der Straße sind für dich keine Individuen. Das wäre zu angstrengend. Sie sind die Masse. Die Masse beobachtet dich. Sie verschmilzt mit der Masse der lauten Autos und die der bedrohlichen Häuser. Je lauter desto schneller. Die Masse könnte dich zerstampfen, wenn sie wollte. Aber heute schiebt sie dich nach Hause. Du bist einsam. Immer einsamer. Du willst versuchen, einige Menschen aus der Masse zu lösen und sie zum Tee einzuladen. Sie wollen aber keinen Tee.
Fest klammern sie sich an ihre grauen Regenschirme.

 

Dass Regenschirme zum Leben erweckt werden, hatte ich noch nicht gewusst, aber man lernt ja bekanntlich nie aus ...
gepeinigte ???

Was heißt Stf.?

einzelne Gesicht möchtest du fragen wo ihre Musik ist

nach fragen ein Komma

Es kann auch etwas Anderes sein

etwas anderes

Du fragst dich ob dein Gesicht dich verrät

fragst dich - Komma

angstrengent.

anstrengend

Du willst versuchen einige Menschen aus der Masse zu lösen

versuchen - Komma

So sehr viel verstehe ich von Philosophie nicht. Aber ich denke, dass Du damit sagen wolltest, dass die Menschen lieber ihre "DINGE" (Regenschirme) mögen, als mit anderen in Kontakt zu kommen?

LG KaLima

 
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@KaLima
Nicht ganz ich wollte das Gefühl beschreiben einsam zu sein. Aber deine Interpretation ist schön.
Danke für die Kritik. Die Fehler habe ich berichtigt.

 

Naja, aber Gefühle haben in der Philosophie eigentlich nichts verloren. Das, was du da andeutest ist eher Poesie.

Ich würde aber auch gerne wissen, was "Stf." heißt. "Straßenfeger" vielleicht?
Außerdem fehlt da'n Komma!

 

Auch du Stf. respektierst sie.
wtf?


Nicht ganz ich wollte das Gefühl beschreiben einsam zu sein.
huch, das habe ich ja ganz anders verstanden. Na ja, teilweise. Dachte, es wäre so gemeint, dass jeder an gegebenen Zuständen festhält und Veränderung fürchtet.
Regen stürzt auf die gepeinigten Regenschirme der grauen Menschen.
Da. In der grauen Masse, anonymisiert und so. Einsam in der Masse. Genau.

Ähm ... weitermachen.

Tserk

 
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Ich habe überlegt ob ich es zu Gesellschaft oder zu Philosophie tue.
Es war nicht sicher. Vielleicht eher Gesellschaftsphilosophie sprich: Psychologie
Ja aber dafür gibt es hier keine Rubrik
Dabei ist es so ein interessantes Thema.
Vielleicht bei Sonstige?
Ich habe die Geschichte für eine Freundin geschrieben, aber ich wollte ihren Namen hier nicht nennen. Deswegen Stf.
Die Geschichte ist nicht für KG.de entstanden... :-p Ich hab nicht geschaut welche Geschichte zu welcher Rubrik passt.

 

@ Ratte: Kann man nicht auch über Gefühle philosophieren? Was ist denn für dich Philosophie?

 
Zuletzt bearbeitet:

Also, in Gesellschaft (oder auch in Sonstige) würde es besser passen, würde ich sagen. Eben aufgrund der psychologischen Orientierung. Wenn du einverstanden bist, verschiebe ich die Geschichte dorthin.

Das Thema, das du gewählt hast, ist sicherlich interessant. Da stimme ich dir zu.

Das mit der Abkürzung "Stf.": Das kapiert doch keiner, dass deine Geschichte einen realen Bezug hat und du damit deine Freundin decken willst. Nimm doch stattdessen einfach einen anderen, vernünftigen Namen, also ein Pseudonym, das irgendwie zu deiner Freundin passt. Wenn sie zB. "Sabine" heißt nenn sie in deiner Geschichte eben einfach "Simone" (so als Beispiel).

Das machen übrigens auch viele Schriftsteller, wenn sie sich selbst oder andere reale Personen in ihre Geschichten einfließen lassen. Abgekürzt dagegen werden eigentlich nur Nachnamen, zB. "Josef K." in Franz Kafkas "Process" (wobei das "K." nach "Josef" in diesem Fall für Kafka selbst steht...)


Nachtrag: Hab deinen letzten Beitrag erst gesehen, nachdem ich meinen hier gepostet habe. Deine zwei Fragen beantworte ich noch, aber nicht gleich weil ich dafür etwas ausführlicher werden muss (hab gerade keine Zeit)

Aber eins schon vorweg: Du stellst die richtigen Fragen. Und das sage ich jetzt nicht einfach nur so dahin...

 

danke ja ich bin einverstanden sie in Gesellschaft zu verschieben

 

Hallo isatoo,

also, Deine Geschichte gefällt mir wirklich richtig gut. Vielleicht auch deshalb, weil es mein auserkorenes Lieblingsthema anschneidet (Einsamkeit in Großstädten, Einsamkeit überhaupt). Jedenfalls gefällt mir auch Deine Umsetzung. Deine Geschichte setzt am Individium an, mit dem Du ins Gespräch kommst. Auch die Bezeichnung "Masse" für Menschen gefällt mir gut; das hat das Motiv des Gleichen, sich immer Wiederholenden - hier kann kein Einzelner sich hervortun oder gar auf sich aufmerksam machen. Er steht hilflos der "Masse" gegenüber, mit der er sich gern vereinen würde, aber es nicht kann, weil er abgelehnt wird. Das macht ihn einsam.

Lob!
Gruß
stephy

 

:bounce: steeeeeephy!!! Willkommen zurück!! :bounce:

Freut mich wirklich, dich wieder hier zu sehen! :)


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Aber nun zurück zum Thema...

Hallo isa,

also, ich geh' erstmal auf deine Geschichte ein und dann auf deine zwei Fragen oben, deren Beantwortung ich dir noch schuldig bin.

Aber vorher noch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Sie beugen ihre Köpfe vor der Natur. Auch du meine liebe Freundin respektierst sie.
Zuerst gehört nach "du" und nach "Freundin" jeweils ein Komma, weil "meine liebe Freundin" eine Einfügung ist (der Satz könnte auch einfach "Auch du respektierst sie." heißen und wäre dann immer noch vollständig, deshalb kommen da Kommas hin).
Dann finde ich den zweiten Satz mit der Freundin etwas missverständlich. Ich habe beim ersten Mal nämlich gelesen, dass die Freundin die Menschen respektiert und nicht die Natur! Und ich glaube, das ist auch die normale Lesart. Also, vielleicht kannst du das noch etwas umformulieren, damit das gleich ganz klar ist, wen die Freundin denn nun respektiert - die Natur oder die Menschen...

Regen stürzt auf die gepeinigten Regenschirme der grauen Menschen.
Hier frage ich mich, ob nicht eher die Menschen gepeinigt sind als die Regenschirme. Regenschirme spüren keinen Schmerz. Deshalb können sie eigentlich auch nicht gepeinigt sein (Pein ist dasselbe wie Schmerz).


Aber jetzt zum Wesentlichen: Genau wie stephy finde deine Geschichte auch sehr, sehr gut. Sie ist sehr dicht geschrieben und bietet damit viel Anregung für die Phantasie des Lesers. Du hast mindestens eine überraschende Wendung eingebaut:

Die Masse könnte dich zerstampfen, wenn sie wollte. Aber heute schiebt sie dich nach Hause.
...was dafür sorgt, dass es einem beim Lesen nicht langweilig wird - selbst dann, wenn einen das Thema Einsamkeit nicht so interessiert.

Auch diese Stelle, gleich darauf, hat mich beim Lesen überrascht:

Du bist einsam. Immer einsamer. Du willst versuchen, einige Menschen aus der Masse zu lösen und sie zum Tee einzuladen. Sie wollen aber keinen Tee.
Das finde ich ziemlich spannend, und zwar aus zwei Gründen:

1. Die Protagonistin bleibt nicht einfach nur beim bloßen fühlen, sondern tut auch etwas dagegen! Ich kann dir gar nicht sagen, wieviele Geschichten ich hier schon gelesen habe, die beim bloßen Gefühl von Einsamkeit einfach aufgehört haben zu erzählen. Da war dann einfach nichts mehr mit "zum Tee einladen"! Ganz im Gegenteil: Da wurde gerade mal noch einige Zeilen lang gejammert und das war's dann. :thdown:

2. Die in die "Masse" eingebetteten Menschen wollen gar keinen Tee: Die Prota stößt also auf Widerstand. Auch hier wird damit Spannung erzeugt, etwas, was ich für sehr wichtig beim Erzählen von Geschichten halte.

Und zum Schluss heißt es dann

Mit aller Macht klammern sie sich an ihre Regenschirme.
womit du das Ende deiner Geschichte mit deren Anfang verknüpfst und damit eine runde Sache aus dieser machst. Das finde ich ebenfalls sehr gut.

Was ich noch so alles gut finde: Die Geschichte ist in der zweiten Person geschrieben. Tausende Geschichten sind entweder in der ersten oder der dritten Person geschrieben, aber nur ganz, ganz wenige in der zweiten. Das ist mindestens einmal eine schöne Abwechslung, hat für mich aber auch den Effekt, dass die Erzählerin in meiner Vorstellung viel mehr, aber dennoch getrennt von ihren Figuren, in den Vordergrund tritt. Das heißt, die Erzählerin ist hier für mich irgendwie viel präsenter, als bei den meisten anderen Geschichten. In meiner Vorstellung sitzt sie zB. gerade in irgendeinem Café, sieht dabei aus dem Fenster in den Regen hinaus und schreibt diese Zeilen nieder während sie über ihre Freundin nachdenkt.

Dann ist die Geschichte ziemlich rätselhaft. Vieles bleibt offen, zB. die Stelle mit der Musik. Welche Musik die Freundin wohl hören mag? Und warum machen ihr die Menschen Angst? (oder macht ihr eher die "Masse" Angst?) Und warum frägt sie sich, ob ihr Gesicht sie verraten könnte? Hat sie etwas zu verbergen? Usw.

Das alles, finde ich, führt zu einer ausdrucksstarken Charakterzeichnung jener Freundin. Und das in nur wenigen Sätzen. Das hat schon was.

Also, wie gesagt, hat mir sehr gut gefallen. Wenn du vorhast, noch weiter zu schreiben und hier zu veröffentlichen kannst du dir sicher sein, dass ich auch noch deine nächsten Werke lesen werde.


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isatoo schrieb:
@ Ratte: Kann man nicht auch über Gefühle philosophieren? Was ist denn für dich Philosophie?
Also: Selbstverständlich kann man auch über Gefühle philosophieren. Bei mir an der Uni werden ganze Seminare zu diesem Thema angeboten und es gab (oder gibt?) in der Geschichte auch einige Philosophen, die sich ausgiebig damit beschäftigt haben, zB. Spinoza im 17. Jhr., um nur ein bekanntes Beispiel zu nennen.

Um über Gefühle zu philosophieren reicht es aber nicht, nur zu behaupten, dass man welche hat und wie man diese selbst so beschreiben würde (zB.: was machst du für gewöhnlich, wenn du wütend, traurig oder einsam bist?). Das ist Sache der Psychologie.
In der Philosophie dagegen steigt man ganz einfach viel tiefer in das Thema ein. Da geht man Fragen nach, wie zum Beispiel:

- Welche Ursache und welchen Zweck haben Gefühle generell und im Besonderen?
- Stehen Gefühle in Verbindung miteinander? (bin ich zB. immer dann auch traurig, wenn ich zugleich wütend bin oder umgekehrt? Wenn ja: warum?)
- Was ist der Grund dafür, dass wir überhaupt so etwas wie Gefühle haben? Weshalb haben wir alle nicht einfach überhaupt keine Gefühle? Und weshalb könnte das ein Problem für uns darstellen?
- Gibt es Grenzen unseres "Fühlen-Könnens"? Gibt es Umstände, wo ich nicht "noch mehr" fühlen kann als ich gerade schon fühle?

Und so weiter...

Zu deiner zweiten Frage: Philosophie ist für mich tiefes Denken (und natürlich das, was dabei herauskommt). Wenn ich dagegen Poesie betreibe - um mich auf meinen obigen Kritikpunkt zu beziehen - und dabei zB. ein Gedicht schreibe, dann bin ich viel weniger mit denken als vielmehr mit empfinden beschäftigt. Das ist völlig in Ordnung, aber man sollte diese beiden Bereiche nicht miteinander verwechseln.

 

Hej isatoo,

Ich bin beeindruckt. Dein Text wandert genau auf dem Grat, der eine (Kurz-)Geschichte von einem Gedicht trennt. Zumindest empfinde ich es so.
Als so ein "Zwischending" finde ich ihn kostbar, rührend.

Nur eine Kleinigkeit:

Jedes einzelne Gesicht möchtest du fragen, wo ihre Musik ist

Wessen Musik? Die jedes einzelnen Gesichts? Da müsste es "seine Musik" heißen. Oder meinst Du "die Menschen" aus dem Satz davor?

Viele Grüße

Ane

 

@Ane
Danke für die Kritik! Freut mich, dass es dir gefällt.
Ja du hast vielleicht Recht. "Jedes einzelne Gesicht möchtest du fragen, wo ihre Musik ist" Ich spreche die Menschen an und frage nach ihrer Musik. Die Gesichter sind ein wenig irritierend. Die Musik gehört aber nicht dem Gesicht, sondern dem Menschen.

 

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