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Die Ohrfeige
Es war ein stürmischer Herbsttag, als Anna Neumann unterwegs zur Schule war. Der Himmel erschien in einem dunklen, blauen Farbton und die Wolken sahen bedrohlich schwarz aus.
Der stürmische Wind brauste durch Annas blondes, langes Haar und zerstörte ihre ganze Frisur.
„Was für ein Mistwetter!“. Sie hatte durch den ganzen Wetterumschwung schlimme Kopfschmerzen und war bis jetzt noch keinem ihrer Schulfreunde begegnet.
Anna war ein großes, hübsches
15-jähriges Mädchen mit stahlblauen Augen.
Sie hatte eine natürliche, offene Art, die sie bei ihren Mitschülern sehr beliebt machte. Ihr blasser Teint ließ sie sehr unschuldig und schüchtern aussehen,
aber sie war eher der laute, ungebändigte Typ, der sich keine Gedanken darüber machte seine Meinung zu sagen und auch dazu zu stehen.
Nach 20 Minuten war sie von der Bushaltestelle zum Schulhof gelangt und fast wäre sie auch an diesem kleinen Mädchen vorbei gelaufen, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass mit dem Kind etwas nicht stimmte.
Sie blieb stehen und musterte die Kleine, dann setzte sie sich neben sie an den Fahrradständer. „Ist etwas mit dir los?
Warum stehst du nicht auf und gehst zu deiner Klasse?“, fragte Anna sie sehr sanft.
Nach einer Weile hob das Mädchen den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. „Oh, Gott!“, dachte sich Anna.
Die Kleine hatte Prellungen am ganzen Gesicht und ihre Nase blutete. Anna schätze, dass sie in der 5. Klasse war, aber wer tat so etwas einem Kind an? In ihren geröteten,bernsteinbraunen Augen standen Tränen, und ihre pechsschwarzen Haare waren so zersaust, als hätte jemand daran gerissen. „Wer war das? Wer hat dir so etwas angetan?“, Anna war unfassbar entrüstet. Zuerst schaute das Mädchen zu Boden, dann sagte sie: „ Es war…Tobias…..der Große aus der 13. Klasse“. Langsam weiteten sich Annas Augen. „Aber sag ihm bloß nicht, dass ich das erzählt habe! …Er wollte mein Geld…aber ich wollte es ihm nicht geben…und da hat er…“. Jetzt brach die Kleine in Tränen aus. „Schhh, es wird alles gut… keine Sorge…“, aber gerade begann sich Anna erst recht Sorgen zu machen.
Nun nahm sie die Kleine in den Arm und brachte sie zur Schulkrankenschwester, als sie bemerkte, dass sie zu spät zum Unterricht kam, war es ihr auch egal, denn sie hatte größere Sorgen.
Eine davon war, Tobias zu kennen, und einst seine Freundin gewesen zu sein…
„Anna!!!! Was ist heute nur los mit dir? Pass auf! Erst kamst du schon zu spät zum Unterricht und nun bist du gar nicht bei der Sache! Anna? Hörst du mir eigentlich zu?“, Herr Rothers konnte es nicht fassen, dass eine seiner besten Schülerinnen heute gar nicht aufpasste. Er schüttelte den Kopf und wandte sich nun wieder dem Anschreiben von neuen, äußerst schwierigen Aufgaben an der Tafel zu.
Anna war währenddessen ganz woanders mit ihren Gedanken, als in der Mathestunde.
Sie dachte daran, dass der Schläger ihr Ex-Freund Tobias gewesen sein könnte und daran, wie er in den 2 Wochen, in denen sie sich von ihm getrennt hatte, immer wieder mit ihr zusammen kommen wollte und sie nicht in Ruhe ließ. Was sollte sie nun bloß tun? In der Pause einfach zu ihm hingehen und ihn anschreien, dass er kleine Kinder gefälligst in Ruhe lassen solle? Oder zu einem der Lehrer gehen und diesen Fall melden? Nein, sie wollte das selbst in die Hand nehmen. Schließlich könnte sie sich so Tobias auch vom Hals halten. Wenn sie ihm davon erzählte was sie wusste, würde er sie in Ruhe lassen und keine Kinder mehr schlagen, davon war Anna fest überzeugt. Außerdem hatte sie der Schulkrankenschwester schon gesagt das Mädchen wäre die Treppe heruntergefallen. Nun musste sie auch dazu stehen und widerrufen konnte sie es ohne Schwierigkeiten sicher nicht mehr. Wie naiv sie zu diesem Zeitpunkt noch war, konnte sie ja nicht ahnen...
Die Sonne ließ ihre hellen Strahlen über den Schulhof des großen Gymnasiums scheinen, es war Anfang der 2. großen Pause und Anna suchte überall nach Tobias um ihn zur Rede stellen zu können. Sie suchte in jeder Ecke des unteren Hofes, dort war er schon mal nicht. Aber das war ja eigentlich üblich, da Anna, die selbst in der 9.Klasse war, sich meistens mit der ganzen Oberstufe auf dem oberen Schulhof befand. Aber da Tobias sich Opfer aus der 5. Klasse suchte, müsste er sich irgendwo unten in einer nicht sichtbaren Ecke verstecken. Jetzt ging Anna ein Licht auf. Hinter den dunklen Tannen am Eingang der Schule war ein kleiner Einschlupf, der auf einen meist leeren Platz führte. Sie kroch unter den Tannen hindurch durch Büsche und verhakte sich oft in Ästen. Zum Glück wusste sie, dass keiner der Pausenaufsichten von diesem Versteck Bescheid wusste. Der größte Teil der Aufsichten saß sowieso drinnen oder auf den Bänken des oberen Hofes. Sie interessierte das Treiben der Kinder eher wenig. Als Anna durch den letzten Busch hindurch gekrochen war, erkannte sie eine ihr sehr gut vertraute Person. Es war Tobias, der einen kleinen 5-Klässler an eine Tanne gepresst hielt. Er fuhr ihn an: „Gib mir dein Geld und ich lass dich gehen…Wenn nicht...“
Das reichte Anna, sie kroch zurück und wollte einem der Aufsichten Bescheid geben, doch Tobias hatte sie bemerkt. Er ließ den 5-Klässler los, der augenblicklich durch einen anderen Weg zum Hof zurück flüchtete und kroch hinter Anna her. Als sie auf die Bänke zusteuerte, musste sie mit Entsetzten feststellen, dass dort keiner der Aufsichten saß. Es begann zu regnen und als sie sich umdrehte, blickte sie in Tobias dunkelgrüne Augen.
Sein Gesicht war ausdruckslos und plötzlich stieg in Anna ein ungebändigtes Gefühl hoch. Er sagt nur: „ Misch dich nicht noch einmal in meinen Angelegenheiten ein. Diese Nervensägen haben es verdient…die können sowieso nichts anderes als rumstehen und glotzen…es gefällt ihnen doch mal im Mittelpunkt zu stehen…“ Anna konnte sich langsam nicht mehr kontrollieren, Tobias war so ein Mistkerl…Wie konnte er sich es nur erlauben, so was zu tun? Er wollte gerade einen neuen, noch höhnischeren Spruch ablassen, doch da war es schon zu spät. Anna hob ihre Hand, schloss die Augen und schlug ihm mitten ins Gesicht.
2 Wochen später saß Anna allein auf einer Parkbank und aß einen Apfel. Ab und zu wehte der frische Frühlingswind ein paar Papiere vom Boden weg. Nun dachte sie daran, wie dumm es doch war Tobias eine Ohrfeige gegeben zu haben. Irgendwie war danach alles schief gelaufen. Tobias war sofort zu einem Lehrer gelaufen, der das Geschehen mitbekommen hatte. Alle um die beiden herum waren ziemlich geschockt und starrten Anna verdattert an. Sie dagegen war entzürnt in die Schule gelaufen und hatte sich auf die Mädchentoilette verkrochen. Was sollte Tobias dem Lehrer schon großartiges erzählen? „Oh ein Mädchen hat mich geschlagen, weil ich 5-Klässler verprügelt habe?“
Schmunzelnd saß sie dann auf einem Toilettendeckel und wartete, bis die Pause vorüber war.
Tobias wollte sie auf keinem Fall wiederbegegnen, denn in ihrer Beziehung hatte sie schon oft gemerkt, wie brutal er werden konnte. Das war ja auch ein Grund, warum sie sich von ihm getrennt hatte. Aber am besten hätte sie sofort dem Lehrer erzählen sollen, was wirklich vorgefallen war, denn Tobias hatte ihm in dieser Zeit und all ihren Freunden eine böse Lügengeschichte aufgetischt, die sie leider alle glauben würden… Im Chemieunterricht redete keiner mehr mit Anna, aber da konnte sie es sich noch nicht erklären, sie dachte bloß, dass alle etwas verängstigt wegen der Ohrfeige waren. Doch schon nach dem Unterricht erfuhr sie von Nicole, ihrer besten Freundin, was Tobias erzählt hatte. Angeblich habe sie Tobias geschlagen, weil er sie beim Verprügeln kleiner 5-Klässler gesehen hatte und weil sie noch wütend auf ihn war, dass er die gemeinsame Beziehung beendet hatte. Er? Sie hatte doch Schluss gemacht! Aber das Schlimmste war: Er hatte den Jungen gezwungen all dies zu bestätigen. Sie war diesen lächerlichen Gerüchten ausgeliefert, sie konnte nichts tun, um sie zu widerrufen. Es war vorbei gewesen, keiner glaubte ihr mehr und wollte mit ihr reden. Tobias hatte dieses schelmische, niedermachende Lächeln aufgesetzt und bald verachteten sie viele Lehrer und wollten nun eine Klassenkonferenz einberufen, da Tobias erzählt hatte, dass Anna mehrere jüngere Schüler erpresst habe. Jetzt stand Anna auf. Sie ging nach Hause, wo schon ihre Eltern im Auto auf sie warteten. Es würde nun zur Schule gehen, die Konferenz war angesetzt worden.
Alles lief an Anna vorbei, als wäre es nicht real, als wäre sie in einem bösen Alptraum. Die Worte der Beteiligten verletzten sie bis aufs Tiefste, und doch konnte sie keine Einwände erheben.
Alle hatten gegen sie ausgesagt, auch der Junge mit gebeugtem Kopf. Tobias erpresste ihn noch immer.
Sie selbst wurde bei ihrer Version immer unterbrochen und so klang sie gegen Ende sehr unglaubwürdig. Als Anna ihre Eltern ansah, wurde sie sehr betrübt, sicher schämten sich die beiden schon für ihre Tochter. Fast hätte sie unwillkürlich laut aufgeschluchzt, doch in den Kampf gegen ihre Tränen gewann Anna, sie dachte daran, dass sie stark sein musste und dass Tränen nur ein Zeichen ihrer Schwäche waren. Doch sie würde Tobias nicht zeigen, wie sehr er ihr Leben zerstörte, nein, diesen Triumph würde sie ihm nicht schenken.
Leise schloss ihre Mutter die Tür ihres BMWs zu, die ganze Fahrt über sprach niemand auch nur ein Wort. Jetzt war Anna entgültig fertig mit den Nerven. Zu Hause angekommen hörte sie die Ostsee rauschen. Das allein beruhigte sie.
Der Sand fühlte sich unglaublich weich an unter Annas Füßen. Kleine Wellen spülten über ihre nackten Füße, die Turnschuhe trug sie in der Hand. Nun fühlte sich Anna besser, den Stress in der Konferenz konnte sie nur so überwältigen. Sie wusste zwar nicht genau, was sie in den nächsten Tagen gegen Tobias tun würde, aber sie musste es bald tun, denn sonst würde ihr gar keiner mehr Glauben schenken. Sie würde bald zu Nicole gehen und ihr alles erzählen, die würde ihr glauben, bestimmt. Vielleicht würde sie sogar zur Polizei gehen, doch jetzt wollte sie lieber nicht darüber nachdenken. Jetzt würde sie die warme Sonne auf ihrer Haut prickeln lassen und das Meer genießen.
Als sie ins Licht der Sonne guckte, konnte sie gar nicht merken, wie sich ein langer Schatten über sie legte, doch als sie zwei Hände von hinten packten, schreckte sich urplötzlich hoch. Hinter ihr stand Tobias. Er trug sein weißes Polohemd und sah ziemlich gut aus, doch der Schein trügte. „Fass mich nicht an!“, sagte Anna laut. „Ach, komm schon. Du bist doch nicht wirklich beleidigt, doch nicht wegen mir…“ „Verschwinde! Du hast mein Leben schon genug zerstört!“; Anna war kurz davor ihm noch eine zu klatschen. Plötzlich sagte Tobias: „ Und was ist mit meinem Leben? Hast du es nicht zerstört, als du mich verlassen hast? Du dachtest nicht nur einmal an mich, als du mir
nachgegangen bist! Oder?“ „Kleine Kinder verprügeln ist nicht okay! Schäm dich! Das hat nichts mit unserer Beziehung zu tun!“. Sie senkte ihre Stimme leicht, denn seine Augen bekamen wieder dieses Unkontrollierbare. Anna bekam Angst. „Ich hab da so eine Idee…Du möchtest bestimmt wieder beliebt werden, oder? Wir machen einen Deal, wenn du wieder mit mir gehst, dann lass ich alle Gerüchte verschwinden. Ich sage dann wir haben uns versöhnt und den Jungen werde ich dazu bringen, dass er sagt, es wäre nicht so schlimm gewesen. Na?“, er sah sie unschuldig an. „Wie krank bist du eigentlich?“ hätte Anna fast gesagt, doch sie hielt sich zurück und dachte nach. Sie könnte sich ja später wieder von ihm trennen. Hauptsache, es würde ihr wieder jemand zuhören! Nicole ging eh an keinen ihrer Anrufe ´ran, und wenn ihr wieder alle vertrauten, würde sie die Wahrheit erzählen.
Es erschien ihr im Moment kein anderer Ausweg und sie wusste nicht, was Tobias sagen würde, wenn sie verneinte. Was sollte sie wohl anderes tun, sie musste einwilligen und hasste Tobias umso mehr. Sie nahm sich vor sich von ihm fernzuhalten, sie wollte ihn so wenig wie möglich sehen, doch eine Woche später fing er sie hinter der Bushaltestelle ab. Er drückte sie unsanft an eine der Hauswände und senkte seinen Kopf zu ihr herunter. Die anderen, die ausgestiegen waren, waren schon längst um die Ecke und so bekam Anna einen Schrecken. Sie lehnte ihren Kopf von ihm weg, sie wollte ihn nicht küssen und stieß ihn von ihr ab. „Hey! Was soll das? Wir sind doch schon 1 Woche zusammen, jetzt kannst du mich ruhig küssen. Siehste, ich habe Wort gehalten, jeder redet wieder mit dir und du musst von der Schule aus nur Sozialstunden machen. Tischputzen ist doch besser als ein Verweis, oder?“,
Er grinste sie aufdringlich an. „Nein! Ich will nicht!“. Anna wollte sich seiner Umarmung entziehen, doch er packte sie noch fester. Sie drehte und streckte sich und riss seine Hände von ihr ab. „Ich will NICHT!“
Der Aufprall an der Wand tat ziemlich weh, Tobias hatte sie in den Magen geschlagen. Von Schmez benommen rutschte Anna die Wand herunter. Sie begann zu schluchzen. „Ich werde dich dazu bringen, dass du willst! So ein Spiel kannst mit anderen spielen, aber nicht mit mir!“ stieß Tobias hervor. So schnell wie möglich stand Anna auf und lief fort, fort von zu Hause, fort von der Stadt, fort von ihm, fort von dem höhnisch grinsenden Tobias. Sie lief und lief, konnte nicht mehr aufhören. Sie lief zum Strand und wollte alles hinter sich lassen, all das, was ihr so schadete, als sie sich umdrehte sah sie niemanden hinter ihr. Endlich blieb sie stehen und ließ ihre Tasche in den Sand fallen. Das Meer war ruhig und es begann zu dämmern. Langsam ging die glutrote Sonne unter und ließ die Wolken in einem hellen, sanften Rosa erscheinen. Der klare Sternenhimmel gab weite Sicht auf unendliche Sterne und einen wunderschönen Vollmond frei. Anna zog ihre Schuhe aus und legte sich ins kühle Wasser. Die Flut kam und alles wurde dunkel. Kurz schloss Anna die Augen und stellte sich vor, wie sie in den Tiefen des Meeres untergehen würde, wie sie einen letzten Atemzug nahm und sich ihre Lungen mit Wasser füllten. Dann würde sie ein starker Schmerz durchfahren und alles wäre vorbei. Anna würde ihren Körper verlassen und irgendwohin fliegen, endlich wäre sie frei. Blitzartig öffnete Anna ihre Augen und dachte nur: „Ich werde mein Leben nicht so leichtsinnig beenden. Ich werde irgendwohin gehen und ein neues Leben anfangen. Ich lasse mich nicht unterkriegen!“. Natürlich wusste sie, wie unsinnig der ganze Gedanke war. Schließlich hatte sie nicht einmal Geld bei sich, geschweige denn Essen oder Kleidung, nur eine Schultasche mit ein paar Büchern. Also stand sie auf, nahm ihre Tasche und ging den Strand entlang. Obwohl sie durchnässt am ganzen Körper war, fror sie nicht. Sie ging eine ganze Weile lang, vielleicht an die 2 Stunden und erreichte die Klippen. Der kühle Nachtwind stürmte um sie herum und ließ ihre Haare wehen. Vor einer kleinen Klippe blieb sie stehen und sah zurück. Wie weit war sie nun von zu Hause entfernt? Ihre kleine Stadt konnte sie nicht mehr erkennen, das nächste Dorf leuchtete in der Ferne ganz schwach. Nun stieg Anna die Klippe hoch, es war nicht allzu schwer und sie gelangte schnell auf den Hügel. Sie setzte sich an den Rand der Klippe und bemerkte ihr Heimweh und ihre Zweifel. Sollte sie umkehren? Machten sich ihre Eltern Sorgen? Sie hoffte nicht, denn ihnen wollte sie am wenigsten Schaden bereiten, sie war doch ihr einziges Kind. Anna wollte und konnte einfach nicht mehr. Dicke Tränen kullerten ihre Wangen herunter. All den Kummer, den sie bis jetzt aufgestaut hatte, ließ sie nun heraus.
Der dicke Kloß in ihrem Hals löste sich langsam. Nun wurde sie müde und legte sich hin. Der Boden war ziemlich hart und kalt, aber im Moment kam ihr alles recht. Langsam schloss sie ihre Augen erneut und schlief schon nach kurzer Zeit tief und fest. Es war, als würden in dieser Nacht Mond und Sterne auf sie aufpassen, denn so sicher wie jetzt fühlte sie sich noch nie. Anna musste wohl etwas Schönes geträumt haben, denn sie lächelte. Sie lächelte sorglos und unbeschwert wie nie, als ob sie das glücklichste Mädchen auf der Welt wäre.
Die Sirene der Polizei erklang hell durchs Morgengrauen, sie hatten Anna unterkühlt gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Ihre Eltern waren weinend in ihre Arme gefallen, und als Anna zum ersten Mal die ganze Geschichte erzählte, sah ihre Mutter sie entsetzt an. Beide Elternteile machten sich entsetzliche Vorwürfe von Schuld und konnten sich kaum beruhigen. Der Polizei hatte sie ihre ganze Geschichte auch anvertraut, und endlich, nach fast 2.Monaten, glaubte ihr jemand.