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Die Pferde und die Bauruine

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13.04.2015
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Die Pferde und die Bauruine

Wieder einmal spaziere ich an der Bauruine vorbei. In der letzten Zeit weiden hier Pferde. Da trifft mich die Idee, mit meinem Notizbuch vorbei zu kommen und ein Stimmungsbild dieser Pferde vor der Bauruine zu schreiben. Wie ein Foto, das die Stimmung festhält, nur mit Worten.

Da bin ich nun, zum zweiten Mal an diesem Tag, vor dem Zaun. Mein Moleskine und der Tintenroller-Stift sind bereit. Es sind allerdings keine Pferde da. Ein wenig enttäuscht schlussfolgere ich: Nun ist die Bauruine zu beschreiben. Gebückt schiebe ich mich unter dem Elektrozaun hindurch auf die Weide. Die Ruine hat zwei Stockwerke und an den langen Seiten jeweils 16 Fenster je Stockwerk auf der Vorderseite und spiegelnd auf der Rückseite. In der Mitte führt eine große Treppe in das Bauwerk. Die Betonstufen sind von Unkraut überwuchert. Ich steige hinauf in das Erdgeschoss. Die Ruine besteht nur aus den äußeren Betonplatten. Ich bin nun im Inneren, in dem weiten stillen Raum. Einige Eisenpfeiler rosten vor sich hin. Sollte es ein Arbeitwohnheim werden? Irgendetwas rumort in dem Bau. Grünes Moos wächst auf dem Betonfußboden. Es gibt zwar Fensterrahmen, aber sie haben nie Glas gesehen. Die Wiedervereinigung liegt 28 Jahre zurück und ich könnte mir gut vorstellen, dass der Bau durch die Wende nicht fertig gestellt wurde. In der gegenüberliegenden Wandseite gibt es ebenfalls eine Türöffnung. Der Holzrahmen und die Türscharniere sind noch da, aber die Scharniere sind verrostet und unbeweglich. Die Betonplatten der Wände finde ich schmal mit nur 20 Zentimetern. Die Fenster sind schön groß. Oder ist es hier drinnen nur deswegen so hell, weil die Zwischenwände des Innenausbaus fehlen? An den Stirnseiten des Gebäudes gibt es jeweils ein kleines Fenster.
Da steht nun doch ein Pferd draußen vor dem Fenster. Weiß und braun mit dunklem Schwanz. Das nächste Pferd kommt unter mir aus dem Keller. Gleichmäßig hellbraun mit heller, fast weißer, Mähne und Schwanz.
Die meisten der 34 Bodenplatten im Erdgeschoss haben vier Löcher, etwa fünf Zentimeter im Durchmesser, dicht beieinander. Diese Durchbrüche waren sicherlich für die Versorgungsleitungen geplant. Ich zähle mit vier Fingern Kaltwasser, Warmwasser, Strom und Telekommunikation auf. Die vier kleinen Löcher sind ungenutzt, aber durch manche Bodenplatten führen bereits dicke graue Plastik-Rohre. Nach dem Einbau dieser Abwasserrohre muss der Bau stehen geblieben sein. Draußen wiehert es. Eine Treppe führt in die obere Etage. Hier das gleiche Bild. Leere Fensterrahmen aus Kunststoff, ohne je Glas gesehen zu haben. Grünes Moos auf dem Boden. Nur nackte Betonwände und rostende Stahlträger. Zwei kleine Fenster an den Stirnseiten. Jedes Betonelement an der langen Wand hat ein großes Fenster. Über dem Treppenmodul ist, mit blauem Himmel, eine rechteckige Öffnung in der Decke. Die morschen Reste einer Treppe liegen auf dem Boden verstreut. Früher konnte man von hier wohl auf das Dach klettern. Draußen schnauben die Pferde.
Mein Blick geht durch die Fenster auf die Genossenschaft Wachower Landwirte GWL, wie die LPG heute heißt. Und daneben die Firma Lagertechnik Schütz LGT. Auf der anderen Seite sehe ich die Landstraße nach Päwesin und die Firma Hochbautechnik HBT. Nanu, drei Betriebe, mit drei Buchstaben, um diese Bauruine herum? Ich summe: „Drei Chinesen mit dem Kontrabass ...”

An der Stirnwand steht eine Inschrift aus vergangen Tagen: „hab Dir ganz dolle lieb Eric”. Kenne ich einen Eric im Dorf?
Ich steige die zwei Treppen nach unten. Der Keller ist zur Hälfte unter der Erde und hat über dem Erdboden diese kleinen Kellerfenster. Überall liegen rote Ziegelsteine und alte Autoreifen herum. Hier unten ist es dunkel. Sind noch Pferde da? Oder etwas Gruseliges? Der Klassiker wäre eine Leiche im Keller. Es riecht nach Pferdestall und zwischen Sand und Mauerstücken liegt Pferdemist. In der Mitte des Kellers gibt es einen Gang, rechts und links abgehend ein Dutzend Kellerräume, aus Steinen gemauert. Es gibt größere und kleinere Keller. Räume mit und ohne Fenster. Wie es scheint, nutzen die Pferde diese Kellerräume als Stall. Überall liegen Haufen von Pferdeäpfeln. Einige Kellerräume haben einen kleinen Vorraum. Das finde ich verständlich. Aber was sollen diese Wanddurchbrüche?
Zwei Ausgänge führen aus dem Keller nach oben. Müsste man hier nicht aufräumen? Die Pferde könnten sich doch in dem Schutt verletzen! Ich schüttle meinen Kopf und wähle den Ausgang, den die Pferde nahmen.
Ich bin draußen, die Sonne scheint und es ist sommerlich warm. Ich laufe um die Ruine herum, noch vorne zu dem Wasserwagen mit der Tränke. Die hellbraune Stute mit dem hellen Schweif hat mich gesehen. Jetzt sieht mich auch der dunkelbraun-weiß Gescheckte. Er trabt los und mit ihm die anderen drei Pferde. Dann bleibt er stehen und guckt kritisch herüber. Und mein Herz schlägt.
Die vier Pferde stehen zusammen. Jedes ist auf seine Weise schön. Drei Pferde fressen Gras, nur der Kritiker trabt hin und her und scheint mit der Situation nicht einverstanden zu sein.
Die Sonne brennt mir auf Kopf und Hals.
Ich drehe mich etwas zur Seite und die Pferde werden ruhiger, sie grasen nun alle.
Ich will es nicht auf die Spitze treiben und mich losmachen. Ich stehe ihnen sicherlich vor dem Wasser im Weg. Richtig, kaum bin ich aus der Koppel heraus, kommen sie zur Tränke. Nach dem Saufen ziehen sie, wie aufgereiht, eines hinter dem anderen an mir vorbei.

Um mich herum zwitschern Vögel und ein Flugzeug fliegt nach Tegel. Von der Landstraße nach Päwesin dröhnt eine Gruppe Motorräder. Die Pferde stehen jetzt auf der Wiese hinter der Ruine, grasen dort friedlich und ich trage mein geschriebenes Stimmungsbild heim.

 
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Hallo Heiko,
schön beschrieben.

Es sind allerdings keine Pferde da. Ein wenig enttäuscht schlussfolgere ich, nun ist die Bauruine zu beschreiben

Eine logische Schlussfolgerung. Da keine Pferde im Bild sind, folgt die Beschreibung der Bauruine und des Umfeldes und in der Mitte des Textes tauchen die Pferde auf.

Am Ende sind die Pferde, so wie sie sind, der Pratagonist verläßt die Koppel und die Tiere saufen an der Tränke. Ringsherum verändert sich das Bild, fahrende Motorräder und brummende Hubschrauber schaffen Bewegung, die Pferde grasen.

Dein Text hat mir gut gefallen, hab ihn gern gelesen.

Für den Krümelstuhlgänger-Erbsenzählermodus, wie die Auflistung vergessener Kommata, grammatakalisch unkorrekter Dialoge und sonstige Hinweise, fehlten mir Zeit und Interesse.

Wichtig sind meiner Meinung nach, die Inhalte und weniger Grammatik und Form.

Gruß ulf1

 

Hallo ulf1,

vielen Dank für das Lesen und Deine Anmerkungen.

Aber welche Kommas habe ich vergessen und was ist falsch an der Grammatik? :confused:

Ich bin wirklich nicht besonders gut in Rechtschreibung und Grammatik. Auch das Durcharbeiten von Steffi Staadens „Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen” hat meine Fehlerrate nur halbiert. Von daher bin ich sehr dankbar dafür, wenn sich hier andere die Mühe machen mich zu korrigieren. Ich finde korrekte Rechtschreibung wichtig. Es ist wie bei jedem Spiel, es macht einfach mehr Spass, wenn alle die Regeln einhalten. :)

Wie auch immer, beim nochmaligen Lesen, jetzt am Morgen, habe ich doch noch einmal am Stil gefeilt und einige Stellen überarbeitet.

Vielen Dank für Deinen Beitrag und ein schönes Sommer-Wochenende wünscht
Heiko

 

Hallo oheim,

nur kurz, weil es mir in die Augen sprang:

Ein wenig enttäuscht schlussfolgere ich, nun ist die Bauruine zu beschreiben.
Entweder mit Doppelpunkt oder indirekter Rede. So ist der Satz grammatikalisch falsch.

Gebückt schiebe ich mich unter dem Elektrozaun hindurch auf die Weide. Die Ruine hat zwei Stockwerke und an den langen Seiten jeweils 16 Fenster je Stockwerk auf der Vorderseite und spiegelnd auf der Rückseite. In der Mitte führt eine große Treppe in die Ruine. Die Betonstufen sind von Unkraut überwuchert. Ich steige hinauf in das Erdgeschoss. Die Ruine besteht nur aus den äußeren Betonplatten.
Liest du dir deine Texte laut vor? Dann fallen einem solche Wortwiederholungen noch viel schneller auf.

Ich habe deinen Text gelesen, finde ihn aber belanglos. Das ist wirklich nur eine Skizze eines Ortes, aber für einen Leser, jedenfalls mich, uninteressant. Ich habe darauf gewartet, dass noch etwas passiert, aber leider war das nicht der Fall.

liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Heiko,

Deinen Text habe ich hinsichtlich Zeichensetzung, Rechtschreibung, Dialoggestaltung habe ich noch einmal gelesen und konnte keine Regelabweichungen entdecken.

Andere Leser könnten vielleicht:

Ich summe: „Drei Chinesen mit dem Kontrabass ...”

bemängeln, mit dem Hinweis, dass man Satzzeichen nicht wie eine Herde durch den Text treibt.

Darüber liese sich trefflich streiten.

Sommerliche Grüße

Ulf

 
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Hallo bernadette,

vielen Dank für das Lesen und ehrliche Kommentieren :thumbsup:

Für die grammatikalische Korrektheit habe ich den Doppelpunkt gewählt und die mittlere „Ruine” durch „das Bauwerk” ersetzt. Sonst lese ich die Texte auch laut, aber dieses mal nicht :Pfeif: -> kommt auf meine Checkliste, Danke.


Hallo Ulf,

die drei Punkte stehen für die Auslassung (den weiteren Liedtext). In meinem (simplen) Verständnis folgt dann nach dieser wörtlichen Rede kein Punkt mehr. Also habe ich es so gelassen :)

Liebe Grüße
oheim

 

Hallo oheim

Dein Text ist recht simpel von vom Handlungsverlauf, aber das finde ich nicht schlimm. Die Beschreibungen sind eigentlich recht anschaulich, vielleicht könnte man sie teilweise noch mehr konkretisieren - aber das ist sicherlich auch Geschmackssache.
Weil aber gerade wenig Handlung stattfindet, könnte diese Geschichte noch etwas mehr Sinneseindrücke vertragen.

Deine Geschichte besitzt ganze Textpassagen mit kurzen Sätzen. Das wirkt auf mich etwas monoton. Hier würde m. E. nach mehr nach mehr Abwechslung gut tun.


Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen :)


Viele Grüße

Federkrieger

 

Hej oheim,

warum denn mal nicht ein Festhalten einer Umgebung mit Worten? ;) Üblich mit einem Fotoapparat oder einem Malkasten, nun mit Schreibblock und Stift.
Ich denke, es ist eine gute Idee von deinem Protagonisten, zumal es ja mehr so eine Eingebung von ihm ist, er gibt einem Impuls nach und da sage ich rundheraus: das wäre eine Möglichkeit, der bloßen Artikulierung der Umgebung einen persönlichen Anstrich zu geben. Also deinem Protagonisten, wie er das so rumstromert und an den Flughafen denkt und die Pferde so liebevoll beobachtet einen Antrieb zu geben. Etwas, das er möglichweise damit verarbeitet. Einfach, um dieser Geschichte eine weitere Ebene zu schenken. Und meiner Meinung hast du das getan. ;)

Mein Moleskine und der Tintenroller-Stift sind bereit. Es sind allerdings keine Pferde da. Ein wenig enttäuscht schlussfolgere ich: Nun ist die Bauruine zu beschreiben.

Das Wort Moleskine habe ich noch nie benutzt. Es ist hübsch.
Das wäre auch ein guter Augenblick zu zeigen, weswegen sich die Situation geändert hat, also vielmehr, was es mit ihm macht und warum er auch ohne Pferde beschreiben will. Was ist sein Antrieb?
Wenn ich da echt zu tief reingehe, verzeih es mir bitte - mit mir gehen wohl die Pferde durch ;)

Da steht nun doch ein Pferd draußen vor dem Fenster. Weiß und braun mit dunklem Schwanz. Das nächste Pferd kommt unter mir aus dem Keller.

Das ist mit Sicherheit ein befremdliches Bild, das sich ihm da bietet. So ein Pferd, das aus dem Keller kommt. Und ich Leserlein krieg die dollsten Assoziationen. Was es wohl für eine Bedeutung hat, woran erinnert sich der Protagonist?

Deine detaillierten Beschreibungen verlangen mir viel Geduld ab, was ja nicht schaden kann, denn ich weiß ja, dass es darum geht. Er guckt sehr exakt.

Draußen schnauben die Pferde.
Mein Blick geht durch die Fenster auf die Genossenschaft Wachower Landwirte GWL, wie die LPG heute heißt. Und daneben die Firma Lagertechnik Schütz LGT. Auf der anderen Seite sehe ich die Landstraße nach Päwesin und die Firma Hochbautechnik HBT. Nanu, drei Betriebe, mit drei Buchstaben, um diese Bauruine herum? Ich summe: „Drei Chinesen mit dem Kontrabass ...”

Ein lustiger Mann und eine Gegend, die für eine Zeit steht, die vergangen ist und verfällt.

An der Stirnwand steht eine Inschrift aus vergangen Tagen: „hab Dir ganz dolle lieb Eric”. Kenne ich einen Eric im Dorf?

Ich denke mir, er ist dort verwurzelt und möchte nicht loslassen, das Gute sehen. Die Ruine bekommt eine neue Funktion als Stall.

Ich will es nicht auf die Spitze treiben und mich losmachen.

losmachen im Sinne von aufmachen ?

Ich drehe mich etwas zur Seite und die Pferde werden ruhiger, sie grasen nun alle.
Ich will es nicht auf die Spitze treiben und mich losmachen. Ich stehe ihnen sicherlich vor dem Wasser im Weg.

Du könntest hier die Satzanfänge variieren. Mir würde das gefallen.

Die Pferde stehen jetzt auf der Wiese hinter der Ruine, grasen dort friedlich und ich trage mein geschriebenes Stimmungsbild heim.

Alles ist gut. Er ist dort zu Hause, egal was sich und wie es sich verändert. Man passt sich an.

Lieber oheim, hab vielen Dank für deine leise Geschichte und ein freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Federkrieger,
Hallo Kanji,

vielen Dank für Eure Anmerkungen. An meinem Text möchte ich gerne weiter arbeiten, aber das wird noch dauern, daher hier ein kurzes Dankeschön und ich antworte nach der nächsten Überarbeitung.

Herzliche Grüße
oheim

 

Hallo Manlio,

herzlichen Dank für Deine Kommentare. Interessant, wie Du den Text liest und für mich passt es. Ich habe die Zeilen ziemlich verkopft geschrieben. Da kann noch gut mit Gefühl nachgewürzt werden. Ich überarbeite den Text, das dauert aber noch, ich habe im Moment wenig Zeit.

Liebe Grüße
Oheim

 

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