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Die Sache mit dem Dingsda

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01.03.2008
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Die Sache mit dem Dingsda

17.3.2008

Die Sache mit dem Dingsda

Ich hatte so einen schon mal. Vor langer Zeit. Ich kinderlos, der Mann viel unterwegs. Ja da konnte ich ihn gut gebrauchen. Jahrelang leistete er gute Dienste, doch wie alles gab auch er mal den Geist auf. Dann kamen Kinder und Stress und es bestand kein Bedarf.
Doch nun Single und mannlos bin ich der Meinung, ich sollte mir mal was gönnen. Deswegen nahm ich mir schon vor einem Jahr vor, mal in einen Shop zu gehen und mir ein nettes, nicht zu großes, nicht zu kleines Goodie zu kaufen. Ein ganzes Jahr lang brauchte ich um mich geistig auf diesen einen Besuch in so einem Shop einzustellen. Eigentlich ist ja nix dabei und alt genug bist du ja auch schon, aber…
Naja egal endlich war es soweit. Ein Treffen mit einer Freundin in Wiener Neustadt war angesagt und in diesem Zuge wollte ich es tun. In Eisenstadt gäbe es ja auch so einen Shop, aber ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass nur allein die Vorstellung wen ich da so treffen könnte- pfff-nein – Wiener Neustadt musste es schon sein – Wien war mir dann doch zu weit.
Also gesagt getan- schon bei der Autofahrt rutschte ich unruhig auf meinem Sitz hin und her. Ich sah bereits die Mengen an Männern, die alle gerade zu dieser Zeit ihre Filmchen kaufen mussten. Wie sie in Reihen nebeneinander vor dem Regal standen, den Rücken mir zugedreht, eine DVD in jeder Hand und sich nicht entscheiden konnten: „Geile Hausfrauen“ oder „Beuge dich , Sklave!“ Nur ganz heimlich warfen sie einen Blick auf den Nachbarn, um zu erspähen, was denn der so in Händen hält.
Woran erinnerte mich das nur?
Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich wieder auf den Verkehr.
Doch meine Fantasie war nicht mehr zu halten: Ein alter Opa, graues Haar schaute unter seinem braunen Hut hervor, schleppte sich, auf einen Stock gestützt an mir vorbei,Richtung Potenzhilfen. Plötzlich drehte er sich noch einmal um und sein Mund verzog sich zu einem lüsternen Grinsen. Aus dem Mundwinkel lief ihm Speichel und blieb an seinem Bart hängen.
Brrrrr - Innerlich schüttelte es mich bei diesen Vorstellungen. Hier schaltete sich meine Vernunft ein und versprach, dass nichts davon passieren wird. Und sollte es dennoch dazu kommen, legte ich mir Pläne bereit wie ich reagieren würde. Diese reichten von weglaufen, über angreifen bis hin zu versinken im Erdboden.
Ich kam dem Shop immer näher. "Alles ok – du bist ein Frau mit 36 Jahren, ganz normal und darfst das tun. Schultern zurück, Brust heraus und durch da." Ich konnte mir keine Blöße vor mir selbst geben und umkehren, ich musste es endlich hinter mich bringen. Ich zog in die Schlacht.
Schnell war ein Parkplatz gefunden, doch schon beim Aussteigen hätte ich mich am liebsten geohrfeigt. Samstag – es war Samstag- alle Leute waren mit ihren Familien, Kindern in Mengen unterwegs und ich Esel hatte keinen anderen Tag gefunden. Mahhhhhh
„Hallo Frau Lehrerin!“, hörte ich jemanden rufen. „Der meint nicht mich! Der kann nicht mich meinen.“
„Frau Lehrerin Bauer!“ Der meinte doch mich. Entsetzen machte sich auf meinem Gesicht breit. Ich drehte mich langsam um und sah direkt in die Augen von Maxi Huber. Erwartungsvoll strahlte er mich an. Seine Mama stand gleich neben ihm. „Ja hallo, Maxi, na seid ihr auch einkaufen?“, fragte ich mit geheucheltem Interesse. „Ja, ich bekomme ein neues Fahrrad “, erzählte Maxi stolz. "Und ich kauf mir einen Dildo", schoss es mir durch den Kopf. „Ist euer Papa gar nicht mit?“ „Nein, aber Opa. Der ist nur noch schnell was besorgen gegangen“, erzählte er mir.
Ich sah es schon vor mir – Maxis Opa und ich im Shop: „Ja hallo Herr Huber, na wie geht’s ihnen? Gerade eben hab ich mit ihrem Enkel gesprochen. Haben sie sich schon von ihrer Prostataoperation erholt?“
Ich holte tief Luft, verabschiedete mich möglichst höflich und suchte mir schnell ein Klo. Ja, dort konnte ich mich sammeln. Dort sitzend, fühlte ich mich vorerst sicher. Was tun? Abbrechen oder doch durch? „Nein so komme ich nie zu ihm , wenn ich so weitermache wird das kein „schöner Abend. Also: ich bin 36 Jahren, ich kenne keinen dieser Leute hier, außer Maxi, seine Mama und seinen Opa, und ich darf das.“
Mit selbstbewusstem Schritt marschierte ich auf die beklebte, undurchsichtige Tür zu, stieß sie auf und schritt rein ins Ungewisse.
Ich stand eine Sekunde und schaute nach links und rechts, peilte die Lage. Man konnte blendend unter den Regalen durchblicken und so war schnell klar, ich war der einzige Kunde ---uffff
Kein Opa weit und breit.
Brav grüßte ich – obwohl ich lieber unsichtbar geschwebt wäre und bewegte mich möglichst unauffällig durch die Gänge, auf der Suche nach meinen Wünschen. Schnell war der richtige Gang gefunden.
Dort standen sie dann in rot, blau, grün, fleischfarben –bähhhhhhhh- groß klein und und und…
Soviel Auswahl, ich war absolut überfordert. Drei verschiedene hätten mir gereicht. So hatte ich nun dasselbe Problem wie bei den Schuhen. Zuerst fahre ich immer in ein riesiges Schuhgeschäft in einem noch riesigeren Einkaufszentrum und dann finde ich nichts.
Reizüberflutung nennt man das wohl. Zuletzt gebe ich auf und kaufe meine Schuhe in einem Geschäft, das gerade mal vier Paar zur Auswahl hat.
Aber zurück zum Thema …
Einer hätte mir gleich gefallen: grün mit Blümchen. Den hätte ich ins Wohnzimmer stellen können und keiner hätte sich was dabei gedacht- aber man soll nicht glauben was so ein Ding kostet. Er lag weit über meinem Budget. Soviel wollte ich für das bisschen Spaß auch wieder nicht ausgeben.
Obwohl – ich könnte damit meine Oma testen. Mal sehen was sie im Fernsehen so alles sieht. Ich sah sie bereits vor mir, neugierig das Ding von allen Seiten betrachtend und schlussendlich die Kinder fragend:“ Was hat eure Mama da wieder gekauft? wozu soll das gut sein?“
Ein verschmitztes Lächeln huschte mir über die Lippen.
Dennoch blieb auch dieser im Regal stehen.
Während ich die verschiedenen Dinger verglich und die Verkäuferin nach Sonderangeboten befragte, warf ich immer wieder einen unruhigen Blick auf die Tür. Bleib zu – geh nicht auf.
Bing bing –neinnnnnnnnn- die Türglocke- ich hörte sie, drehte mich aber nicht um, zwang mich aufs Regal zu schauen. "Alles ok. Es ist normal, dass du hier bist. Kein Problem." Ich hörte die Schritte genau auf mein Regal zukommen. Neiinnn bitte nicht – und schon stand er neben mir. Maxis Opa…
Nein es war nicht Maxis Opa.
Es war nur mein Papa. "Mein Papa? Was um Himmels Willen tut mein Papa hier?""
Ich schaute nochmals genau hin. Da trafen sich unsere Blicke.
„Hallo Papa!“ "Hallo Marie" Eisige Stille trat ein. Ich trat nervös von einem Bein auf das andere. „Ähm, ich muss lustige Strohhalme für einen Polterabend besorgen. Nächsten Samstag bin ich eingeladen und weil die anderen Mädels keine Zeit haben, musste ich losziehen“, erklärte ich ungefragt. Dann schaute ich ihn, dank meiner guten Ausrede etwas sicherer geworden, erwartungsvoll an und fragte: “Und was machst eigentlich du hier?“
„Ähm ,“ druckste er herum. „Ich wollte schöne Unterwäsche kaufen für deine Mama. Ein Freund hat mir den Tipp gegeben. Ich wollte sie überraschen.“ Nicht wirklich überzeugt von seiner Antwort sagte ich bloß: “Aha!“ Er wusste genau, dass ich ihm das nicht abkaufte. Seine Wagen waren hochrot, er rieb seine Hände nervös aneinander.
Je unsicherer er wurde, desto stärker fühlte ich mich. Mein alleswissender, ihn durchschauender Tochterblick brach ihm das Genick. Er kam aus der Nummer nicht mehr raus. „So Papa jetzt hab ich dich, ab heute bin ich der Boss!“, dachte ich hämisch bei mir. Mein Konto schreib im geiste bereits schwarze Zahlen und der Reperatur des Wasserschadens schien auch nichts mehr im Wege zu stehen.
„Ich hab noch einen letzten im Lager gefunden. Haben sie diesen gemeint?“, fragte die Verkäuferin und wedelte mir mit einem schwarzen Dildo entgegen.
Ich sagte nichts, kein Sterbenswort. Ich versank auch nicht im Erdboden, wie ich gehofft hätte.
Meinen Papa ließ ich mit einem knappen: "Tschüß" , stehen und ging aus dem Geschäft.
Mein Papa und ich verloren nie ein Wort darüber.

Ich habe bis heute kein Goodie für mich, aber ich besorge meinem Papa regelmäßig seine heißgeliebten Zigarren in Wien und weil ich ihn so lieb habe, übernehme ich natürlich auch gerne die Kosten dafür.

 

Danke für deine Meinung!
Aus dem Thema ist leider nicht mehr geworden, weil ich mich an die Realität gehalten haben und da gibts leider keinen feschen Chef, den ich dort treffen könnte sfg.

Werd mir aber deine Tips zu Herzen nehmen.

Schönen Abend / Tag

kröte

 

Moin Kröte,


So, nach der Hundegeschichte jetzt die zweite von dir, die ich gelesen habe. Diesen Text finde ich nicht schlecht, aber - ähnlich wie beim anderen - verschenkst du auch hier wieder einiges Potential.
Die Grundidee ist gut, wenn auch nicht ganz neu, und deine Beschreibungen der Gedankenwelt finde ich irgendwie richtig niedlich (positiv gemeint), aber irgendwie machst du zu wenig draus. Klar, wenn du sagst, daß es eine reale Begebenheit war, ist das natürlich okay - das Problem ist nur, daß ich als Leser nicht dabei war und den besonderen Reiz dieser Situation daher nicht nachempfinden kann. Darum hätte ich mir ein wenig Überzeichnung gewünscht (KaGebs Idee find ich gut - denk doch mal drüber nach, so ein Text ist schnell geändert ;)).
Naja, auch so war der Text ganz nett, wenn die Pointe ruhig ein wenig pointierter und böser hätte ausfallen können.

Ja da konnte „Frau“ ihn gut gebrauchen.
Hehe... ich nenne dieses Fossil aus der humortechnischen Steinzeit gerne "Aschenbecherinnenwitz" und bin jedesmal wieder sehr erstaunt und auch ein wenig erschrocken, daß diese Spezies des schwachen Witzes immer noch nicht ausgestorben ist...
tut mir Leid, aber auf diesen Witz reagiere ich immer allergisch ;)
bin ich der Meinung „Frau“ sollte sich mal was gönnen.
Argh... er tritt auch noch paarweise auf
Freundin in Wr Neustadt
Wr Neustadt? Wenn das ne Stadt ist, würd ich die ausschreiben.
Mir wäre fast die Luft weggeblieben vor lauter Lachen. Ein Mann stand vor dem Eingang und sah mich nur fragend an, als ich da prustend aus dem Laden kam. Und dabei dachte ich, dass ich unerfahren und unwissend bin ---naja .
Den Teil hab ich leider inhaltlich nicht so wirklich verstanden. Ist sie erleichtert, weil sie denkt, nicht der einzige Neuling zu sein?

 

Dank nochmals an dich!

Ja, sie war erleichtert, dass es anscheinend immer wieder Menschen gibt, die noch uninformierter, unbedarfter sind.

Die Sache mit dem Nachempfinden ist mir auch schon aufgefallen, werd noch mal versuchen ein bisschen was zu ändern.

babatschi kröte

 

Hallo Thamus!

Dank dir! Werde mir das mit dem sprachlichen aufpäppeln mal durch den Kopf gehen lassen.
Dir noch einen schönen Tag

baba
kröte

 

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