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Die Schöne von Sevilla (15. Jahrhundert)

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25.03.2003
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Die Schöne von Sevilla (15. Jahrhundert)

Die Schöne von Sevilla

Sevilla, im Jahre des Herrn 1481

Es war noch früh am Morgen, als sich Susona zum schwersten Gang ihres Lebens aufmachte. Sie hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan und fühlte sich müde und schwach, als sie die menschenleere Gasse in Richtung der Kathedrale durchquerte. Die Stadt am Guadalquivir erwachte langsam zum Leben. Wolken überzogen den Himmel und verdeckten die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Heute war ein besonderer Tag für Sevilla, ein Festtag für die einen, ein Anlass zum Trauern für die anderen.

An diesem sechsten Februar im Jahre des Herrn 1481 sollten die ersten Scheiterhaufen entzündet werden, damit die Ketzer Kastiliens, die Juden und Scheinchristen, ihr Seelenheil durch die Flammen wiedererlangen konnten. Die Inquisition veranstaltete ihr erstes Autodafé. Alle Bürger Sevillas waren aufgefordert, an diesem besonderen Ereignis teilzunehmen. Seit Tagen war eine merkwürdige Stimmung unter den Bewohnern zu verspüren. Obwohl die Gassen wie zu einem freudigen Feiertag mit Fahnen und Blumengirlanden geschmückt waren, schwebte eine Aura der Ungewissheit und Furcht, aber auch der Neugierde über der Stadt. Die hohen Beamten des Klerus, sowie das Katholische Königspaar höchstpersönlich waren auf Grund dieses wichtigen Ereignisses nach Sevilla gekommen. Fernando und Isabel hatten einen Teil ihres Hofstaates mitgebracht und weilten wie jedes Mal, wenn sie sich in Sevilla aufhielten, im Palast Real Alcázar, der sich im Stadtteil Santa Cruz befand - ein wunderschönes Bauwerk im „Mudéjar“ Stil mit weitläufigen Gartenanlagen.
Der Platz vor der Kathedrale war bereits mit Schaulustigen angefüllt, als Susona dort ankam. Außer den Sevillanern waren zudem viele von auswärts Angereiste unter den Zuschauern, so auch Pedro Valverde und seine Gemahlin Beatríz. Der aus Cordoba stammende Goldschmied war allerdings nicht wegen dem bevorstehenden Autodafé in die Stadt gekommen, sondern hatte geschäftlich dort zu tun. Da an besagtem Tag die gesamte Bevölkerung auf dem Platz vor der Kathedrale versammelt zu sein schien und alle Geschäfte geschlossen waren, hatten sich auch der Goldschmied und seine Frau aufgemacht, um dem Spektakel beizuwohnen. Die Stadt wirkte wie ein großer Jahrmarkt. An allen Ecken und Enden führten Gaukler und Jongleure ihre Kunststücke vor, boten Händler ihre Waren feil. Die himmlischsten Gerüche nach gebackenen Küchlein, und gebrannten Mandeln durchzogen die Luft. Bettler und Verkrüppelte standen schon seit dem Morgengrauen an den Straßenrändern, in der Hoffnung dem sevillanischen Volk an diesem besonderen Tag ein paar Maravedis zu entlocken.
"Wie viele arme Seelen mögen wohl gleich ihr Leben verlieren?", fragte Beatríz nachdenklich.
"Der Wirt unserer Herberge sagte, dass sechs Männer, allesamt wichtige Persönlichkeiten der Converso- Gemeinde Sevillas, durch den Flammentod sterben sollen, sowie weitere Verurteilte eine Bestrafung erhalten und wieder mit der Kirche ausgesöhnt werden." Der Goldschmied ergriff die Hand seiner Frau und zog sie mit sich.
"Komm, lass uns etwas zu essen kaufen, ich habe Hunger."

Die notwendigen Vorbereitungen waren abgeschlossen. Susona sah die Tribüne, auf der in wenigen Augenblicken die Obrigkeiten Platz nehmen würden. Draußen vor den Stadtmauern, in der Ebene von Tablada warteten bereits die Scheiterhaufen auf die zum Tode Verurteilten. Die armen Sünder befanden sich noch in den Kerkerverliesen des St. Pauls Klosters, von wo aus sie bald zum Platz ihrer Uteilsverkündigung geführt werden würden.

Kurz vor Beginn der Prozession begannen sämtliche Kirchenglocken der Stadt zu läuten, um den feierlichen Akt einzuleiten. Der Klang der Glocken verursachte Beatríz eine Gänsehaut und sie ergriff die Hand ihres Mannes. Der Goldschmied und seine Frau standen im Getümmel und warteten wie alle anderen auch auf die Ankunft der Ketzer.
"Schau, Gonzalo, das Königspaar!", rief Beatríz aufgeregt und deutete auf die Tribüne, wo Isabel und Fernando soeben Platz genommen hatten.
"Wer sind denn die beiden daneben?" Beatríz wurde des Fragens nicht müde.
"Der eine ist Tomás de Torquemada, der Prior des Klosters von Segovia und der andere Kardinal Pedro Gonzalez de Mendoza, der Erzbischof der Stadt", erklärte der Goldschmied geduldig.
Tomas de Torquemada konnte seine Aufregung über das bevorstehende Spektakel kaum verbergen. Er hatte einiges dazu beigetragen, damit die Könige endlich zugestimmt hatten, die Inquisition in Kastilien und Aragón einzuführen.
Immer wieder gingen die Blicke der Zuschauermenge in die Richtung, aus der die Prozession erwartet wurde. Der Wind wehte bereits fetzenhaft die Klänge dumpfer Trommelschläge und Fanfarenstösse zur Plaza herüber. Die Prozession konnte nicht mehr weit entfernt sein. In der Mitte des Platzes hatten die Büttel der Inquisition ein Holzpodest errichtet, auf dem mehrere Käfige standen, in welche man in Kürze die zum Tode Verurteilten während der Verkündigung ihrer Urteile sperren würde.
Neben dem Podest befand sich ein Altar mit einem hölzernen Kreuz. Plötzlich ging ein Raunen durch die Zuschauermenge. Der Zug der Verurteilten näherte sich der Plaza.
„Beatríz, dort hinten kommen sie!“, rief der Goldschmied und deutete in die Richtung, aus der die Fanfarenstöße zu vernehmen waren. Neben ihnen stand eine junge Frau. Sie war in einen pelzverbrämten Samtumhang gehüllt und hatte ein Tuch um ihr Haupt geschlungen. Beatríz stieß ihren Mann in die Seite.
„Schau mal, Gonzalo, sieht das Mädchen nicht furchtbar traurig aus?“ Der Goldschmied blickte auf die junge Frau und musste seiner Gemahlin Recht geben. Auf den wunderschönen, ebenmäßigen Gesichtszügen des Mädchens spiegelte sich eine solche Melancholie wieder, dass es selbst dem hartgesottenen Goldschmied schwer ums Herz wurde. Es blieb ihm jedoch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, da die Prozession soeben an der Plaza ankam.
Susona bahnte sich ihren Weg durch die Wartenden, bis sie fast vor dem Holzpodest stand. Mit leerem Blick starrte sie auf den sich nähernden Zug. Ihr Herz krampfte sich zusammen, bei dem Gedanken, ihn gleich anschauen zu müssen. Seit dem besagten Tag, an dem es an die Türe ihres Hauses geklopft hatte, und er abgeführt worden war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen, da man sie nicht zu ihm lassen wollte. Wie oft war sie vor dem düsteren Gebäude auf und ab gelaufen, hatte die dicken Mauern, hinter denen so viel Leid geschah, berührt, so als ob sie ihm dadurch ein Stückchen näher sein konnte. Sie fürchtete sich vor seinem Anblick. Man erzählte sich die schlimmsten Schauermärchen über das, was mit den Menschen dort geschah.

Den Anfang der Prozession machte ein Laienmönch, der das Banner der Inquisition vor sich hertrug. Auf einem rechteckigen Stück Samt prangten für jedermann gut sichtbar, die Zeichen der neuen Institution – das grüne Kreuz zwischen Schwert und Olivenzweig. Darunter war in Goldbuchstaben der Leitspruch: “Exurge Domine Et Judica Causam Tuam” aufgestickt. Hinter dem Bannerträger schritten mit feierlicher Miene die beiden Inquisitoren, Juan de San Martín und Miguel de Morillo. Dann folgten erneut zwei Laienmönche die ein großes mit einem schwarzen Flor verhülltes Holzkreuz trugen. Als nächstes kamen Vertreter sämtlicher in der Stadt ansässiger Orden, brennende Kerzen vor sich hertragend. Sie wurden vom Prior des St. Pablo Klosters, Alonso de Hojeda, angeführt. Die Trommeln und Fanfaren waren mittlerweile verstummt, und ein paar in braune Kutten gekleidete Mönche untermalten den schaurigen Zug mit einem monotonen Trauergesang, zu dem die Teilnehmer wiegend vorwärts bewegten.
Schließlich erschienen die Hauptpersonen des bevorstehenden Aktes, sie schritten so gut es ging – manchen war durch die Folter arg zugesetzt worden, und sie konnten sich kaum auf den Beinen halten – im Takt des Gesangs vorwärts. Sie hielten erloschene Kerzen in den Händen und trugen gelbe Büßergewänder, die sambenitos und grell bemalte hohe Papiermützen, die carozas. Die sambenitos waren, gemäß der Schwere ihrer zu erwartenden Strafe, entweder mit schwarzen Kreuzen gekennzeichnet oder, wenn es sich um Todeskandidaten handelte, mit roten Flammen und Höllendämonen bemalt. Auf die Büßergewänder derjenigen, die nur eine leichte Strafe zu erwarten hatten, schrieb man nach dem Autodafé den Namen und das Verbrechen, welches sie begannen hatten und hängte das Gewand für eine bestimmte Zeit in der Kirche des Heimatortes des Büßers auf, damit jedermann es sehen konnte und diese Schande eine zusätzliche Bloßstellung für den Verurteilten bedeutete.
Und dann sah sie ihn! Trotz seiner äusserlichen Verletzungen ging er aufrecht daher, den Blick nach vorne gerichtet. Sein Stolz schien noch nicht gebrochen zu sein. Tränen traten in die schönen, dunkelblauen Augen der jungen Frau und ließen diese wie zwei Saphire glänzen. Sie schlang die Arme um ihren schlanken Körper und ihre Finger hielten sich krampfhaft an dem weichen Samt ihres Umhangs fest. Auch Beatríz und Gonzalo betrachteten das Geschehen mit gemischten Gefühlen. Sie wussten, dass diese Menschen gegen die Heilige Kirche Gottes verstossen hatten, doch der Anblick dieser ärmlich anzusehenden Geschöpfe erregte ihr Mitleid. Den Abschluss der gespenstischen Prozession bildete ein Karren auf dem sich eine hölzerne Kiste befand – der Sarg mit den Überresten einer bereits verstorbenen Ketzerin, deren Vergehen man erst nach ihrem Tod entdeckt und deren Gebeine man wieder ausgegraben hatte, um sie ebenfalls den Flammen zu übergeben. Während ein Ordensbruder Alonso Hojeda half, die Pontifikalgewänder anzulegen, sperrten die Büttel die Gefangenen in die Holzkäfige.
Dann begann der Prior des St. Pauls Kloster höchstpersönlich, die Messe zu lesen, und im Anschluss daran wurden die Vergehen der Angeklagten und deren Urteile verkündet. Dieser Vorgang zog sich über Stunden hin. Je nach Vergehen wurden Strafen jedweder Schwere verhangen, angefangen von der Zahlung eines Bußgeldes, Gefängnisstrafen und Sklavendiensten auf Galeeren bis schließlich hin zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Drei der zum Tode Verurteilten hatten Reue gezeigt. Ihnen wurde deshalb die Gnade erwiesen, sie, bevor die Flammen entzündet werden würden, durch die Garrotte zu erwürgen.

Tomas de Torquemada betrachtete das Geschehen aufmerksam. Er wünschte, er selbst stünde dort unten, um diesen Ketzern ihr Ende zu verkünden. Eines Tages würde es so sein, dessen war sich der Fanatiker sicher.
Hatte noch zu Beginn der Prozession die Sonne hoch über dem Platz der Kathedrale gestanden, so war sie nun hinter derselbigen verschwunden und hatte den Himmel in ein rot- orange gefärbtes Inferno verwandelt. Jetzt, nachdem die Urteilsverkündung abgeschlossen war, und die Ketzer zur Vollstreckung ihrer Bestrafung dem weltlichen Arm übergeben worden waren, formierte sich die Prozession aufs Neue, um sich hinaus vor die Stadtmauern zu begeben, zur Ebene La Tablada. Dort warteten bereits die Kohlenbrenner und Büttel.
Auch die Zuschauermenge und mit ihnen der Goldschmied und seine Frau pilgerten hinaus vor die Stadttore. Das Königspaar und die höhergestellten Persönlichkeiten ließen sich in einer Karosse dorthin kutschieren, während sich die Übrigen zu Fuß aufmachten.
Schließlich kamen sie auf der Ebene an und sahen in der Ferne die sieben aufgeschichteten braseros. Eine Menschenmenge hatte sich bereits davor versammelt. Musikanten spielten traurige Melodien und auch hier boten Straßenverkäufer den Wartenden ihre Leckereien an. Kurz darauf erreichte auch die Prozession der Verurteilten den Hinrichtungsplatz. Es hatte bereits zu dämmern angefangen und das Feld war mit brennenden Fackeln abgesteckt. Beatríz und Gonzalo blieben im Hintergrund stehen.

Weiter vorne nahm das Schicksal seinen Lauf. Büttel rissen den Verurteilten die Büßergewänder vom Leibe, und präsentierten deren nackte, geschundene Körper den gierigen Blicken der Zuschauermenge. Sie zogen und schleiften die Gequälten zu den sechs braseros, banden sie darauf fest und legten die Holzkiste mit den Gebeinen der bereits verstorbenen Ketzerin auf den siebten Holzstapel. Nachdem Alonso de Hojeda einen letzten Segen gesprochen und die Verurteilten mit Weihwasser bespritzt hatte, wandten die Büttel bei den drei reuigen Sündern die Garrotte an. Trommelschläge und Fanfarenstösse ertönten, als die Inquisitionshelfer die ersten Scheiterhaufen entzündeten. Das Holz war so trocken, dass es sofort lichterloh brannte. Die Schreie der Gepeinigten vermischten sich mit den Trommelschlägen und den Geräuschen, welche die hochschlagenden Flammen verursachten.
„Oh mein Gott, wie schrecklich!“, schluchzte Beatríz und verbarg ihr Gesicht an Gonzalos Schulter. Dieser strich beruhigend über den Rücken seiner Frau. Er blickte sich in der Menge um. Die meisten hatten ihre von Entsetzen gezeichneten Gesichter abgewandt, doch einige wollten sich auch nicht das Geringste des schaurigen Spektakels entgehen lassen und stierten mit gierigen Blicken auf das Geschehen.
„Tod den jüdischen Bastarden, den Gottesmördern!“, schrieen sie fanatisch.
Plötzlich sah Gonzalo etwas weiter neben sich wieder das junge Mädchen, welches zuvor auf dem Kathedralenplatz in ihrer Nähe gestanden hatte. Mit schreckensweit geöffneten Augen starrte es auf die brennenden, menschlichen Fackeln, die nun ganz von den Flammen eingeschlossen waren, um im gleichen Augenblick aufzuschreien und ohnmächtig zu Boden zu sinken. Gonzalo kniete sich sofort nieder, hob sie auf seine Arme und legte sie abseits des Getümmels wieder auf dem Boden nieder. Beatríz entfernte das Tuch der Ohnmächtigen, faltete es zusammen und legte es ihr als weiche Stütze unter den Kopf, während Gonzalo dem Mädchen behutsam auf die blassen Wangen schlug. Schwarze glänzende Locken umschmeichelten wie ein Fächer ihr fein geschnittenes Gesicht mit der schmalen, geraden Nase und dem vollen, herzförmigen Mund. Nach ein paar Minuten schlug sie die Augen auf, wunderschöne dunkelblaue Augen, die von einem dichten, schwarzen Wimpernkranz umrandet waren. Sie schaute einen Moment orientierungslos umher, als ob sie nicht wüsste, wo sie sich befände, bevor sie sich wieder ihres Kummers zu erinnern schien und in Tränen ausbrach. Sie setzte sich auf, schlug die Hände vor das Gesicht und begann bitterlich zu schluchzen. Echte Verzweiflung war aus ihrem Weinen herauszuhören und berührte Beatríz’ und Gonzalos Herzen. Hilflos blickten sie sich an, unwissend, wie sie dem armen Mädchen helfen konnten. Schließlich nahm Beatríz sie in den Arm und reichte ihr ein Tüchlein, damit die Weinende sich ihre Tränenflut trocknen konnte.
“Was ist mit Euch?”, fragte die Frau des Goldschmieds. “Habt Ihr Schmerzen? Können wir Euch irgendwie helfen?“
“Nein, mir ist nicht zu helfen“, brachte die junge Frau zwischen zwei Schluchzern hervor. “Mein Leben ist für immer zerstört.”
“Sagt doch nicht so etwas! Es gibt immer einen Ausweg!”, versuchte Gonzalo sie zu trösten. “Wollt Ihr uns nicht erzählen, was Euch bedrückt? Vielleicht können wir irgendetwas für Euch tun.”
Susona, seufzte tief, doch schließlich begann sie stockend, sich den Kummer von der Seele zu reden. Dabei wurde die immer wieder von Schluchzern übermannt.

Susona war die Tochter von Diego de Susán, einem der reichsten und einflussreichsten conversos von Sevilla, also einem ehemaligen Juden, der zum Christentum übergetreten war. Wie so viele andere konvertierte Juden, lebte auch Diego im Verborgenen weiterhin nach den Gesetzen Moses und war nur nach Außen hin ein Christ, der regelmäßig die Messe besuchte. Die Einführung der Inquisition, im Speziellen die Untersuchungen, welche die Inquisitoren unter den conversos von Sevilla anstellten und deren Verdächtigungen, gefielen den ehemaligen Juden, die vor langer Zeit zum Christentum konvertiert waren und zumeist hohe Positionen innehielten, überhaupt nicht. Die Neuchristen beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen und begannen, heimlich Zusammenkünfte im Hause des Diego de Susán abzuhalten, um eine Verschwörung gegen die sogenannten “Altchristen” anzuzetteln. Susona hingegen, hatte ohne das Wissen ihres Vaters eine Affäre mit Alonso de Guzmán, dem Sohn einer der wichtigsten christlichen Familien Sevillas angefangen. Eines Abends, als die Verschwörer sich wieder im Hause Diego de Susáns versammelt hatten, um die Planung zu Ende zu bringen, wurde Susona zufällig Zeuge der heimlichen Unterredung. Als sie hörte, dass die Männer mit Waffengewalt gegen die Altchristen vorgehen wollten, fürchtete sie um das Leben ihres Geliebten. Auf der Stelle suchte sie Alonso de Guzmán auf, um diesen vor der bevorstehenden Gefahr zu warnen. Dabei dachte sie in keiner Weise darüber nach, was dies für Folgen für ihren Vater haben könnte. Der junge Christ benachrichtigte sofort den Stadthalter Diego de Merla über die bevorstehende Verschwörung, und so hatte das Schicksal seinen Lauf genommen.

“Erst, als die Inquisitoren an unsere Tür klopften und meinen Vater mitnahmen, wurde mir klar, was ich angerichtet hatte. Und jetzt musste er meinetwegen diesen qualvollen Tod sterben.” Sie begann erneut hemmungslos zu schluchzen. “Wie soll ich jemals wieder in den Spiegel schauen können, ohne mir vorzuwerfen, das Leben meines Vaters auf dem Gewissen zu haben? Auch ich verdiene nichts besseres als den Tod! Den Tod!”
Die letzten Worte schrie sie heraus, während sie aufsprang und in der wieder in Richtung Stadtmauer pilgernden Menschenmenge verschwand.

Beatríz und Gonzalo blieben noch eine Weile sprachlos zurück. Zu sehr hatte sie das Schicksal dieser armen, jungen Frau berührt. Beatríz ließ das Tuch, welches das Mädchen zurückgelassen hatte, durch ihre Hände gleiten. Es war aus feinstem Wollstoff und über und über mit Blumenstickereien versehen.
“Was für ein schreckliches Schicksal”, seufzte Beatríz. “Hoffentlich tut sie sich nichts an! Ich wünschte, wir hätten ihr irgendwie helfen können.”
“Ich fürchte, das kann niemand. Sie wird diese Last bis an ihr Lebensende zu tragen haben. Komm, lass uns zurückgehen, bevor die Stadttore geschlossen werden!”

Susona, die in Sevilla von je her unter dem Namen:“La hermosa hembra“ – Die Schöne“ bekannt war, war zunächst tagelang durch Sevilla herumgeirrt. Sie hatte alles verloren. Der gesamte Besitz ihres Vaters war von der Inquistion beschlagnahmt worden, sodass sie nun völlig mittellos dastand. Am schlimmsten waren jedoch die Schuldgefühle, die sich wie ein Brenneisen tief in ihre Seele einbrannten. Nach ein paar Tagen griff ein Priester die verwirrte, verwahrloste Frau am Straßenrand auf und nahm sie mit in sein Kloster, wo Susona sich dem Mönch nach einer Weile anvertraute. Schließlich trat sie selbst einem Kloster bei, in dem sie bis an ihr Lebensende verweilte.
In ihrem Testament verfügte Susona, dass man nach ihrem Tod ihren Kopf am ehemaligen Haus ihres Vaters im Santa Cruz- Viertel anbringen solle, damit er für alle Zeiten als Mahnmal für ihren schrecklichen Verrat dort hängen bliebe. “

 

Hallo Basti,
danke für deine Kritik. Ich habe deinen Vorschlag, ein paar mehr Dialoge einzuarbeiten, bereits befolgt. Das ist eben die Schwierigkeit, auf der einen Seite will man soviel Info über das Zeitgeschehen hineinbringen, auf der anderen Seite darf das Ganze dann nicht zu trocken werden.
Ich habe echt viel dafür recherchiert. Zum gleichen Thema habe ich einen Roman geschrieben, der nächstes Jahr verlegt wird.
Freut mich, dass es dir gefallen hat.

LG
Blanca

 

Hallo Blanca,

ja, das ist wirklich schwer. Vorneweg; toll geschrieben. Die Sprache hälst Du gut durch. Aber Du musst/ versuchst, eine ganze Menge Infos einzubauen und das macht es so schwierig.

Es ist natürlich notwendig, zu erklären. Dadurch wird es allerdings natürlich, nicht langweilig, aber die Gefahr besteht, dass der Eine oder Andere aufgibt. Es dauert eine Weile, bis etwas "passiert".

Mehr Dialoge ist natürlich ein klasse Vorschlag. Ich würde vielleicht auch schon vorher mehr von Susona zeigen und Informationen nebenbei einfliessen lassen. Mir kam es am Ende durch die Einleitung nämlich etwas aprubt vor. Kaum ist sie vorgestellt, ist es auch schon vorbei. Vielleicht braucht diese Geschichte einfach mehr Raum.

Auch wenn es sich vielleicht nicht so liest; hat mir gut gefallen. Ich hätte nur so gerne mehr von Susona gelesen :)

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo Gori,
Danke für's Lesen. Du hattest Recht, von Susona kam zu wenig vor.Ich habe jetzt schon voher mehr Info über sie eingebracht. Würde mich interessieren, wie du es jetzt findest.

LG
Blanca :)

 

Hallo nochmal :) ,

wirkt schon etwas aufgelockerter. Und was mir besonders gefällt; Susona taucht nicht am Ende beinahe urplötzlich und nur kurz auf, sondern man erahnt etwas mehr über ihr Schicksal :)

Es ist nunmal ein Thema, das man nicht eben mal so abarbeiten kann. Die Infos müssen sein, aber sie kommen mir nicht mehr so berichtend vor, wie vorher. Ich denke, das liegt daran, dass Du jetzt zwischendurch immer wieder auf Susona oder den Goldschmied und seine Frau schwenkst.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo Gori,
danke, dass du noch mal drüber geschaut hast. Mir gefällt es jetzt auch viel besser. Ich finde es immer wieder toll, wie man durch die Tipps hier seine Stories verbessern kann.

LG
Blanca :)

 

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