Mitglied
- Beitritt
- 22.01.2006
- Beiträge
- 65
Die Sphäre
1 – Der Kontrollraum. Rotes Licht. Schwarzer Knopf
„Wach auf, los, wach auf, verdammt noch mal!“
Zurgel schaute sich benommen um.
„Na los, so unfähig kann man doch gar nicht sein, die Warnlampe leuchtet rot! Du sollst doch nur die Lampe überwachen und Alarm geben wenn sie blinkt, mehr nicht! Ist das zuviel verlangt??“, keifte ihn Gangton an.
Beschämt rappelte sich Zurgel auf und starrte auf seine Konsole. Wie immer leuchtete kein rotes Licht. Er sah nach hinten, wo sich Gangton ärgerlich grummelnd zurückzog.
Seit zweiundvierzig Zyklen sitze ich hier. Und nichts ist passiert, einfach nichts. So hab ich mir das nicht vorgestellt, dachte er.
Vorsichtig blickte er sich um. Gangton war nicht mehr zu sehen. Schnell huschte Zurgel in die Ecke des Kontrollraums und goss sich eine heiße Tasse Cremax ein. Genau in diesem Moment leuchtete die Lampe auf und die Sirene begann zu heulen. Zurgel ließ vor Schreck die Tasse fallen und hastete zu seiner Konsole. Ungläubig starrte er auf das rote Licht. Er war unfähig auch nur einen Finger zu heben, stocksteif stand er da. Hinter ihm rumorte es, mit einem Aufschrei des Zorns hastete Gangton herein und packte Zurgel an seiner Kehle.
„Ich wusste es, du bist völlig unfähig, du weißt doch genau was du zu tun hast! Hau ab, verschwinde, bevor alles zu spät ist“, schrie Gangton völlig aufgelöst und riss Zurgel von der Konsole weg. Dann drückte er den großen schwarzen Knopf, so wie es die Aufgabe von Zurgel gewesen wäre.
Kopfschüttelnd sah Gangton auf den am Boden kauernden Zurgel herab.
„Jetzt liegt es nicht mehr in unserer Hand. Ich hoffe, du hast es nicht versaut, wenn die Menschen entdecken, was hinter der Wand liegt, dann ist alles zunichte gemacht, die gesamten 300 Zyklen. Dann bist du fällig, Zurgel, völlig egal wer dein Vater ist…“
2 – Die Sphäre. Schwarze Platten. Der Sohn des Direktors.
Als Ahknort das Signal aus dem Kontrollraum hörte, rannte er sofort zum Projektraum. Er riss die Tür auf und erkannte direkt, was auf dem Spiel stand. Die Menschen hatten tatsächlich ein Raumschiff gestartet, und zwar ein bemanntes mit einem Ziel außerhalb ihres Sonnensystems!
Wie haben sie das nur hingekriegt, diese kleinen Biester?, fragte er sich.
Egal, dafür war jetzt keine Zeit.
Zum Glück war sein Assistent auf Zack und hielt bereits die Hintergrundplatte in den Händen.
Es musste schnell gehen, aber trotzdem präzise. Vorsichtig näherte sich Ahknort der pechschwarzen Sphäre, die rund um das Sonnensystem der Menschen gespannt war. Seinem Assistent winkte er kurz zu, dann schaltete dieser die Hintergrundbeleuchtung des Raumes aus. Dann musste sich sein Helfer mit der großen Tafel in der Hand vor die Sphäre stellen. Ahknot nahm die schwarze Platte aus der Sphäre heraus, an der das Menschenraumschiff gleich ankommen würde. Er legte sie beiseite, nahm einen Plastikbeutel aus seiner Jackentasche und wartete auf das Schiff.
Da! Jetzt kam es durch das Loch in der Sphäre. Schnell stülpte Ahknort den Beutel über das Schiff, dann hob er die Platte wieder auf und setzte sie zurück in die schwarze Kugel.
Das war knapp, dachte Ahknort, nicht auszudenken sie wären gegen die Platte geknallt und explodiert. Dann hätten die Menschen gesehen, dass es ihr unendliches Universum gar nicht gab. Die ganze Zucht wäre wertlos geworden und sie hätten schon wieder von vorne anfangen müssen. Bestimmt wäre er degradiert worden, hätte den Scheißposten von Zurgel übernehmen müssen, diesem Idioten.
Mit dem Beutel in der Hand eilte er zum Büro des Direktors.
„Ahknort, mein Junge, ich hab es auf dem Monitor mitverfolgt, das war aber ganz schön knapp. Nichts für ungut, ist ja noch mal gut gegangen“, brummelte Direktor Hakvort.
Er nahm den Beutel entgegen.
„Da wird sich mein Junge bestimmt drüber freuen, er nervt mich schon seit zwei Zyklen damit, dass er mal mit echten Menschen spielen will.“
Ahknort sah den Direktor an, dann fragte er unsicher: “Wenn die Menschen ein bemanntes Schiff so weit hinaus geschickt haben, dann war das doch bestimmt nicht das letzte dieser Art. Was machen wir in Zukunft, damit das nicht noch mal passiert?“
„Ja wissen Sie, mein Junge, das Problem haben wir in der letzten Präsidiumssitzung bereits angesprochen. Wir haben uns für die sicherste Lösung entschieden. Ach, das hätten wir eigentlich schon lange machen sollen, ich weiß auch nicht, irgendwie hing ich an den Menschen, aber … jetzt verfälschen sie einfach alle Ergebnisse. Ahknort, setzen Sie den Virus frei!“
In gedrückter Stimmung schlich Ahknort zurück zur Sphäre. Dafür also die Abfangaktion, für den Sohn vom Direktor, damit er was zum Spielen hatte?
Er ging zum Schrank, entnahm die Phiole und winkte seinen Assistenten wieder heran. Dann öffneten Sie die Sphäre und Ahknort setzte den Virus auf der Erde und dem Mond frei.
Binnen 12 Stunden würden alle Menschen tot sein.
Nachdenklich setzte sich Ahknort vor die schwarze Kugel. Eigentlich gar nicht so übel, ohne diese lästigen Menschen, überlegte er. Ich habe sowieso nie verstanden, wie die Fliegen es mit ihnen ausgehalten haben. Vielleicht konnte er jetzt endlich einmal in Ruhe ihre Flugbahnen studieren und herausfinden, warum sie sich ständig putzten.