"Nun geh' nicht gleich in Sack und Asche!", wollte ich dir antworten, als ich dein Posting las. Jetzt, nachdem ich mit dem ganzen Thread durch bin, denke ich, das weißt du schon. Immerhin gibt es hier offenbar Konsens, dass deine Art zu kritisieren zumindest im grossen und ganzen schon in Ordnung geht.
Ich bin ein vehementer Verfechter harter, aber nicht persönlich angreifender Kritik. Was spricht denn dagegen, die wenigen positiven Aspekte einer ansonsten schlechten Geschichte "abzuringen", wenn dadurch ein wenig zu motivieren und die Gemüter zu beruhigen? Über jede Geschichte, die ich kritisiere kann ich mindestens sagen, dass der Autor sich offenbar Mühe gegeben hat. Wenn ich nämlich nicht zumindest diesen "positiven" Eindruck gewinne, schreibe ich erst gar keine Kritik: Wieso sollte ich mir Zeit nehmen und Mühe machen mit etwas, das dem Autor offenbar egal ist?
(Kleine Wortklauberei am Rande:
Geschrieben von Rainer
Ein Verdacht, der durch die meisten Kritiken hier genährt wird, in denen selbst Geschichten, die meiner Meinung nach vollkommen indiskutabel sind, noch positive Aspekte abgerungen werden und Autoren motiviert werden.
Du kritisierst auch Texte, die du "völlig indiskutabel" findest? Das würde ich lassen: Schon die Bedeutung von "indiskutabel" legt nahe, nicht zu diskutieren, sondern zu schweigen.
)
Ansonsten halte ich es wie meine Vorredner: Nicht persönlich werden, kein Sarkasmus oder unnötige Nabelschau, und sich möglichst ein Bild vom Autoren machen (Alter, Erfahrung, Selbstanspruch etc.).
Hier übrigens gleich ein Technikvorschlag an den admin: In vielen Foren gibt es links unter dem Namen des Beitragschreibers immer ein kurzes Statement, einen Satz zur Person, ein "Miniprofil" halt. Bei uns könnte das so was wie: "macht erste Gehversuche", "ist Anfänger", "schreibt nur aus Spaß an der Sache" oder eben auch "will mehr Bücher als Stephen King verkaufen" stehen. - Und entsprechend dieser Selbsteinschätzung könnte man die Autoren dann auch bei der Kritik angehen. Ich finde so was sollte man einrichten.
Noch etwas anderes: Du wirst dich vielleicht erinnern, dass wir auch einmal aneinander geraten sind, interessanterweise gar nicht wegen einer KG sondern wegen eines Beitrags von mir im "Gebt ihr euch eine Chance...?" Thread. Nachdem ich dir - aus meiner Sicht - mit gleichem Kaliber geantwortet hatte, kam von dir eine wie ich fand etwas beleidigte Reaktion (haben wir später aber geklärt ) und auch an anderer Stelle (als der Webbie "härtere" Kritiken forderte) hattest Du dich über die "Undankbarkeit" der Autoren aufgeregt, wenn ich mich jetzt richtig erinnere.
Hey, du weißt doch: Wie man in den Wald hineinruft ... Du kritisierst scharf, das ist in Ordnung wie Dir alle hier bestätigen - aber natürlich antworten die Autoren "in gleicher Augenhöhe", und zwar mit recht. Damit musst du schon leben auch wenn wir deine Art grundsätzlich in Ordnung finden.
Das Schlimmste, was einem Text passieren kann, ist doch letztlich nicht der Verriss, den kann man annehmen oder auch nicht. Jedenfalls kann man sich damit auseinandersetzen. Das Schlimmste ist das Schweigen, das Ignoriert werden. Insofern bin ich auch sehr betrübt, dass der bekannteste Kritiker hier (sozusagen unsere KG.de Version von Marcel Reich-Ranicky ) immer noch keine Story von mir kritisiert hat!
Niels
PS: "Wer nicht auf eine Millionen Leser hofft, sollte keine Zeile schreiben" - Goethe
(...und damals war der durch die alphabetisierte Weltbevölkerung begrenzte maximale Leserkreis noch wesentlich geringer als heute...)