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Die unglaubliche Geschichte von Mike West und Rosinennascherei
Mike West lebte 1892 im Süden der USA und war dunkelhäutig. Oder, wie man es politisch unkorrekt nennen würde, ein Neger. Er war ein richtiger Bimbo, denn er arbeitete auf einer Rosinenplantage. Tag ein Tag aus pflückte er die süsslichen kleinen Weinbeeren, wie man sie auch nannte, von den Rosinenbäumen. Hin und wieder erlaubte er sich, eine kleine Rosine zu naschen. Sein Chef, August Marks, hatte nichts dagegen, solange am Ende des Tages die Körbe gefüllt waren. Er betrachtete die Nascherei als Vorschuss, quasi als Bonus für die gute Arbeit. Rosinenpickerei galt damals als edles Geschäft, und die Rosinen der Sorte "August Mark's sweetest Rosines" waren im ganzen Land sehr beliebt.
Einer der grössten Abnehmer war Freddy Ucker, der einen grösseren Warenhandel betrieb. Dieser war so angetan von diesen süssen Köstlichkeiten, dass er sich entschied, die Farm von August Marks zu besuchen. Und zwar nicht alleine: Seine unglaublich hübsche Tochter, Catherina, nahm er mit. Punkt 12.00 Uhr trafen sie in der Farm ein. August Marks hatte bereits seine ganze Belegschaft vor seinem schönen Haupthaus in Reih und Glied aufgestellt.
Catherina stieg aus der Kutsche, und die Blicke von ihr und Mike trafen sich sofort. Damals war es noch verpönt, sich in einen Schwarzen zu verknallen, deshalb wurde Catherina rot und schaute sofort zu Boden. Ihr Vater Freddy bemerkte zum Glück nichts, sonst wäre er vermutlich ausgerastet. Er schüttelte allen Angestellten von August die Hand und sagte: "Eine nette kleine Farm haben Sie hier, August, haha!"
"Ja, voll, oder? Haha!", antwortete August mit ernster Mine.
Danach begaben sich die beiden ins Haus, um eine Kasse Taffee zu schlürfen. Kasse Taffee war eine damals beliebte Teesorte.
Dann begannen die beiden eine heuchlerische und gepflegte Unterhaltung.
"Ich muss schon sagen, Ihre Rosinen sind die besten", meinte Freddy, "Was mich schon immer interessierte, tragen die Schwarzen Handschuhe während des Pflückvorgangs?"
"Nein", sagte August, "Die haben ja durch die dicke Haut bereits sowas wie Handschuhe."
Währenddessen spazierte Catherina auf dem Rosinenfeld herum. Die Rosinen wuchsen an kleinen Ästen der Rosinenbäume. Catherina streifte mit Ihren weissen Handschuhen die Ästchen, gleichzeitig lief sie entlang einer Rosinenbaumreihe und sang ein Liedche. Doch plötzlich sah Sie was Schwarzes am Boden! "Igitt, Igitt, wie eklig!", rief Sie laut. Eigentlich rief Sie es in Englisch:"Ick, Ick, this is so icky". Vor Ihr passierte nämlich eine Gruppe Schwarzkäfer den Acker.
Auf einmal kam Mike aus dem Busch gerannt und zerstampfte die Käfer eifrig. Zehn Minuten später war der Spuk vorbei. "Milady, die Käfer sind nun keine Bedrohung mehr für Euch!", sagte er und kniete sich vor Catherine nieder. Für Catherine war das sehr peinlich, also blickte Sie wieder auf den Boden. Doch gleichzeitig verspürte sie den Drang, diesen schwarzen Körper zu berühren und zu riechen. Plötzlich wurde Ihr Schwarz vor Augen, sie fühlte sich müde und dumpf. Dann öffnete sie wieder die Augen und Ihr war Schwarz vor den Augen. Mike hatte Sie aufgefangen, als Sie auf dem Felde zusammenklappte. Die beiden starrten sich gegenseitig in die Augen, und beide dachten wohl in dem Moment dasselbe. So kam es, dass die beiden sich hinter einem Rosinenbusch paarten.
Zur selben Zeit verabschiedeten sich August und Freddy voneinander. "Ich muss sagen, August, Sie verstehen es, das "Oh!" in die Rohsinen zu bringen, haha!", sagte Freddy, während Sie sich die Hand schüttelten.
"Ja, voll, haha, aber Rosinen schreibt man ja ohne H, haha!", antwortete August.
"Haha, ja... Was?", stutzte Freddy, "Ich bin mir ziemlich sicher, dass man sie mit H schreibt, schliesslich handle ich damit."
"Haha, naja... Aber ich züchte sie, und ich werde ja wohl wissen, wie mein wichtigstes Produkt geschrieben wird.", gab August zurück, noch immer Freddy's Hand drückend.
"Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte meine Rohsinen-Regale die ganze Zeit falsch beschriftet?", fragte Freddy nun schon leicht erzürnt und erhöhte den Druck auf August' Hand ein wenig.
"Nun ja, das habe ich nie behauptet, aber wie es scheint, scheint es so zu sein. Rosinen schreibt man ohne H, das kann ich Ihnen versichern", sagte August lächelnd und begann ebenfalls, Freddy's Hand fester zuzudrücken.
"Na gut, Herr Super-Spell-Farmer, wir schliessen hier und jetzt darüber eine Wette ab, wie man Rohsinen richtig schreibt. Ich schlage folgenden Wetteinsatz vor: Der Verlierer muss dem Gewinner einen seiner Sklaven übergeben."
"Abgemacht. Das wird Ihnen noch Leid tun!", schrie August freundlich grinsend und presste nun die Hand von Freddy so fest wie er konnte. Dieser versuchte trotz Schmerzen unbeeindruckt zu wirken, und nahm einen englischen Duden aus seiner Jackentasche hervor. So gut es mit einer Hand ging, versuchte er, nach dem Wort Rosinen zu suchen. Der Duden fiel ihm ein paar Mal aus der Hand, und die beiden Männer mussten sich gemeinsam bücken, damit er ihn aufheben konnte. Eigentlich hätte Freddy den Duden halten können, während August mit seiner freien Hand darin blätterte, aber das könnte ihm so passen! Nichts da! Freddy klemmte den Duden zwischen seine Brust und das Kinn, und schielte mit den Augen nach unten. Nach einigen umständlichen Umblätterversuchen fand er endlich das Wort. Er sah, dass es tatsächlich ohne H geschrieben war, und klappte den Duden sofort zu. "Wie ich sagte, es heisst RoHsinen! Mit H, ganz klar! Der Duden wird es ja wohl wissen, oder?"
"Tatsächlich..? Oh... Na gut, dann scheine ich mich geirrt zu haben", gab August ein wenig verlegen zu, und der Druck auf Freddy's Hand verringerte sich.
Die beiden begaben sich auf die Veranda des Hauses und versuchten nun wieder Fassung zu zeigen, die den Vorfall von vorhin übertünchen sollte. Währenddessen tauchte auch Catherina vor dem Haupthaus auf.
"Meine Güte, meine Liebste, was ist mit deinen Haaren passiert?", fragte der besorgte Vater.
"Es wurde mir plötzlich schwarz vor Augen und ich bin hingefallen", so die Tochter
Nun schien der Streit von Mike und Freddy wie verflogen zu sein, die beiden starteten einen regelrechten Lachwettkampf, welcher sich in etwa so anhörte: "Haha! LOL! HAHAHAAAAA!!!"
Trotzdem war es den beiden ernst mit der Wette. So verkündete August: "Freddy, ich bin ein Ehrenmann, deshalb übergebe ich Ihnen als Gewinner unserer Wette meinen besten Neger mit. Es ist Mike West."
Als Catherina das hörte, wurde ich wieder schwarz vor Augen und sie brach zusammen. Erneut prusteten die beiden los, und versuchten, sich gegenseitig mit ihrem herausgepressten Lachen zu übertrumpfen.
Schliesslich sagte Freddy: "Nun gut, ich nehme diesen Mike West gerne mit. Vielen Dank, ich wusste, dass Sie aufrichtig sind."
"Klaro."
August nahm aus seiner Jackentasche das Negerübertragungsformular hervor. "Wen soll ich als neuen Besitzer deklarieren?"
"Das wäre dann ich. Schreiben Sie zuhanden von F. Ucker."
"Sehr wohl."
So kam es, dass Freddy mit seiner Tochter und Mike den Heimweg antrat.
9 Monate später brachte Mike einen gesunden Jungen zur Welt. Das Kind war ein Mischling: Die obere Hälfte war schwarz, Hüfte und Beine waren weiss. Catherina und er mussten ihre Liebe natürlich weiterhin geheimhalten. Da die beiden keine Ahnung hatten, wie sie den Jungen nennen sollten, tauften sie ihn einfach Keine (englisch Kayne). Ihr Sohn wurde später zu einer Ikone, als er sich als erster Halbschwarzer gegen die Rassentrennung einsetzte und schliesslich der Diskriminierung von Schwarzen ein endgültiges Ende setzen konnte. Sein Leben verarbeitete er später in diversen Musikstücken wie "Niggas in Paris", "Black Skinhead" oder "Yeezus".
Ausserdem verdankt der amerikanische Kontinent noch heute die falsche Rechtschreibung von Roshinen dem Mann namens F. Ucker.
Ende