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Die Verlobung

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09.10.2022
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Die Verlobung

Abidi fiel. Irgendwann musste er den Halt verloren haben. Noch bevor die Fluten über seinem Kopf zusammenschlugen machte er einen tiefen Atemzug, tauchte unter und ließ sich treiben, kein Strampeln, kein Rudern, nichts. Was sollte dies auch nutzen? Er hatte es nie gelernt: das Schwimmen. Jetzt, wo er daran nichts mehr ändern konnte, würden weitere Bewegungen seinen Sauerstoff nur unnötig verbrauchen. Er musste jede ihm verbliebene Sekunde sinnvoll nutzen, einen Weg finden, wie er dieser Unterwasserwelt entkommen könnte. Eine Welt, die er nicht kannte, aber mit verzweifelten Blicken scannte. Der Boden, komplett bedeckt von grün-braunem Seegras, befand er sich mitten in einem Schwarm, handtellergroßer Fische, die seinen sinkenden Körper wie ein riesiges Wasserballet umschlossen, dabei unter ihm eine sich öffnende Gasse bildeten, welches sich hinter ihm sogleich wieder schloß. Doch am auffälligsten war das Gesicht direkt vor ihm, rund, schwammig, das Gegenteil von elegant. Anders als die Fische schien es wie mit ihm verbunden und wanderte auf seinem Weg gemeinsam nach unten. Mitleidige Augen blickten ihn hieraus an, und die Stimme, die er vernahm klang sanft:

N: “Ja ja, wer nicht schwimmt, sinkt und wer nicht sinkt, kann schwimmen!”

A: “Toll”

entfuhr es Abidi,

A: “Hilf mir!”

Der unförmige Kopf schüttelte leicht hin und her.

N: “Aber es stimmt doch, du sinkst und könntest du schwimmen, würdest du dies nicht. Du bist einer dieser unbegabten, wunderhübschen Jünglinge, die sich sonst für unverwundbar halten, doch nun benötigst du meine Hilfe. Sag mir, was in Gottes Namen hätte ich davon, dir zu helfen?”

Ein kurzer Schwall unzähliger Luftbläschen, der sich sofort Richtung Wasseroberfläche auflöste, entsprang Abidis Mund. Wo war er hier gelandet, auf irgendeinem Basar? Dieses dicke Nilpferd fing gerade an zu feilschen und zwar um sein, um Abidis Leben!

A: “Wenn’s noch lang dauert, dann kriegst du nichts, hörst du, NIX, NADAS, NIENTE!”

Das Nilpferd stoppte den Körper des Jungen mit einer leichten Hüftbewegung:

N: “Ich weiß schon, was du für mich tun könntest. Nimm mich zu deiner Frau und ich werde dir helfen.”

Abidi spürte, wie sich Faser um Faser seines Körpers zusammenzog und verkrampfte. Ob die Ursache nun der Wunsch dieses Nilpferds war, oder einfach sein inzwischen einsetzender Atemreflex, es schmerzte! Stetig, immer heftiger, sein Kehlkopf schien um das 10-fache gewachsen, ein Druck, unerträglich, der nur eine Lösung zu kennen schien, er musste hier raus, an Land, egal wie! Mit einem letzten Atemstoß willigte er ein und als er endlich wieder Luft holen konnte, nahm er die leichte Stütze, die ihn über Wasser hielt, kaum wahr. Er hörte nur sein japsendes Schnaufen, wie er in heftigen Zügen das einsog, was er so dringend brauchte, Sauerstoff. Und er spürte den Atem in seinem Ohr, der flüsterte:

N: “Du Glücklicher, du schwimmst!”

 

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