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Die Weihnachtsinquisition

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22.12.2001
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Die Weihnachtsinquisition

Die Weihnachtsinquisition


"Hier spricht die Weihnachtsinquisition!"
Ich saß am Frühstückstisch und erschrak heftig. Und wieder donnerte eine tiefe Stimme:
"Hier spricht die Weihnachtsinquisition!"
Es traf mich wie ein Blitz. Das Kommando kam ganz deutlich von rechts. Und als ich zur Seite blickte, sah ich die Bescherung. Ich war umzingelt. Eine Gruppe von Weihnachtsmännern stand auf der Fensterbank und sah mich bedrohlich an. Wo kamen die nur so plötzlich her. Ich habe bei unerklärlichen Vorfällen immer ein schlechtes Gewissen. So war es nur natürlich, dass mich auch an diesem Morgen ein Gefühl der Beklemmung beschlich.
Ganz links stand ein Stoffweihnachtsmann, der in jeder Hand einen Schneeball hielt und mich mit starrem Blick fixierte. Ich wollte ihn auf keinen Fall herausfordern und blickte zur Seite, denn ich erkannte sofort, dass er sich seiner Geschicklichkeit sicher war und mich nicht verfehlen würde. Rechts neben ihm stand, auf einem Podest, ein Schokoladen-Weihnachtsmann, der damit wohl seinen höheren Rang andeuten wollte. Es schien, als habe er das Kommando. Er hielt einen Sack mit beiden Händen, im dem er wahrscheinlich verschiedene Folterwerkzeuge in Reserve hielt. Neben ihm lümmelten zwei harmlos aussehende Weihnachtsmänner in entspannter Lage. Sie bewachten jeder eine kleine Kerze. Ich erkannte sofort, dass sie mich damit nur täuschen wollten, damit ich ihre wahre Aufgabe nicht erkennen sollte. Sicherlich waren sie vom weihnachtlichen Abhördienst und merkten sich jedes gesprochene Wort.
Rechts neben beiden Spitzeln stand ein etwas lächerlich wirkender Weihnachtsmann mit Zylinder und Regenschirm. Er musste der Sekretär, des zu seiner linken stehenden Botschafters des Weihnachtsmannes beim Vatikan sein. Der trug, wie die kirchlichen Herrn es gerne zu tun pflegen, ein sehr pompöses Outfit. Auf dem Kopf hatte er einen bombastischen, roten, halbkreisförmigen Falthut. Seinen Hals zierte eine riesige, goldene Halskrause. Der Rest seines Körpers war mit einem weißen Cape bedeckt.
Hinter ihm stand ein übergroßer, roter, etwas dümmlich aussehender Weihnachtsmann, dem man sofort ansah, dass er keine eigene Meinung hat. Das typische Gesicht eines gedankenlosen Vollstreckers. Ganz zu meiner Rechten, so zu sagen im toten Winkel, stand ein kleiner Weihnachtsmann, dem war die miese Gesinnung ins Gesicht geschrieben. Er war der Typ des unscheinbar aussehenden Folterknechtes.
Um mir Angst zu machen, hatte er zwei hilflose, kleine Weihnachtsmänner an Ihren Zipfelmützen aufgehängt. Sie hatten starke Ohrenschmerzen und schrieen ständig vor Schmerzen. Einen dritten hatte er in eine Glaskugel verbannt. Sicherlich wollte man mir klarmachen, dass mit ihnen nicht zu spaßen sei.
Das alles hatte ich im Bruchteil einer Sekunde in mir aufgenommen. Ich hatte mich inzwischen wieder gefangen und versuchte meiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben:
"Was soll der Unsinn?"
Wie ich schon richtig vermutet hatte, der Weihnachtsmann auf dem Podest war der Wortführer:
"Dies ist kein Unsinn, wir wollten Dir den Ernst der Lage klarmachen, Du bist angeklagt!"
"Angeklagt, weswegen?", ich war mir keiner Schuld bewusst und nun, da die Katze aus dem Sack war, wich auch die Beklemmung von mir, die konnten mir nichts anhaben.
Also fragte ich noch einmal fordernd:
"Angeklagt, weswegen?"
Der Weihnachtsmann auf dem Podest gab dem kleinen Miesling neben dem Botschafter einen Wink, worauf dieser einen Schritt vortrat und mir mit einem hämischen Grinsen ein Papier überreichte.

Es war die Anklageschrift.
Ich begann zu lesen:

Die Weihnachtsinquisition klagt Sie an:
1. Der ständigen, grundlosen Weihnachtsmuffelei.
2. Der subversiven Unterwanderung des weihnachtlichen Grundgedankens.
3. Der Verächtlichmachung des Weihnachtsmannes.
4. Der Ignoranz gegenüber vorweihnachtlichen Kultgegenständen (als da sind Dekorationsgegenstände aller Art, die für die Einstimmung auf das weihnachtliche Festgefühl nötig sind)
5. Des missbräuchlichen Absingens Weihnachtlicher Lieder zur Unzeit, ganz besonders im Hochsommer und zu Ostern.

Durch all diese Verstöße fühlen sich besonders und persönlich beleidigt die
Endunterzeichnenden.

Sollte der Angeklagte in allen Punkten für schuldig erklärt werden, so könnte dies dazu führen, dass er für alle Zeiten vom Weihnachtsfest ausgeschlossen wird.

Unterschrift:

Knecht Ruprecht
der Nikolaus
der Weihnachtsmann
und das Christkind

Das war tatsächlich ein dickes Ding. Ich war zunächst geneigt, die Auswirkungen des Urteils "schuldig" als harmlos einzuschätzen, aber, der völlige Ausschluss von den Weihnachtsfeierlichkeiten ließ mich nun doch nicht kalt. Während ich aufblickte murmelte ich:
"Das ist ja unmenschlich!"
Ich war wohl sichtlich blas geworden, denn ich hatte natürlich sofort die schrecklichen Folgen einer möglichen Verurteilung erkannt: Nie mehr Geschenke zu Weihnachten.
Das kleine Miststück versuchte mich noch weiter einzuschüchtern, er grinste mich an und zeigte mit dem Finger auf einen der aufgehängten Weihnachtsmänner und sagte mit hoher Fistelstimme:
"Wir können auch anders!"
Jetzt mischte sich der Weihnachtsmann auf dem Podest ein:
"Las das, so kommen wir nicht weiter," und dann wandte er sich an mich: "Bekennst Du dich schuldig?"
Alle blickten mich an, ich versuchte Zeit zu gewinnen:
"Ich habe doch jedes Jahr brav Weihnachten gefeiert und mich nicht abfällig über den Weihnachtsmann geäußert!"
"Da sind wir ganz anderer Meinung. Wir haben oft genug herabsetzende Äußerungen über das Fest gehört, versuch nur nicht uns für dumm zu verkaufen, es ist alles hier", der kleine neben der Kerze zeigte auf seine Stirn, "gespeichert!"
Ich hatte also richtig vermutet, sie waren Spitzel die beiden harmlosen Typen neben Ihren Kerzen. So wie die Dinge lagen, war es sicherlich sinnlos weiter zu leugnen und ich entschied mich für eine Flucht nach vorn, denn es stand ja verdammt viel auf dem Spiel.
"Ich bekenne mich schuldig in allen Anklagepunkten!"
Ich wusste sofort, dass ich den richtigen Schritt getan hatte. Das hatten Sie nicht erwartet. Jeder blickte jeden verblüfft an, sie steckten die Köpfe zusammen und sprachen aufgeregt mit gedämpfter Stimme.
Der auf dem Podest räusperte sich: "Und wie gedenkst Du Deine Verfehlungen zu sühnen?"
Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, jetzt durfte ich keinen Fehler machen. Ich entschied mich dafür, mich Ihnen auszuliefern und setzte alles auf eine Karte:
"Ich gebe mich in Eure Hand und werde mich Eurem Spruch fügen, wie immer er lauten mag!"
Wieder erkannte ich, dass Sie damit nicht gerechnet hatten, wieder steckten Sie die Köpfe zusammen und berieten. Es schien Ihnen schwer zu fallen einen Spruch zu fällen, denn das Gemurmel schien kein Ende nehmen zu wollen.
Endlich meldete sich der Ober-Weihnachtsmann:
"Du wirst bemerkt haben, dass es uns nicht leichtgefallen ist, ein Urteil zu fällen, dennoch sind wir mehrheitlich der Meinung, dass Du, bei allen Verfehlungen, eine ehrliche Haut bist. Du hast Deine Schuld unumwunden eingestanden.
Wir verurteilen Dich, setzen die Strafe aber für zwei Jahre auf Bewährung aus. Solltest Du Dir während dieser Zeit wieder etwas zuschulden kommen lassen, im Sinne der Anklage, wird Dich schonungslos die volle Härte des Weihnachtsinquisitions-Gesetzes treffen!"
Ich war erleichtert, damit hatte ich nun tatsächlich nicht gerechnet. Das war ein faires und gerechtes Urteil und mir blieb nichts anderes zu sagen als: "Ich nehme das Urteil an!"
Seit dem verstehen wir uns sehr gut. Die Weihnachtsmänner auf der Fensterbank und ich. Der auf dem Podest grüßt morgens immer freundlich und die beiden Spitzel haben sich umgedreht und blicken desinteressiert nach draußen. (Copyright Fritz van Deelen)

[Beitrag editiert von: Heffalump am 25.12.2001 um 14:08]

 

Hallo Fritz,

willkommen im Club der Weihnachtsmuffel ;) !!
Wie Du siehst, habe ich es trotzdem :engel: nach Weihnachten noch über mich gebracht, Deine Geschichte zu lesen :) .

So, jetzt aber zu meiner Kritik: Ich finde Deine Geschichte unvollständig. Das Ende ist noch nicht ausgereift genug, denke ich.
Und im ersten Teil (mit der Beschreibung der verschiedenen Weihnachtsmänner) weiß man zu lange nicht, worauf Du raus willst. Da könnte man vielleicht ein wenig kürzen.

:D Und zügel mal Dein Ortogra-Vieh :D noch ein wenig!! Ich hab' noch ein paar Rechtschreibfehler gefunden...

Gruß,
Britta
(P.S. Dein Copyright brauchst Du nicht jedes Mal drunter zu schreiben. Das hilft juristisch nicht weiter, und außerdem gibst Du sowieso Dein Copyright mit dem Posten hier nicht ab.)

 

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