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Die Wohnung

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20.04.2015
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Die Wohnung

Der Wecker klingelt, es ist 6Uhr, Freitag.

Isolierung.

Dieses schreckliche Piepen, nein eher kreischen des Weckers macht es noch schlimmer. Ich habe kaum ein Auge zu bekommen diese Nacht, ich muss mich fertig machen für die Arbeit, noch heute und dann ist endlich Wochenende.
Ich schaue in Richtung meiner Jalousien, etwas Sonnenlicht strahl auf mein Gesicht. Mühselig, steige ich aus meinem Bett, meine Wohnung ist leer, leer und kalt.
In der Dusche liegt noch dein Duschgel und dein Geruch ist immer noch in den Handtüchern, vielleicht kann ich dich heute Abend anrufen. Und vielleicht können wir uns auf einen Kaffee treffen, ich zahle auch für uns beide. Das wäre echt super, ich rufe dich nachher an. Oder nicht, alleine ist es besser.

Zorn.

Eine Träne kullert hart wie Stein an meiner Wange herunter, bis diese Träne an meinem Kinn ist und auf den Boden fällt und auf diesen hässlichen Fliesen zerschlägt, diese Fliesen die du ohne mich ausgesucht hast. Ich wäre gerne wieder bei dir, aber dies wird leider nie wieder möglich sein.
Ein eisig kalter Schauer zieht von meinen Schultern runter bis an meine Beine und wirft mich zurück.
Du bist gegangen, nicht ich es war deine Angst und Unfähigkeit, nicht meine Schuld.
Ich schaue in das noch unfertige Arbeitszimmer von uns beiden, dein Geruch lässt mich wütend werden, es kann nicht sein. Wieso Gottverdammt! Es kann nicht sein. Alles nur deine schuld!
Unser Hochzeitsfoto liegt in Scherben auf den Fußboden, dein Gesicht, ein Riss gleitet hindurch und ich trete drauf. Besser wirst du es nie wieder haben, du und diese andere Person werdet doch Glücklich und erstickt in eurer Freude. Ich wünsche euch nicht s, nur das ihr zerfallt.
Zerfallt wie auch wir bereits. Diese Box die du hier hast, mit deinen wichtigen Sachen, ich glaube das gehört in den Müll. Danke für nichts.

Verhandlung.

Ich sitze in einer Ecke, dieses Arbeitszimmers. Die eine Hälfte der Wände ist angestrichen. Die andere Hälfte nicht, wieso streichen wir das Zimmer nicht zusammen? Ich weiß du hast nicht so viel Zeit. Wir können ja immer etwas machen? Oder? Wäre doch cool. Du kannst von mir aus auch einen Freund oder eine Freundin mitbringen, wäre mir recht. Ich will eigentlich nichts Schlechtes für dich. Aber dieses Zimmer ist schon hübsch und zusammen können wir es doch streichen. Oder? Haha, ich weiß schon. Es ist nur eine Idee, aber lass uns doch zusammen das Zimmer streichen. Bitte, danach lass ich dich auch in Ruhe. Noch ein letztes Mal? Vielleicht auch ein zweites Mal? Aber einmal würde es auch reichen. Es reicht auch wenn du kommst und nur deine Sachen abholst.

Depression.

Positive Gedanken, positives, nein. Sowas wird es für mich und uns nicht wieder geben. In all den Jahren wo wir zusammen waren. Sowas gibt es nicht. Sowas gab es nie. Mein Körper fühlt sich nicht richtig an. Ich bin ängstlich, wir konnten keine Kinder bekommen, meine Eltern sind auch fort, ich habe keine Geschwister. Ich bin einsam. Einsamer als ich je zu vor war. Der Held, der ich mal war, er ist Tod. Tod, für immer. Kann es sein, das alles so gewollt war von dir? Meine Krisen, deine Krisen, alles wegen mir. Ich halte es nicht mehr aus. Die Jalousie, es ist kein Licht vorhanden, auch wenn ich diese hochziehe. Regen und Kälte, das Wetter spiegelt meine Gefühle wieder. Gefühle die auch du für mich hast. Tränen, tränen die meinen Augen entströmen, auch die sind kalt.

Akzeptanz.

Aber es ist In Ordnung, ich sollte es für den Moment hinnehmen und Duschen gehen. Es ist bereits 6:45Uhr. Um 7:30 muss ich auf der Arbeit sein. Eine warme, nahezu heiße Dusche würde mir gut tun. Ich benutze heute die Reste deines Duschgels, diese Reste hättest du sicher nicht mitnehmen wollen.
Zeit mich anzuziehen, ein Blick in den Spiegel. Ich sehe gut aus. Ich öffne die Tür und gehe.

„Biep, Biep, Biiiiiiieep.“

„Frau Angel, es tut uns Leid Ihnen das mitteilen zu müssen, doch ihr Mann ist vor wenigen Minuten verstorben. Mein Beileid“

 

Hallo hier eine Kurzgeschichte, die ich am Wochenende verfasst habe.
Meine Kurzgeschichte bezieht sich auf das Kübler-Ross Modell.

Hier die Geschichte, viel Spaß beim Lesen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Costa,

willkommen im Forum!

Ich finde den Ansatz des Kübler-Ross Modells sehr interessant, allerdings musste ich das erst googeln, da ich das nicht so im Detail gekannt habe. Ein schwieriges Thema, wie ich finde, aber eine interessante Herangehensweise von dir.

Generell solltest du den Text nochmals auf Rechtschreibung, Tippfehler und Zeichensetzung überprüfen; leider sind in deinem Text doch einige Schnitzer drin (z.B. tot - Tod), die einen aus dem Lesefluss werfen und auch das Verständnis erschweren. Am besten lässt du mal eine Rechtschreibprüfung drüber, die findet schon viel.

Hier noch ein paar inhaltliche Dinge, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Isolierung.
Ich bin nicht ganz sicher, ob sich nach diesem Modell der Sterbende abkapselt, oder ob sich die Angehörigen vom Sterbenden distanzieren (oder auch beides? Vielleicht habe ich das im Web überlesen). So oder so - ich fände es schön, wenn du den Aspekt der Isolation noch etwas mehr herausarbeiten würdest. Dieses Stadium ist ja wahrscheinlich das wichtigste, aber irgendwie fehlt mir die Isolation etwas in diesem Abschnitt.

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Eine Träne kullert hart wie Stein an meiner Wange herunter
"hart wie Stein" finde ich in Zusammenhang mit einer Träne irgendwie unpassend. Vielleicht findest du einen anderen Weg, die "Tränen des Zorns" zu beschreiben.

Ich wäre gerne wieder bei dir, aber dies wird leider nie wieder möglich sein.
Diesen Satz fand ich an dieser Stelle etwas deplatziert. Zorn ist ein starkes Gefühl, und nach dem Modell wird in dieser Phase ja auch beschrieben, dass der Sterbende die Angehörigen provoziert und auch verletzt. Dieser Satz aber wirkt nach meinem Geschmack zu schwach, bzw. er verweichlicht meiner Ansicht nach die Aussage in diesem Abschnitt.

Du bist gegangen, nicht ich[.] Es war deine Angst und Unfähigkeit, nicht meine Schuld.
Das hier find ich hingegen sehr passend und es drückt ziemlich genau aus, worum es hier geht.

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Akzeptanz.
Diesen Abschnitt empfand ich als den besten.

Zeit mich anzuziehen, ein Blick in den Spiegel. Ich sehe gut aus. Ich öffne die Tür und gehe.
Sehr schön.

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„Biep, Biep, Biiiiiiieep.“

„Frau Angel, es tut uns Leid Ihnen das mitteilen zu müssen, doch ihr Mann ist vor wenigen Minuten verstorben. Mein Beileid“

Ich finde aber, dass dieser Teil das im letzten Abschnitt "Akzeptanz" aufgebaute Gefühl zunichte macht. Einerseits war ich mir beim erstmaligen Lesen nicht sicher, ob das jetzt der Wecker ist, der anfangs erwähnt wurde, oder dann doch das EKG; andererseits konnte / kann ich nicht richtig einordnen, wo sich die beiden Personen befinden (der Sterbende und seine Frau). Deshalb stelle ich mir allerlei (unnötige) Fragen, z.B. warum ist seine Frau nicht bei ihm, wer teilt ihr den Tod ihres Mannes mit, etc.

Gegebenenfalls würde die Geschichte vielleicht sogar gewinnen, wenn du das Gepiepse und die Mitteilung an die Frau weglässt (denn ich finde die letzten zwei Sätze von "Akzeptanz" wirklich stark), oder den Tod des Protagonisten auf eine andere, feinere Art mitteilen würdest (falls das überhaupt nötig ist?).

Liebe Grüsse
Raki

 

Tagchen Costa und recht herzlich willkommen hier.

Also ich muss sagen, dass mir die prinzipielle Idee deiner Geschichte gefällt ... mit den Unterüberschriften und so.

Leider ist die Umsetzung meiner Meinung nach nicht ganz so toll und zwar aus folgenden Punkten:
1, Ich finde die Absätze zu kurz. Da wird auf die verschiedenen Stufen eingegangen, aber das in nur äußerst begrenztem Rahmen und ich weiß bis zum Schluss nichts wirklich mit allem anzufangen.
2, Es klingt alles recht abgedroschen und irgendwie - und ich will dir hier keinesfalls zu nahe treten - als wärst du die einzelnen Schritte nie durchgangen, sondern hast einfach irgendetwas Allgemeines dazu gesagt. Beispielsweise der Anfang von Depressionen:

Positive Gedanken, positives, nein. Sowas wird es für mich und uns nicht wieder geben. In all den Jahren wo wir zusammen waren. Sowas gibt es nicht. Sowas gab es nie. Mein Körper fühlt sich nicht richtig an. Ich bin ängstlich, wir konnten keine Kinder bekommen, meine Eltern sind auch fort, ich habe keine Geschwister. Ich bin einsam. Einsamer als ich je zu vor war. Der Held, der ich mal war, er ist Tod. Tod, für immer.
Das klingt vollkommen allgemein. Ich glaube, dass unglaublich viele Menschen, die nie welche hatten, sich Depressionen genau so vorstellen. Und genau so könnten sie es auch wiedergeben. Hier wäre mein Tipp, dass du dir ein konkreteres "Beispiel" aussuchst, um Depressionen zu darzustellen. Nimm eine Situation, die zeigt, dass irgendetwas nicht mehr so recht funktioniert und beschreibe sie.
Der Schluss war auch ziemlich vorhersehbar.
3, Für mich ist deine Geschichte zu sehr ein Bericht. Ich lese die Überschrift, dann, was du dazu geschrieben hast du denke mir "Hm. Alles klar. Klingt schon nach Zorn, Verhandlung etc., aber so recht in der Lage, das alles nachvollziehen zu können, bin ich nicht wirklich."

Raki hat geschrieben:

Eine Träne kullert hart wie Stein an meiner Wange herunter
"hart wie Stein" finde ich in Zusammenhang mit einer Träne irgendwie unpassend.
Hier muss ich sagen, dass mir das Bild eigentlich ganz gut gefallen hat. Okay, es ist schon irgendwie unpassend, eine Träne mit einem Stein zu vergleichen, aber unter dem Unterpunkt Zorn fand ich das irgendwie gut, weil ich finde, dass Zorn nun mal ein eher "hartes" Gefühl ist.

Nun gut. Mehr habe ich, glaube ich, nicht zu sagen. Einige Rechtschreibschnitzer, aber daran kann man ja arbeiten.
Hoffe, dir hat das einigermaßen weitergeholfen.

lg, zash

 

Hallo, danke für euer Feedback echt Super das ihr meine Geschichte gelesen habt.
Ich schreibe noch nicht allzu lange und mit meiner Grammatik happert es auch an manchen Stellen.

Ich hatte die Geschichte am morgen geschrieben in etwa einer Stunde. Nächstes mal nehme ich mir doch lieber etwas mehr Zeit und Pfeile das ganze weiter aus.

Das Feedback hilft mir sehr weiter. Nochmal herzlichen Dank!

Zum Depression Thema:
Ich selbst litt bis vor einem Jahr noch an Depressionen, und mir viel das sehr schwer dazu eine Passende Szene in meiner Geschichte zu finden.

Ich habe auch ein Problem das ich unglaublich viele Ideen habe, mir auch viele Notizen mache aber irgendwie, naja bringe ich vieles nicht rein, da ich die "Ideen" dann doch nicht so gut finde.
Was meint ihr?

 

Hallo noch mal

Ich habe auch ein Problem das ich unglaublich viele Ideen habe, mir auch viele Notizen mache aber irgendwie, naja bringe ich vieles nicht rein, da ich die "Ideen" dann doch nicht so gut finde.
Ich glaube, dass hier jeder seine ganz persönliche Variante hat, sich Notizen zu machen und Ideen zusammenzubasteln. Bei mir war es so, dass ich die ganze Sache mit den Notizen anfangs auch ganz gerne gemacht habe und diese Notizen wollte ich dann immer unbedingt unterbringen und das hat dann alles etwas verkrampft gewirkt, weil ich zu sehr daran festgehalten habe. Klar, eine Grundidee muss bestehen, aber - und das mag sich jetzt etwas esoterisch anhören - ich finde, dass der Text, während er in der Mache ist, selbst bis zu einem gewissen Grad, vorschreibt, welche Ideen dafür verwendet werden sollten und welche nicht. Ich habe zwar auch noch mein Notizensystem, aber sollte das jetzt von einer Sekunde auf die andere verschwinden, würde es auch nicht sonderlich weh tun. Die richtig guten Ideen bleiben sowieso im Kopf hängen. Ob du sie aufschreibst, oder nicht.
Ich hab auch mal versucht, die Aufnahmefunktion meines Handys zu nutzen, aber das habe ich dann auch recht schnell wieder gelassen. Ich persönlich habe die besten Ideen (jedenfalls sind sie es für mich :D), wenn ich die Grundidee, einen einigermaßenen Ton und die erste Seite geschrieben habe. Die Grundidee hat sich aber auch schon das eine oder andere mal noch während des Schreibens geändert ...

Also ich merke hier gerade selbst, dass ich ein äußerst löchriges System habe, wenn es um Ideen geht. Evtl kann dir jemand anderes einen "besseren" Plan dafür geben, aber ich glaube, dass du das für dich selbst herausfinden musst. Einfach dran bleiben und weiter machen.

lg, zash.

 

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