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Diesmal kein Happy-End

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03.02.2018
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Diesmal kein Happy-End

Manchmal, da liege ich abends im Bett, und denke nur an ihn. Er schwirrt seit Wochen durchgehend in meinem Kopf und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, spüre ich ein komisches Kribbeln im Bauch. Ich glaube sowas nennt man «Verliebt sein». Aber ob er das genauso sieht? Ob er auch wirklich etwas für mich empfindet und mir nicht nur etwas vorspielt?

Die Geschichte fängt an einem sonnigen Sommertag an. Ich und ein paar gute Freunde trafen uns im Schwimmbad. Ich hatte in diesem Moment genug von Jungs. Ich wollte mich gar nicht neu verlieben, ich wollte keinen Freund. Jedenfalls sassen wir dann unter einem Nadelbaum auf der grünen Wiese, die direkt neben dem Volleyball-Feld war. Unsere Gesprächsthemen waren jetzt nichts Sonderbares. Wir sprachen über Dinge, über die 13-jährige Mädchen so sprechen. Nach einer Weile kamen dann drei Jungs dazu. Der eine sehr klein, braunhaarig und eisblaue Augen. Der zweite hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht, war aber sonst nicht besonders auffällig. Und der Letzte, er hatte braun-goldene Augen, braunes Haar und ein strahlendes Lächeln. Ich war da schon hin und weg von ihm. Doch da wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, weil die drei Jungs uns eine Wasserflasche über unsre Köpfe hielten. Ich machte einen grossen Sprung nach vorne und rief wütend aber auch belustigt aus. Die drei Jungs machten sich auf die Flucht. Doch wir wollten uns nicht einfach so geschlagen geben und rannten ihnen hinterher. Doch das wurde uns noch zum Verhängnis. Nach dem wir gefühlt durch das ganze Aussenschwimmbad gerannt waren, sprangen die Jungs in einer der drei Wasserbecken. Wir natürlich ohne überlegen hinterher. Nach einer wilden Verfolgungsjagd im Wasser holten wir sie endlich ein und der erste Satz der der dritte Junge zu mir sprach war: «Bist du schwul?» Ich lachte nur und verneinte logischerweise. Danach meinte er: «Demnach stehst du auf Frauen, oder wie?» Ich verstand den Witz anfangs nicht wirklich und verneinte auch diese Aussage. «Was bist du dann?», fragte er mich grinsend. Ich fand den Witz selbst eigentlich gar nicht witzig, doch trotzdem musste ich lachen, und er lachte mit. Von Anfang an bestand eine gewisse Chemie zwischen uns. Doch die nahm ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht richtig war. An diesem Tag war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Dann kamen auch schon die Sommerferien. Ich dachte nicht mehr sonderlich viel an diesen einen Jungen. Ich dachte er sei sowieso schon vergeben. Als ich dann nach den Sommerferien auf eine neue Schule kam, stand er plötzlich vor mir. Ich muss zugeben, ich war im ersten Moment leicht geschockt. Nie, aber wirklich nie, hätte ich damit gerechnet ihn noch einmal zu sehen. Er ging in meine Parallelklasse, wie ich später herausfand. Ich startete gut in die neue Klasse und die neue Schule und schon in der dritten Schulwoche nach den Ferien machten wir eine Exkursion. Zu meinem Überraschen mit unserer Parallelklasse. Wir fuhren zuerst mit einem Car in ein langweiliges Museum. Doch im Car, dort war es nicht langweilig. Ich sass ganz in der Nähe von ihm. Wir lachten zusammen, die ganze Car-Fahrt lang. Es war so unglaublich lustig mit ihm und es ging den ganzen Tag so weiter. Im Museum gab es eine kleine Führung aber wir zwei waren mit unseren Gedanken ganz woanders. Nach gefühlten Stunden kehrten wir wieder in den Car zurück und dort ging der Spass weiter. Am Ende des Tages, hatte ich das Gefühl ich würde ihn schon Ewigkeiten kennen. Wochen vergingen, und heute? Was ist heute? Garnichts. Wir mögen uns beide, doch irgendwie gibt es immer kleine Problemchen. Wir lieben uns beide, doch es gibt immer irgendwelche Streitpunkte.
Jedes Ende hat ein Happy-End, und wenn nicht, dann ist es noch nicht das Ende.

 

Hallo, sarahlena

Du beschreibst eine ganze Teenagerliebe - vom ersten Kennenlernen, bis zur Annähering, bis zum Knatsch im Beziehungsalltag - in einem einzigen Absatz. Womit wir schon bei der ersten Anmerkung wären: Bitte mache Absätze. Ein Gedankengang pro Absatz, nicht eine Geschichte pro Absatz. Damit kannst Du leicht die Lesbarkeit erhöhen.

Legen wir mal die Lupe drauf:

Manchmal, da liege ich abends im Bett, und denke nur an ihn. Er schwirrt seit Wochen durchgehend in meinem Kopf und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, spüre ich ein komisches Kribbeln im Bauch.

Du verwendest "manchmal" und "durchgehend" im selben Zusammenhang. Wenn man sich abends ins Bett legt, und der Typ schwirrt durchgehend durch den Kopf, dann ist er doch jeden Abend im Kopf?! Und nicht nur manchmal?

Aber ob er das genauso sieht? Ob er auch wirklich etwas für mich empfindet und mir nicht nur etwas vorspielt?

Diese Fragen finde ich nicht so schön. Es ist wie viele Leute in wissenschaftlichen Arbeiten schreiben: "Im Folgenden werden wir uns der Frage nähern, ob er etwas für mich empfindet oder ob er mir nur etwas vorspielt." Einfach nicht schön. Zumal Du diese Fragen überhaupt nicht mehr aufgreifst. Darum geht es in dieser Geschichte schlichtweg nicht.

Generell finde ich den ganzen ersten Absatz eher so mäh. Am Ende erwähnst Du, dass es viel Streit in der Beziehung gibt - trotz Liebe. Aber Du fängst an mit frisch verliebt sein. Wieso fängst Du nicht damit an, dass Deine Prota sich ins Bett legt, um nichts mehr mitbekommen zu müssen, nachdem sie sich wieder gestritten haben. Dann kannst Du den Kreis schließen. So hat der erste Absatz mit der restlichen Geschichte einfach nichts zu tun.

Die Geschichte fängt an einem sonnigen Sommertag an.

Zweimal "an", außerdem wieder total analytisch. Wir wissen ja, dass die Geschichte gerade anfängt. Das musst Du nicht sagen. Du wolltest wahrscheinlich sagen: "An einem sonnigen Sommertag begegneten wir uns das erste Mal/lernte ich ihn kennen/u.Ä."

Ich und ein paar gute Freunde trafen uns im Schwimmbad.

Der Esel nennt sich selbst zuerst. ;)

Ich hatte in diesem Moment genug von Jungs. Ich wollte mich gar nicht neu verlieben, ich wollte keinen Freund.

"in diesem Moment" und "neu verlieben", das klingt so, als wäre dem ein Ereignis vorausgegangen. Welches war das? Welche Gründe hat Deine Prota? Hier implizierst Du etwas, ohne genauer hinzusehen. Richte da ruhig den Blick drauf. Denn für eine 13-Jährige ist das ja eher ungewöhnlich. ;)

Jedenfalls sassen wir dann unter einem Nadelbaum auf der grünen Wiese

"saßen"

Unsere Gesprächsthemen waren jetzt nichts Sonderbares. Wir sprachen über Dinge, über die 13-jährige Mädchen so sprechen.

Erstmal werden Zahlen in Geschichten ausgeschrieben: dreizehnjährige Mädchen. Außerdem: Entweder, Du lässt das Gespräch weg, oder Du erzählst es. Dieses Zwischending ist sehr unbefriedigend. Dabei ist das die ideale Gelegenheit, Deine Prota und die Situation einzuführen. Was tun die Mädchen? Worüber sprechen sie? Über Jungs? Welche anderen Mädchen sind eigentlich da? Wie sind sie gelaunt? Gibt es Liebeskummer? Erzähl mehr davon! Auf diese Weise erschaffst Du ein lebendiges Setting. Hier streifst Du das Thema wieder nur.

Ich machte einen grossen Sprung nach vorne und rief wütend aber auch belustigt aus.

"großen" - Gibt es ß auf Deiner Tastatur? ;)
Der zweite Teil des Satzes ist nicht schön. Es heißt "rufen" oder "etwas ausrufen". Das Verb passt also nicht ohne Objekt. "belustigt" klingt so komisch. Belustigt bin ich doch, wenn ich eine halbwegs nette, aber auch keine extrem lustige Fernsehsendung gucke. Hier geht es aber um eine Neckerei, in der bestimmt alle euphorisch und hysterisch rumgekreischt haben. Das ist mir zu schwach. "Hysterisch kreischen" trifft es vielleicht ganz gut, aber dann muss auch die Wut raus. Denk nochmal drüber nach.

Doch wir wollten uns nicht einfach so geschlagen geben und rannten ihnen hinterher. Doch das wurde uns noch zum Verhängnis.

Zweimal "doch".

Nach dem wir gefühlt durch das ganze Aussenschwimmbad gerannt waren, sprangen die Jungs in einer der drei Wasserbecken.

"Außenschwimmbad"
"eines der drei Wasserbecken"
"gefühlt rennen" ist nicht so hübsch. So etwas lässt sich ja ziemlich objektiv feststellen. Würde ich streichen. "Nachdem wir ans andere Ende des Außenschwimmbads gerannt waren, ..."

der erste Satz der der dritte Junge zu mir sprach war: «Bist du schwul?» Ich lachte nur und verneinte logischerweise. Danach meinte er: «Demnach stehst du auf Frauen, oder wie?» Ich verstand den Witz anfangs nicht wirklich und verneinte auch diese Aussage. «Was bist du dann?», fragte er mich grinsend.

Zunächst einmal: "der erste Satz, den"
Und was passiert danach? Deine Prota ist verwirrt, ich bin es auch. Ich dachte zuerst: Oh, eine Geschichte über eine homosexuelle Jugendliebe. Das ist überraschend. Dann scrolle ich hoch und lese 13-jährige Mädchen. Nein, doch nicht. Warum fragt er ein Mädchen, ob sie schwul sei? Ich meine, schwul kann sie nicht sein, mal ganz davon ab: Was soll diese Frage? Dieses ganze Gespräch ist ... vielleicht auf sehr authentisch jugendliche Weise beleidigend, ich finde es boshaft, und verwirrend ist es auch, weil es einfach keinen Sinn ergibt. Können die nicht über was anderes reden? Das ist eine total bekloppte Passage, wenn ich mal so frei sein darf.

Ich dachte er sei sowieso schon vergeben.

Nach "dachte" fehlt ein Komma. Außerdem: Warum dachte sie das?

Wir fuhren zuerst mit einem Car in ein langweiliges Museum.

Oje, ich merke gerade, offenbar bin ich zu alt geworden für Jugendsprache. Car? Srsly? Was soll das? Ich meine, es wäre ja nur konsequent, Jugendsprache als Stilmittel einzusetzen. Aber dann solltest Du es auch konsequent machen, also nicht nur bezüglich eines einzigen Wortes.

Es war so unglaublich lustig mit ihm und es ging den ganzen Tag so weiter. Im Museum gab es eine kleine Führung aber wir zwei waren mit unseren Gedanken ganz woanders. Nach gefühlten Stunden kehrten wir wieder in den Car zurück und dort ging der Spass weiter

Zwei Sätze, die mit "weiter" enden.
"Spaß"
Außerdem, sie haben also einen lustigen Tag. Wie äußert sich das? Was machen sie so? Worüber unterhalten sie sich? Ich kann das überhaupt nicht fühlen, weil Du das wieder nur streifst.

Was ist heute? Garnichts. Wir mögen uns beide, doch irgendwie gibt es immer kleine Problemchen. Wir lieben uns beide, doch es gibt immer irgendwelche Streitpunkte.

Das gleiche hier. Was ist jetzt passiert? Sind sie zusammen? Lieben sie sich aus der Ferne? Offenbar haben sie ja irgendwie Kontakt. Aber ich habe keine Ahnung, wie ihre Beziehung jetzt aussieht. Das hast Du nicht einmal mehr gestreift.

Jedes Ende hat ein Happy-End, und wenn nicht, dann ist es noch nicht das Ende.

Nun ja, sich berühmte Zitate zu suchen und sie einzubauen, ist ein Wagnis. V.a., wenn man es dann auch noch falsch zitiert. "Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende" (Oscar Wilde) Natürlich darfst Du das abwandeln mit dem Happy-End, aber "jedes Ende hat ein Happy-End"? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Ein Ende kann nichts "haben" und schon gar nicht andere Enden. Also, da hast Du Dich etwas vergriffen.

So, kommen wir zum Groben. Was willst Du uns sagen? Du preschst extrem schnell durch alle Ereignisse, spulst vorwärts, streifst die Geschehnisse bloß. Ich habe keine Ahnung, wer Deine Prota ist. Wie sieht sie aus, was macht sie so, wofür interessiert sie sich, was fühlt sie in den einzelnen Szenen? Wieso hat ihr Schwarm keinen Namen? Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen ihnen?

Die einzige Szene, die Du wirklich mehr gestaltest, ist ihr Kennenlernen. Darauf könntest Du natürlich den Fokus legen, aber dann brauchst Du den Rest nicht mehr. Wenn es ums unerreichbare Sehnen geht, dann ist die Anlage für die Geschichte auf jeden Fall da. Aber dann braucht es mehr Emotionen. Deine Prota schmachtet doch. Lass uns das fühlen. Eine Geschichte über die Liebe kann man nicht ohne Gefühle schreiben.

Ich hoffe, ich habe Dich nicht verschreckt und Du empfindest meine Hinweise als nützlich, um an Deiner Geschichte weiterzuarbeiten. ;) Ich komme auf jeden Fall wieder vorbei.

Hau in die Tasten!

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo sarahlena,
du beschreibst einen Teenager, wie er sich verliebt. Ich finde, dass du den ersten Tag gut im Blick hast. Deine Sprache passt sich dem atemlosen, vollgestopften ersten Tag an. Du versuchst es, in Teenagersprache abzubilden. Allerdings holt dich die Atemlosigkeit und die verschnodderte Sprache ein und bringt dich zum Stolpern. Und dadurch wirkt es lieblos, unaufmerksam, so als hättest du deine Protagonistin im Stich gelassen, noch bevor die Geschichte beginnt.

Als kleines Beispiel mag der Anfang dienen. Deine P liegt im Bett und fragt sich, ob sie verliebt ist. Aber gleichzeitig weisen der Titel und die nachfolgenden Sätze darauf hin, dass sie schon öfter verliebt war. Ein "schon wieder" liegt in der Luft. Das kann Spannung erzeugen, wenn man beschreibt, was diesmal anders ist. Oder es ist tatsächlich das erste Mal, dann müsste Einiges umgestellt werden. So wie es jetzt ist, fängt es schlampig an und setzt sich in der Geschichte auch so fort.

Liebe Grüsse
Heike

 

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