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Du bist nicht allein

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27.07.2008
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Du bist nicht allein

Du bist nicht alleine

Es war ein Tag im August. Die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel und jeder suchte einen schattigen Platz. Nur ich stand am Absperrgitter des Hundeausbildungsplatzes und wusste mit mir und meiner Freizeit nichts anzufangen.
Frank führte gerade seinen Hund über den Platz und hielt Ausschau nach gestellten Straftätern. Sein Schäferhund hatte nach einem Klopfen die Ohren aufgestellt und nun schickte Frank ihn zu dem Übertäter.
Hinter mir hörte ich das Bremsen eines Fahrzeugs. Ich drehte meinen Kopf ein wenig zur Seite und sah sie. Einen Meter siebzig groß, lange, leicht gelockte braune Haare, ein schmales Gesicht und eine atemberaubende Figur mit ansehnlichen, wohl geformten Brüsten. Mit ihren blauen Augen kam sie auf mich zu und lächelte mich an.
Qualvoll lächelte ich zurück. Ich liebte sie über alles, aber ich durfte ihr nicht zeigen, was ich für sie empfand. Es gab keinen Grund dafür, aber irgendwie redete ich mir ein, dass ein Mann, der praktisch nichts hatte, sich nicht in eine Frau verlieben durfte, die bei der nächsten Miss World Wahl den ersten Platz belegen konnte.
Mit ihrem bezaubernden Lächeln ging sie an mir vorbei und verschwand kurze Zeit später im Vereinsheim. Ich versuchte sie zu vergessen, aber es gelang mir nicht. Mit einem Herzen, das in diesem Moment mindestens zwanzig Kilo wog, schaute ich der weiteren Ausbildung zu.
„Hast du eigentlich eine Freundin?“, fragte mich eine weibliche Stimme.
Ich reagierte nicht, aber ein leichter Schlag in die Seite riss mich aus meiner Träumerei. Ich drehte mich und schaute in das Gesicht von Frauke. Sie wartete auf eine Antwort.
„Was?“, fragte ich perplex.
„Ich habe gefragt, ob du eine Freundin hast?“, wiederholte sie.
Aus einem unbekannten Grund erschienen Schweißperlen auf meiner Stirn, die Frauke mit einem wohl wissenden Lächeln betrachtete. Selber schaute ich auf die Tür des Vereinsheimes und kontrollierte, ob jemand nach draußen kommen würde.
„Nein“, klärte ich auf, nachdem ich keine verräterischen Schatten gesehen hatte: „Nein, habe ich nicht.“
„Ich mag dich?“, sagte sie mir dann.
Mein Herz beschleunigte sich, meine Atmung wurde schneller und ich glaubte, der Ohnmacht nahe zu sein.
„Es gibt nur eine ...“, begann ich mit einer Antwort, brach aber mitten im Satz ab. Etwas hatte sich an der Tür getan. Ob Heike jeden Moment wieder aus dem Vereinsheim heraus kam?
Frauke drehte sich herum und betrachtete das Vereinsheim nun ihrerseits. Als sie mich wieder anschaute, grinste sie, als ob sie alles wissen würde.
„Du liebst Heike, oder?“, fragte sie mich direkt.
„Was ... wo?“, stottere ich, aber dazu war es schon zu spät.
„Ich habe es gewusst“, fuhr sie fort.
„Du darfst es ihr nicht sagen“, flehte ich sie an: „Sie weiß nichts davon.“
„Aber ...“, begann sie und hörte absichtlich auf zu sprechen.
„Kein aber“, versuchte ich mit vollem Ernst zu sagen: „versprich mir, dass du ihr das nicht sagst.“
„Warum nicht?“, wollte sie wissen.
„Frauke“, sagte ich bestimmend.
„Schon gut, schon gut“, sagte sie und hatte gemeint, dass sie nicht im geringsten daran dachte, ihr das nicht zu sagen.

Nachdem die Hundeausbildung abgeschlossen war, setzten wir uns noch ins Vereinsheim und spielen Skat. Heike war gerade nicht anwesend. Sie hatte noch etwas zu erledigen, wollte aber sofort wieder zurück sein.
Mit Martin, Klaus und Dennis spiele ich eine Runde Skat. Als nur noch zwei Runden zu spielen waren, lag ich uneinholbar in Führung. Ich bemerkte nicht, dass Martin einen kurzen, verräterischen Blick zu Klaus warf und dieser nickte. Jedenfalls räusperte sich Martin kurze Zeit später und die anderen beiden grinsten.
„Warum sagst du nicht, dass du in Heike verliebt bist?“, fragte er mich, als sei es das normalste auf der Welt.
Mein Mund wurde trocken. Meine Lust am Skatspiel war verflogen und wütend warf ich einen Blick auf Frauke.
„Ich habe Heike nichts gesagt“, antwortete sie auf meinen Blick.
„Es hat aber kein anderer gewusst“, teilte ich ihr mit.
„Du hast aber nur gesagt, dass ich Heike nichts sagen soll“, verriet Frauke:“Nicht, dass ich es für mich behalten soll.“
Ich stand auf, ging zur Theke und war einen Zehner darauf.
„Würdest du ihnen bitte etwas zu trinken geben“, sagte ich zu Heikes Mutter, die mich freudestrahlend ansah.
Als ich die Tür öffnete, schlug ich sie beinahe Heike vor den Kopf. Es war ihrer reflexartigen Bewegung zu verdanken, dass ich sie nicht getroffen hatte. Dafür sah sie mich aus wütenden Augen an und erwartete eine Entschuldigung. Eine Entschuldigung war aber das letzte, an das ich dachte. Ich bahnte mir einen Weg an ihr vorbei und ließ sie im Regen stehen.
„Was ist denn mit dem los?“, hörte ich sie noch fragen.
„Sie wird es gleich erfahren“, hämmerte es in meinem Kopf.
Ich beeilte mich, meinen Hund aus der Box zu holen und das Vereinsgelände zu verlassen. Der Weg zu den Boxen führte durch eine Tür und das Geländer wurde von einer hohen Mauer begrenzt.
Ich öffnete die Hundebox und ärgerte mich darüber, dass ich eine Box ziemlich weit hinten genommen hatte. Auf diese Weise würde mein Verschwinden länger dauern. Als ich mich herum drehte und zu meinem Fahrrad gehen wollte, stand Heike zwischen der Tür.
Sie sah mich an, ohne dass ich sagen konnte, ob sie nun erfreut oder schlecht gelaunt war.
Vielleicht war es das Beste, wenn ich sie ein weiteres Mal links liegen ließ. Ich ging, aber mein Hund lief vor, als er Heike gesehen hatte. Er begrüßte sie mit einem freudigen Schwanzwedeln und sprang an ihr hoch. Heike begrüßte meinen Hund und schickte ihn voraus. Nun war ich alleine und nur noch zehn Meter von ihr entfernt. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich spürte, dass sie mir meilenweit überlegen war. Sie hatte so viel und ich hatte nichts. Ich durfte sie einfach nicht in mein Leben hinein lassen. Es war viel zu kompliziert, als dass ich es verantworten konnte.
„Bist du wirklich in mich verliebt?“, fragte sie mich ohne zu zögern.
„Weißt du“, begann ich mich irgendwie aus der Sache heraus zu reden: „Es ist nicht ...“
Heike schaute mich herausfordernd an.
„Bist du in mich verliebt?“, fragte sie noch einmal.
„Das spielt doch überhaupt keine Rolle“, argumentiere ich.
„Warum?“, wollte sie wissen.
„Weil du alles hast. Was könnte ich dir bieten?“
Ohne zu überlegen gab Heike mir eine Ohrfeige. Ich schaute sie verdutzt an und verstand überhaupt nichts mehr.
„Glaubst du, ich hätte es nur aufs Geld abgesehen?“, machte sie mich vorwurfsvoll an: „Ich hätte mehr von dir erwartet.“
„Entschuldige, aber ...“, begann ich, aber Heike hielt mir ihre Hand vor den Mund.
„Ich will jetzt wissen, ob du in mich verliebt bist?“, fragte sie mich mit ernster Stimme und Augen, die verrieten, dass sie keine Ausreden mehr zuließ.
„Weißt du“, begann ich, wurde aber sofort unterbrochen.
„Ja oder nein“, sagte sie.
„Ja“, erklärte ich zögerlich.
„Küss mich“, erreichte mich ihre nächste Aufforderung wie ein Hammerschlag aufs Kinn. Mir fiel die Kinnlade herunter und ich musste vor ihr gestanden haben, als wäre ich geistesgestört.
„Das kann ich nicht“, erklärte ich.
„Küss mich“, forderte sich mich ein weiteres Mal auf.
Ich gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Sie packte mich an den Schultern und bäumte sich siegessicher vor mich auf.
„Du weißt überhaupt nicht, wie lange ich darauf gewartet habe, dass du mich ansprichst. Wenn du mich nicht augenblicklich vernünftig küsst, dann werde ich die ganze Umgebung zusammen schreien und verlangen, dass du mich dann küsst“, erklärte sie.
Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt. Noch nie hatte ich ein Mädchen geküsst und bei meinem ersten Mal wollte ich keinen Fehler machen. Ich schloss die Augen und ertastete ihr Gesicht. Meine Lippen näherten sich ihrem Mund. Plötzlich spürte ich den leichten Druck, der entstand, wenn zwei Lippen aufeinander lagen. Sie küsste mich heiß und innig und ich versuchte es ihr gleich zu tun. Nach einer Weile ließ sie von mir ab, sah mich mit glänzenden Augen an und fragte ob es wirklich so schlimm gewesen sei.
Zur Antwort gab ich ihr noch einen Kuss, sperrte meinen Hund wieder ein und griff nach ihrer Hand. Händchen haltend gingen wir zurück ins Vereinsheim.

 

Hallo Kyrios0815,

mit Deiner KG schilderst Du den heimlichen Traum schüchterner Teenager - und genau das ist ihr Problem.

Die Handlung ist viel zu glatt, zu vorhersehbar, zu sehr Wunschtraum eben. Die Angebetete ist natürlich in den Prot verliebt, fast reibungslos kommen sie zusammen und haben selbstredend keine Probleme damit, auch in der Öffentlichkeit zu ihrer Beziehung zu stehen.

Da fehlen mir die Widerhaken, das Knirschen im Gefüge, das eine Geschichte erst interessant macht.

Die Probleme, dei Du einbaust, sind so oft von oberflächlichen Liebesgeschichten in Hausfrauenmagazinen aufgegriffen worden, dass man sich viel einfallen lassen muss, um sie von ihrem Kitschgeruch zu befreien und aufs Neue lesenswert zu machen.
Der Prot ist mittellos, schüchtern, sexuell unerfahren - das Objekt seiner Begierde die unerreichbar hochstehende Prinzessin.

Überhaupt die Prots: von der Frau erfahre ich nur, dass sie in den Augen des Mannes attraktiv ist und "alles hat" - reicht das dem Prot, um sich in sie zu verlieben? Ist der wirklich so simpel gestrickt? Wenn es mehr Faszinierendes, Liebenswertes an Heike gibt, warum schilderst Du es nicht?

Außerdem agiert sie unlogisch: sie zwingt ihrem Verehrer fast eienn Kuss auf, überfällt ihn mit ihrer Leidenschaft, aber hat trotz ihres überbordenden Selbstbewusstseins nicht den ersten Schritt gemacht, obwohl sie dem Prot nicht abgeneigt ist?

Auch das ist Wunschdenken, Klischee, wie überhaupt die Tatsache, dass es eines Anstoßes von außen durch die Vereinskollegen braucht, damit die beiden überhaupt zusammen kommen.

Ein bisschen Detailkram noch:

„Ich mag dich?“, sagte sie mir dann.
Mein Herz beschleunigte sich, meine Atmung wurde schneller und ich glaubte, der Ohnmacht nahe zu sein.
Das blick ich nicht.
Übertäter.
Übeltäter

LG, Pardus

 

Danke für die Kritik. Es ist gut zu wissen, auf was man wirklich achten soll. Allerdings bleibt die Frage, wie lang sollte eine Kurzgeschichte sein, damit sie noch gelesen wird?
Größere Problematik führt doch auch dazu, dass man mehr Seiten verwenden muss, kann eine KG dann nicht schnell zu lang weden?
Auf der anderen Seite hast du natürlich Recht, wenn du sagst, dass diese KG´s schon öfter aufgegriffen wurden.
Kurzum, ich wede mich versuchen zu verbessern. Vielleicht schon bei der nächsten KG

Danke

 

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