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Du brennst
Stell dir vor
Es ist mal wieder vorbei. Du bist so langsam in den grauen Jahren, nicht mehr der Jüngste. Gerade fühlst du dich sogar steinalt. Die Frau, die du liebst, zieht in diesem Moment weg. Vor dem Haus steht ein Umzugslaster und du hörst sie den letzten Wäschekorb voll Kochbücher die Treppe runtertragen. Du sitzt im wie leergefegtem Schlafzimmer und schaust abwesend aus dem Fenster.
Ist die Liebe nicht wie ein rosarotes, duftenes Brennnesselfeld? Du weist noch, wie du einst von ihrem lieblichen Duft angezogen wurdest, das Stechen der Blätter machte dir nichts aus, betäubt wie du warst. Jetzt brennt dein ganzer Körper.
Du stehst auf, gehst im Zimmer auf und ab und durch Fenster dröhnt das Anspringen von Motoren. Wie eine Fliege, die, anstatt auf süßen Honig lieber auf eine Lampe zufliegt, vom Licht fasziniert. Aus Instinkt, ganz ohne zu bedenkten, dass du deine kleinen Füßchen verbrennst, wenn du dein Ziel erreichst. Und du versenkst deine Füße in der Hitze. Stirb verschmort für dein Glück, du fällst zu Boden. Es brennt.
Du nimmst ein Glas, der Inhalt riecht fruchtig und süß. Der Duft steigt in deine Nase und betäubt alle anderen Sinne. Du nippst, du musst einfach. Jetzt stehst du hier gequält in deinem Zimmer, die Schmerzen sind nicht auszuhalten, du bereuhst jeden einzelnen Schluck. Du hast vergessen, wie wohlschmeckend es war, du achtest nur noch auf das Brennen im Brustkorb.
Deine Augen brennen von den Tränen, die du zurückhältst. Du setzt dich wieder aufs Bett, vergräbst deine Finger im dünnen Haar. Dein Herz brennt vor Kummer, von dem Loch, das sie hinterlassen hat. Sie ist weg. Du brennst.