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Ein ganz normaler Tag?

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06.12.2001
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Ein ganz normaler Tag?

Ich stehe heute morgen auf und in meinem verschlafenem Bewußtsein kristallisieren sich einige Gedanke heraus:
„Scheiß Tag, viel zu früh zum Aufstehen“. Nichtsdestotrotz quäle ich mich aus dem Bett und wanke ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Zum Essen brauche ich morgens nichts, das habe ich mir abgewöhnt. Zehn Minuten später sitze ich im Auto und fahre zur Universität. Mein Kater macht sich bemerkbar und ich muß sauer aufstoßen. Heute sind nur Idioten auf den Straßen unterwegs. Einer davon hängt hinten an mir dran. Seine Stoßstange befindet sich vermutlich zehn Zentimeter hinter meiner. Ich lasse ihn meinen Mittelfinger bewundern und hoffe, daß er mir hinten drauf fährt, dann könnte ich mir ein neues Auto kaufen. Der Idiot fuchtelt verärgert mit seinen Gichtfingern in der Luft herum und macht Drohgebärden. Scheiß drauf , hier muß ich abbiegen. Aus den Augen aus dem Sinn.
An der Uni angekommen stelle ich fest, daß sich die Situation mit den Parkplätzen nicht geändert hat. Alles geschlagen voll. – Man sollte denken, Studenten würden mit Köpfchen parken und Lücken effizient füllen.
Denkste ! Der Parkplatz gleicht einer Spielwiese für Zweijährige. Autos links , Autos rechts, ein Vorbeikommen unmöglich, aber nicht für meine Rostlaube. Mit zehn Kilometern pro Stunde quetsche ich mich durch und nehme dabei den nicht eingeklappten Spiegel mit. Meine Schuld? Er/Sie hätte ihn ja dran denken können, als er/sie das Auto hier in der Zufahrt abstellte. Pech. Ich habe auch Pech , nichts frei. Da kommt mir ein Gedanke, da gibt es doch diese eine Schranke an der nur Profs vorbeigelassen werden. Dort fahre ich hin. Der Wärter beäugt mich kritisch. Ich lasse das Fenster runter und begrüße den wohlbeleibten Mann. – „Sie brauchet nen Ausweis“, kommt es im tiefsten Schwäbisch zurück. Ich entgegne: „ Einen Dreck brauche ich“, gebe Gas und erwarte das Krachen der Schranke das prompt darauf folgt. Ich suche mir einen Parkplatz.... „ Hallo, Hallo...fahret sie jetztet sofort weg doa, wenn sie koin Ausweis habet“. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und fahre weg. Am Arsch der Welt finde ich einen halbwegs vernünftigen Parkplatz und mache mich auf zur Uni.
Die Kommilitonen haben sich auch nicht verändert. Arschkriecher , Streber , Heuchler und ein paar ganz nette Leute mit denen ich mich abgebe, der Rest wird ignoriert. Nach einigen stunden Geschreibsel und einigen Hirnverrenkungen mit denen ich versuche dem Stoff zu folgen, kann ich endlich weg.
Bevor es zurück nach Hause geht, statte ich mit den paar netten Leuten der tollen Mensa einen Besuch ab. Die Schlange reicht fast bis zu meinem Auto. Wird wohl etwas länger dauern heute, und wofür das Ganze : Gebackener Cammenbert mit Preiselbeersoße . Pfui , schon der Gedanke daran jagt mir einen Schrecken ein, aber wenn man nicht sterben will muß man essen.
- Ja was ist denn das. Da vorne kenne ich doch jemanden , da könnte ich mich dazustellen, das machen alle so, ich jetzt auch. Die Anderen bleiben da. Angekommen und die Begrüßung hinter mich gebracht, schwafelt mich einer von hinten an: „ Du , das ist mir nicht so recht, wenn du dich hier so außer der Reihe anstellst, ne?.“
Mir fällt dazu folgendes ein: „ Hör mal zu, du Öko, ne , wenn es dir nicht paßt , dann lasse ich dich gern Bekanntschaft mit meiner Faust machen.“ Ich bin aber höflich und sage:“ Komm Alter mach kein Streß, ich gebe dir nachher eine Cola aus.“ Auf einmal bin ich sein bester Freund und er labert tierisch auf mich ein. Irgendwann sind wir dran und ich zahle ihm seine Cola und der Typ labert immer noch, obwohl ich seinen Namen seit zehn Minuten vergessen habe. Ich sage :“ Ja, ja,hmm, hmm, tschüß“ , drehe mich um und gehe zu meinen Freunden zurück, die sich mittlerweile auch hier eingefunden haben.
Ich stopfe den Fraß in mich hinein und langsam fließen die Lebensgeister in meinen Körper zurück. Beim Essen unterbricht mich einer der Heuchler, der nur mit mir spricht, wenn er was will, -diesmal eine Klausur.
„Wie wäre es wenn ich dir einen Analstöpsel kaufe, den du dir dann rektal einführst? Würde dich das geil machen?“ -Ich entgegne ihm: „Natürlich“, und kann mir dabei das Grinsen wegen meiner gedanklichen Antwort nicht verkneifen. Außerdem bringt mich seine häßliche Visage tierisch zum lachen, wie kann man so leben?
Glubschaugen, einen lange, dünne Nase, der Mund und das Kinn viel zu klein für einen so langen Kopf. Er hat kurze Haare und obwohl er wahrscheinlich ziemlich intelligent ist, hat er den Blick einer Kuh. Naja, aus den Augen aus dem Sinn.
Danach gehe ich nach Hause, lerne ein, zwei Stunden etwas und begebe mich auf den Weg zu einem Kumpel, um einen Vortrag vorzubereiten. Wir machen mehr Blödsinn als etwas für den Vortrag, der bereits übernächste Woche stattfinden soll. Egal , es wird schon passen. Mein Kumpel will noch etwas von mir kopieren und wir machen uns auf , um einen Copyshop zu finden. Dort angekommen mache ich die Klammern von meinen Blättern weg und gebe sie meinem Kumpel, dieser füttert den Kopierer mit ihnen. Ein Angestellter oder der Besitzer kommt, um ihm dabei behilflich zu sein. Wow, der Kopierer funktioniert. Aber nein was ist das , einige Blätter haben noch Klammern dran. Der Angestellte verfällt in Panik und zieht verzweifelt die Blätter aus dem Einzug. Als er fertig ist schnautzt er mich an : „Da waren noch Klammmern dran !“. Was sage ich zu ihm?
Na was wohl: „Na und, wer kopiert hier denn eigentlich. Ich ,sie oder er? Wo stehe ich denn? – Zwei Meter vom Ort des Geschehens entfernt. Was zum Teufel wollen sie eigentlich von mir? Soll ich mich etwa demütigst dafür entschuldigen, daß ich Heftklammern an meine Blätter getan habe? Tut mir echt leid.“ Ein belustigter Ausdruck legt sich über sein Gesicht, als ob es ihn anmachen würde, daß sich nicht jeder von ihm dumm anmachen läßt. Er sagt nichts weiter. Ich finde er ist ein Arschloch, als ich hereinkam beantwortete er nicht einmal meinen Gruß, obwohl er der Einzige im Laden war. Egal , aus den Augen, aus dem Sinn.
Ich fahre nach Hause, fange an diese Geschichte zu schreiben und meine Laune kehrt langsam wieder zurück.
Manchmal bin ich auch lustig drauf. Heute leicht sarkastisch. Morgen ist ein neuer Tag, ein neuer Versuch die Menschen zu ertragen , ein neuer Versuch das Leben zu ertragen. Das Problem ist, daß es uns zu gut geht und wir des Luxus überdrüssig werden und anfangen uns gegenseitig anzukotzen. Wenn wir mal Zeit haben, wissen wir nichts vernünftiges mit ihr anzufangen. Ich habe keine großen Ziele mehr. Ich will nur Glück, aber wo will man das finden. Vielleicht in einem selbst? Vielleicht muß man einfach aussteigen und eine Zeit lang das Leben eines Einsiedlers leben, dann würde man sich vielleicht auf sich selbst zurückbesinnen und die Welt zu schätzen wissen. So schmunzle ich über die Welt und Gedanken überfluten meinen Geist, ich knöpfe mentale Verbindungen hierhin und dahin und verwerfe meine Gedanken wieder und dann kommt so ein wirrer Text zustande. Also viele Grüße an euch da draußen , bis bald...

 

Hervorragend! Die Story hätte ich schreiben können (inhaltlich, meine ich ...)

Gerade habe ich meinen Bibliotheksfrust hochgeladen ... paßt ja, gleich untereinander im Doppelpack.

HALTE DURCH!!!!

Gruß Ralf

PS: Deine Stellungnahme zu Teenage_Suicide's Frust hat mir übrigens gut gefallen!

 

@Hexenmeister:

schön zu wissen, daß es anderen auch so geht wie manchmal einem selbst. Danke fürs Lob.

Zu Teenage_Suicide kann ich nur sagen: Für ihre 15 Jahre sicher sehr intelligent, aber auch sehr problembeladen...


Gruss Franco

 

Aha... Frustrierter Student schildert einen Tag aus seinem Leben.

Problem: Alles schon hundert mal gelesen und gehört. Langweilig.

Positiv anzurechnen ist der Stil. Der hat mir ganz gut gefallen. Der Inhalt nicht. Zu bemüht, der Welt zu zeigen, wie lustig und doch becknackt so ein Studentenleben sein kann...

Naja.

Poncher

 

@Poncher:

Tut mir ja leid , daß es dir nicht gefällt, aber es war genau das was mir heute durch den Kopf gegangen ist und was ich zum Teil auch heute erlebt habe.
Mehr als MEINE Geadanken gibt es in der Geschichte nicht.Aber schön, dass dir der Stil gefallen hat.
Noch Eines: Was ist denn so beknackt an diesem Tag? Da passiert ja eigentlich nichts. Nur durch die Gedanken des lyrischen Ichs wird der Text belebt.

gruss Franco :susp:

[Beitrag editiert von: francofranch am 10.01.2002 um 01:55]

 

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