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Ein Held im Kaufhaus

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23.07.2001
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Ein Held im Kaufhaus

Ein Held im Kaufhaus

Stille Nacht, heilige Nacht... Es war viel zu hell für diese Musik.
Alles schläft, einsam wacht… Es war hier viel zu laut, nicht andächtig genug...
Ramon kannte das Lied, er liebte es, aber jetzt passte es nicht in seine Stimmung und nicht in ein Warenhaus. Es passte eigentlich schon lange nicht mehr in seine Welt.
Im Kaufhaus war es immer warm und durch die grelle Weihnachtsbeleuchtung wohl noch mehr. Er machte seine Jacke auf, zog die Mütze von den strubbeligen, schwarzen Haaren und humpelte durch die Regalreihen. Es war noch früh am Nachmittag, das Haus schon gut besucht, aber in zwei Stunden, wenn die meisten Feierabend hatten, würde es richtig schlimm werden.
In seiner Tasche klimperten die Münzen, mit denen sie ihn losgeschickt hatten.
´Hol´ sechs Kerzen, die langen,´ hatte Sonja gesagt. Sie war die einzige Erzieherin, die er mochte, ´aber pass auf, dass auf der Packung steht, dass sie nicht tropfen.´
Kling, Glöckchen klingelingeling, kling, Glöckchen, kling…
kam es aus den Lautsprechern, und in den Reihen mit Süßigkeiten drängten sich fette Leute, die ihre Körbe für fette Kinder beluden. Schokoladenweihnachtsmänner, Tannenbäume am Stiel, in Glitzerfolie.
In der Drogerieabteilung ging es etwas nüchterner zu.
Rote Kerzen nahm er. Sie lagen ganz oben und kein Erwachsener half. An der Kasse zählte er das Geld ab. Fünfzig Cent blieben übrig.
´He, Krüppel´ hatten sie gesagt, ´bring Kippen mit.´ Und er hatte nicht geweint.
Woher sollte er Zigaretten nehmen? Für fünfzig Cent bekommt man keine, außerdem musste er abrechnen, wenn er zurückkam.
Kleiderständer mit dicken Pullovern, wattierte Jacken. Auf einem Podest stand eine Schaufensterpuppe, eine Frau, verkleidet als Weihnachtsmann.
O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter…
Als er noch ganz klein war, mochte er es, wenn diese Lieder im Kaufhaus gespielt wurden.
Jetzt stand er an den Zeitschriftenauslagen. Finanzzeitungen, Modeblätter. Ein Titelbild zeigte sogar einen Computer mit roter Zipfelmütze und Schal. Die Magazine für Autos reichten bis weit hinter den Tresen, danach kam seitlich die Reihe mit den Zigarettenpackungen.
Ramon beugte sich weit vor, zog ein Heft über Sportwagen aus der Halterung, schlug es auf und beobachtete über den Rand hinweg den Verkäufer, der in einiger Entfernung mit Kunden sprach.
´Hinkebein,´ hatten sie gesagt, ´tauch hier nicht ohne Zigaretten auf.´ Danach hatte einer ihn in die Seite geknufft.
Sein Herz klopfte so heftig, dass die Seiten der Zeitung wippten.
Er klappt das Heft zu, beugte sich weit vor, stellte es wieder in die Auslage. Dann ein schneller Griff nach rechts, die Packung verschwand in seiner Tasche.
Ramon wirbelte herum und rannte. In seinem Innern schienen Flammen zu lodern, der Magen schmerzte, das Herz explodierte und das Wort Dieb,… Dieb, … raste durch sein Bewusstsein.…Dieb…Er zwängte sich zwischen Kleiderständern hindurch,… Dieb… vorbei an Regalen mit Taschen und Koffern und prallte dann unversehens gegen etwas weiches, und warmes.
„He, he!“ Der Mann lachte und packte ihn bei den Schultern. „Junge, was bist du aufgeregt.“
„Nein, ich muss nur…“
„Du musst nur was? Rennen?“
Der Mann hielt ihn immer noch fest, so dicht, dass die feinen Haare seines Pelzmantels durch das hektische Atmen des Jungen hin und her stoben.
„Junge, in drei Tagen ist Weihnachten und so langsam sollte Besinnlichkeit aufkommen.“
Er erinnerte Ramon an einen Erzieher aus dem Nachbarhaus. Die gleiche ruhige und freundliche Art zu sprechen, das warme Lächeln. Der Fremde hatte allerdings einen Oberlippenbart und war wohl nicht ganz so alt, auch trug er die blonden Haare etwas länger.
Ramon hielt beide Hände in den Jackentaschen, in der rechten die Zigarettenschachtel fest umschlossen, die jetzt wie Feuer zu brennen schien. Wenn dieser Mann gesehen hatte, wie er stahl, würde er ihn melden.
„Ich muss gehen, man wartet auf mich!“
Der Griff des Mannes lockerte sich. „Wie alt bist du, Junge?“
„Neun“, sagte er und wunderte sich, warum er nicht fortlief.
„Ein wunderbares Alter. Weihnachten ist für einen Neunjährigen die wichtigste Zeit, habe ich Recht?“ Der Mann löste den Griff nun ganz und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich lebe in einem Kinderheim, da finde ich Weihnachten nicht so schön.“
Der Mann strich mit einer Hand über die leicht verschlissene Jacke des Jungen. „Es ist wohl kein reiches Kinderheim, in dem du lebst?“
„Nein, reich sind wir nicht.“
„Ah, ich verstehe“, Der Mann nickte und in seinen Augen war ein Funkeln, als wäre ihm gerade wieder eingefallen, was er vergessen hatte. „und deshalb schickt man dich einkaufen, weil du der vertrauenswürdigste bist. Wunderbar!“
Ramon nahm die Hände aus den Taschen denn der Kontakt mit der Zigarettenschachtel bereitete ihm heftiges Unbehagen. Am liebsten wäre er sofort davongestürmt, doch sein Gegenüber hatte eine so verbindliche Art, die ihn fesselte.
„Nein, immer wenn die anderen nicht wollen, werde ich vorgeschoben. Sie sagen: Der Krüppel geht.“ Warum hatte er das gesagt? Es war nicht seine Art, Fremden gleich alles zu erzählen.
„Ha, ich wusste es!“ Der Mann zwinkerte belustigt und seine Augen wirkten da doch nicht ganz so jung, wie es erst den Anschein hatte. „Ich wusste schon heute Morgen, dass ich jemanden außergewöhnliches treffen würde.“
„Wen meinen sie?“
„Dich, wen denn sonst?“
„Aber, ich bin nicht außergewöhnlich. Ich bin ein Junge aus einem Heim,… und ein Krüppel dazu.“ Die letzten Worte kamen leise und bedrückt.
„Ha, genau!“ Der Mann warf triumphierend die Hände in die Höhe. „Und ein Held!“
„Ein Held?“
„Natürlich, oder sind Helden nichts Besonderes?“
„Doch, aber ich doch nicht.“ Dieb,… Dieb, zog es wieder durch seine Gedanken.
„Wir werden sehen. Wie ist es mit Sport, machst du da mit?“
„Schon, aber ich bin nicht so gut wie die anderen.“
„Logisch… und heldenhaft.“
Der Mann beugte sich leicht herunter und raunte: „Wirst du gehänselt, und weinst du manchmal?“
Ramon antwortete nicht sofort. Er merkte, dass seine Augen feucht wurden.
„Ja.“ Und als der Fremde nickte, schien es, als wären da doch einige tiefe Falten in seinem Gesicht.
„Und du hältst es aus. Tapfer!“
Der Mann schnipste mit den Fingern, als wäre ihm eine Idee gekommen. „Wie ist es mit der Schule, sag?“
„Ich bin nicht schlecht.“
„Ha, ich habe es gewusst!“ Er trat schwerfällig einen Schritt zurück um den Jungen genau mustern zu können… Und was er sah, schien ihm zu gefallen.
„Für einen Gesunden ist Sport kein Problem. Dein Bein ist nicht in Ordnung und du machst es trotzdem. Du wirst gehänselt und es tut dir weh. Du hältst es aus. Da sind keine Eltern, die dir helfen und du bist trotzdem gut in der Schule.
Und du sagst, du bist kein Held?“
Der Mann kam wieder einen Schritt näher, und Ramon dachte für einen Moment, er würde ihn wieder packen. Stattdessen beugte er sich zu ihm herunter und raunte:
„Für ein Kind ist es schwer, ein Held zu sein, aber du hast es geschafft und wirst es weiter schaffen. Hab Geduld. Wenn du erwachsen bist, wirst du es erkennen und selbst auf dich stolz sein.“ Dann richtete er sich wieder auf, stemmte seine Hände in die Seiten und sagte bedeutungsvoll: „Ein Held, aufrichtig und gut…Ach, es ist ein schöner Tag!“ Und seine Stimme klang alt.
„Allerdings fehlt dir schon etwas wichtiges, Junge, das muss ich dir doch sagen.“
Ramons Augen wurden groß vor Verwunderung.
Der Mann streckte eine Hand aus und legte sie dem Jungen auf die Brust, dort, wo das Herz war.
„Ein Held braucht einen Orden.“
Nachdem der Mann seine Hand wieder fortgenommen hatte, schaute Ramon an sich herab. „Aber da ist kein Orden.“ Und sein Blick war voller Fragen.
„Man sieht ihn nicht, aber er ist da, und er bleibt da“. Und im selben Moment spürte Ramon genau an der Stelle eine leichte Wärme strahlen, die sich ausbreitete und durch seinen Körper strömte.
„Immer, wenn du verzweifelt bist, soll es warm werden und das wird dich daran erinnern, dass du ein Held bist.“ Der Mann zwinkerte mit den Augen. „Helden haben ein warmes Herz.“
„Na, mein Junge, wartest du auf jemanden?“
Ramon wirbelte herum und blickte in das Gesicht des Verkäufers, der aber, noch bevor er antworten konnte, weitergegangen war und eine Kundin ansprach.
Als er sich dann wieder umwandte, war er allein. Der seltsame Mann war fort.
In seinen Gedanken klangen die letzten Worte nach: „Ein Held, aufrichtig und gut.“
Dann dachte er an die Zigaretten! Er musste sie wieder zurückgeben. Ramon griff in die Taschen… Die Schachtel war fort.
Vom Himmel hoch, da komm ich her… kam es aus den Lautsprechern und in der Ferne, nahe den Rolltreppen meinte er, für einen kurzen Moment einen alten Mann zu sehen, der sich umsah und lächelte.
Ein Lächeln, das ihm galt und in einem schwach leuchtenden Schimmer verging.

 

Hallo Dreimeier!

Eine schöne, anrührende Geschichte über wahres Heldentum. Ich finde die Idee mit dem Orden toll. Es ist wohl gleich ober nun wirkt, weil der alte Mann wirklich der Weihnachtsmann war oder nicht.

Das Lesen wird allerdings erschwert, weil der Text keine (richtigen) Absätze hat. Dadurch werden die Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart manchmal schwer erkennbar. An dieser Stelle brauchte ic, bis ich merkte, dass jetzt wieder die Gegenwart dran ist:

Als er noch ganz klein war, mochte er es, wenn diese Lieder im Kaufhaus gespielt wurden.
Dann stand er an den Zeitschriftenauslagen. Finanzzeitungen
Durch das Dann ensteht der Eindruck, die Erzählung geht mit der Vergangenheit weiter. Eine Leerzeile würde besser verdeutlichen, dass etwas neues kommt.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo Jo,
ich denke auch, daß es eigentlich egal sein könnte, ob es der Weihnachtsmann war oder nicht. Ich meine, daß diese Begegnung für den Jungen so intensiv sein müßte, daß er den Orden immer dann spüren würde, wenn er verzweifelt ist und Stärke braucht.
Ich wollte damit deutlich machen, daß es mehr Helden gibt, als man so allgemein meint.
Ich freu´ mich darüber, daß dir diese Geschichte gefallen hat.
Deinen Hinweis habe ich aufgenommen und die Stelle mal provisorisch geändert.
Vorhin, beim Vorlesen sind mir noch einige andere Haken aufgefallen, die ich wohl heute korrigieren werde, so mich meine Familie an den Rechner lässt.
Danke, Gruß und einen schönen Advent
Manfred

 

Ich fand sie auch sehr schön :)
Du hast so mitten in einem Geschehniss angefangen, sowas mag ich.
Ich fand das Reinbringen der Lieder immer so schön, vor allem das letzte "Vom Himmel hoch da komm ich her". Das war ja geradezu für diese Szene geschrieben. :)
Auch sonst hast du alles gut beschrieben, so richtig den Weihnachtstrubel erfasst ;)
Ich hatte richtig Mitleid mit dem Jungen, ich hoffe der Mann konnte ihm helfen.
Sehr schöne Geschichte

Greetz
Leana

 

hi Drei :)

ich hab nix zum meckern, keine Holperstellen ... hat mir gut gefallen, liest sich sehr angenehm flüssig. Und Du stellst auch die Gefühle des Jungen sehr gut und nachfühlbar dar - die Nervosität, das warme Gefühl ...
Gut fand ich auch, dass er quasie der Pflicht, die Schachtel zurückzubringen selbst enthoben wird - allein dadruch, dass er sich denkt, er muss es tun.
Die Dialoge fand ich okey. Die Einbeziehung der Lieder ist Dir gut gelungen, auch dei ganze Atmosphäre im Kaufhaus.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Leana,
Hallo Maus,
danke fürs Lesen und Kommentieren.
Ich meine noch ein oder zwei Wiederholungen entdeckt zu haben, hatte aber bisher nicht so die Energie zum Überarbeiten.
Ich, und wohl auch der Mann dachten, wenn der Junge die Zigaretten selbst zurück bringt und dabei erwischt wird, könnte die ganze Sachen schiefgehen.
Gruß
3

 

Hi Manfred,

du weißt, ich liebe solche Geschichten. :)

Ich dachte mir, dass du in diese Richtung schreiben würdest und darum habe ich sie schon mit Vorfreude angefangen zu lesen.

Gestern habe ich im Fernsehen einen Spruch gehört: Ein guter Mensch ist nie allein.
Damit hat derjenige gemeint, dass es immer einen Engel gibt, der einem zur Seite steht.
Manchmal muß man ihn sehen und spüren können, um es zu begreifen.

Dein Engel hat dem kleinen Jungen erklärt, dass er ein Held ist und ihm damit das Selbstbewußtsein gegeben auch einer zu bleiben.
Was sicher nicht immer einfach ist. Doch die Erinnerung an ein solches Erlebnis, gibt Kraft wenn es darauf ankommt.

Eine sehr schöne (und nicht nur Fantasievolle) Geschichte. :engel:

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo coleratio,
du hast die Geschichte genau so gelesen, wie ich sie gemeint habe.
Nur habe ich den Mann nicht als Engel sondern eher als Weihnachtsmann gesehen.
Nur Ramon hat ihn gesehen und erst als recht jungen Mann, der mit der Zeit älter wurde.
Ist eigentlich auch egal.
Wichtig ist, das es so verstanden wurde, ist wie ich es wollte.

Danke und Gruß

 

Hallo Dreimeier,

eine schöne, besinnliche Weihnachtsgeschichte. :xmas:

Du hast die Atmosphäre im Kaufhaus toll geschildert, da ist Schwung und Leben drin. Auch mit dem kleinen Ramon empfindet man gleich mit. Die Idee mit dem Orden gefällt mir auch gut. Dass der Mann immer älter wird, kriegt man schon mit, finde ich; Du hast es schön subtil gemacht.

Was mir nicht ganz so gefiel, war dieser Übergang:

„Ich muss gehen, man wartet auf mich!“
Der Griff des Mannes lockerte sich. „Wie alt bist du, Junge?“
„Neun“, sagte er und wunderte sich, warum er nicht fortlief.

Der ist mir ein bisschen zu grob, das kann man nicht recht nachvollziehen. Eben noch ist Ramon in höchster Fluchtbereitschaft, und nur, weil der Fremde nach seinem Alter fragt, wird er auf einmal ruhiger. Da gehört meiner Meinung nach was Spektakuläreres her, irgendeine Äußerung des Mannes (z.B.: "Ich habe doch gewusst, heute werde ich noch einem Helden begegnen - und da bist du!"), die Ramon zu Recht so verdutzt, dass er wegzulaufen vergisst.

Dass am Ende die Zigarettenschachtel verschwunden ist, geht mir etwas zu sehr in Richtung Märchen, außerdem befriedigt die Lösung nicht ganz. Nun hat der Mann Ramon Mut gemacht, aber Ramon setzt das neue Gefühl nicht in Taten um. Weder muss er die Schachtel zurücklegen, noch wird beschrieben, wie er sich der Gang entgegenstellt, die ihm unter Drohungen diesen Auftrag gegeben hat. Zumindest könnte sich Ramon im Kaufhaus eine Lösung ausdenken, wie er das Problem lösen will. Wenn das fehlt, ist die Geschichte nicht rund - empfinde ich zumindest so.

So aber: Hübsche Idee, lebendig umgesetzt.

Viele Grüße
Pischa

 

Hi Dreimeier,

mir hat deine Geschichte auch sehr gut gefallen.

Ich fand es schön, dass ein übersinnliches Wesen gekommen ist, um Ramon zu helfen. Die Idee mit dem Orden gefiel mir sehr. Ich bin mir sicher, dass er sich daran immer erinnern wird, wenn es ihm schlecht geht.
Schön fand ich auch, dass er versucht hat dem Jungen mehr Selbstvertrauen zu geben. Ramon hält sich ja für einen regelrechten Versager und dieses Gefühl wird er von nun an wohl nicht mehr haben - er lernt seine eigene Leistung zu schätzen.

Insgesamt auch eine sehr schöne Weihnachtsgeschichte. Ich bin immer wieder erstaunt, was in dieser Rubrik alles zustande kommt.

Kling, Glöckchen klingelingeling, kling, Glöckchen, kling…
kam es aus den Lautsprechern, und in den Reihen mit Süßigkeiten drängten sich fette Leute, die ihre Körbe für fette Kinder beluden.

Das mit den fetten Leuten und den fetten Kindern ist mir etwas zu klischeehaft.

„Ha, ich habe es gewusst!“

Der Mann sagt sehr oft "Ha". :)

LG
Bella

 

Hallo Pischa,
hallo Bella,
.........
Was mir nicht ganz so gefiel, war dieser Übergang:
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Ich hatte da natürlich auch ein bestimmtes Gefühl. Da sollte dann so der innere Widerstreit sein. Wenn man das dem Leser aber nicht vermittelt hat, muß man was machen. Ich denke, ich formuliere das mal um.

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Dass am Ende die Zigarettenschachtel verschwunden ist, geht mir etwas zu sehr in Richtung Märchen, außerdem befriedigt die Lösung nicht ganz.
.........
Der Junge trifft ein Wesen,... wahrscheinlich ist es der Weihnachtsmann. Es ist ein Märchen.
Das mit der Zigarettenschachtel ist ja so beabsichtigt, weil zum Einen das „Seltsame, Mächenhafte“ zusätzlich unterstrichen wird und zum Anderen so der Junge geschützt wird.
Was passiert denn, wenn er die Schachtel wieder zurücklegt, und erwischt wird?
Keiner würde ihm das glauben. Jedem wäre klar, daß er klauen wollte und damit wäre der Schuss nach hinten losgegangen.
Das die Schachtel weg ist schützt den Jungen.

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noch wird beschrieben, wie er sich der Gang entgegenstellt,
.........
Das wollte ich eigentlich auch nicht. Ich sehe es wie bei einer Therapie. Dadurch, daß er selbstbewußter geworden ist verhält er sich automatisch auch anders. Er wird den Kindern anders begegnen.
Sein Weg ist einfach etwas korrigiert worden, so, daß sein Leben anders werden muß.
Eine andere Möglichkeit ist aber, daß ich einen zweiten Teil schreibe, wo der Junge im Heim versucht sich durchzusetzen.
Und genau am Heiligen Abend eskaliert die Situation und der Weihnachtsmann bewirkt ein Wunder.
Würde ich aber erst im nächsten Jahr machen. Zunächst muß Ramon es mal selber versuchen.

........
Das mit den fetten Leuten und den fetten Kindern ist mir etwas zu klischeehaft.
........
Stimmt. Vielleicht sollte ich Ramons Frust darauf deutlicher machen. Bleibt aber immer noch klischeehaft.
Werd´ mal überlegen. (Ich bin aber auch altmodisch und hab nicht so viel gegen Klischees)

...........
Der Mann sagt sehr oft "Ha".
..........
Wenn ich ein „Ho, ho, ho“ einsetzte weiß jeder daß es der Weihnachtsmann ist.
Vielleicht geht auch ein „Aaah“ oder „aber hallooo“. Du hast aber Recht und ich werde versuchen was zu ändern.

Danke für eure Gedanken und schön das die Geschichte trotzdem, oder etwas, gefiel. ;)

Gruß
Manfred

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Manfred,

schön, mal wieder eine neue Geschichte von dir zu lesen :read: – und eine Weihnachtsgeschichte noch dazu! :)

Um es gleich vorweg zu nehmen, du hast eine sehr schöne, warmherzige Geschichte mit weihnachtlicher Atmosphäre zustande gebracht, die sicherlich nicht nur ich gerne gelesen habe. :thumbsup:

Anders als bei deinen meisten Geschichten fehlt diesmal der Spannungsaufbau – für "Ein Held im Kaufhaus" ist der aber nicht nötig. Der Leser verfolgt auch so das Gespräch zwischen Ramon und dem mysteriösen Mann mit großer Neugierde.

Die meisten bisherigen Leser sahen in dem mysteriösen Mann den Weihnachtsmann, was sicherlich naheliegend ist. Das häufige "Ha", angelehnt an "Hohohoo" ist, deutet darauf hin.
Ich selbst hingegen hab mir Gedanken gemacht, ob es sich bei dem Mann nicht auch um den Kaufhausdetektiv handelt könnte, der den Diebstahl bemerkt und auf ungewöhnliche Weise gehandelt hat.
Es war Weihnachten, der Junge tat ihm Leid, er hatte den Eindruck, Ramon wollte die Zigaretten gar nicht wirklich stehlen ... und während des Gesprächs der beiden könnte sich der Kaufhausdetektiv irgendwie die Zigaretten geschnappt und den Diebstahl somit verhindert haben. Wäre das nicht auch eine Möglichkeit? Du siehst, jeder Leser empfindet eine Geschichte eben anders.
Jetzt im Nachhinein erscheint der Weihnachtsmann dann aber doch logischer. :)

Wie auch immer, deine Kurzgeschichte hat mich gut unterhalten. Der Titel passt ohne zuviel vorweg zu nehmen. Anfangs dachte ich, der mysteriöse Mann wäre der Held, bevor ich als Leser des besseren belehrt wurde.

Was mir noch zu denken gibt: Dein Protagonist, Ramon, fühlt sich an diesem Tag als Held. Ein Zustand, der hoffentlich andauert ...? Immerhin wird Ramon nach Weihnachten sicherlich weiterhin von den anderen Kindern gehänselt. Aber ich denke, durch den Orden, an den Ramon sicherlich gerne zurückdenkt und bei dem ihm warm ums Herz wird, bleibt das ein längerfristig andauernder Zustand.

Zum Klischee mit den fetten Kindern: Irgendwie musste ich an dieser Stelle schmunzeln und ich fände es schade, wenn du sie herausnehmen würdest.

Sprachlich hab ich nichts anzumerken, der Text ist in dem von dir gewohnten flüssigen Stil geschrieben und angenehm lesbar, gut zu Papier gebracht. Eventuell würde ich die Songzeilen sowie die Gedanken des Jungen noch kursiv setzen, um sie vom Rest des Textes hervorzuheben und eindringlicher wirken zu lassen. Aber das bleibt natürlich dir selbst überlassen.

Viele Grüße und eine schöne Adventszeit,

Michael :xmas:

 

Hallo Dreimeier!

Im Vorfeld wurde schon eine Menge gesagt, was ich dir ebenfalls sagen wollte. Vieles fällt daher weg. Du weißt, dass du eine Geschichte geschrieben hast, die viele als schön und romantisch empfinden. Ein Wunder. Ein Märchen. Etwas, das Kinder brauchen und Erwachsene sich erhoffen. Ich habe viel Erfahrung mit Kinder aus dem Kinderheim. Anfangs hast du den Jungen und sein Leben gut charakterisiert. Dass er die Packung Zigaretten nimmt ist seine Chance unter den Kindern zu überleben. Daher ist das Ende auf der einen Seite gut - er stiehlt nicht und er muss die Kippen nicht zurück bringen. Aber was passiert, wenn er im Kinderheim ankommt? Da ist das Märchen vorbei. Da bringt auch kein imaginärer Orden etwas. Ein wirklicher Trost, trotz Märchen-Atmosphäre, war diese Geschichte also nicht. Ramons plötzlich Zuneigung finde ich allerdings gar nicht so unproblematisch. Es gibt menschen mit der starkem Charisma und der Weihnachtsmann ist sicher einer von ihnen. Auch hast du sehr gut Ramons Gefühle bei der Flucht beschrieben.

Lieben Gruß

Fee

 

Hallo Dreimeier,

ich schwankte immer zwischen Ladendetektiv und Weihnachtsmann. ;)
Daraus ergibt sich eine gewissen Spannung in dem Text. Während den Jungen klar gemacht wird, dass er ein Held ist, spürt er die Folgen seiner notvollen Schuld in seiner Jackentasche. Erst als er loslässt, kann sich das "in Wohlgefallen" auflösen.
Bei dem Jungen wird einiges nachhallen, hoffentlich auch, wenn ihn die anderen wieder ärgern.
Mir hat deine Geschichte gefallen. Ich habe auch nichts gegen Klischees. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Manfred,
Deine Weihnachtsgeschichte ist für mich eine von jenen, die zwar irgendwie kitschig, aber gerade deshalb auch wohltuend ist. Das Wunder der Weihnacht ist ein abgedroschener Plot daher ist der Kitsch unumgänglich. Auch die Figur des armen Waisenknaben, dem das Wunder offenbahrt wird, ist nichts Neues. Aber! Das dicke Lob bekommst du von mir für den Orden, für das einfülsame Gespräch mit dem Jungen, für die Zuversicht, die der Weihnachtsmann dem Jungen schenkt.
Es ist tatsächlich so, wie du es schreibst. Es sind Helden. In jedem von uns steckt einer.

Lieben Gruß und schöne Weihnachten
Petra

 

Hallo Michael,
hallo Anna-Fee,
hallo Sim,
hallo Goldene Dame,
hab ich jemanden vergessen...?

Kaum hat man mal den Rechner aus, schon ist der Teufel los.
Ich gebe zu, daß es zunächst naheliegend ist auf einen Kaufhausdetektiv zu tippen. Ich meine aber, daß das nichts macht, denn dadurch wird die Geschichte vielleicht sogar etwas interessanter.

Zu den Bedenken, was die Wirkung auf Ramon betrifft:
Zum Einen liebe ich es, wenn am Ende einer Geschichte etwas offen bleibt. Da bleibt sie beim Leser auch länger im Kopf, meine ich jedenfalls.
Ich denke aber auch, daß man sich nicht nur darauf konzentrieren sollte, was Ramon in Zukunft macht.
Mir ist viel wichtiger, was der Leser aus dieser Geschichte zieht. Und das meine ich wirklich, denn das ist mein Hauptanliegen bei diesem Text. Mir ist wichtig, daß man erkennt, daß die Leistung eines Menschen nicht nur daran bemessen werden darf, was absolut als Ergebnis rauskommt, denn das ist schließlich relativ.
Was einer mal so nebenbei macht, mag von dem Anderen eine riesige Kraftanstrengung fordern. Und genau diese Leistung muß auch entsprechend gewürdigt werden.
Und nicht nur die körperliche Leistung, auch die psychische. Das Ertragen von Leid, Schmerz, Trauer, Einsamkeit u.s.w.
Nun ist das ja keine neue Erkenntnis, vielleicht ist es aber nicht falsch mal daran zu erinnern.

Zum Klischee:
Der Weihnachtsmann ist eines, der Waisenjunge, das Wunder...
He, wir haben Weinachten!

.............
Ein wirklicher Trost, trotz Märchen-Atmosphäre, war diese Geschichte also nicht.
.............
Ich will Ramon damit ja nicht trösten. Wenn aber ein trauriges Kind die Geschichte lesen sollte und dann denkt: Vielleicht bin ich ja auch ein Held., dann hat sie schon getröstet.

............
Ramons plötzlich Zuneigung finde ich allerdings gar nicht so unproblematisch.
............
Das sehe ich auch. Anfangs hatte ich die Idee, daß er mit Ramon das Kaufhaus verlässt und ihn draußen zu einen heißen Wurst einlädt. Geht aber nicht, denn Kinder dürfen nicht mit Fremden mitgehen. Das war mir schon klar.

Ganz lieben dank an euch alle für das Lesen und das viele Lob
Falls wir uns nicht „sehen“ wünsche ich euch schon mal ein schönes Weihnachtsfest.
Gruß
Manfred

 

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