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Ein kleines Weihnachtswunder

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01.07.2003
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Ein kleines Weihnachtswunder

Leuchtend warf der nasse Straßenbelag das Licht des Vollmonds zurück. Für kurze Zeit hatte der lang andauernde Regen aufgehört und zwischen den dicken Wolken schien der Mond hindurch. Die kleine Stadt lag ruhig am Fuß der Berge. Das Mondlicht war das einzige, was die Nacht erhellte. Hätte man doch zusätzlich noch leuchtende Weihnachtsbäume, Schneemänner, Nikoläuse oder auch Rentiere erwartet. Aber obwohl es nur noch eine Woche bis zum Weihnachtsfest war, gab es in dem ganzen Ort keine Dekoration. Nicht ein kleiner vergessener oder verlorener Tannenzweig lag auf der Straße. Kein Bimmeln irgendwelcher Glöckchen war zu hören. Nicht einmal der Schein einer Kerze schimmerte aus einem Fenster. Als ob es hier kein Weihnachten gebe. Und das Wetter hatte sich wohl auch damit abgefunden. Seit Wochen schon regnete es.

"Soll das jetzt genauso werden, wie im letzten Jahr?", empörte sich Henry Miller am Abendbrottisch. Seine Frau wusste darauf keine Antwort. Zu oft hatten sie das Thema durchgesprochen. Gott sei Dank waren die Kinder schon im Bett. Klein wie sie noch waren, verstanden sie die Zusammenhänge noch nicht. Wie sollte man ihnen auch erklären, das es da jemanden gab, der dem Weihnachtsmann verbieten konnte, in diese Stadt zu kommen. Wo es doch auch hier brave Kinder gab. "Ich habe keine Lust, das ganze Weihnachtsfest hinter verschlossenen Fenstern und Türen zu feiern. Vielleicht fahren wir zu deinen Eltern."
Aber das ging auch nicht.
"Du weißt, dass meine Eltern dieses Jahr eine Kreuzfahrt machen. Die sind überhaupt nicht da an Weihnachten."
"Vielleicht überlassen sie uns ihr Haus über die Feiertage?" Hoffnung schwang in der Stimme von Herrn Miller mit.
"Du kennst doch meinen Vater. Wenn er nicht anwesend ist, darf niemand in das Haus."

Auch in den anderen Häusern wurde über Urlaub oder Verwandtenbesuch nachgedacht. Aber eigentlich wollten alle Weihnachten daheim bleiben und feiern. Also begnügten sich viele der Einwohner der Stadt mit einem bunt geschmückten Tannenbaum, der heimlich bei Nacht und Nebel beschafft und in einem Zimmer aufgestellt wurde, dessen Fenster nicht von der Straße eingesehen werden konnte. Zusätzlich wurde es zugehängt. Die meisten Menschen trauten sich nicht einmal dieses. Denn der Bürgermeister machte jeden Abend seine Runde und wehe, er sah etwas durch die Gardinen schimmern. Selbst das Plätzchen backen gaben die Bewohner des kleinen Städtchens außerhalb in Auftrag, damit der Bürgermeister nicht einmal den Geruch in die Nase bekam. Sonst könnte er denken, dass in diesem Haus Weihnachten gefeiert wurde und einen überraschenden Besuch des Stadtoberhauptes wollte niemand riskieren. Nicht, dass er das Feiern des Weihnachtsfestes verbieten würde, aber der Betroffene konnte dann im neuen Jahr mit vielen Schwierigkeiten rechnen.

Bei den Surchers waren die Nachbarn zu Besuch und klagten ihr Leid.
"Mich hätte der alte Ben fast erwischt, als ich letzte Nacht den Baum ins Haus trug. Als ob er riechen könnte, wenn jemand gegen eine seiner Bestimmungen verstößt."
"Letztes Jahr war er ja schon schlimm, aber diesmal legt er sich jede Nacht auf die Lauer."
"Vielleicht sollten wir uns mit ein paar anderen zusammen tun und ihm eine gehörige Abreibung verpassen", meinte Hank Surcher.
"Und dann sitzen wir alle über die Feiertage hinter Schloss und Riegel. Dann doch lieber versteckte Weihnachten."

Früher war das noch ganz anders gewesen. Da strahlte die kleine Stadt nur so vor Weihnachtsschmuck. Da wurden die Straßen geschmückt. An jeder Laterne hing ein Adventskranz, in jedem Vorgarten stand ein beleuchteter Weihnachtsbaum. Lichterketten dekorierten die Häuser und bunte Rentiere, Nikoläuse und Schneemänner standen vor den Türen. Die Dekoration am Haus des Bürgermeisters war jedes Jahr die Beste. Jeder versuchte ihn zu übertreffen, doch der Bürgermeister fand immer eine neue Idee oder eine schönere Figur.

Doch einen Tag vor Heiligabend vor zwei Jahren fiel es Heriette Bolton, der Frau vom Bürgermeister ein, dass sie den schönen neuen Schneemann in der Garage vergessen hatte. Den hatten sie und ihr Mann extra gekauft, um ihn in diesem Jahr auf das Vordach zu stellen und somit alle anderen dekorierten Häuser zu übertreffen. Und weil sie nicht warten wollte, bis ihr Mann nach Hause kam, ging sie selber in die Garage. Heriette packte den Schneemann aus und trug Stück für Stück vor das Haus. Dann ging sie um das Haus herum und holte die lange Leiter, lehnte sie an die Hauswand und hievte die schweren Teile auf das Dach. Auf die Idee, jemanden um Hilfe zu bitte, wäre sie nie gekommen. Dazu war sie zu stolz.

Als sie endlich alle Teile hinauf gebracht hatte, war ihr gehörig warm geworden unter der dicken Pelzjacken. Auch die Stiefel passten hervorragend zu ihrem Outfit, waren aber denkbar ungeeignet, Leitern zu erklimmen. Nachdem sie ein paar Mal tief Luft geholt hatte, begann sie mit dem Zusammenbau der Figur. Erst die dicke weiße Grundplatte, dann die größte Kugel. Darauf steckte sie die mittlere Kugel als Körper des Schneemannes. Obenauf kam dann die kleinste Kugel, welche mit Plastikkohlestücken und einer Plastikkarotte verziert war. Zum Schluss setzte die Frau des Bürgermeisters ihrem Kunstwerk noch eine schwarze Melone auf. Ihr Mann Ben musste später nur noch das Verlängerungskabel auf das Dach hochziehen und der Schneemann würde sogar weithin leuchten.

Ganz verzückt und stolz auf sich, trat sie einen Schritt zurück, um sich die Figur in ihrer ganzen Pracht ansehen zu können. Nur hatte sie vergessen, dass sie sich auf dem Vordach ihres Hauses befand. Der Schritt zurück war ihr letzter.

Von dem Tag an hasste der Bürgermeister das Weihnachtsfest. Hätte es das Weihnachtsfest nicht gegeben, so wäre seine Frau noch bei ihm. So dachte er. Er gab dem Weihnachtsfest die Schuld an ihrem Tod. Und alles was ihn daran erinnern konnte, verbannte er aus seinem Leben. Und da er als Bürgermeister eben erst wieder gewählt worden war, hieß das auch in den nächsten fünf Jahren kein Weihnachten für die Bewohner der kleinen Stadt.
Doch es gab auch in dieser kleinen Stadt Weihnachten. Nur spielte sich das ganze Fest innerhalb der Häuser ab. Von außen durfte nichts auf das Fest hinweisen. So wollte es der Bürgermeister. Und er hatte auch gleich ein passendes Gesetz verfasst und jegliche Zuwiderhandlung unter hohe Strafe gestellt.

Von da an spielte sich Weihnachten innerhalb der Häuser ab. Von außen durfte nichts auf das Fest hinweisen. So wollte es der Bürgermeister. Und er hatte auch gleich ein passendes Gesetz verfasst und jegliche Zuwiderhandlung unter hohe Strafe gestellt.

Und so blieben auch dieses Jahr wieder alle Außendekorationen in Kisten verpackt und standen unangetastet auf Dachböden, in Kellern oder Garagen. Und es war auch nur noch eine Woche bis zu den Feiertagen. Eisig wehte der Wind durch die menschenleeren Straßen. Alle Fenster waren dunkel. Die Bewohner des kleinen Städtchens hatten sich mittlerweile schlafen gelegt. Viele träumten von strahlenden Kinderaugen, selbst gebackenen Plätzchen. Die Kinder träumten wohl eher von vielen Geschenken, neuen Fahrrädern, dem Weihnachtsmann. Aber der Weihnachtsmann durfte in dieser Stadt nicht mehr durch die Straßen wandern. Also konnte er auch kein Kind mehr besuchen. Es würde also auch dieses Jahr eher ein trauriges Fest werden.

Von der Kirche schlug es zwölf Mal. Dumpf dröhnten die Glockenschläge durch die kalte Luft. Der Mond war wieder hinter einer Wolke verschwunden und der Regen wurde wieder stärker und verwandelte die Straßen in Flüsse. Der Wind wurde heftiger und pfiff um die Häuserecken. Fast unheimlich war es. Kein Kind hätte jetzt freiwillig sein warmes sicheres Bett verlassen.

Plötzlich begann an manchen Stellen die Luft zu flimmern. Das Flimmern huschte durch die Straßen, als ob es etwas suchte. Der Regen wurde stärker, der Wind wurde heftiger und lauter. Als ob er andere Geräusche übertönen wollte. Aber vielleicht war ja gerade das der Fall.

Und dann sah man seltsame kleine Wesen durch das Regenwasser stapfen. In grün und rot gekleidet waren sie doch recht auffällig. Aber es war ja außer ihnen niemand unterwegs. Bepackt mit Kisten und Tüten und seltsam geformten Gegenständen sammelten sie sich auf den Straßen.

Als scheinbar alle beisammen waren, machten sie sich auf den Weg. Vor einem schönen großen Haus mit einem großen Garten blieben sie kurz stehen. Dann öffnete sich das Gartentörchen wie von Geisterhand und ließ sie ein. Schnell verteilten sie sich rund um das Haus und im Garten. Durch den lauten Wind konnte man kein Geräusch hören. Die Tüten und Kisten wurden ausgepackt. Die seltsamen Gegenstände zusammen gesteckt.

Plötzlich hörte der Regen wieder auf, der Wind legte sich. Die Straßenbeleuchtung fiel aus und alles lag im Dunkeln. Nichts war mehr zu sehen oder zu hören. Als der Mond hinter der Wolke hervor kam, begann es zu schneien. Die seltsamen Wesen waren verschwunden und der Schnee begann alle ihre Spuren zu verwischen. Es war, als ob sie nie da gewesen wären.

*

Fips der Zeitungsjunge war schon früh auf den Beinen. Die Zeitung musste bis sechs Uhr bei den Abonnenten sein. Und der Junge konnte das Geld gut gebrauchen. Seine Eltern waren nicht gerade freigiebig beim Taschengeld. In all der Hektik am frühen Morgen hatte Fips noch gar nicht aus dem Fenster gesehen. Um so erstaunter war er, als er die weiße Pracht vor sich sah, als er aus der Haustür trat. Fips war hin und her gerissen. Zum einen freute er sich, konnte er doch endlich wieder den Schlitten vom Dachboden holen, der da schon seit dem letzten Winter einstaubte. Zum anderen konnte er sein Fahrrad fürs Austragen vergessen. Da war der alte Handkarren wieder gefragt und der ließ sich auch nur sehr schwer durch den Schnee schieben. Da würde mancher Leser verärgert sein und seine Zeitung erst nach dem Frühstück bekommen.

Also machte sich Fips an die Arbeit und hievte die Zeitungspakete auf den Handkarren. Die Pakete wurden jeden Morgen mit einem Lastwagen zum Haus von Fips' Eltern gebracht. Die erste Adresse war das Haus des Bürgermeisters. Der musste auf jeden Fall seine Zeitung vor dem Frühstück erhalten, sonst war Fips seinen Job los. Als der Junge um die Ecke bog und von weitem das alte Haus sah, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Vergessen waren alle Zeitungen. Diese Meldung war so heiß, die konnte noch gar nicht darin stehen. Fips nahm die Beine in die Hand und lief zurück zu seinem Elternhaus. Ohne Rücksicht auf Lautstärke und Teppichboden, stapfte er mit seinen Stiefeln die Treppe hinauf zum Schlafzimmer seiner Eltern. Tom Dobson war nicht erfreut, von seinem Sohn um diese Zeit geweckt zu werden. Eigentlich hatte er sogar Urlaub und durfte länger schlafen.

Mit einem Krachen schlug die Tür gegen die Schlafzimmerwand. Mr. und Mrs. Dobson waren sofort hellwach.
"Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?" donnerte Vater Dobson seinen Sohn an.
Aber Fips stand nur mit offenem Mund vor dem Bett und ruderte mit den Armen.
"Scheinbar hat er eher einen Geist gesehen," meinte Anet, Fips' Mutter.
"Der der der..."
"Der Was?" fragte Mr. Dobson ungeduldig.
"Der B B B Bürgermeister."
"Was ist mit dem Bürgermeister? Hat er sich endlich an einer Laterne aufgehängt?" Dies meinte Vater Dobson eher als Scherz, wenn doch ein klein bisschen Hoffnung in der Frage mitschwang..
Aber aus Fips war kein weiteres Wort heraus zu bringen. Wieder stand er nur da und ruderte mit den Armen.
"Jetzt wird mir das zu bunt. Da ich sowieso wach bin, kann ich mir die Sache ja selber ansehen. Und wehe, es ist nichts wirklich Wichtiges."
Tom Dobson erhob sich aus seinem Bett und zog sich zügig an. Kaum war er damit fertig, fasste ihn sein Sohn auch schon an der Schulter und zog ihn aus dem Schlafzimmer und die Treppe hinunter.
"Moment, ich muss mir wenigstens noch Schuhe und Jacke anziehen. Wie es aussieht, hat es heut Nacht ja sogar geschneit. Hatten die gestern gar nicht angesagt. Ich hoffe, der Schnee ist nicht der einzige Grund, warum du mich so früh rausgeschmissen hast. So klein bist du auch nicht mehr."
Aber Fips zog ihn schon weiter, aus der Haustür heraus und die Straße entlang. Als sie dann um die Ecke kamen, an der der Handkarren mit den Zeitungen stand, ließ Fips seinen Vater los und streckte seinen Arm aus. Weiterhin schweigend wies er nur auf das Haus des Bürgermeisters.
"Oh mein Gott!" entfuhr es Tom Dobson.
"Hat's der alte Halunke wieder mal geschafft", kam es von der anderen Straßenseite. Benny Roberts stand auf seinen Besen gestützt vor seiner Garageneinfahrt.
"Was soll er geschafft haben?" Tom Dobson wusste nichts mit der Außage anzufangen.
"Na, allen hier verbietet er die Dekorationen, und dann ist sein Haus das einzige, welches weithin sichtbar strahlt. Und in den paar Tagen wird wohl keiner eine schönere Dekoration hinbekommen. Hat sich dieses Jahr wirklich große Mühe gegeben. Und ich hatte ihm die Sache mit dem Verbot und den Strafen schon geglaubt."

Und wirklich war das Haus des Bürgermeisters fröhlich bunt geschmückt. Alle Bäume im Garten waren mit Lichterketten behängt. Ein großer Rentierschlitten mit Weihnachtsmann thronte auf dem Dach. An jeder Hausecke stand ein leuchtender Schneemann. Und Lichterketten schmückten auch Dachgiebel und Fenster.

"Glaub mir, ich werd's auf jeden Fall versuchen." Tom Dobson machte auf dem Absatz kehrt und eilte nach Hause.
"Darf ich helfen?" rief Fips seinem Vater hinterher.
"Sieh erst einmal zu, dass du deine Zeitungen unter die Leute bringst. Und sag jedem, was hier vor sich geht. Wollen doch mal sehen, ob das Haus vom alten Ben das einzige geschmückte bleibt."

Die Nachricht vom Weihnachtswunder verbreitete sich unglaublich schnell in dem kleinen Städtchen. Und schon kurze Zeit später sah man überall Männer und Frauen neben oder auf den Häusern stehen und Weihnachtsdekorationen anbringen. Da wurden kilometerweise Lichterketten verlegt. Hunderte Schneemänner durften ihre Kellerverliese verlassen und unzählige Weihnachtsmänner bevölkerten die Vorgärten. Es sah aus, als ob die Einwohner sämtliche Weihnachtsdekorationen anbringen wollten, die sie auftreiben konnten. Wenn der Weihnachtsmann nicht schon am Nordpol wohnen würde, hier würde er sich wohl sehr gerne niederlassen.

Und am Abend strahlte die Stadt nur so im Weihnachtsglanz. "Jingle Bells" und "Frosti the Snowman" erklang es aus vielen Lautsprechern. Als man jedoch versuchte, den Bürgermeister zu dieser Gemeinschaftsleistung zu beglückwünschen, stellte man fest, dass er an diesem Tag bei seiner Tochter war und von all dem Rummel gar nichts mitbekommen hatte.

*

Drei Tage vor dem Weihnachtsfest fuhr Bürgermeister Ben Bolton zurück nach Hause. Die Einladung, die Feiertage bei seiner Tochter und ihrer Familie zu verbringen, hatte er dankend abgelehnt, mit den Worten, er wäre immer noch nicht über den Verlust seiner Ehefrau hinweg und alles, was ihn an sie erinnere, mache seinen Schmerz noch größer.

Als er dann aber seinen Wagen von der Autobahn herunter lenkte, wurde er von einigen Einwohner seiner Stadt empfangen und auf den Aussichtspunkt gewunken, von dem man über das ganze kleine Städtchen blicken konnte. Als er das strahlende Häusermeer im Tal sah, war er fast geschockt und wollte platzen vor Wut. Doch als er dann die Tür öffnete und aus seinem Wagen stieg, fingen die Leute an in die Händen zu klatschen und ihn auf die Schultern zu schlagen. Völlig durcheinander schüttelte Ben Bolton die ihm gebotenen Hände.

"Hätten wir dir nie zugetraut!" kam es von einer Seite.
"Und wir dachten, Sie hätten Weihnachten einfach ausfallen lassen wollen", kam es von einer anderen Seite.
"Sie haben wieder einmal die schönste Dekoration."
"Wie haben Sie das alles nur geschafft? In der kurzen Zeit? Und niemand hat etwas gehört."

Darauf wusste der Bürgermeister nun auch keine Antwort. Wusste er doch nicht einmal, wovon die Leute sprachen. Aber auch so etwas gehört zu den Talenten eines guten Politikers.
"Ich konnte Ihnen doch nicht allen das Weihnachtsfest vermiesen. Sie traf doch an all dem keine Schuld. Das war damals ein Unfall, das habe ich eingesehen. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest."

Unter lautem Beifall stieg Ben Bolton wieder in seinen Wagen und fuhr den Hügel hinab in die Stadt. Sollten die Leute doch ihr Weihnachtsfest feiern. Hoffentlich ließen sie ihn aber damit in Ruhe. Er würde sich in sein Haus zurück ziehen und die Feiertage über alle Rollläden herunter lassen und niemandem die Tür öffnen.

Als er dann aber die Straße hinunter fuhr, in der sein Haus stand, trat er vor Schreck kräftig auf die Bremse. Zum Glück war gerade niemand hinter ihm. Der Wagen rollte aus und hielt an. Mit verstörtem Blick stieg Bürgermeister Bolton aus seinem Auto und ging langsam aus sein Haus zu. So eine Dekoration hatte er in seinem Leben noch nie gesehen. Und alles an seinem Haus. Wollten die Bewohner der kleinen Stadt ihn auf den Arm nehmen? Aber sie hatten doch ihn bejubelt und beklatscht?

"Hallo, Herr Bürgermeister!" rief eine Frau aus der Bäckerei am Ende der Straße. "Kommen Sie doch auf einen Glühwein herein!"

Ohne zu antworten, kam Ben Bolton der Bitte nach. Noch immer stand sein Mund offen und er war zu keinem Wort fähig. Was war hier nur geschehen? In der Bäckerei wartete schon seine Sekretärin auf ihn. Sie war es auch, die ihn gerufen hatte.

"Sie haben 25 Einladungen für das Weihnachtsfest. Jeder will, dass Sie wenigstens einmal bei ihm vorbeikommen. Alle wollen sich bei Ihnen bedanken."
"Warum?" war das einzige, wozu Ben Bolton fähig war.
"Na, dafür dass Sie Ihre Meinung geändert haben und nun doch wieder gut über das Weihnachtsfest denken."
"Tu ich das?"
"Na, wer so eine schöne Weihnachtsdekoration aus dem Hut zaubert, der kann kein schlechter Mensch sein. Und da die Weihnachtstage scheinbar alle schon belegt sind, würde ich mich freuen, wenn sie Neujahr zu mir zum Essen kämen."
Bürgermeister Bolton nickte nur. Wie konnte er auch dazu nein sagen, wo er doch scheinbar ein so guter Mensch war?

* * * E N D E * * *

 

Hi Holli-Would!

Fast ein Wunder ist es, dass die Geschichte vorher noch nicht kommentiert worden ist, aber das ändert sich ja jetzt ;)

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Obwohl ich den ganzen Rummel mit Lichterketten und so weiter gar nicht ausstehen kann. Okay, als Kind fand man das immer toll, wenn es an allen Ecken geleuchtet hab, aber jetzt ist es bei mir nicht mehr der Fall. Was soll ich sonst noch viel sagen? Eine schön geschrieben, phantasievolle Geschichte.

Der Stil ist flüssig, nur sind mir beim Lesen einige kleinere Fehler aufgefallen (natürlich hab ich die nicht aufgeschrieben :rolleyes: ), wenn du aber magst, schau ich bei Gelegenheit noch mal rein. Was mir verstärkt aufgefallen sind, waren das/dass-Fehler.

Es hat mir gefallen, deine Geschichte zu lesen :)

Greetinx
Alisha

 

Hallo Holli-Would!

Eine nette Weihnachtsgeschichte, bei der einem bewußt wird, wie sehr der Lichterschmuck die Stimmung ausmacht – kaum vorzustellen, wenn alles finster wäre in dieser Jahreszeit...
Schön, daß der Bürgermeister schließlich doch zugestimmt hat – dieses Weihnachtswunder haben wohl die Lichter gemacht. :)

Was mich ein wenig gestört hat, sind die englischen Namen – da würd ich Dich gern zu einer Änderung überreden, aber es ist natürlich Deine Sache…;)

Eventuell könntest Du die Einleitung ein bisschen straffen. Den zweiten Absatz (»Doch es gab auch …«) würde ich zum Beispiel rausstreichen; die Tatsache, daß es unter Strafe steht, später einfügen, in den Absatz der mit »Von dem Tag an hasste der Bürgermeister das Weihnachtsfest« beginnt – lies die Geschichte mal ohne den zweiten Absatz. :)

Ein paar Anmerkungen hab ich noch:

Bei den folgenden Sätzen gehört überall dass statt das:

»"Du weisst, das meine Eltern dieses Jahr eine Kreuzfahrt machen«
»Sonst könnte er denken, das in diesem Haus Weihnachten gefeiert wurde«
»Nicht das er das Feiern des Weihnachtsfestes verbieten würde« (Nicht, dass)
»fiel es Heriette Bolton, der Frau vom Bürgermeister ein, das sie den«
»Nur hatte sie vergessen, das sie sich auf dem Vordach ihres Hauses befand.«
»Sieh erst einmal zu, das du deine Zeitungen unter die Leute bringst.«
»Jeder will, das Sie wenigstens einmal bei ihm vorbeikommen.«
»Na, dafür das Sie Ihre Meinung geändert haben«

»"Soll das jetzt genauso werden, wie im letzten Jahr?" empörte sich Henry Miller«
– Jahr?“, empörte (der Beistrich/das Komma)

»Der Schritt zurück war letzter.«
– „ihr“ fehlt

»Und wehe, es ist nichts wirklich wichtiges.«
– nichts wirklich Wichtiges

»fasste ihn sein Sohn auch schon an der Schulter und zog in aus dem Schlafzimmer«
– zog ihn

»Wie es aussieht, hat es heut nacht ja sogar geschneit.«
– heut Nacht

»liess Fips seinen Vater los uns streckte seinen Arm aus.«
– und

»stellte man fest, das dieser an diesem Tag bei seiner Tochter war«
– dieser und diesem liest sich nicht so gut hintereinander, vielleicht „an jenem Tag“?
– dass

»die Feiertage über alle Rolläden herunter lassen«
– Rollläden

Die Geschichte hat mir jedenfalls gut gefallen. :)

Liebe Grüße,
Susi :xmas:

 

Hallo,

danke für Euer Lob und die nette Tipps und Ratschläge. Ich habe versucht, alle Fehler zu beseitigen und auch den zweiten Absatz habe ich weiter nach hinten verschoben.

Die Sache mit den amerikanischen Namen ist beabsichtigt. Denn gerade in Amerika ist die großartige Außendeko an den Häusern bekannt und der Leser soll genau dieses Bild vor Augen haben. In Deutschland ist man da (leider) zurückhaltender.

liebe Grüsse

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holli-Would,

eine schöne Weihnachtsgeschichte, die ich gerne gelesen habe. :)

Auch wenn der Bürgermeister wohl nicht selbst für das Zzrückholen des Weihnachtsfestes in die Stadt verantwortlich war, so hat er es trotzdem zugelassen – und das ist wirklich ein schönes Ende. Sicherlich fällt es ihm selbst nicht leicht, Weihnachten zu feiern, wenn seine Frau gestorben ist, trotzdem muss er wohl das Beste daraus machen. Und vielleicht lässt er sich ja von der guten Laune der Gemeinde ein wenig anstecken – seine Frau hätte es sicherlich so gewollt. Sich über Weihnachten ins Haus zurückziehen ist auf alle Fälle auch keine Lösung.

Eine Frage bleibt am Ende offen – wer waren eigentlich die kleinen seltsamen Wesen? Das wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben ...

Ich finde zwar die kitschige Weihnachtsbeleuchtung, die man an einigen Häusern "bewundern" kann übertrieben, aber das mag jetzt für die Geschichte mal nebensächlich sein.

Zwei Dinge noch:

Von außen durfte nichts auf das Fest hinweisen. So wollte es der Bürgermeister. Und er hatte auch gleich ein passendes Gesetz verfasst und jegliche Zuwiderhandlung unter hohe Strafe gestellt.

Von da an spielte sich Weihnachten innerhalb der Häuser ab. Von außen durfte nichts auf das Fest hinweisen. So wollte es der Bürgermeister. Und er hatte auch gleich ein passendes Gesetz verfasst und jegliche Zuwiderhandlung unter hohe Strafe gestellt.

Wiederholender Absatz

Außage -> Aussage

Viele Weihnachtsgrüße,

Michael :xmas:

 

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