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Ein Land im Aufbruch

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28.12.2004
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Ein Land im Aufbruch

Sommer 2042, Bern
„Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger“, begann Bundesrat Philip Zumstein seine Rede und unterbrach sie gleich wieder für ein tiefes Luftholen, um den Worten mehr Gewicht zu verleihen. „Ich spreche heute im Namen der ganzen Regierung zu Ihnen, um Sie über ein bevorstehendes Projekt in Kenntnis zu setzen, dessen Unterstützung letzte Woche vom Gesamtbundesrat beschlossen wurde: Es handelt sich um ein einzigartiges Projekt, wie es von unserem geliebten Heimatland in dieser Dimension noch nie durchgeführt wurde, ein Projekt, das auf der ganzen Welt für Aufruhr und Bewunderung sorgen wird.
Meine Damen und Herren, meine Freunde: In zehn Jahren wird die Schweiz den Mars erobern.“

„Scheisse!“ Simon Furrer schüttelte verzweifelt den Kopf und wiederholte immer wieder „Scheisse! Scheisse!“, bis ihn schliesslich Thomas unterbrach: „Na komm, so schlecht ist das Mensaessen auch wieder nicht.“
Erst jetzt merkte Simon, dass vor ihm ein Teller Rösti mit Bratwurst stand und er noch keinen Bissen gegessen hatte. Vielleicht war es die Aufregung, die Enttäuschung, die Angst oder aber die Kombination von all dem, die sein sonst so zuverlässiges Gehirn ausnahmsweise versagen liess. Mutlos blickte er seinen Kameraden an und winselte: „Was soll ich nur tun?“

„Noch vor den Amerikanern, ja“, antwortete Bundesrat Zumstein den Journalisten, die vor ihm um die besten Plätze balgten.
„Herr Bundesrat, Herr Bundesrat! Was ist mit den Chinesen? Die haben doch 2050 als ...“
Ein Grinsen, dann die kühle Antwort: „Seit einem halben Jahrhundert wird vor den Chinesen gewarnt, aber schauen Sie bloss: Die essen immer noch Reis. Daran wird sich auch in acht Jahren nichts geändert haben.“
„Die Kosten, die Kosten!“, kreischte eine Journalistin aus der hintersten Reihe, aber sie wurde von einem Fernsehreporter übertönt, der fragte: „Wo wird die Raumfähre starten?“
„Vermutlich in Afrika – die Besatzung wird jedoch aus einem rein schweizerischen Team von Wissenschaftlern und speziell trainierten Piloten bestehen.
Es handelt sich um ein Rennen, meine Damen und Herren: Die Schweiz gegen die Welt – und wir werden dieses Rennen gewinnen, so wie die Fussball-WM letztes Jahr.“
„Die Kosten, die Kosten, was ist mit den Kosten?“ Die arme Frau hatte keine Chance, trotz ihrer schrillen Stimme und obwohl sie sich an einigen Berufskollegen vorbei hatte quetschen können. Stattdessen fragte jemand: „Wie wollen Sie in zehn Jahren schaffen, was die Amerikaner nach hundert Jahren intensiver Forschung nicht geschafft haben?“
„Ganz einfach“, entgegnete Zumstein, „mit schweizerischem Verstand, schweizerischem Geld und schweizerischem Patriotismus.“
Ein alles übertönender Schrei liess die Anwesenden zusammenzucken: „Was ist mit den Kosten?“
„Die Kosten?“ Zumstein grinste. „Ja, die Kosten! Machen Sie sich keine Sorgen deswegen, wir werden die Steuern schon nicht anheben, haha, ähm ... Also, wenigstens ist das vorerst nicht geplant. Wir werden die Mission durch Umverteilung bestehender Forschungsmittel finanzieren. Leider werden deswegen wohl einzelne Abteilungen der nationalen Universitäten geringfügige Budgetkürzungen in Kauf nehmen müssen, aber die ETH-Physiker haben mir versprochen, dass das Projekt vergleichsweise kostengünstig sei.“

„Was soll ich nur tun?“, stöhnte Simon, den Röstiteller beiseite schiebend. „Vier Jahre studieren, schuften, lernen – wofür? Ich sitze auf der Strasse!“
„Ach komm“, tröstete Thomas ihn, „die brauchen doch weiterhin ein paar Historiker – vielleicht sogar für die Raumfahrtsmission, um die Archive der NASA nach Wissenswertem zu durchforsten oder so.“
„Mein Spezialgebiet sind Pyramiden, Thomas, Pyramiden! Das hat nun wirklich nichts mit Raumfahrt zu tun.“
„Doch, doch, hast du nicht die Neuverfilmung von Stargate letztes Jahr gesehen? Da ...“
„Ich bin verloren!“, begann das Gejammere erneut, ehe Thomas es hätte verhindern können. „Praktisch schon tot!“

Das Fahnenmeer auf dem Bundesplatz liess Philip Zumstein strahlen. Seine Kollegen winkten der Masse zu, gleichfalls begeistert vom Anblick, der sich ihnen bot. Aus der ganzen Schweiz waren die Leute nach Bern gepilgert, um die neuen Helden des Landes zu feiern.
„Ein mutiger Entscheid!“, hatten die Tageszeitungen gelobt. „Ein weisses Kreuz für den roten Planeten.“ Dass die Amerikaner das Mars-Projekt für absurd hielten, störte niemanden – viel eher freute man sich darüber, dass Präsidentin Jenna Bush ihre Ferien abgebrochen um notfallmässig das NASA-Budget zu verdoppeln. Auch die Briten hatten übereilig angekündigt, mit einer eigenen Raumfähre spätestens 2060 sogar auf dem Jupiter zu landen – bis der Premier von seinen Beratern erfahren hatte, dass die Landung auf einem Gasplaneten gewisse, bisher ungelöste, technische Probleme mit sich brachte. Ernstzunehmende Konkurrenten waren daneben die Chinesen, die Japaner und eventuell noch die Deutschen, die aber erst letztes Jahr ihr Raumfahrtprogramm gestrichen und das Geld in ein bürokratischeres Steuersystem uminvestiert hatten.
Bundesrat Zumstein trat ans Mikrofon, lächelnd, und das Volk schrie begeistert auf. Ja, dachte Zumstein, er hatte der Schweiz Kraft und Mut gegeben, er hatte sie an die alten Zeiten erinnert, als Willhelm Tell noch die übermächtigen Habsburger herausgefordert und sich Winkelried in der Schlacht bei Sempach aus Patriotismus geopfert hatte.
Mit dröhnender Stimme sprach er: „Ich sehe ein rotweisses Meer! Ich sehe ein Land im Aufbruch!“ Das Volk tobte.

„Du hast leicht reden, du bist Physikstudent. Dir zahlen die doch nur schon eine halbe Million dafür, dass du ausrechnest, ob Treibstoff für das Starten einer Raumfähre nötig ist oder nicht. Uns Historiker hingegen braucht niemand mehr. Niemand!“
Thomas zuckte mit den Schultern und entgegnete: „Nun, wenn du’s mal objektiv betrachtest: Hat man euch jemals gebraucht?“
„Ja, sicher, wir ... Geschichte ist wichtig, ich meine ... Ach, Thomas, was soll ich nur tun?“, stöhnte Simon. Unterdessen stand keine Rösti mehr vor ihm – sie waren weiter in die nächste Studentenbar gezogen und damit beschäftigt, sich zu besaufen. „Weisst du, im Herbstsemester hätte ich mit dem Schreiben meiner Diplomarbeit begonnen und danach vielleicht nach Ägypten reisen und die Pyramiden sehen können, ich hätte über Kleopatra und Ramses geschrieben, ich ...“ Ein Seufzer beendete die Träumerei.
„Nimm’s nicht so tragisch. Nach Ägypten reisen kannst du trotz allem und wenn du willst, schreib doch eine Arbeit über Kleopatra und Ramses, niemand verbietet dir das.“
„Ja, aber ...“, wollte Simon immer tiefer in Selbstmitleid versinken, als Professor Kraft, der Ägypten-Spezialist der Uni Zürich, unverhofft zu den beiden trat. „Simon? Wie geht’s?“
Normalerweise hätte sich der Student über ein Gespräch mit dem berühmten Wissenschaftler gefreut, aber heute winkte er bloss ab und murmelte: „Nicht sonderlich gut.“
„Verstehe ich, verstehe ich, aber gib nicht auf“, ermutigte Professor Kraft ihn. „Willst du mich nicht deinem Kollegen vorstellen.“
„Thomas, das ist mein Dozent in Ägyptologie, Professor Kraft. – Und das ist Thomas.“
„Guten Tag, Thomas. Darf ich fragen, was Sie studieren?“
„Physik“, entgegnete der Student unbekümmert, worauf sich die Miene des Professors augenblicklich verfinsterte.
„Physik?“, knurrte er und musterte Thomas verdriesslich, was diesen jedoch nicht sonderlich zu stören schien. Wahrscheinlich dachte er gerade an die Party morgen, wo wieder alle Mädchen bewundernd zu ihm aufschauten und von ihm wissen wollten, wie er die Chancen der Marsmission einschätzte. Er genoss den Respekt, der ihm gegenüber erbracht wurde, und Simon konnte nicht verleugnen, dass er seinen Freund darum beneidete.
Schliesslich wandte sich Professor Kraft wieder dem Geschichtsstudenten zu und meinte: „Ich würde dich gerne kurz sprechen. Alleine.“
Simon nickte und folgte dem glatzköpfigen Historiker aus dem Gebäude. Es regnete. Wie so oft passte das Wetter zur allgemeinen Gemütslage.
„Gib dich nicht mit denen ab“, meinte der Professor als erstes. „Sie sind arrogante, eingebildete Formelköpfe ohne Gespür für das wirklich Wichtige.“
„Mhm.“
„Die kennen keine Gefühle, keinen Respekt, nur kalte, kühle, eisige Berechnung! Sie glauben, dass die Welt ihren Theorien entsprechend funktioniert. Engstirnig sind sie, ja, und überheblich!“
„Mhm.“
„Gut. Gut. Ich habe immer gewusst, dass du ein hervorragender Student bist, Simon, und deshalb wollte ich dich sprechen. Aber es ist wichtig, dass du niemandem davon erzählst, ja?“
„Okay“, nickte Simon gespannt.
„Also gut: Komm heute um Mitternacht ins Auditorium Maximum der ETH und pass auf, dass dir keine Physiker folgen.“
„Weshalb? Was wird dort geschehen?“
„Geheimsache. Wenn du kommst, wirst du es erfahren.“

Das Hochschulquartier von Zürich war wie ausgestorben, so spät in der Nacht. In einigen Arbeitszimmern brannten noch Lichter, aber auf den Strassen war es meist ruhig. Alle paar Minuten ratterte ein Tram vorüber oder irgendein angetrunkener Doktor torkelte ziellos übers Trottoir.
Als Simon sich jedoch dem Haupteingang der ETH näherte, bemerkte er eine merkwürdige Gestalt: Eingehüllt in einen Mantel mit hohem Kragen, abseits der Strassenlaternen, schritt sie in Richtung der breiten Rampe, die hinunter zum Tor führte. Und kaum war die Gestalt im Innern des altehrwürdigen Bauwerks verschwunden, da folgte ihr auch schon eine zweite, nicht minder merkwürdige Person: Eine Frau. Seit wann studierten Frauen an der Ingenieurschule? Das widersprach allen Klischees.
Schliesslich, als der Minutenzeiger sich bereits bedrohlich dem Stundenzeiger angenähert hatte, entschloss sich auch Simon, das Gebäude zu betreten. Die grosse Halle war verfinstert, aber er glaubte Stimmen zu hören, Schritte, Gerede – und als er vor den Türen des Auditorium Maximum angelangte, stellte Simon erstaunt fest, dass dieses randvoll besetzt war. Bis auf den letzten Platz. Studenten, Doktoren, Professoren, in kleineren Gruppen, Fachgebiete zusammen, manche aufgeregt debattierend, andere nachdenklich an ihren Notizen schreibend
„Simon! Da bist du ja endlich!“, freute sich Professor Kraft. „Komm, setz dich zu uns.“ Die kleine Historikergemeinschaft hatte sich in einer der hinteren Reihen niedergelassen und alle waren erfreut, mit Simon einen Studenten bei sich zu haben, der das Durchschnittsalter der Gruppe um mindestens zehn Jahre senkte. Freundlich begrüssten sie ihn – manche kannte Simon als Dozenten bei seinen Vorlesungen, andere hatte er noch nie gesehen, aber sie wirkten alle von fast schon verdächtiger Freundlichkeit. Als wäre er eben einer geheimen Bruderschaft beigetreten.
„Siehst du den da vorne?“, fragte Professor Kraft. „Den Mann am Redepult?“ Er deutete auf einen gelfrisierten Mann im Anzug, der seinen Blick gelassen übers Publikum schweifen liess.
„Mhm. Wer ist das?“
„Ein wirkliches Genie, Professor Doktor Robert Lämmlein – er ist Marketingexperte am Wirtschaftsinstitut und wenn einer es schafft, unsere Probleme zu lösen, dann er.“
Es dauerte einige Minuten, bis sich der Lärm im Saal gelegt hatte und die Augen aller gespannt nach vorne gerichtet waren. Professor Lämmlein liess die Stille kurz einwirken – dann sprach er dröhnend laut ins Mikrofon: „Ausgetrickst haben sie uns. Die Physiker haben uns ausgetrickst. So ist es, meine Damen und Herren. Nicht zum ersten Mal, sie sind einfach geschickter, klüger, besser. – Ja, die Physiker sind die wahren Genies dieses Landes, das müssen wir neidlos eingestehen.“ Er zuckte resignierend mit den Schultern und wurde lauter: „Denkt nur an den Starkult, den sie um ihren ach-wie-tollen Albert Einstein aufgebauscht haben – oder wie sie es schafften, dem Durchschnittsbürger einzureden, nur Halbgötter könnten sich mit Quantenphysik auseinandersetzen. So sind sie, die Physiker. Sie wissen, wie man ein Fachgebiet vermarktet. Denkt an Stephen Hawkings, hm? Ein querschnittgelähmtes Supergenie. Oder Richard Feynman! Spielt Bongo, knackt Tresoren, malt Bilder und erledigt so ganz nebenbei einige der kompliziertesten Berechnungen aller Zeiten.
So sind sie, die Physiker, ja. Das Volk liebt sie. Das Volk liebt ihre Visionen, ihren Träume und Gedankenexperimente – und das Volk zahlt, es zahlt und zahlt und zahlt so viel, wie die Physiker nur verlangen können.
Jahrzehntelang haben sie uns ausgetrickst, diese Physiker, und jetzt haben sie ihren ganz grossen Clou gelandet: Eine Marsmission. Ja, eine Marsmission! Wofür auch immer! Und so wahnsinnig es klingt, das Volk liebt sie für diese Idee – dabei wissen die Physiker ganz genau, wie dämlich es ist, hundert Milliarden Schweizer Franken in das Aufstellen einer Flagge zu investieren. Darum geht es ihnen auch gar nicht, sie wollen Prestige, Ansehen, Bewunderung und nicht zuletzt Geld! Sie wollen uns, die Ökonomen, die Biologen, die Filmwissenschaftler, die Slawisten, Juristen und Soziologen um unsere Forschungsgelder berauben und sich selbst die Krone aufsetzen!
So sind sie, die Physiker. Ja, so sind sie“, endigte der Wirtschaftler. Zustimmendes Gemurre ertönte im Vorlesungssaal, aber auch viel Widerrede: „Das Volk ist nicht so dumm, sich von ein paar weltfremden Physikern über die Ohren hauen zu lassen!“ Irgendeine Berufsoptimisten, vielleicht eine Psychologin oder eine Politologin, hatte das behauptet, aber Professor Lämmlein entgegnete bloss: „Sie haben keine Ahnung, wie dumm das Volk tatsächlich ist. Es ist strohdumm, wenn Sie mich fragen. Sogar noch dümmer, als die meisten von uns. In Wahrheit handelt es sich bei dieser Mission nämlich um so was wie einen gigantischen, zehn Jahre andauernden Fussballmatch und die Leute lieben nun mal Fussball, so absurd das ist. Und wie ist es bei einem Fussballmatch? Die Zuschauer wollen Spektakel sehen – genau das bieten die Physiker. Welches Spektakel können schon Agrarwissenschaftler bieten? Statistiken zur Verdauung von Kühen?“
Wieder liess Professor Lämmlein seinen eindringlichen Blick durch die Reihen wandern, bevor er mit der Faust auf den Rednerpult hämmerte und dazu schrie: „Wir müssen sie vernichten, ein für alle mal. Wir müssen die Physik vernichten!“ Die Worte hallten durch die Weite und liessen Sekunden vollkommener Stille folgen, ehe ein nervöses altes Männchen stotterte: „Aber ... aber wir ... Wawawas für Proprobleme sollen wir dadadann noch lösen.“
„Sie sind Mathematiker, hm?“, fragte der Redner, worauf im ganzen Saal eifriges Gemurmel einsetzte. Mathematiker? Was hatten Mathematiker hier verloren? Die waren doch genau so schlimm wie die Physiker.
„Ja, von der Uni Be-bern“, entgegnete die zittrige Gestalt, „sie haben unser ganzes Institut einfach gegeschlossen. Zahlentheo-orie sei nutzlos, haben sie behauptet.“
Noch während der Mathematiker sprach, erhob sich Professor Kraft neben Simon und er rief: „Ich will Ihnen sagen, wie ich das sehe: Wenn man einen gefährlichen Gegner bezwingen möchte, so müssen gewisse Opfer erbracht werden. Napoleon hat viele hunderttausend Soldaten geopfert, um seine Siege zu erkämpfen – ebenso gewannen die Alliierten nicht ohne Verluste den dritten Weltkrieg und ...“
„Genau!“, schrie da ein Germanist dazwischen: „Denkt an Schillers ‚Die Räuber’, da ...“
Schon machten sich eine ganze Reihe von Theologen, Biologen, Geowissenschaftlern und Pädagogen auf, um Beispiele für das Erbringen von Opfern aus dem eigenen Fachgebiet zu bringen, doch Professor Lämmlein bat um Ruhe und fragte in Richtung der Historikergemeinschaft: „Ähm – was genau wollten Sie mit Ihrer Meldung aussagen, wenn ich fragen darf?“
„Nun“, begann Professor Kraft, „wir müssen wohl oder übel einige Fachgebiete opfern. Die Mathematiker möglicherweise, Ingenieure, Chemiker Architekten – bei jedem Angriff gibt es beteiligte und unbeteiligte Opfer, so ist die Welt. Aber, wir sind uns, glaube ich wenigstens, einig darin, dass die Physik nicht länger das universitäre Leben der Schweiz dominieren darf, oder?“
Nach kurzem Gerede brandete Applaus durch den Saal. Besonders die Theologen schienen ganz begeistert von der Idee, endlich diese nervigen Physiker loszuwerden. Die wenigen, welche sich gegen den Entschluss stellten, waren der schieren Masse an Physikhassern nicht gewachsen und ihr Protest ging unter im euphorisch-kämpferischen Tumult. Lediglich Professor Lämmlein behielt einen kühlen Kopf und so fragte er in die Menge: „Es gibt nur noch ein Problem zu lösen: Wie bezwingen wir die Physiker? Was können wir besser als Sie?“

„Das Trainingsprogramm beginnt im Sommer“, berichtete Thomas mit strahlenden Augen und einer Bierflasche in der Hand. „Sie haben mich tatsächlich ausgewählt, Simon! Ich könnte weinen vor Freude!“
Bald wirst du weinen vor Elend, dachte Simon bei sich, sagte aber nichts, sondern trank einen Schluck Bier. Die Party war in vollem Gange, die Stimmung bestens, die Leute glücklich. Viele trugen T-Shirts mit Schweizerkreuzen drauf, andere hatten Fussballtrikots von der WM übergezogen oder Leibchen mit weissen E=MC^2-Aufschriften auf rotem Untergrund.
„Ich hab denen nur gesagt, dass ich am Gymnasium beim Sporttag mal siebter war – damit bin ich als viertsportlichster Physikstudent aus Zürich für die Mission ausgewählt worden“, freute sich Thomas weiter, obwohl Simon nur desinteressiert nickte. „In zehn Jahren werde ich auf dem Mars stehen! Stell dir das vor!“
„Hey, Thomas!“ Von hinten fiel ihm die wunderhübsche Anita um den Hals. „Würde der Herr Astronaut gerne eine Runde mit mir tanzen?“
„Mit Vergnügen, meine Schöne.“
Thomas zwinkerte seinem Kollegen zu und folgte Anita ins Menschengetümmel. Um ihm dabei nicht zusehen zu müssen, trat Simon an die frische Luft. Er war neidisch, ja, aber zugleich wusste er, wie vergänglich Thomas’ Glück war. Die Zeit der Physik neigte sich dem Ende zu.

„Spektakel kann nur mit Spektakel überboten werden“, erklärte Simon dem neu gegründeten Kreativteam der Ägyptologieabteilung. Eine Handvoll motivierter Studenten unter seiner Führung. „Deshalb wollen wir dem Volk Spektakel bieten, neue Erkenntnisse und Entdeckungen, die noch spektakulärer sind als eine Landung auf dem Mars. So sieht der Plan aus.“
„Du weisst schon, dass wir Historiker sind, oder?“, fragte eine Studentin, die einen selbstgestrickten Pullover trug und deren Augen unter dem wuscheligen Haar kaum zu erkennen waren. „Wir machen keine spektakulären Entdeckungen. Wir schreiben hundertseitige Arbeiten über den Schneidezahn eines vor zehntausend Jahren an Grippe gestorbenen Pfahlbauers.“
„Was ist mit der Ausgrabung von Troja?“, entgegnete Simon. „Und als man das Grab von Tutanchamun entdeckte? Da kamen doch auch Historiker auf die Titelseite, oder?“
„Ja, aber – eine Marslandung ist eindrucksvoller, nicht?“
„Wir müssen uns halt was Gutes einfallen lassen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir können notfalls auch auf die Unterstützung anderer Institute zählen – die Erdwissenschaftler etwa würden uns beim Fälschen von Fundstücken helfen. Alles was fehlt, sind geniale Ideen.“

„Ist der Mars nicht irgendwie schöner als alle anderen Lichtflecken am Himmel? Dieser schwache, rote Schimmer verleiht ihm etwas Edles“, schwärmte Thomas. Simon, der neben ihm am Feuer sass und den Himmel anstarrte, fühlte sich eigentlich längst nicht mehr als Kollege von Thomas, viel mehr waren sie Feinde in einem nie erklärten Krieg – doch davon ahnte der Physikstudent nichts und so konnte Simon ihn problemlos ausspionieren. Er erfuhr viel über die hinterhältigen Pläne der Physiker, wie sie von Mäzenen und Spenden aus dem Volk zusätzlich unterstützt wurden, was die Bundesräte für eine hohe Meinung von ihnen hatten und auch, dass sie unterdessen Ingenieure und Mathematiker zur Unterstützung beigezogen hatten – seit Simon davon erfahren hatte, wurden diese Fachgruppen durch die universitäre Allgemeinheit mit derselben Abneigung behandelt, wie die Physiker.
„In neun Jahren werde ich da meine Füsse aufsetzen. – Kannst du dir das vorstellen, Simon? Ich, der kleine Thomas, so weit weg.“
Träume zu zerstören war eine schlimme Sache, wusste Simon. Aber wie oft hatte er selber von seiner durch die Uni finanzierten Forschungsreise nach Ägypten geträumt? Noch nie hatte Simon eine echte Pyramide gesehen, dabei konnte es unmöglich ein vollendeteres Bauwerk auf der Erde geben, als diese perfekten geometrischen Formen, die in jahrzehntelanger Arbeit von tausenden Menschen errichtet worden waren. In der Schweiz gab es nichts Vergleichbares, höchstens noch das Matterhorn, aber dieses war ein Werk der Natur, anders als ...
Simons Gedankenkette brach abrupt ab. Er musste lächeln.

Die Stimmung im Auditorium Maximum war trotz der späten Uhrzeit hervorragend – überall wurden Mappen voller Ideen herumgereicht, Präsentationen vorbereitet und letzte Details abgesprochen.
Am Redepult versammelt stand bereits die Historikergemeinde, die heute ihr Projekt vorstellen sollte – und zuvorderst Simon, trotz Professor Krafts Aufmunterungen ein wenig nervös. Ein derart hochkarätiges Publikum war bisher bei keinem seiner Vorträge erschienen.
„Ähm ... Meine Damen und Herren, ich würde jetzt gerne mit der Präsentation beginnen. Wir sind das ...“ Applaus und Gejohle von weissbärtigen Akademikern und Bier saufenden Studenten unterbrach ihn, gab ihm aber auch Mut für die Fortsetzung des Vortrags. „Wir Ägyptologen der Uni Zürich haben in den letzten Wochen mehrere Arbeiten geschrieben, Fundstücke gefälscht und mit Geologen zusammen einige Untersuchungen zusammengestellt, die wir – bei Zustimmung dieser Versammlung – nächste Woche der Presse zukommen lassen.
Die zugrundeliegende Idee basiert auf der Annahme, dass ein präkeltisches Volk, von uns Präkelter genannt, im Raum Wallis gesiedelt hat. Gemäss einem von Professor Kraft und mir verfassten Text, der im Zentrum der Publikationen steht, waren diese Präkelter nicht nur technisch und sozial sehr weit entwickelt, sondern sie pflegten auch regen Kontakt zu den frühen Ägyptern.
Besonders interessant ist dabei die Religion der Präkelter: Sie waren überzeugt davon, dass die Berge Seelen haben und je rauer die Oberfläche eines Berges ist, desto böser ist er den Menschen gesinnt – es gibt Schnee- und Schlammlawinen, abgebrochene Felsen, Abstürze. Deshalb versuchten die Präkelter den Bergen eine geometrische Form zu geben und aus diesem Grund arbeiteten sie während rund fünfhundert Jahren an den Hängen des Matterhorns, um dessen Gestalt zu perfektionieren. Gegen Ende ihrer Zeit verwendeten sie das Matterhorn auch als Grabstätte für Könige, was später in Ägypten als Vorbild für den Bau von Pyramiden diente.
Tragischerweise scheint es bei den Bauarbeiten jedoch zu einem schlimmen Felsabbruch am Matterhorn gekommen zu sein, der zahlreiche Präkelter tötete und dazu führte, dass das Volk die Schweiz verliess und sich in verschiedene, weniger weit entwickelte Stämme aufgliederte, die zu den späteren Kelten wurden. Damit sind wir Schweizer also nicht nur die Erfinder der Pyramide, sondern auch Urfahren praktisch aller europäischen Kulturen.“
Angespannt blickte Simon in die Runde. War das jetzt spektakulärer als eine Landung auf dem Mars? Er wusste nicht recht, aber noch mehr übertreiben konnten sie unmöglich.
Es dauerte eine Weile, doch schliesslich setzte Applaus ein.

„Wir vom Institut für Philosophie haben die letzten Wochen auch nicht ungenutzt verstreichen lassen“, erklärte ein Doktor mit hüftlangem, grauem Haar. „Zusammen mit dem ganzen Team haben wir eine rund fünftausendseitige Beweisskizze verfasst, in der wir – angeblich zumindest und unter Verwendung sämtlicher existierender und einiger erfundener Fremdwörter – herleiten, was der Sinn des Lebens ist. Ich kann absolut garantieren, dass niemand es je schaffen wird, den ganzen Text durchzulesen – er ist unvorstellbar langweilig und theoretisch und an keine Stelle auch nur im Mindesten nachvollziehbar, aber ...“
„Was ist der Sinn des Lebens?“, rief ein neugieriger Student dazwischen und brachte damit den Doktor ziemlich aus dem Konzept. „Wie gesagt, wir haben nur etwas erfunden, aber so kompliziert, dass alle den Beweis glauben werden, weil ...“
„Was für eine Antwort geben sie?“, wiederholte der Student.
„Ähm ... Der Sinn des Lebens liegt – liegt in der Suche nach dem Sinn des Lebens. Etwas Besseres ist uns nicht eingefallen. Leider“
„Jede Rekursion braucht eine Abbruchbedingung!“, rief ein Informatiker dazwischen, wurde aber überhört, denn der Leiter der Veranstaltung, Professor Robert Lämmlein, richtete sich bereits an die nächste Forschergruppe. „Sind die Psychologen bereit?“, fragte er. Die aber winkten ab. „Nicht diese Woche“, sagte ihr Leiter, „wir diskutieren noch.“

„... Goethe, Shakespeare und Molière. Offenbar haben all diese Autoren Texte eines bisher unbeachteten Schweizer Schriftstellers geklaut und mit nur geringfügigen Änderungen wiederveröffentlicht. Name und genaue Lebensdaten des Autoren sind unbekannt, er lebte aber vermutlich im Zürcher Oberland irgendwann im 15. Jahrhundert und hatte nur sehr wenig Kontakt zur Aussenwelt. Die Originaltexte bleiben vorerst unter Verschluss, die Universität Zürich verspricht aber, dass alle Abklärungen getroffen wurden und es sich definitiv um keine Fälschungen handelt.“ Der Nachrichtensprecherin sah man an, dass sie in den letzten Tagen nicht viel geschlafen hatte. Fast an jedem Morgen musste sie in der Zeitung von irgendeiner neuen sensationellen Entdeckung lesen, die mit dutzenden Sondersendungen gewürdigt werden musste.
Nach kurzem Gähnen und folgender Entschuldigung redete sie weiter: „Auch Bundesrat Zumstein nahm heute Stellung zu dem Forschungserfolg.“
Der ebenfalls übermüdet wirkende Bundesrat erschien im Bild, mehrere Mikrofone vor dem Gesicht. „Diese unglaubliche Kette grossartiger Entdeckungen lässt aufhorchen und zeigt, wie lebendig die schweizerische Hochschulgesellschaft trotz der Dominanz des Raumfahrtprojekts noch immer ist. Aufgrund der hervorragenden Arbeit dieser – teils unbezahlt arbeitender – patriotischen Wissenschaftler muss man sich die Frage stellen, ob ihre Budgets in den letzten Monaten zurecht derart gekürzt wurden. Der Bundesrat wird weitere Abklärungen im Dienste der Wissenschaft treffen.“

Freilich konnten sich nicht alle Behauptungen halten – ein verräterischer Geograph aus England wies mit Computermodellen den genauen Entstehungsprozess des Matterhorns nach und die Werkzeuge, die Professor Kraft seinerzeit zum Beleg der Pyramidenthese präsentiert hatte, waren als römisch identifiziert worden – die Philosophenarbeit hingegen hielt sich ausgesprochen gut, insbesondere seit sie von einigen übereiligen Amerikanern bestätigt worden war. Auch die Biologen hatten Erfolg mit ihrer Behauptung, es gäbe evolutionstheoretische Hinweise darauf, dass die ersten Menschen nicht in Afrika, sondern in der Schweiz gelebt hatten.
Bei so viel Patriotismus war niemand überrascht, als die Schweizer Nationalmannschaft vier Jahre später erneut die Fussball-WM gewann – dennoch war die Freude im Land riesig. Auf den Strassen fielen sich wildfremde Leute in die Arme, man feierte tagelang ohne Unterbruch, trank, hupte, lachte, jubelte.
Einzig Thomas fühlte kein bisschen Freude. Er ass nicht mehr, schlief nicht, redete nicht. Am Abend schlenderte er jeweils durch den Irchelpark und schaute hoch zu den Sternen, träumte von verlorenen Chancen und Abenteuern. So gerne wäre er dorthin gereist, wäre auf dem Mars gelandet und als Held zurückgekehrt. Aber das Programm war aufgeschoben worden, die Mission auf unbestimmte Zeit vertagt. Niemand interessierte sich noch dafür. Alles drehte sich um irgendwelche kranken Thesen und Theorien von idiotischen, nichtsnutzigen Wissenschaftlern. Dass sogar Simon zu ihnen gehörte, brachte Thomas oft an den Rand der Verzweiflung, so weit, dass er Tränen spürte in den Augenwinkeln. Simon hatte ihn verraten, so wie die Wissenschaft die Physik verraten hatte.
Eines Nachts, als Thomas so den Weihern des Irchelparks entlang schlenderte, fasste er den Entschluss, sich zu rächen für alles was geschehen war.

Thomas betrachtete die kleine, schwarze Kiste auf dem Tisch gedankenversunken – nicht grösser als eine Zündholzschachtel war sie, aber fünfzig Physiker hatten daran gearbeitet. Fünfzig Forscher und dies nur zu einem einzigen Zweck: Rache. Rache ist wichtig für die Menschen, wusste Thomas, Rache gibt ihnen das Gefühl der Gerechtigkeit. Er brauchte Rache, er wollte sie, er wollte, dass die Leute, die ihm seinen Traum gestohlen hatten, büssten.
Eine kleine, schwarze Kiste mit genug Zerstörungskraft, um einer Bibliothek ihre Bücher zu rauben, die Schätze im angrenzenden Museum zu vernichten und die auf Computern gespeicherten Arbeiten der Forscher zu löschen. – Physiker legt man nicht übers Ohr, sie können sich rächen, sie können zurückschlagen mit aller Gewalt. Physiker können die Welt vernichten!
Thomas startete den Countdown und liess die kleine, schwarze Kiste liegen, stand auf, schlenderte davon. Vor der Bibliothek war es dunkel, tiefe Nacht, und am Himmel glitzerten die Sterne. Ihr mattes Licht liess das Universitätsgelände ruhig und friedvoll erscheinen, so dass Thomas wehmütig seufzen musste. Ein Pyramidenmodell stand auf dem Platz vor ihm und Thomas wusste, dass die kleine, schwarze Kiste nicht nur Bücher vernichtete, sondern auch Träume.

 

Hi Sorontur!

BRAVO! :thumbsup:

Meines Erachtens hast du dir mit dieser Geschichte den Lehrbrief redlichst verdient.
Schlüßig, zwei Erzählstränge, optimaler Stil, Figuren gut gezeichnet, keine Adjektivitis und Durchhaltevermögen!!!

Wenn du die Monologe, sprich Redepassagen auf das wesentliche kürzt, werde ich sie empfehlen! :D

Weiter so!

bg, Lems Erbschleicher

 
Zuletzt bearbeitet:

Lems Erbe schrieb:
Wenn du die Monologe, sprich Redepassagen auf das wesentliche kürzt, werde ich sie empfehlen! :D

Na ja, für meine erste Empfehlung werde ich das wohl glatt durchführen ... Danke für's Lob, habe ich eigentlich gar nicht erwartet.

Viele Grüsse,
Sorontur

EDIT: Zumindest die längste Rede habe ich mal um ein paar Abschnitte gekürzt und auch sonst ein paar Änderungen vorgenommen sowie Schreibfehler korrigiert - eine Detailüberarbeitung folgt sowieso mal noch.

 

Hi Sorontur,

als Freundin der Schweiz konnte ich nicht umhin, diesen Text anzufangen und fertigzulesen ... Zudem der Einstieg wirklich gut ist.

Im weiteren Verlauf teile ich Lems Euphorie jedoch nicht so ganz ... Die pro-contra Physik Diskussion artet schon etwas aus und auch an Klischees wird nicht gerade gespart. Auch ist eine gesunde Portion Insiderwissen erforderlich, um alle Gags witzig zu finden.

Das soll keine vernichtende Kritik sein, sondern eine Anmerkung. In die gleiche Richtung geht, dass ich mich am Ende etwas störe: Das Programm wird einfach eingestellt ... warum? Weil die anderen Wissenschaften so tolle Ergebnisse produziert haben? Hmm.

Den Gag mit der Bombe verstehe ich nicht so ganz. Was ist gemeint damit? Eine Atombombe, um der Welt zu zeigen, dass die Physik wichtig ist? Dürrenmatt würde sich im Grabe umdrehen ...

Insgesamt halte ich die Geschichte für verheißungsvoll. Und den Tipp von LE, manche Monologe zu kürzen, kann ich voll unterschreiben.

LG,

N

 
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Hm... :thumbsdown:

Erstens ist Stephen Hawking nicht querschnittgelähmt, und zweitens werden ein paar Wissenschaftler, die einfach mal so mir nichts dir nichts ein halbes Jahrtausend Wissenschaftsgeschichte auf den Kopf stellen, weil sie patriotisch sind und ihrer Kollegen nicht leiden können, schneller zu Scharlatanen abgestempelt als sie in die Kamera lächeln können.
Tschui, die Geschichte erscheint mir arg oberflächlich.

-- floritiv

 

Hallo zusammen,
danke für eure Rückmeldungen - ich hab mir schon gedacht, dass nicht alle Lems Meinung teilen würden, da das Thema Schweizer Hochschulwesen wohl nicht überall für Interesse sorgt ... Seit ich in Zürich studiere ereigneten sich hier einige kleinere und grössere Skandale (von Datenmanipulation über unethische Studien bis hin zu Mobbing unter Professoren), die doch eher an einen Kindergarten als eine Hochschule erinnern. Ausserdem wundere ich mich zuweilen, nach welchen Kriterien Forschungsprojekte unterstützt werden - wie in meiner Geschichte scheint häufig die Öffentlichkeitswirkung eines Projekts weit mehr Wert als dessen wissenschaftliche Relevanz zu haben.
Nun, und dazu habe ich nun eine kleine SF-Satire mit überlangen Redepassagen gebastelt, in der sich Wissenschaftler wie Kinder benehmen, das Volk Forschung als Fussballmatch betrachtet bei dem einzig Spektakel zählt (man schaue sich mal eine dieser 7-8-Uhr-"Wissenschafts"-Sendungen an und hinterfrage ihren Inhalt ...) und die ausserdem noch ein paar Seitenhiebe gegen die seit der WM auch in der Schweiz "coolen" Flaggenschwenker enthält. Klischees gehören da, nach meiner Meinung wenigstens, einfach dazu, genauso wie Übertreibungen.
Hm, das mit Stephen Hawkings ist in der Tat ein ziemlich übler Fehler. Nicht alle Menschen im Rollstuhl sind querschnittsgelähmt - hab ich schon wieder was gelernt ;)
Ich hoffe ihr versteht jetzt in Etwa, was mein Ziel mit der Geschichte war und weshalb ich eure Kritiken zwar nachvollziehen kann, aber deswegen den Text nicht umschreiben werde (ausser natürlich die Redepassagen, die werden gekürzt und gekürzt und gekürzt). Vielen Dank jedenfalls und ebenso viele Grüsse,
Sorontur

 

Hallo Sorontur,

endlich zu Ende gelesen. Hat mir gut gefallen! Nur das Ende befriedigt nicht: Da haben die Nicht-Physiker es geschafft, die Gunst der Öffentlichkeit wieder zu erlangen - und alles soll sich wieder ändern wegen eines Anschlags mit einem kleinen schwarzen Kästchen? In echt würde Thomas höchstens mit einem Transparent vor der Uni auf und ablaufen. ;) Meiner Meinung nach sabotiert dieser zweite Wendepunkt die Harmonie in dem Text.

Dass Du die Wissenschaftler als kindische Schwindler hinstellst, finde ich akzeptabel, wenn auch überzeichnet. ;)

Der Text enthält einige ungewöhnliche Formulierungen. Ich bin aber zu bequem, sie herauszusuchen.

Freundliche Grüße,

Fritz

 

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