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Ein neuer Freund für Teddy

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07.07.2004
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Ein neuer Freund für Teddy

Fein säuberlich gestapelt lagen am ersten Advent die Wunschzettel auf der Fensterbank. Alle Kuscheltiere im Lager hatten einen geschrieben. Alle, außer Teddy.

Teddy war schon alt. Sein braunes Fell war abgegriffen und ihm fehlte das rechte Ohr. Das hatte ihm sein alter Freund Alex ausgerissen, als er kleiner war. Doch der war jetzt erwachsen. Vor einigen Tagen hatte er Teddy hier abgegeben.
"Ich brauche ihn nicht mehr", hatte er gesagt und war gegangen. Teddy hatte ihm noch nach gewunken, wollte "Lebewohl" sagen, doch Alex hatte sich nicht mehr umgedreht. Er war einfach gegangen. Und das so kurz vor Weihnachten!

Gegen Mitternacht kamen Santa Claus' Elfen, um die Wunschzettel abzuholen. Doch sie stellten fest, dass einer fehlte. Wieder und wieder zählten sie, aber es blieb dabei: Es war ein Wunschzettel zu wenig! Es dauerte eine Weile, bis sie heraus fanden, wer keinen geschrieben hatte. Im Lager lebten viele und die Liste der Elfen war daher ziemlich lang. Ungeduldig suchten sie nach Teddy, mussten sie in der Nacht doch noch so viele andere Kuscheltiere besuchen.
Eine der Elfen entdeckte ihn schließlich in einer dunklen Ecke. Er saß einfach nur da und ließ den Kopf hängen. Dicke, stumme Tränen kullerten über seine Wangen.
"Was hast du denn, Teddy?" fragte sie ihn.
"Ich wünsche mir so sehr einen neuen Freund!" weinte Teddy und erzählte ihr von seinem Leben mit Alex und wie dieser sich von ihm getrennt hatte. "Mit dem fehlenden Ohr will mich doch kein Kind!" schloss er wütend seine Geschichte.
"Wenn du ganz fest daran glaubst, kann Santa dir helfen", sagte die Elfe mitfühlend, "Er kann nämlich fast jeden Wunsch erfüllen. Du darfst aber nicht an ihm zweifeln."
Teddy hörte auf zu weinen und sah sie mit seinen großen, schwarzen Knopfaugen zweifelnd an.
"Du glaubst doch an ihn, oder?" fragte die Elfe ernst und hielt ihm Zettel und Stift hin.

Teddy glaubte an Santa Claus und hoffte. Doch der 24. Dezember kam immer näher und nichts passierte. Langsam begann er zu fürchten, Santa Claus habe ihn vergessen oder könne seinen Wunsch nicht erfüllen. Und dann, nur wenige Tage vor dem großen Fest ...
"Ich hab ihn!" Unsanft wurde Teddy hoch gehoben. Er hatte gerade so schön geschlummert und von einem neuen zu Hause geträumt.
"Immer diese Eil-Sendungen!" fluchte eine Frau. Seine Trägerin lachte und legte ihn in einen Karton.
"Wenn wir damit einem Kind ein schönes Fest bescheren,..." sagte sie, dann schloss sie den Karton und es wurde plötzlich dunkel und still. Ein Kind? Ein schönes Weihnachtsfest? Würde Santa Claus seinen Wunsch vielleicht doch erfüllen? Teddy war ganz aufgeregt. Immer wieder wurde er nach rechts und nach links, nach oben und nach unten geworfen. Schon bald hatte er in der Dunkelheit jede Orientierung verloren. Er wusste nicht, wohin die Reise ging, wie lange sie dauern würde oder wie lange er schon unterwegs war. Er hoffte nur, sein Ziel bald zu erreichen.

„Hallo, Teddy“, sagte eine tiefe Stimme, als es hell wurde. „Du bist spät dran. Wir wollten das Fest morgen schon ohne dich feiern.“
Teddy blinzelte. Große, raue Hände hoben ihn sanft aus dem Karton und setzten ihn auf den Boden. Nur langsam konnte er klarer sehen. Glitzernd ragte ein Weihnachtsbaum über ihm auf und neben ihm standen ein paar wenige Geschenke, die in alte, bemalte Zeitungen eingepackt waren.
„Schade, dass ihm ein Ohr fehlt“, sagte eine Frauenstimme. Ein Mann band Teddy eine rote Schleife um den Hals und antwortete mit der tiefer Stimme, die ihn begrüßt hatte: “Anna wird es kaum bemerken. Morgen früh wird sie ihn in Beschlag nehmen und nicht wieder hergeben. Du wirst es sehen.“
Die beiden Fremden gingen hinaus und ließen Teddy allein zurück. Ungeduldig wartete er auf den Morgen. Wer war Anna? Würde sie ihn mögen? Und würde sie ihn auch lieb haben? Um sich abzulenken, ging er die ganze Nacht vor dem Weihnachtsbaum auf und ab. Er konnte einfach nicht schlafen, so aufgeregt war er. Als dann die Uhr am Morgen endlich acht schlug, erschrak Teddy so sehr, dass er sich hinter den anderen Geschenken versteckte. Vorsichtig steckte er den Kopf heraus und beobachtete die Tür. Jemand kam näher. Er konnte Schritte hören.
Rums! Mit lautem Krachen schlug die Tür auf. Vor Schreck konnte er sich nicht rühren. Sein kleines Plüschherz überschlug sich fast vor Aufregung. Da stand sie in ihrem gelben Schlafanzug und sah ihm direkt in die Augen: seine Anna!

 

Hallo bef und herzlich willkommen! :)

Eine nette kleine Einstiegsgeschichte ist Dir gelungen, wenn auch nichts überrragendes. Ich habe sie gern gelesen. Sprachlich erzählst Du meist recht flüssig und angenehm, inhaltlich eine nette Idee. Die Enttäuschung und Hoffnung von Teddy kommt gut heraus. :)

Kleinigkeiten:

Er war ein*fach
beim reinkopiern ist Dir das wohl passiert, auch an weiteren Stellen. Du kannst es allerdings noch editieren.

Wunsch*zettel

Du darfst aber nicht an ihm zweifeln."
(...) Langsam begann er zu fürchten, Santa Claus habe ihn vergessen oder könne seinen Wunsch nicht erfüllen.
.... naja. Was tut Teddy denn, wenn nicht zweifeln? Irgendwie ein logischer Bruch ...

sein Ziel bald zu errei*chen
gelben Schlaf*anzug

schöne Grüße
Anne

 

Aloa beff

Eine nette kleine Weihnachtsgeschichte, herzlich erzählt und flüssig geschrieben.

Leider ist das Ende absehbar, und auch sonst dünkt mich die Geschichte wie der Teddy: Irgendwie abgegriffen.

Dein Stil allerdings, diese Geschichte zu schreiben, ist sehr gut. Ich freue mich bereits, weiteres von dir zu lesen, denn man liest deine Geschichte gerne! Ob es nun an deiner Art zu schreiben, oder aber an der gewohnten Geschichte liegt, kann ich nicht genau sagen. :)

gruss visakhapatnam

 

Hallo Maus,
hallo visakhapatnam,

ich weiß, dass die Idee nicht wirklich neu ist, um so mehr freu ich mich, dass euch die Geschichte trotzem gefallen hat. Sie war als vorweihnachtliche Gute-Nacht-Geschichte für die Tochter einer Freundin gedacht. Die ist mit ihren 5 Jahren noch nicht so anspruchsvoll. ;)

Maus:
Danke für die Korrekturen. Die hatte Fehler ich nicht gesehen.

Vielleicht habe ich an der Stelle, an der du den Bruch siehst, nicht deutlich genug gemacht, dass Teddy zwar an Santa glaubt, aber mit dem näherrücken des 24. daran zu zweifeln beginnt, dass sein Wunsch sich auch erfüllen lässt. Mal sehen, wie ich das ändere.

visakhapatnam:
Da kommt bestimmt noch mehr. Ich bin allerdings von der langsamen Sorte und lass immer ein bißchen auf mich warten :D

liebe Grüße,
beff

 

Hi beff,

eine hübsche kleine Weihnachtsgeschichte. :)

Aber wer verschenkt zu Weihnachten einen Teddy ohne Ohr?
Zumindest in der heutigen Zeit?

Am Schluß hätte ich mir noch gewünscht, zu erfahren, ob Anna dem Teddy gefallen hat und umgekehrt.
Z.B. ein freudiges aufleuchten in ihren Augen oder sowas :shy:

Hab deine KG aber gerne gelesen.

lieben Gruß, coleratio

 

Hi coleratio,

schön, dass sie dir gefallen hat.

Ich denke, es gibt - auch in der heutigen Zeit - ausreichend Kinder, die sich über einen ledierten Teddy freuen würden. Aber vielleicht irre ich mich. :engel:

Den Schluß habe ich absichtlich offen gelassen. Wie visakhapatnam schon schrieb, ist die Geschichte im Grunde ein bißchen abgegriffen und ein "Hollywood"-Happy-End hätte - meiner Meinung nach - nicht gepasst. Das wäre mir dann doch zu viel Kitsch/Klischee geworden.

liebe Grüße, beff

 

Hi beff,

interessanter Hinweis mit dem "Geschichte für die Tochter einer Freundin".
Ging es darum, ihr einen Teddy mit nur einem Ohr schmackhaft zu machen oder war das hier einfach nur eine kleine Idee, ohne Hintergedanken?

Aus erzieherischer Sicht hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Denn so kommt wirklich gar nix überraschend und man bleibt sogar ein bissl...mmh enttäuscht zurück, da sich sämtliche Ängste von Teddy auf dieses Ohr konzentrieren und man sich fragt, wie er damit klar kommt.
Das derzeitige Ende ist hier zu früh, denn der Blick in Annas Augen deutet noch nicht an, ob sie Teddy ins Herz schließen wird. Genauso könnte sie ihn einen Tag später in die Ecke zu den anderen abgelegten Stofftieren buxieren. Das offenlassen darfst Du eigentlich nicht, denn die Geschichte zielt darauf ab, daß Teddy auch ohne Ohr akzeptiert wird.

Und ich frage mich, wie die Familie überhaupt an Teddy rankommt (also der reale Bezug). Du verbindest ja Fabelwelt und Realität miteinander, was schön ist, aber mit welcher Begründung kommt der Teddy da wieder raus?
Denn gerade die Realität ist ja das Problem:
Zu Weihnachten schenken wir uns gekaufte Sachen, möglichst spät gekauft und fertig ist die lästige Pflicht. Und da ist so ein Teddy eigentlich automatisch aus dem Rennen. Weiß nicht, welches Lager Du hier reinbringen kannst, denn weder Kaufhaus noch Versandhaus verkaufen gebrauchte Teddies.
Bleibt also eigentlich nur was karitatives oder ein Trödelhändler.

Eine einfache Lösung wäre, daß Teddy in einem Kinderheim an ein Mädchen kommt, daß keine großen Ansprüche hat und sich über JEDEN Teddy freut.
Oder man führt eine phantasievolle Erzieherin, Mutter, Oma ein, die Teddy im Ramschladen auf dem Flohmarkt entdeckt und ihm zuhause ein kleines Mützchen oder Käppi annäht, so daß man das fehlende Ohr nicht bemerkt.
Hierzu wäre natürlich eine Besonderheit von Teddy nicht schlecht, die ihn aus der Masse der anderen herausstechen läßt. Und wenn es bloß das besonders weiche Fell, besonders tiefe Augen oder ein besonderer Mund ist (ich hatte mal einen Teddy, der schaute immer traurig und weil er so traurig schaute, ließ ich ihm immer besonders viel Zuneigung zukommen und bildete mir dann ein, daß er schon glücklicher schauen würde)

Kurz und gut:
Ich schreibe das alles, weil ich denke, daß daraus ne richtig runde Weihnachtsgeschichte werden kann (ja auch mit etwas Moral), wenn Du Dich nochmal ransetzt. Weihnachten als Fest der Besinnung, der Hoffnung und teilweise auch des Neuanfangs, in diesem Falle für Teddy.
Ganz offen kannst Du die Geschichte nicht lassen, weil sie dann keinen Sinn hat. Dann stelle ich mir die Frage: Warum wird sie dann erzählt?
In einer Geschichte findet immer eine kleine Entwicklung statt, das ist meist der Zweck einer Kurzgeschichte, einen kurzen, entscheidenden Einblick in etwas zu geben.
Und ob Du sie ins Klischee abdriften läßt oder ohne viel Pathos einfach eine Geschichte erzählst, das kannst Du ja selber entscheiden ;)
Man kann es auch nochmal twisten, indem der Teddy erst an die falsche Person gelangt.
z.B. könnte er über die Oma, die ihn eben auf dem Trödelmarkt gekauft hat, weil sie sich an ihren eigenen Teddy erinnert hat, an ein Mädchen gelangen, das anfängt zu weinen, als sie ihn sieht, weil ihm das Ohr fehlt und weil sie eine Barbie haben wollte und dann nimmt Mutti ihn mit auf die Arbeit (Krankenhaus, Waisenhaus etc.), um evtl. etwas mit dem Ohr zu machen oder nachzufragen, ob jemand eine Idee hat und dort könnte, er dann seiner Bestimmung zukommen, nämlich als Tröster für ein anderes Kind werden, das ihn braucht.
z.B. Unfall der Eltern -> Kind allein im Krankenhaus
Und die Mutter erkennt, daß der Teddy hier viel nützlicher ist, als bei der eigenen Tochter und darum bleibt er auch dort.
Vielleicht kann man so auch den utopisch-phantastischen Teil etwas kleiner gestalten, so daß er nicht so ins Gewicht fällt, denn mir ist auch nicht ganz klar, warum Teddy keinen Wunsch an Santa schreibt, auch wenn er nicht dran glaubt. Dieses Gehabe zerrt es ein bissl in die Länge. Entweder hat er einen Wunsch oder keinen, aber da einfach gleich aufzugeben, daß paßt gar nicht zu einem Teddy, der scheinbar schon ne Weile ohne Ohr auskam. Man könnte also die Spannung höchstens höher treiben, indem man zeigt, daß es ewig dauert bis zur Erfüllung.

Ich hoffe, Dir fällt noch was ein und Du setzt Dich nochmal ran.

viele grüsse
mac

 

Hi mac,

erst einmal lieben Dank für die ausführliche Kritik. Da hast du mir viel zum Nachdenken gegeben.

Um schon mal deine erste Frage zu beantworten: Das fehlende Ohr war einfach nur eine Idee ohne realen Bezug. Eigentlich sollte es "nur" Teddy's Angst vor dem Allein-sein unterstreichen. :shy:

Was das Lager betrifft, hatte ich tatsächlich etwas karitatives im Hinterkopf. Das hab ich wohl leider nicht vermitteln können. Aber dazu fällt mir sicher noch was ein.

Ich werde mir deine Anmerkungen auf jeden Fall nochmal durch den Kopf gehen lassen, nur nicht mehr heute abend. Für heut ist nämlich Schicht im Schacht :)

liebe Grüße, beff

 

Hallo beff,

ich habe erstmal drauflos gelesen, weil ich Teddys mag.

Die Geschichte ist wirklich bezaubernd geschrieben,nur, und da hat macsoja ungewöhnlich gute detaillierte Vorarbeit geleistet, ich hätte mir auch gewünscht ein paar Ungereimtheiten zu verändern.
Unter anderem halte ich es (leider) in unserer heutigen Zeit nicht für üblich, dass ein Teddy mit nur einem Ohr so geliebt wird, wie einer, der komplett ist. Klar, wenn man ihn schon Jahre hat und eh liebt. *lächel* Aber als Neuzugang? Da hätte ich mir doch noch ein richtiges Happyend mit Anna und Teddy gewünscht.
Aber macsoja hat bereits alles perfekt dargelegt, so dass ich mich ihm gerne anschließe und nicht weiter wiederhole.

Ich denke, es lohnt die Story zu überarbeiten. Viel Erfolg dabei, beff.

Lieben Gruß
lakita

 

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