Ein schöner Tag
Ein schöner Tag
Körper und deren Teile wirbeln leblos durch die Luft, Blut durchschneidet puslierend das zerstaubte Nichts.
*******
Heute ist ein schöner Tag: die Sonne lacht einem ins Gesicht, des Himmels Bläue taucht ein in das azure Sphärenmeer, das Grün der Wiesen duftet rosengleich und alle und jeder ist glücklich ob der allgemeinen Zufriedenheit.
Ein schöner Tag zu sterben. Vergnügt wandere ich durch die Straßen - auf und ab. Sei immer des Todes eingedenk, sei stets bereit, dem Leben Lebewohl zu sagen. Am besten, man nimmt selbst den Weg zum letzten Adieu: sucht sich einen schönen Tag, einen idealen Tag, ja, einen perfekten Tag um das Jenseits zu grüßen. Heute ist so ein Tag.
Erleichtert, ein klein wenig vergnügt, betrete ich das Kaffehausidyll, eigentlich nicht wirklich, denn mein Körper verirrt sich wie ferngesteuert in den vorm Eingang einladenden voll besetzten Terassenschank. Gelöst gleite ich in einen Sessel an irgendeinem Tischchen, blick mich um: fremde Gesichter, großteils Studenten.
Abschied nehmen stellte für mich nie eine große Schwierigkeit dar, noch dazu vor Leuten, die mir unbekannt, daher auch ungeliebt sind. Der Blick schweift nochmals vom einen zum anderen, schließlich vom anderen zurück zum einen Ende - befriedigt atme ich aus: sie alle werden Zeugen des heiligen Augenblicks sein.
Im Gedanken werden - an Genauigkeit und Konsequenz einem Uhrwerk gleich - Zahlen für Zahlen zur Null gezählt: zehn, neun, acht - Schweiß steht auf der Stirn - sieben, sechs, fünf - die rechte Hand sucht den Weg in die Hosentasche um das Instrument des Todes zu erspüren - vier, drei, zwei - nochmal kurzes überdenken der Situation, schlussendlich entschlossener als je zuvor: eins.