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Ein Sommertag

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10.12.2001
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Ein Sommertag

Aber einmal sah
er noch des Mädchens Antlitz, das sich wandte
mit einem Lächeln, hell wie eine Hoffnung,
die beinah ein Versprechen war: erwachsen
zurückzukommen aus dem tiefen Tode
zu ihm, dem Lebenden –

Da schlug er jäh
die Hände vors Gesicht, wie er so kniete,
um nichts zu sehen mehr nach diesem Lächeln.

RAINER MARIA RILKE

Als der Morgen die Schwärze der Nacht vertrieben hatte und der Tag noch frisch und fahl und silbern vor den Fenstern ihres Schlafgemaches stand, lag sie schlafend neben ihm, ihr nackter, wohlgeformter Leib - eng umschmiegt von weißen Laken, ihr träumendes, seliges, unschuldiges Gesicht - dicht vor dem Seinigen, auf ihren Wangen - ein zarter Abglanz vom Rot des Lebens, ihr regelmäßiger, leiser Odem behutsam seine Stirn streifend. Und da sie schließlich erwachte, sich gähnend auf den Linnen rekelnd ihn schläfrig anblinzelte, da erschienen ihm die sich öffnenden Augenlider wie die erblühenden Knospen zweier Rosen, und ihre großen, tiefgründigen Pupillen funkelten. Da glitzerten Tränen in seinen Augen.
Und tief blickte sie ihn an.
„Was weinst du, Liebster?“, fragte sie sanft.
„Ich weine nicht, Geliebte“, gab er da zur Antwort, „Es ist nur ein Rest nächtlicher Müdigkeit, der meine Augen tränend macht.“
Und sie lächelte mild und engelsgleich.

Als die Sonne, höher in den blauen, wolkenlosen Himmel gestiegen, den Park, die Wiesen in helles, wärmendes Licht tauchte, die Luft erfüllt vom Summen schwirrenden Geziefers, schwanger vom Duft der Blüten war, blaue und rote und weiße und gelbe Sprenkel im satten Grün der Gräser, da sich der lebensfrohe Vogelgesang mit dem fröhlichen Gekreisch tollender Kinder mischte, da saßen sie dort in jenem Park unter einem Eichenbaum, an dessen breiten, kräftigen Stamm gelehnt, sich Arm in Arm haltend, und ihre flüsternden Stimmen schwelgten in den Erinnerungen all der glücklichen Stunden ihrer Liebe, in diesem Moment tiefer Zweisamkeit. Und wie er den warmen Sommerwind mit ihrem Schopfe spielend, ihre Haare in sanften Böen lohend sah, wie sie golden im Sonnenlicht schimmerten, gar wie der glühende Heiligenschein eines übermenschlichen Engelsgeschöpfes, da glitzerten Tränen in seinen Augen.
Da blickte sie ihn an.
„Was weinst du, Liebster?“, fragte sie sanft.
„Ich weine nicht, Geliebte“, gab er da zur Antwort, „Es ist nur das grelle, blendende Sonnenlicht, das meine Augen tränend macht.“
Und sie lächelte mild und engelsgleich.

Als der Abend anbrach und der Tag sich seinem Ende neigte, als die untergehende Sonne im feurigen Lichterspiel verglühte, als der Wind zornig auffrischte, die Baumkronen knackend schwankten und drohendes, dunkelblaues Gewölk den Himmel bevölkerte, da saßen sie noch immer unter dem Eichenbaum, eng umschlungen, sich gegenseitig beschützend ob der wütenden Natur. Und während er ihren zitternden Leib so an sich preßte, ihren warmen Busen, das Auf- und Abbeben ihres Atems und das stetige Pochen ihres Herzen spürte und wie er die versinkende Sonne lange, dunkle Schatten in ihr Antlitz werfen, ihren Blick im letzten Aufschein des Tages aufblitzen sah, da glitzerten Tränen in seinen Augen.
Da blickte sie ihn an.
„Was weinst du, Liebster?“, fragte sie sanft.
„Ich weine nicht, Geliebte,“ gab er da zur Antwort, „Es ist nur der stürmische Wind, der in mein Gesicht peitscht und meine Augen tränend macht.“
Und sie lächelte mild und engelsgleich.

Lange saßen sie noch unter dem Eichenbaum, der Tag war längst gegangen und Dunkelheit beherrschte die Welt. Der blaue, wolkenlose Himmel, der sonnige Park, die Wiesen, das schwirrende Geziefer, die duftenden Blumen, der Vogelgesang und die tollenden Kinder – all das war nur noch Erinnerung, eine ferne Ahnung. Und die rauschenden Kronen der Bäume standen als wankende Schatten am Horizont, wie ferne Silhouetten bedrohlicher Wiedergänger einer verlorenen Welt, und der Wind brüllte zornig in der Nacht. Da erhob sich der Mond über die Baumwipfel, und sein voller Schein durchdrang die wirbelnde Wolkendecke, und mit ihm kam der Schmerz zu ihr. Brennend durchzuckte er ihren Leib, fürchterliche Krämpfe durchschauerten sie, im unkontrollierten Anfall wüster Pein wandt sie sich schrecklich, während er sie zu halten suchte, ihren ruhlosen Körper an sich preßte und besänftigend auf sie einredete. Und als der Schmerz ging, sie in seinen Armen zu liegen kam, ihr Atem schwer keuchte, ihr blaßes Engelsgesicht naß vom kalten Schweiß war, da rollte eine glitzernde Träne über seine Wange.
Und erschöpft blickte sie ihn an.
„Sieh, Geliebter! Eine Träne“, sagte sie leise zu ihm, „Was weinst du, Liebster?“
„Ich weine nicht, Geliebte“, gab er da zur Antwort, „Es ist nur ein Tropfen Tau, der von einem Eichenblatt perlte und meine Wange traf.“
Und sie lächelte mild und engelsgleich.

Und wieder kam ein Krampf, bäumte sie sich auf. Ihr Schreien hallte in der Nacht, voll von Verzweiflung und Schmerz, endend mit einem innigen, erleichterten Seufzer, aus solchen Seelentiefen schwingend, daß er den wilden Willen der Natur brach, den Wind gefror, die Welt schweigend machte –
Stille.
Und die glitzernde Träne tropfte von seinem Kinn auf ihre bleiche, feuchte Stirn, die weiß glänzend wie Elfenbein, von jener göttlichen Majestät beschaffen war, wie sie nur noch vergehen konnte.
Lautlos begann er zu weinen.
Und ihr seliges, ewiges, lebloses Lächeln war mild und engelsgleich.

 

Die Handlung geht verloren in dieser Anhäufung von Adjektiven mit Refrain. Auch sind viel zu viele "und" - die meisten kannst Du einfach rausnehmen, ohne die Sätze deswegen umzubauen. Ich muß das auch immer machen, wenn ich etwas schreibe: die "und" und die "aber" rausklauben. - S´nächste Mal vielleicht vorm posten?

Alles liebe
Susi

 

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