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Ein Traum

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07.06.2008
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Ein Traum

Heute Nacht hatte ich einen Traum. Ich stand in einem Haus. Dicke Staubschichten bedeckten den Boden, die Fenster waren eingeschlagen, das Dach beschädigt. Ziellos lief ich durch die kahlen Räume, bis ich vor einer, schief in den Angeln hängenden, Tür stand. Als ich leicht am Griff zog öffnete sie sich quietschend und offenbarte eine wüstenartige Landschaft. Hitze schlug mir ins Gesicht als ich das Haus verließ. Ich trat ein paar Schritte vor und sah mich um. Doch es gab nicht viel zu sehen. Das Haus sah von außen noch schlimmer aus. Lange Risse zogen sich die Wände und den Giebel entlang, hier und da fehlte der Putz. Andeutungsweise ließ sich ein Zaun erkennen, der das Haus früher umgeben haben muss. Auf eine merkwürdige Art und Weise kam mir dieser Ort so vertraut und gleichzeitig so fremd vor.
Roter Wüstensand bedeckte, soweit das Auge reichte, den Boden. Heißer Wind wirbelte ab und zu Sand und Staub auf und bildete hier und da kleine Hügel. Mein Blick streifte den vor Hitze kochenden Horizont. Plötzlich viel mir ein großer dunkler Schatten auf. War das eine Fatamorgana? Ich lief auf den Schatten zu, vielleicht war das ein Mensch der Hilfe brauchte. Und während ich mich versuchte diesem geheimnisvollen dunklen Fleck zu nähern viel mir auf, dass die Umrisse mich an jemanden erinnerten. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, mir fiel einfach nicht ein wessen Silhouette dort in der ferne flackerte.
Ich lief schneller, und während ich näher kam, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Ich blieb so abrupt stehen, dass ich stolperte und der Länge nach in den staubigen Sand fiel. Mein Herz raste auf einmal so schnell, dass ich befürchtete, es würde platzen. Langsam drehte ich mich in die Richtung in der das Haus noch zu sehen sein müsste. Doch als ich mich umsah stand es nicht klein und kaum sichtbar in der Ferne, sondern groß und fast schon bedrohlich vor mir.
Ich starrte es an. Ich war tatsächlich schon mal hier. Sogar sehr oft. Doch sah es früher anders aus. Blühende Wiesen, fruchtbare,weite Felder und Wälder waren früher da, wo jetzt nur noch Wüstensand den Boden bedeckte. Früher war das Haus erfüllt von Menschen, überall war Leben.

Tränen stiegen mir in die Augen als ich verstand, dass das Haus vor dem ich stand in Wirklichkeit gar kein Haus war. Es war mein Herz. Die Wüste war mein Leben. Und der dunkle Umriss am Horizont war die Verkörperung der Schmerzen die mir zugefügt wurden, er war der Schatten meiner Vergangenheit der sich über mein zerbrochenes Leben erstreckte.

Heiße Tränen liefen über mein Gesicht. Tränen der Verzweiflung, der Einsamkeit, der Wut. Wilder Zorn stieg in mir hoch. Ich stand auf und rannte los. Ich wollte diesen Schatten erreichen. Ihn fassen, anschreien, meinen Schmerz fühlen lassen. Ich rannte Stunden, Tage doch ich kam nicht von der Stelle. Immer noch war das Haus hinter mir und der Schatten näherte sich um keinen Zentimeter. Meine Beine gaben nach. Erschöpft und verzweifelt brach ich zusammen. Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit umgaben mich. Eine Ewigkeit nach der anderen schien an mir vorüber zu gehen und ich lag noch immer hier. Konnte ich nicht für immer einschalfen? Alles hinter mir lassen? Jeden Schmerz vergessen? Es gab nichts mehr wofür es sich zu leben lohnte!

Während ich da lag, umgeben von Schwärze, sah ich plötzlich einen Stern. Ein einziger, kleiner, funkelnder Stern. Doch je länger ich auf ihn starrte, desto größer kam er mir vor. Ganz langsam, fast unmerklich nahm er an Größe und Helligkeit zu, bis er so hell wie die Sonne strahlte. Doch die Wärme die von ihm ausging war nicht die alles verbrennende Hitze, sondern eine angenehm, lindernde Wärme die meine Seele berührte. Plötzlich erschien eine goldene Leiter die vom Boden bis zum Stern reichte und engelsgleiche Wesen kamen auf ihr herab. Ich erhob mich und kam näher. In strahlenden Gewändern liefen sie auf das Haus zu und jeder von ihnen trug etwas. Als sie näher kamen erkannte ich unterschiedliche Gegenstände. Einer trug einen Hammer und Nägel. Zwei andere hatten Holzbalken auf die Schultern gehievt. Frauen trugen Besen, Eimer und Stoffe. Alle redeten und lachten, als gingen sie zu einem Fest. Auf einmal bemerkte ich, dass die Landschaft sich verändert hatte. Überall wo die Füße dieser Wesen die Erde berührten sprießten Blumen und Gräser aus dem Boden und bildeten einen grünen Teppich der von der Leiter bis zum Haus führte. Doch es blieb nicht dabei. Wie eine Welle breitete sich der Teppich langsam in alle Himmelsrichtungen aus. Während ich fassungslos zusah wie das Leben an diesen trostlosen Ort zurückkehrte, erreichten sie das Haus. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt begannen sie zu hämmern, zu sägen und zu putzen. Vorsichtig kam ich näher. Es müssen Engel sein, dachte ich mir. Engel die von Gott gesandt wurden. Wer wäre sonst in der Lage dieses Wunder zu vollbringen?
Doch als ich näher kam erkannte ich, dass es keine Engel waren. Und wieder liefen Tränen über meine Wangen. Doch diesmal waren sie nicht mit Schmerz und Wut, sondern mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. Denn als ich in ihre Gesichter sah, sah ich keine Fremden. Ich sah die vertrauten Gesichter der Menschen von denen ich geliebt wurde. Und das Licht das sie Umgab, und das sich wie eine heilende Salbe auf meine Seele legte war die tiefe Liebe die sie für mich empfanden. Jeder Nagel der eingeschlagen, jedes Unkraut das gezogen wurde nahm mir einen kleinen Teil meines Schmerzes. Jeder trug auf seine Art dazu bei, dass mein Herz geheilt wurde.

Ich drehte mich um und sah zum Horizont. Dort stand noch immer der Schatten. Unverändert schien er zu mir herüber zu starren. Ich weiß, dass er niemals verschwinden wird. Aber ich glaube daran, dass er nie wieder die Macht bekommt mein Leben zu überschatten und mein Herz anzugreifen. Denn jetzt bin ich nicht allein!

 

Hallo Wendy Darling,

ich weiß, es ist nicht nett, einen Kommentar mit "ich" anzufangen und dann auch noch viele schlimme Sachen zu schreiben.

ABER:
Ich finde Deine KG weder romantisch noch erotisch. Ehrlich gesagt klingt sie für mich wie der Aufschrieb eines Klienten, den er zum Psychoanalytiker mitbringt.
Mir fehlt eine konkrete Handlung, lebendige Figuren (mindestens den Ich-Erzähler und den bösen schwarzen Schattenmann will ich als Leser kennen lernen!), Emotionen, die so lebendig dargestellt sind, dass ich sie nachempfinden kann.

Außerdem wünsche ich mir von jemandem, der angibt, regelmäßig im Forum zu sein, dass er auch anderen Rückmeldung zu ihren Geschichten gibt, sonst kann man KG.de nämlich erden.

Nix für ungut,

Pardus

 

Hallo Wendy!

Anfangs dachte ich, deine Geschichte würde mir überhaupt nicht gefallen. Sie beginnt wie eine schlechte Horrorgeschichte: Die Atmosphäre wird mit Klassikern wie der quitschenden Türe, dem staubigen, verlotterten Haus und eingeschlagenen Fenster erzeugt - oder eben auch nicht. Denn zu einer packenden Stimmung gehört meist irgend eine Bindung des Lesers zum Protagonisten. Solch eine Bindung kann aus Mitleid, Sympathie, Bewunderung; aber auch aus negativen Gefühlen wie etwa Abscheu oder Misstrauen bestehen. Dein Prot. braucht eine Person zu sein, damit wir von der Person etwas halten können. Hier ist der Prot. dem Leser doch eher gleichgültig.
Bevor ich zu den positiven Aspekten komme, ein weiterer negativer: Lies die Geschichte mindestens dreimal sorgfältig durch (wenn möglich an verschiedenen Tagen), bevor du sie abschickst. Ich stolperte über ein paar unnötige Fehler - teils solche, die selbst MicrosoftWord entdeckt und rot unterstreicht. Stilistisch überzeugend ist der Text nicht, aber er ist auch nicht schlecht. Da kannst du sicher noch was herausholen.

Weshalb du trotz der negativen Kritik nicht das Handtuch werfen sollst:
Du scheinst Phantasie zu haben. Der Plot hat mich positiv überrascht, wenn auch seine Ausgestaltung Verbesserung verdient. Gelingt es dir, eine Bindung zwischen Leser und Protagonisten zu erzeugen, bist du einen guten Schritt weiter. Die symbolischen Ansätze haben mir gut gefallen. Das alte Haus als Herz, die Wüste als Lebensweg. Der Schatten ist mir zu wenig konkret. Im Allgemeinen würde ich diese Ansätze konsequenter durchziehen, dem Leser vermehrt die Interpretation überlassen, weniger erklären, mehr zeigen (Die klassische Grundregel: "Show don't tell"). Du könntest mE selbst auf den ersten Satz verzichten. Da du ja später nicht darauf zurückkommst, dass es ein Traum ist, bräuchtest du es gar nicht erst zu sagen. Entweder, der Leser sähe es ohnehin so, oder er sähe die Geschichte als etwas Symbolisches, als grosse Metapher. Kafka schrieb auch nicht: "Er hatte einen Traum", bevor sich der Prot. in einen Riesenkäfer verwandelte. Gut, Kafka ist nicht jedermanns Geschmack. An Spannung würde die Geschichte mE gewinnen, wenn man direkt ins Szenario stiege, ohne die obsolete Information, dass es sich um einen Traum handelt, aus dem der Prot. jederzeit aussteigen kann, wenn es ihm nicht gefällt. Der Titel ist überdies viel zu gewöhnlich und weckt keine Neugierde.

Heißer Wind wirbelte ab und zu Sand und Staub auf und bildete hier und da kleine Hügel.
Das "ab und zu" stört den Lesefluss und hat auch keinen besonderen Wert, da es eine unpräzise Information ist. Drei "und"s in einem Satz sind in aller Regel zu viel. Selbst auf das "hier und da" könntest du verzichten, ohne dass der Satz etwas verlöre.
Andeutungsweise ließ sich ein Zaun erkennen, der das Haus früher umgeben haben muss.
--> "musste" ist richtiger, zumal es auch "liess" heisst.
Plötzlich viel mir ein großer dunkler Schatten auf.
Aufvallen oder auffallen?
War das eine Fatamorgana?
Wird Fata Morgana nicht getrennt? Ausserdem finde ich den Gedanken nicht gerade realistisch. Der Prot. findet sich an einem höchst unangenehmen Ort wieder und philosophiert darüber, ob ein Schatten nun echt ist, oder nur eine Irrerscheinung.
Ich lief auf den Schatten zu, vielleicht war das ein Mensch der Hilfe brauchte
ME ebenfalls unrealistisch: der Typ weiss nicht wo er ist, sieht einen dunklen Schatten und sein erster Gedanke dient der Nächstenliebe?
... mir fiel einfach nicht ein wessen Silhouette dort in der ferne flackerte.
ein, wessen...
fruchtbare,weite Felder
Abstand.
Eine Ewigkeit nach der anderen schien an mir vorüber zu gehen und ich lag noch immer hier.
Auf das "scheinen" kannst du verzichten, da der Leser ohnehin weiss, dass die Ewigkeiten nicht tatsächlich am Protagonisten vorbeiziehen.
Konnte ich nicht für immer einschalfen?
--> einschLAfen.
Ich sah die vertrauten Gesichter der Menschen von denen ich geliebt wurde.
Ich hätte es schöner gefunden, wenn du einfach erzählt hättest, was geschieht und höchstens angedeutet hättest, dass es die Liebsten des Protagonisten sind. Das kann sich der Leser selbst denken, wo sie doch das Herz des Protagonisten reparieren.
..., jedes Unkraut das gezogen wurde...
Zuvor war da doch nur Wüste?
dass er nie wieder die Macht bekommt mein Leben zu überschatten
... bekommt, mein...

Freundliche Grüsse,

VanH

 

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