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Eindringling

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28.08.2016
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Eindringling

Fensterlose Fassaden erstrecken sich hinter dem Bauzaun. Ein hässliches Gitter vor hässlichen Gebäuden. Zumindest ist es mal eine andere Umgebung und nicht immer nur mein Heimweg. So gut kenne ich die Gegend hier nicht, doch das Restaurant finde ich schon. Mein Werkzeugkoffer wird von einem Windstoß erfasst. Ich halte ihn mit der freien Hand fest, damit er mir nicht gegen die Beine prallt. Das hasse ich. Wenigstens ist es heute nicht zu heiß. Ideal, um beim Essen draußen zu sitzen. Es soll ja einen Gastgarten geben.
Der Bauzaun macht eine Kurve und endet an der Hausmauer. Ich bleibe stehen und inspiziere die Lage. Da komme ich nicht vorbei. Na toll, das läuft schon mal gut! Und jetzt? Alles wieder zurück und den längeren Weg nehmen? Nein, viel zu weit. Bin ich überhaupt auf der richtigen Seite? Ich versuche, mich zu erinnern, wo der Bauzaun angefangen hat. In Gedanken sehe ich ein offenes Ende, an dem ich vorbeigegangen bin. Ich war wohl unachtsam, hatte das nicht hinterfragt – und war wie sonst nach der Arbeit gedanklich auf Autopilot.
Ich seufze. Bestimmt ist der Zaun von einer Baustelle übriggeblieben und wurde noch nicht weggeräumt. Jedenfalls sehe ich keine in der Nähe. Nur die karge Rückseite vom Supermarkt und die dreckigen Mülltonnen. Der Gestank von verschimmeltem Brot kitzelt in meiner Nase. Wozu stehe ich hier noch rum?
Ich hebe den Bauzaun aus dem Betonfuß und steige durch die Lücke. Das Restaurant liegt in dieser Richtung auf der anderen Seite einer Bundesstraße. Wenn ich die erreiche, ist es so gut wie geschafft.

Der alte Schotterboden knirscht unter meinen Schuhen. In der Ferne höre ich den Lärm von Baumaschinen. Ist hier in der Nähe nicht das ehemalige Jahrmarktgelände? Wird dort etwa gebaut? Alles gut, solange ich außen herumgehen kann.
Die Gasse verbreitert sich in eine zweispurige Straße. Gerüste sind an beiden Seiten aufgebaut. Ein Radlader und mehrere Kleintransporter stehen hintereinander geparkt. Ich bin also doch falsch. Aber es ist kein anderer Weg in Sicht. Die Straße geht geradeaus weiter, hohe Wände blockieren beiden Seiten. Da muss ich durch.
Ein lauter, metallischer Knall lässt mich hochfahren. Auf der offenen Ladefläche eines Wagens steht ein Arbeiter und kramt etwas aus dem Ladegut hervor. Hat er mich entdeckt? Bestimmt ist es ihm ohnehin egal, ob ich hier durchmarschiere oder nicht. Die anderen Fahrzeuge stehen wie zusammengewürfelt nebeneinander. Auf einem Wagen prangt ein großes Logo, darunter der Text Kampfmittelbeseitigung.
Ich schlucke. Was mache ich hier bloß? Wenn die hier sind, dann …
Jemand räuspert sich. Aber nicht wegen mir, oder? Ich gehe weiter, ohne mich umzudrehen.
Der Lärm eines Winkelschleifers dringt in meine Ohren. Mehrere Arbeiter sind um einen Torbogen versammelt. Jemand durchtrennt ein Metallbauteil, Funken fliegen durch die Luft. Auf einem Gitter sind Warnschilder angebracht. Ich verspüre den Drang, mein Tempo zu erhöhen. Bloß nicht. Einfach weitergehen. Dann bemerkt niemand etwas. Ein flüchtiger Blick auf das Firmenlogo an meinem Hemd. So gehe ich vielleicht als einer der Arbeiter durch. Ich sehe zwar nirgends einen Elektriker, aber so genau schaut schon niemand hin.
Wann endet die Straße endlich? So groß kann das Gelände nicht sein. Habe ich die Entfernung unterschätzt? Alles kein Problem. Ich muss nur geradeaus gehen, die Richtung stimmt.

Tiefes Brummen macht sich neben mir bemerkbar. Das Geräusch eines Motors. Ich blicke hinüber, bewege den Kopf nur leicht. Es ist ein dickes, schwarzes Auto mit der Aufschrift SECURITY.
Auch das noch! Welche Baustelle hat denn eine eigene Security? Das muss wirklich ein heikler Ort sein. Einfach weitergehen! Das Auto wird langsamer.
Bitte nicht! Doch der Wagen kommt zum Stillstand, die Scheibe wird heruntergelassen. Ich atme tief durch.
Wie konnte ich so blöd sein? Wegrennen bringt nichts, würde alles nur schlimmer machen. Mit hängenden Schultern bleibe ich vor der offenen Türscheibe stehen. Ein Mann mit knubbeliger Nase mustert mich. Er trägt ein blaues Hemd mit kurzen Ärmeln, die sich über den Oberarmen spannen. Wenn er wollte, könnte er mich mit nur einem Handgriff auseinanderreißen.
„Gehst du bis nach hinten zum Ausgang?“ Er nickt mit dem Kopf in Fahrtrichtung. „Ich kann dich ein Stück mitnehmen. Dann musst du nicht alles zu Fuß gehen.“
Mein Mund öffnet sich langsam und zitternd. Ich brauche ein paar Sekunden, um die Worte zu verarbeiten.
„Alles in Ordnung?“ Seine Stimme klingt kräftig, aber freundlich.
„Ich … ja! Ich fahre gerne mit.“
Meine ausgestreckte Hand erfasst den Türgriff. Es wäre verdächtig, das Angebot abzulehnen. Ich setze mich auf die Rückbank. Den Werkzeugkoffer lege ich auf meinen Schoß. Noch bevor ich mich angeschnallt habe, ist das Fahrzeug schon in Bewegung. Mit kaum mehr als Schritttempo geht es die Straße entlang.
Ein Stück mitnehmen. Das klingt nicht nach Ärger. Der Kerl hat keine Ahnung, dass ich hier nichts verloren habe! Zumindest noch nicht. Er könnte mich problemlos zur nächsten Polizeistation bringen. Ich darf mich nur nicht verraten. Wie würde sich ein normaler Arbeiter benehmen?
„Das ist wirklich nett“, versuche ich das Gespräch aufrechtzuhalten. Der Mann antwortet nicht. Sein Kopf wippt ein wenig, während wir über den unebenen Boden fahren. Feiner Staub bedeckt die Fenster. Jetzt nur nichts Falsches sagen.
„Ich heiße Laurin“, füge ich hinzu. „Es tut mir leid, wenn … also, ich bin nicht besonders gesprächig.“
„Ach, das macht doch nichts. Ich bin Dietrich. Kannst mich auch Dieter nennen.“
„Okay.“
Dieter blickt durch den Rückspiegel zu mir. Ich zwinge mich, ihm in die Augen zu sehen. Verhalte ich mich natürlich? Oder ahnt er etwas?
„Gehst du immer den ganzen Weg bis nach hinten? Das ist ganz schön weit.“
„Äh … nein.“ Ich versuche, aufrecht zu sitzen. „Heute ist eine Ausnahme. Ich treffe mich mit Freunden in einem Restaurant.“
„In welchem?“
„Das an der Bundesstraße.“
„Ah. Das kenne ich, da schmeckt es immer gut.“
Perfekt! Ich muss einfach nur über Dinge reden, die auch wahr sind. Dann wird er keinen Verdacht schöpfen. Wir sind immer noch auf dem Baustellengelände. Ein Lastwagen blockiert die Fahrbahn, Dieter manövriert gekonnt daran vorbei. Hinten steht ein Arbeiter, der aus dem Weg tritt. Dieter winkt ihm mit einer flüchtigen Handbewegung zu.
„Schau, der passt gut auf“, meint er. „Was glaubst du, wie viele Leute hier nur in die Luft schauen?“
„Ich bin immer aufmerksam.“
„Schon klar. Die jungen Leute passen meistens auf.“
Meistens. Hat er meine Lüge durchschaut? Ich rutsche auf der Rückbank hin und her. Die Klimaanlage bläst lauwarme Luft in mein Gesicht. Nur nichts Konkretes über meine Arbeit sagen, sonst fliege ich auf.
„Ich freue mich schon auf das Essen“, sage ich also.
„Das glaube ich. Am wichtigsten sind aber die Leute, nicht?“
„Ja …“
„Deine Kollegen kommen nicht mit?“
Mein Gesicht fühlt sich heiß an. Ich lehne mich zum Luftstrom der Klimaanlage, doch das zeigt keine Wirkung.
„Es ist oft schwierig mit meinen Kollegen“, bringe ich hervor. Ein guter Satz. Denn er ist wahr. Und irgendwie ist es befreiend, ihn auszusprechen. Ob Dieter weiß, welche Firmen hier arbeiten? Er streicht sich mit der Hand über die Schläfe.
„Manchmal kommt es mir so vor, dass sie sich schlecht in meine Lage hineinversetzen können“, ergänze ich. „Sie machen sich über meine Arbeitsweise lustig. Darüber, dass ich so ordentlich bin. Auch in Bereichen, in denen Ordnung nicht die oberste Priorität hat. Aber sonst kann ich mich nicht konzentrieren. Wenn ich ihre Vorschläge ablehne, nennen sie mich frech.“
„Das ist nicht deine Schuld“, sagt Dieter. „In jeder Gesellschaft müssen sich Leute gegenseitig unterstützen. Nur so erreichen alle das, was sie wollen. Wenn dich jemand nicht respektiert, dann ist das deren Problem, nicht deins.“
„Aber außer mir verhält sich niemand so …“
„Papperlapapp. Vergiss deine Stärken nicht! Du bist genauso wichtig für deine Firma wie alle anderen.“
Ich lehne mich zurück und denke nach. Auf so viel Verständnis bin ich noch nie gestoßen. „Stimmt. Wenn ich … am Ende des Tages meine Arbeit erledigt habe, ist ja alles gut. Dann brauchen sie sich nicht einzumischen, nur weil ich etwas anders mache als sie. Sie sind immerhin Kollegen und nicht Vorgesetzte.“
„Eben.“
Das Geräusch der Reifen wird leiser. Fährt das Auto auf Asphalt? Ein Blick aus dem Fenster und ich sehe die Bundesstraße. Geschafft! Ich spüre ein seltsames Gefühl im Magen, wie beim Abheben in einem Flugzeug.
„So, Laurin. Ich fahre noch bis zum Parkplatz“, sagt Dieter, während er die Einfahrt zum Restaurant ansteuert.
Ich schweige, während er einparkt. Alles richtig gemacht. Ich habe das Restaurant erreicht und die Baustelle hinter mich gelassen, ohne Aufsehen zu erregen. Doch irgendwie fühlt es sich falsch an, von Dieter Abschied zu nehmen. Ich könnte noch viel länger mit ihm reden. Er würde mich verstehen.
„Danke fürs Mitnehmen, Dieter. Und für das Gespräch.“
Dieter reibt sich die Schläfe und lächelt mich an. „Ach, kein Problem. Dann lass es dir schmecken. Und viel Spaß mit deinen Freunden!“
Ich öffne die Tür und setze einen Fuß auf den Boden. „Danke nochmal!“
„Ich danke dir! Warst sehr kooperativ.“
Er blinzelt mir mit einem Auge zu.

 

Hey @Michael W , ist ja was, bin ich glatt die Erste!
Mir hat dein Text gefallen, eine Geschichte über Unsicherheit mit kleiner Pointe. Der unsichere Erzähler und die sich ausweitende Baustelle, erst eine Kleinigkeit, dann eine ganze Landschaft, das geht für mich Richtung Kafka.
Ich habe zwei grundsätzliche Hauptanmerkungen: das Eine betrifft die "Versuchsanordnung": Jemand geht einen Weg, den er nicht kennt, an einem Bauzaun entlang. Der Bauzaun schneidet ihm den Weg ab. Er steht in einer Sackgasse und entscheidet sich, den Bauzaun zu verrücken. Da waren wir alle schon mal! Das ist ein guter Einstieg!
Du könntest also mit "Der Weg biegt nach links und endet an einem Bauzaun" oder ähnlich anfangen. Wenn du die Tristesse der Architektur (fensterlose Fassaden) reinbringen willst, kannst du das auch weiter ausführen. Der jetzige erste Absatz ist aber eher verwirrend:
Eine angenehm kühle Brise weht durch den Bauzaun.
Was ist das für ein Bauzaun? Ein Gitter? Holzbretter? Und wieso weht es da? Wofür ist das wichtig?
Fensterlose Fassaden an beiden Seiten.
An beiden Seiten des Bauzauns? Wo ist der Erzähler?
Nicht sehr ansprechend, aber zumindest eine andere Umgebung statt dem üblichen Heimweg.
Aha, er geht nach Hause, aber auf einem anderen Weg als sonst.
So gut kenne ich die Gegend hier nicht, aber bis zum Restaurant schaffe ich es schon.
Schaffen? Ist er in Not? Und wieso Restaurant, ich dachte, er ist auf dem Heimweg.
Mein Werkzeugkoffer wird von einem Windstoß erfasst. Ich halte ihn mit der freien Hand fest, damit er mir nicht gegen die Beine prallt. Das hasse ich.
Was hat er in der anderen Hand? Oder hält er den Koffer mit beiden Händen?
Wenigstens ist es heute nicht zu heiß. Ideal, um beim Essen draußen zu sitzen. Es soll ja einen Gastgarten geben.
Vielleicht habe ich beim ersten Lesen auch echt auf der Leitung gestanden, aber ich bin mir sicher, du kannst den Einstieg ebnen. Die Tür aufhalten. Du weißt, wohin es geht, nimm deine müde Leserin bei der Hand, sie wird es dir danken!

Der zweite Punkt, den ich habe, betrifft so eine kleine Tendenz zur (Über)Dramatisierung, bei der du für mein Empfinden zu viel Tempo verlierst. Du willst die Situation existentiell erscheinen lassen (und dein Protagonist ist glücklicherweise ein nervöses Huhn, dem man das abnimmt), aber gleichzeitig tritt die Geschichte auf der Stelle. Das mag im einzelnen jeder unterschiedlich empfinden. Unter den folgenden kleinteiligen Kommentaren habe ich so ein paar Stellen angemerkt:

Alles wieder zurück und den längeren Weg nehmen? Nein, das würde zu lange dauern. Bin ich überhaupt auf der richtigen Seite?
Nein, das würde zu lange dauern - kann raus, weil man eh nicht weiß, wofür zu lange.
Ein Motorgeräusch.
M.E. Motorengeräusch
Das Auto wird langsamer. Bitte nicht! Doch es ist zu spät. Der Wagen kommt zum Stillstand, die Scheibe wird heruntergelassen. Ich atme tief durch. Wie konnte ich so blöd sein? Ich hätte umdrehen sollen. Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr. Wegrennen bringt nichts, würde alles nur schlimmer machen. Mit hängenden Schultern bleibe ich vor der offenen Türscheibe stehen. Ein Mann mit knubbeliger Nase mustert mich.
Doch es ist zu spät - Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr - Wegrennen bringt nichts - würde alles nur noch schlimmer machen... das kann alles raus.

Verhalte ich mich natürlich? Oder ahnt er etwas?
Das finde ich sehr hübsch, die Frage: verhalte ich mich natürlich. Wieviel Bemühung um natürliches Verhalten liegt in unserer Natur?
Nur nichts Konkretes über meine Arbeit sagen, sonst fliegt alles auf.
"sonst fliegt alles auf kann auch raus. "alles" ist auch so etwas überdramatisch. Er hat kein Kapitalverbrechen begangen.
Dann brauchen sie sich nicht einmischen,
einzumischen

Sehr gern gelesen, dir ein schönes Wochenende
Placidus

 

Salü @Michael W
Mir erging es beim Lesen im grossen Ganzen wie @Placidus. Überdramatisierung trifft es da ganz gut.
Erst dachte ich ja, dein Prot habe was Gröberes ausgefressen. Aber seine "Straftat" ist einzig und alleine die Abkürzung über eine Baustelle (Betreten verboten) zu nehmen.
Das würde ich auch so lassen, aber wie Placidus bereits anmerkte, weniger aufgeregt bringen.
Ich meine, Laurin ist ja auch ein (freischaffender) Handwerker und er läuft deiner Beschreibung nach über eine Grossbaustelle, da fällt er mit Sicherheit nicht auf.

Eine angenehm kühle Brise weht durch den Bauzaun.
... weht durch die Maschen des Bauzauns.

Mein Werkzeugkoffer wird von einem Windstoß erfasst. Ich halte ihn mit der freien Hand fest, damit er mir nicht gegen die Beine prallt.
Aha, der Werkzeugkofer scheint wichtig zu sein. Warum sonst wird er hier und auch im weiteren Verlauf der Geschichte prominent erwähnt.

Der Bauzaun macht eine Kurve und endet an der Hausmauer. Ich weiche einen Schritt zurück.
Ich bleibe stehen/od. Sackgasse - reicht. Ist ja keine Gefahrensituation.

Bestimmt ist das Zeug von einer Baustelle übriggeblieben und wurde noch nicht weggeräumt. Jedenfalls sehe ich keine in der Nähe.
Was für Zeug?

Ich hebe den Bauzaun aus dem Betonfuß und steige durch die Lücke.
Hier betritt er die Baustelle, oder verlässt sie wieder. Ein Gedanke deines Prots dazu fänd ich spannend.

Der alte Schotterboden knirscht unter meinen Schuhen. In der Ferne höre ich den Lärm von Baumaschinen. Ist hier in der Nähe nicht das ehemalige Jahrmarktgelände? Wird dort etwa gebaut? Kein Problem. Ich kann ja außen herumgehen.
Brauchts mMn nicht, denn die zentrale Frage ist. Befinden wir uns in oder ausserhalb des Baustellengeländes.

Die Gasse verbreitert sich in eine zweispurige Straße.
verbreitert sich zu einer neu asphaltierten Strasse.

Ich umklammere den Griff meines Koffers.
Aha, der Koffer. Scheint ihm wichtig zu sein.

Da muss ich wohl durch, es wird schon nicht so schlimm sein.
Die Erkenntnis ist ja, Mist, ich befinde mich unerlaubt auf einem Baugelände. Laurin atmet tief ein. Da muss er jetzt durch.

Wann endet die Straße endlich? So groß kann das Gelände nicht sein.
WW endet/endlich.
Und woher nimmt er diese Gewissheit, wie gross das Baugelände sein müsste?

Welche Baustelle hat denn eine eigene Security?
Komische Frage in diesem Schreckmoment.
Ich wäre für. "Auch das noch." ;)

Einfach weitergehen! Wegen mir ist es bestimmt nicht hier. Das Auto wird langsamer. Bitte nicht! Doch es ist zu spät. Der Wagen kommt zum Stillstand, die Scheibe wird heruntergelassen. Ich atme tief durch. Wie konnte ich so blöd sein? Ich hätte umdrehen sollen. Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr. Wegrennen bringt nichts, würde alles nur schlimmer machen. Mit hängenden Schultern bleibe ich vor der offenen Türscheibe stehen.
Kürzen, brauchts mMn nicht.

Ein Mann mit knubbeliger Nase mustert mich. Er trägt ein blaues Hemd mit kurzen Ärmeln, die sich über den Oberarmen spannen. Wenn er wollte, könnte er mich mit nur einem Handgriff auseinanderreißen.
Schöne Beschreibung, hab sofort ein Bild.

„Gehst du bis nach hinten zum Ausgang?“ Er nickt mit dem Kopf in Fahrtrichtung. „Ich kann dich ein Stück mitnehmen. Dann musst du nicht alles zu Fuß gehen.“
He he, hübsche Wendung. Ich sag ja, Grossbaustelle, massig rumwuselnde Handerker.

Mein Mund öffnet sich langsam und zitternd. Ich brauche ein paar Sekunden, um die Worte zu verarbeiten. Wie jetzt, er will mich zum Ausgang bringen?
Offensichtliches erklärt. Trau deinen Leser:innen.

Den Werkzeugkoffer lege ich auf meinen Schoß.
Jo der Koffer, der schmuggelt doch da was raus? Drogen? Sprengstoff? Nee, Spass.
Aber du siehst, dass mir der Koffer zu prägnant erscheint.

Noch bevor ich mich angeschnallt habe, ist das Fahrzeug schon in Bewegung.
Statt dessen fänd ich schöner, wenn der Security Typ sagt: "Anschnallen, is Vorschrift." :D

Der Kerl hat keine Ahnung, dass ich hier nichts verloren habe! Zumindest noch nicht. Er könnte mich problemlos zur nächsten Polizeistation bringen. Ich darf mich nur nicht verraten. Wie würde sich ein normaler Arbeiter benehmen?
Jo, überdramatisiert.

Der Mann antwortet nicht. Sein Kopf wippt ein wenig, während wir über den unebenen Boden fahren. Feiner Staub bedeckt die Fenster. Ich sollte etwas sagen. Er hat mich extra mitgenommen. Einfach so. Das muss ich würdigen!
Jetzt nur nichts falsches sagen.

Dieter blickt kurz über die Schulter zu mir. Ich zwinge mich, ihm in die Augen zu sehen. Verhalte ich mich natürlich? Oder ahnt er etwas?
Da würde er ja blind weiterfahren. Lass ihn in den Rückspiegel schauen.
"Ah, Elektromeyer. Wusste gar nicht, dass die hier auch arbeiten."

„Ah. Das kenne ich, da schmeckt es immer gut.“
Lass ihn das Restaurant beim Nanen nennen: "Ah, der alte Krug. Ja, da schmeckts ...
Dieter kann nicht wissen, von welcher Firma ich rede. Er streicht sich mit der Hand über die Schläfe.
Doch, das Firmenlogo prangt auf Laurins Brust.

„Das ist nicht deine Schuld“, sagt Dieter. „In jeder Gesellschaft müssen sich Leute gegenseitig unterstützen. Nur so erreichen alle das, was sie wollen. Wenn dich jemand nicht respektiert, dann ist das deren Problem, nicht deins.“
Da wird mir Dieter zu geschwätzug und die ganze Spannung verpufft. Ich würde Dieter eher wortkarg lassen und damit Laurin im Unklaren lassen, ob der Securitymann was ahnt oder nicht.

„Ich danke dir! Warst sehr kooperativ.“
Er blinzelt mir mit einem Auge zu.
Das Ende verstehe ich nicht. Habe ich da den Twist verpasst?

Fazit: Gerne gelesen, verträgt etwas mehr Spannung durch Straffung und was zum Teufel ist in diesem Werkzeugkoffer?:p

Liebe Grüsse, dotslash

 

Hallo @Placidus,

danke fürs Kommentieren! Es freut mich, dass du die Geschichte gerne gelesen hast. Unter dem Genre Alltag oder Gesellschaft habe ich hier zuvor noch nichts eingestellt, und weil sich die in viele Richtungen bewegen können, war ich gespannt, ob mein Text gut ankommt.

eine Geschichte über Unsicherheit mit kleiner Pointe. Der unsichere Erzähler und die sich ausweitende Baustelle, erst eine Kleinigkeit, dann eine ganze Landschaft, das geht für mich Richtung Kafka.
Unsicherheit als Thema, das fasst es gut zusammen. Und ja, ich würde es ebenfalls nur eine kleine Pointe nennen, denn eine reine Pointengeschichte soll es ja nicht sein. Man gewinnt am Schluss einfach eine wichtige Info und kann dadurch Dieters Sichtweise besser nachvollziehen.
Zusätzlich sollte auch Spielraum für mehr bleiben, also ein gewisser Interpretationsraum. An Kafka habe ich zwar nicht gedacht, aber durch den Vergleich fühle ich mich geehrt. :D
Die Geschichte ist eigentlich aus einem Traum entstanden. Meistens kann ich aus meinen Träumen eher Umgebungen und Konzepte verwenden, in diesem Fall habe ich die ganze Rohfassung der Handlung (mit schemenhaften Charakteren) geträumt.
Im Detail sieht die umgesetzte Geschichte ziemlich anders aus. Der Traum hatte gewisse Eigenheiten, die man im Wachzustand sofort hinterfragt. Die Baustelle war zum Beispiel die einer Erlebniswelt, in der man mit Matratzen Rutschbahnen runterrutschen konnte. Und es gab mittendrin einfach eine Bäckerei.
Was ist das für ein Bauzaun? Ein Gitter? Holzbretter? Und wieso weht es da? Wofür ist das wichtig?
Ja, es ist ein Gitter. Also so etwas.
Der Wind ist als Sinneseindruck da, damit es nicht ganz so leer wirkt.
An beiden Seiten des Bauzauns? Wo ist der Erzähler?
Ich habe es umformuliert.
Aha, er geht nach Hause, aber auf einem anderen Weg als sonst.
Schaffen? Ist er in Not? Und wieso Restaurant, ich dachte, er ist auf dem Heimweg.
Er ist nicht auf dem Heimweg. Ich meinte mit "statt dem üblichen Heimweg", dass er nicht auf dem Heimweg ist, wie sonst nach der Arbeit, sondern eben auf dem Weg zum Restaurant.
Statt schaffen habe ich nun finden geschrieben.
Was hat er in der anderen Hand? Oder hält er den Koffer mit beiden Händen?
Er hält den Koffer in einer Hand und nichts in der anderen. Als der Windstoß kommt, stoppt er mit der freien Hand den Koffer vom Herumschaukeln, ohne den Griff mit der anderen Hand loszulassen. Vielleicht kann ich das im Text noch besser rüberbringen.
Der zweite Punkt, den ich habe, betrifft so eine kleine Tendenz zur (Über)Dramatisierung, bei der du für mein Empfinden zu viel Tempo verlierst.
Das sehe ich ein, mit der Unsicherheit habe ich es stellenweise wohl etwas übertrieben.
Nein, das würde zu lange dauern - kann raus, weil man eh nicht weiß, wofür zu lange.
Passt, ist raus.
M.E. Motorengeräusch
Ich bin mir nicht sicher. Ist es nicht so: Motorgeräusch = ein Motor, Motorengeräusch = mehrere Motoren?
Egal, ich umgehe das einfach, indem ich schreibe: Das Geräusch eines Motors
Doch es ist zu spät - Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr - Wegrennen bringt nichts - würde alles nur noch schlimmer machen... das kann alles raus.
Ich habe hier gekürzt.
Das finde ich sehr hübsch, die Frage: verhalte ich mich natürlich. Wieviel Bemühung um natürliches Verhalten liegt in unserer Natur?
Ja, gute Frage. Ich glaube, je mehr man vom "Normalzustand" (was auch immer das heißt) abweicht, umso größer ist der empfundene gesellschaftliche Druck, sich natürlich verhalten zu müssen.
"sonst fliegt alles auf kann auch raus. "alles" ist auch so etwas überdramatisch. Er hat kein Kapitalverbrechen begangen.
Ist gekürzt.
einzumischen
Stimmt, ohne "zu" ist es umgangssprachlich. Das musste ich erst nachprüfen, allein hätte ich das nie herausgefunden.
Sehr gern gelesen, dir ein schönes Wochenende
Danke, ich wünsche ebenfalls ein schönes Wochenende!


Hallo @dotslash,

ich danke auch dir fürs Vorbeischauen. Am besten fange ich gleich mit dem Twist an:

Das Ende verstehe ich nicht. Habe ich da den Twist verpasst?
Es war so gedacht: Dieter wusste die ganze Zeit, dass Laurin nichts auf der Baustelle verloren hat.
Laurins Bemühungen, nicht aufzufallen, waren also nicht notwendig. Dieter hat beschlossen, ihn einfach zum Ausgang zu bringen, ohne großes Theater. Das Ergebnis ist ja dasselbe, und alle haben am Ende das erreicht, was sie wollten.
Man kann da jetzt noch hinterfragen, warum sich Dieter oder Laurin so verhalten haben, aber das möchte ich offen für individuelle Interpretationen lassen. Die Umstände sollten zumindest nachvollziehbar sein. Vielleicht gelingt es mir noch, den Twist am Schluss verständlicher (aber nicht zu direkt) umzusetzen?
Fazit: Gerne gelesen, verträgt etwas mehr Spannung durch Straffung und was zum Teufel ist in diesem Werkzeugkoffer?:p
Erst dachte ich ja, dein Prot habe was Gröberes ausgefressen. Aber seine "Straftat" ist einzig und alleine die Abkürzung über eine Baustelle (Betreten verboten) zu nehmen.
Ja, Laurin hat ansonsten nichts angestellt. Ich könnte aber, um seiner Angst mehr Berechtigung zu geben, genauere Umstände der Baustelle einbringen. Es ist ja keine gewöhnliche Baustelle, wenn sie eine eigene Security hat. Das heißt, es gibt dort etwas zu verbergen. Stromerzeugung, Lagerung von heiklen Stoffen oder was weiß ich.
Ich werde es jedenfalls so lassen, dass das Betreten der Baustelle Laurins einziges "Verbrechen" ist. Aber deine Gedanken über den Werkzeugkoffer fand ich interessant. Was da drin ist? Na, Werkzeug!
Es ist der einzige Gegenstand, den Laurin mithat. Deshalb klammert er sich in stressigen Situationen daran, woran soll er sich sonst klammern? Er gibt ihm ein Gefühl der Sicherheit.

Sagen wir mal, in dem Koffer ist genau an diesem Tag ausnahmsweise mal etwas anderes drin. Etwas verdächtiges. Das könnte erklären, warum Laurin so viel Panik hat. Wäre ein spannender Ansatz, aber ich lasse das lieber, das lenkt wahrscheinlich zu sehr ab.

... weht durch die Maschen des Bauzauns.
Hat sich erledigt, den Satz habe ich schon gestrichen.
Ich bleibe stehen/od. Sackgasse - reicht. Ist ja keine Gefahrensituation.
Damit wollte ich andeuten, dass Laurin übervorsichtig ist. Aber das Zurückweichen ist hier wohl zu extrem.
Was für Zeug?
Zeug=Bauzaun. Gut, nicht sehr präzise, denn Zeug ist Mehrzahl, aber einen mobilen Bauzaun kann man ja in mehrere Einzelteile zerlegen. Das war zumindest mein Gedanke, ich habe Zeug jetzt durch Zaun ersetzt.
Hier betritt er die Baustelle, oder verlässt sie wieder. Ein Gedanke deines Prots dazu fänd ich spannend.
Brauchts mMn nicht, denn die zentrale Frage ist. Befinden wir uns in oder ausserhalb des Baustellengeländes.
Er weiß es auch nicht. Aber stimmt, Gedanken dazu wären gut.
verbreitert sich zu einer asphaltierten Strasse.
Es ist aber eine Schotterstraße. Der Belag ändert sich nicht, nur die Straßenbreite.
Die Erkenntnis ist ja, Mist, ich befinde mich unerlaubt auf einem Baugelände. Laurin atmet tief ein. Da muss er jetzt durch.
Ist umformuliert.
WW endet/endlich.
Und woher nimmt er diese Gewissheit, wie gross das Baugelände sein müsste?
Es ist keine Gewissheit, sondern eine Vermutung. Er denkt sich, dass er schon so lange gegangen ist und es irgendwann ja mal aufhören muss.
Komische Frage in diesem Schreckmoment.
Ich wäre für. "Auch das noch." ;)
Ist hinzugefügt
Kürzen, brauchts mMn nicht.
Ist schon gekürzt.
Schöne Beschreibung, hab sofort ein Bild.
Super!
Offensichtliches erklärt. Trau deinen Leser:innen.
Ok, ich habe es gestrichen.
Statt dessen fänd ich schöner, wenn der Security Typ sagt: "Anschnallen, is Vorschrift." :D
Guter Vorschlag, aber das passt nicht ganz zum Bild, das ich von Dieter habe.
Jetzt nur nichts falsches sagen.
Ja, klingt besser und ist kürzer.
Da würde er ja blind weiterfahren. Lass ihn in den Rückspiegel schauen.
"Ah, Elektromeyer. Wusste gar nicht, dass die hier auch arbeiten."
Stimmt natürlich, der Rückspiegel reicht.
Lass ihn das Restaurant beim Nanen nennen: "Ah, der alte Krug. Ja, da schmeckts ...
Ich glaube, bei solchen Namen und im Weltenbau unterscheiden sich die Meinungen. Wozu ein Restaurantname, wenn man den sowieso wieder vergisst? Wie wichtig muss etwas sein, um zu verdienen, dass der Name erwähnt wird?
Doch, das Firmenlogo prangt auf Laurins Brust.
Ich frage mich, warum ich das so geschrieben habe, weil ich eigentlich etwas anderes damit aussagen wollte. Da steht jetzt:
Ob Dieter weiß, welche Firmen hier arbeiten?
Da wird mir Dieter zu geschwätzug und die ganze Spannung verpufft. Ich würde Dieter eher wortkarg lassen und damit Laurin im Unklaren lassen, ob der Securitymann was ahnt oder nicht.
Findest du? Schade.
Ich werde jedenfalls darüber nachdenken, welche Richtung dieser Geschichte am besten tun würde.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo @Michael W

Mir hat deine Geschichte gut gefallen. Hier meine Gedanken, ich hoffe, dass sie dir weiterhelfen:

Fensterlose Fassaden erstrecken sich hinter dem Bauzaun. Ein hässliches Gitter vor hässlichen Gebäuden. Zumindest ist es mal eine andere Umgebung und nicht immer nur mein Heimweg. So gut kenne ich die Gegend hier nicht, doch das Restaurant finde ich schon. Mein Werkzeugkoffer wird von einem Windstoß erfasst. Ich halte ihn mit der freien Hand fest, damit er mir nicht gegen die Beine prallt. Das hasse ich. Wenigstens ist es heute nicht zu heiß. Ideal, um beim Essen draußen zu sitzen. Es soll ja einen Gastgarten geben.
Hier fehlt mir als erstes etwas die Aktion: Wir erfahren hier nur, dass es hässliche Fassaden gibt und hässliche Gitter und das der Wind einen Werkzeugkoffer erfasst. Viel Beschreibungen und der Protagonist selbst macht hier gar nichts. Ich würde hier schon noch etwas Bewegung rein bringen, in dem der Charakter etwa an den fensterlosen Fassaden vorbei geht oder so. Versteh mich nicht falsch: Aus dem Kontext und auch den nachfolgenden Zeilen wird schon klar, dass der Protagonist geht, aber ich finde es wäre übersichtlicher und auch dynamischer, wenn du das direkt erwähnen würdest - idealerweise auch gleich warum er zu diesem Restaurant will. :)

Ich hebe den Bauzaun aus dem Betonfuß und steige durch die Lücke. Das Restaurant liegt in dieser Richtung, auf der anderen Seite einer Bundesstraße. Wenn ich die erreiche, ist es so gut wie geschafft.
Warum macht er das genau? Ich würde hier schon noch etwas klarer formulieren, warum er das macht. Weil er keinen anderen Weg kennt? Oder weil ihn der Umweg ankackt? Ev. wäre er ja auch schon zu spät dran, was den Druck, diesen verbotenen Weg zu nehmen, noch etwas steigern würde - zumal eine eher unsichere Person vermutlich eher nicht den Weg über eine Baustelle wählen würde.

Der alte Schotterboden knirscht unter meinen Schuhen. In der Ferne höre ich den Lärm von Baumaschinen. Ist hier in der Nähe nicht das ehemalige Jahrmarktgelände? Wird dort etwa gebaut? Alles gut, solange ich außen herumgehen kann.
Hier fehlt mir etwas der Überblick über die Baustelle. Würde ich eine Baustelle unbefugt betreten, dann würde ich zuerst einmal alles anschauen. Wo hat es Leute und wie kann ich sie umgehen? Und wo kann er genau "aussen" herum gehen? Beim alten Jahrmarktgelände?

Ein lauter, metallischer Knall lässt mich hochfahren. Auf der offenen Ladefläche eines Wagens steht ein Arbeiter und kramt etwas aus dem Ladegut hervor. Er hat also das Geräusch verursacht. Ich gehe weiter, ohne ihn länger zu beachten.
Hier habe ich auch wieder zwei Punkte: Einerseits denke ich, wie bereits weiter oben geschrieben, dass diese Person sicher als erstes schaut, wo welche Person auf der Baustelle ist um dann die optimale Route zu nehmen. Aber natürlich kann es sein, dass dieser Arbeiter zuerst nicht sichtbar war oder so. Und zweitens würde ich hier, auch wenn die anderen vor mir bereits von Überdramatisierung geschrieben haben, etwas mehr Drama wagen. Ich meine das ist ein sehr erschreckender Moment für Jemanden, der sich auf die Baustelle schleicht: Ein lauter und unerwarteter Knall und dann ist da auch noch ein Arbeiter, der vielleicht weiss, wer eigentlich auf dieser Baustelle sein sollte und vielleicht auch näher ist, als man zuerst erwartet hatte. Ich würde daher das "Er hat also das Geräusch verursacht." streichen und den letzten Satz in etwas wie "Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und weiter zu gehen" ändern.

Tiefes Brummen macht sich neben mir bemerkbar. Das Geräusch eines Motors. Ich blicke hinüber, bewege den Kopf nur leicht. Es ist ein dickes, schwarzes Auto mit der Aufschrift SECURITY.
Auch das noch! Welche Baustelle hat denn eine eigene Security? Da bin ich wohl an einen heiklen Ort geraten. Einfach weitergehen! Das Auto wird langsamer. Bitte nicht! Doch der Wagen kommt zum Stillstand, die Scheibe wird heruntergelassen. Ich atme tief durch.
Da dieser Gedanken hier ja wie ein innerer Dialog sind, könntest du dir vielleicht überlegen, ob du hier die Wirkung nicht mit etwas mehr Zeilen erhöhen könntest:

Tiefes Brummen macht sich neben mir bemerkbar. Das Geräusch eines Motors. Ich blicke hinüber, bewege den Kopf nur leicht. Es ist ein dickes, schwarzes Auto mit der Aufschrift SECURITY.
Auch das noch!
Welche Baustelle hat denn eine eigene Security? Da bin ich wohl an einen heiklen Ort geraten. Einfach weitergehen! Das Auto wird langsamer.
Bitte nicht! Doch der Wagen kommt zum Stillstand, die Scheibe wird heruntergelassen. Ich atme tief durch.

„Papperlapapp. Vergiss deine Stärken nicht! Du bist genauso wichtig für deine Firma wie alle anderen.“
Ich finde das Gespräch zwischen den beiden zwar schön und auch sehr menschlich, aber irgendwie kommt mir dieser Dieter ehrlich gesagt etwas zu väterlich/vertraut vor.

Ich öffne die Tür und setze einen Fuß auf den Boden. „Danke nochmal!“
„Ich danke dir! Warst sehr kooperativ.“
Er blinzelt mir mit einem Auge zu.
Dieses Ende mag ich wirklich sehr. :)

Die Geschichte ist eigentlich aus einem Traum entstanden. Meistens kann ich aus meinen Träumen eher Umgebungen und Konzepte verwenden, in diesem Fall habe ich die ganze Rohfassung der Handlung (mit schemenhaften Charakteren) geträumt.
Im Detail sieht die umgesetzte Geschichte ziemlich anders aus. Der Traum hatte gewisse Eigenheiten, die man im Wachzustand sofort hinterfragt. Die Baustelle war zum Beispiel die einer Erlebniswelt, in der man mit Matratzen Rutschbahnen runterrutschen konnte. Und es gab mittendrin einfach eine Bäckerei.
Vielleicht wäre es ja auch noch eine Idee, eine zweite Fassung mit den Traum-Einflüssen zu schreiben? Ich finde Träume haben wirklich eine schöne und eigentümliche Symbolik, die man als Träumer gar nicht so einfach dekodiert (dass man dort in Matratzen Rutschbahnen herunterrutscht, könnte ja auch auf ein gewisses Sicherheitsbedürfnis hindeuten - dass aber per Definition als Lösung eher den Kindern vorentgalten ist und dem Protagonisten verwehrt bleibt. Und das im Kontrast zu der Situation des Protagonisten, der sich ja auf eine gefährliche Baustelle, also unbekanntes oder dynamisches Terrain, wagen muss). Klar, die Geschichte wird dadurch auch etwas verrückt, aber das macht doch nichts. :)

Das waren soweit meine Gedanken und ich hoffe, dass dir das etwas hilft. Insgesamt hat mir deine Geschichte gut gefallen, ich würde an deiner Stelle nur versuchen die Handlung durch direkte Handlungen voranzubringen und weniger durch Gedanken und Beschreibungen.

Liebe Grüsse
Lazar

 

„Ich heiße Laurin“, füge ich hinzu. … „Ach, das macht doch nichts. Ich bin Dietrich. Kannst mich auch Dieter nennen.“

Nun, weniger durch Kafka als die Dietrich-Sage (die ja „historisch“ gesehen den Ostgoten Theoderich „den Großen“ verewigt) angelockt,

lieber @Michael W ,

und der mutmaßlich in den südlichen Alpen abgeschirmte Rosengarten des („Zwergenkönigs“) Laurin – wo mit den mehr oder weniger zufälligen oder absichtlichen Namenswahlen der Bezug zur mittelhochdeutschen Literatur abgehakt wäre und sofort der „Hass“ einem ins Gesicht springt

Ein hässliches Gitter vor hässlichen Gebäuden.
mit einem abschließenden
Das hasse ich.
schließt, was uns über den Wohlstandsmüll berichtet wird.

Ein Versuch (?), die Wirren des Unterganges des Römischen Reiches (um dessen Erbe Washington und Moskau - der Zar ist nix anderes als ein verkürzter Caisar - derzeit ringen
– an seinem Ende ein "Selbstbedienungsladen" mit viel Ruinen, Schutt und Asche steht.

Bissken Flusenlese

hier

Ich war wohl unachtsam, habe das nicht hinterfragt – und war wie sonst nach der Arbeit gedanklich auf Autopilot.
wird die Zeitenfolge durchbrochen (selbst wenn ein „hinterfragt haben“ vergangen ist wie Satzanfang … und Ende

Das Restaurant liegt in dieser Richtung, auf der anderen Seite einer Bundesstraße.
Warum das Komma?
Ich bewundere immer wieder das Kunststück der eher überregulierten Kommaflut ein entbehrliches hinzuzufügen (für anzuzeigende Sprechpausen eignen sich diverse Strichcodes)

Da stottert (oder stolpert) der Text ...

Aber es ist kein anderer Weg ist in Sicht.

Wegrennen bringt nichts, würde alles nur schlimmer machen.
Warum Konjunktiv II wenn der Indikativ „wird“ in seiner 2wertigkeit – entweder es wird oder eben nicht – ausreicht ohne Schön- und Anklang an eine mehr oder weniger gegebene Würde

„Das ist wirklich nett“, versuche ich, das Gespräch aufrechtzuhalten.
Komma weg – es zerschlägt das komplexe Prädikat „aufrechtzuerhalten versuchen“!

Und dann – glaub nicht, dass ich nun enttäuscht wäre – lüppt’et doch. Nix zu mosern und selbst das hierorts bedrohte Ausrufezeichen wird gepflegt!, wiewohl es hier

„Danke fürs Mitnehmen, Dieter. Und für das Gespräch.“
für den Dank (was ja zuvor geschieht) auch noch ein Plätzchen fände …

Wie dem auch sei und werde -

gern gelesen vom

Friedel,
der mit einem herzlichen Willkommen schließt für heute!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Michael W,

Gegenbesuch. ;)

Leider war ich beim und nach dem ersten Lesen ziemlich verwirrt.
Irgendwie dachte ich, Laurin wäre ein Auftragskiller oder so, oder würde irgendein großes krummes Ding drehen (/gedreht haben) und sich jetzt mit seinen Komplizen oder Opfern in dem Restaurant treffen. Weil er sich so dolle Sorgen macht, dass irgendwer ihn erkennt oder so, das kam mir fast schon neurotisch vor. Auch die Erwähnung des Werkzeugkoffers - ich dachte, da wäre evtl. eine Waffe drin oder Diebesgut oder so. Ich habe auch nicht verstanden, dass sich das Gespräch zwischen Dieter und ihm auf die Situation bezieht und fand das daher wenig spannend. Und den Twist am Ende, das Zwinkern, habe ich dann auch nicht verstanden.

Mir ging dann erst durch die Kommentare ein Licht auf: dass das ursprünglich ein Traum von dir war, und dass es darum geht, dass Laurin als Handwerker auf einer fremden Baustelle unterwegs ist.
Etwas traumartig fand ich das Ganze tatsächlich auch.
Ich kenne mich mit Baustellen nicht aus, aber was ist so schlimm daran, als Handwerker auf einer fremden Baustelle zu sein? Oder geht's nur darum, dass das ein abgesperrter und durch Security gesicherter Bereich ist?
Das wird in meinen Augen eh nicht recht deutlich: Er hebt da kurz einen Bauzaun aus, geht weiter, und ist dann irgendwann auf einer Baustelle - beim Lesen hatte ich nicht das Gefühl, dass wir da jetzt irgendwo eine wirklich ernstzunehmende Grenze überschritten hätten (warum ist diese Baustelle dann nicht ordentlich abgesichert, wenn die irgendwie so krass ist? Und warum fängt sie erst so weit hinter dem Bauzaun an, wenn das die Grenze ist?).
Was soll denn auch passieren, wenn man ihn erwischt? Dann sagt er halt, er kommt von da hinten, ist an nem Bauzaun vorbei, ja, war doof, sorry, aber er kennt halt die Gegend nicht und sucht ein Restaurant.. Also, wovor hat er denn überhaupt solche Angst?
Wahrscheinlich habe ich durch diese Sachen nicht verstanden, worum es überhaupt geht, da bin ich einfach nicht drauf gekommen.

Ich finde das oft schwierig, was Geträumtes in eine Geschichte umzuwandeln, eben wegen der Traumlogik. Ich weiß nicht, evtl. wäre es hier besser, wenn du volle Kanne auf Traum gehen würdest, also dann auch ruhig mit den Elementen, die du im Kommentar geschildert hast (dann als "Sonstige"/"Seltsam"?)? (Es müsste dann natürlich trotzdem irgendwie Substanz haben.)
Denn im Moment ist es für mich so ein Zwischending aus Realität und Traum, aber eigentlich überwiegen für mich die Traum-Elemente, weil es bzgl. Realität für mich wie gerade ausgeführt nicht so recht Sinn ergibt. Oder es liegt echt daran, dass ich mich nicht mit Baustellen und ihren Regeln auskenne. :D

Ja, also tut mir leid, dass mein Feedback nicht positiver ausfällt, aber evtl. kannst du ja trotzdem mit der einen oder anderen Sache daraus was anfangen.

Gern gelesen. Viele Grüße
Maeuser

 

Hallo @Lazar,

wie schön, dass es dir gefallen hat!

Hier fehlt mir als erstes etwas die Aktion: Wir erfahren hier nur, dass es hässliche Fassaden gibt und hässliche Gitter und das der Wind einen Werkzeugkoffer erfasst. Viel Beschreibungen und der Protagonist selbst macht hier gar nichts. Ich würde hier schon noch etwas Bewegung rein bringen, in dem der Charakter etwa an den fensterlosen Fassaden vorbei geht oder so. Versteh mich nicht falsch: Aus dem Kontext und auch den nachfolgenden Zeilen wird schon klar, dass der Protagonist geht, aber ich finde es wäre übersichtlicher und auch dynamischer, wenn du das direkt erwähnen würdest - idealerweise auch gleich warum er zu diesem Restaurant will. :)
Den Anfang hatte ich zuvor anders und ich finde es auch etwas schade, dass die Bewegung so sehr in den Hintergrund geraten ist. Aber zumindest deutet das Wort Heimweg schon an, dass er unterwegs ist.
Warum macht er das genau? Ich würde hier schon noch etwas klarer formulieren, warum er das macht. Weil er keinen anderen Weg kennt? Oder weil ihn der Umweg ankackt? Ev. wäre er ja auch schon zu spät dran, was den Druck, diesen verbotenen Weg zu nehmen, noch etwas steigern würde - zumal eine eher unsichere Person vermutlich eher nicht den Weg über eine Baustelle wählen würde.
Hier hatte ich mal stehen, dass der Rückweg zu lange dauern würde, habe es aber gestrichen. Ich habe jetzt einen ähnlichen Satz wieder ergänzt. Mit mehr Übung finde ich hoffentlich mal ein besseres Gleichgewicht in solchen Fällen.
Hier fehlt mir etwas der Überblick über die Baustelle. Würde ich eine Baustelle unbefugt betreten, dann würde ich zuerst einmal alles anschauen. Wo hat es Leute und wie kann ich sie umgehen? Und wo kann er genau "aussen" herum gehen? Beim alten Jahrmarktgelände?
Das würde ich auch tun, ich würde mich genau umsehen und auf die Gebäude achten. Laurin aber nicht, er schaut sich nicht um und geht einfach geradeaus weiter. Das ist ihm ja beim Bauzaun zum Verhängnis geworden.
Ich muss mich oft zurückhalten, nicht zu viel über die Architektur zu schreiben, weil ich daran sehr interessiert bin. Vielleicht habe ich es hier zu streng genommen oder man kauft Laurin nicht ab, dass er so wenig darauf achtet, wo er hingeht.
Ich habe jetzt mal ergänzt, dass die Baustelle hier wirklich nur eine Straße ist, um die man nicht herumgehen kann.
Hier habe ich auch wieder zwei Punkte: Einerseits denke ich, wie bereits weiter oben geschrieben, dass diese Person sicher als erstes schaut, wo welche Person auf der Baustelle ist um dann die optimale Route zu nehmen. Aber natürlich kann es sein, dass dieser Arbeiter zuerst nicht sichtbar war oder so. Und zweitens würde ich hier, auch wenn die anderen vor mir bereits von Überdramatisierung geschrieben haben, etwas mehr Drama wagen. Ich meine das ist ein sehr erschreckender Moment für Jemanden, der sich auf die Baustelle schleicht: Ein lauter und unerwarteter Knall und dann ist da auch noch ein Arbeiter, der vielleicht weiss, wer eigentlich auf dieser Baustelle sein sollte und vielleicht auch näher ist, als man zuerst erwartet hatte. Ich würde daher das "Er hat also das Geräusch verursacht." streichen und den letzten Satz in etwas wie "Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und weiter zu gehen" ändern.
Die letzten Sätze sind geändert.
Da dieser Gedanken hier ja wie ein innerer Dialog sind, könntest du dir vielleicht überlegen, ob du hier die Wirkung nicht mit etwas mehr Zeilen erhöhen könntest:
Zwei Zeilenumbrüche habe ich eingefügt. Zeilen mit einzelnen Sätzen sind für meinen Geschmack ein bisschen übertrieben.
Ich finde das Gespräch zwischen den beiden zwar schön und auch sehr menschlich, aber irgendwie kommt mir dieser Dieter ehrlich gesagt etwas zu väterlich/vertraut vor.
Schwierig, vielleicht kann ich das noch etwas reduzieren
Vielleicht wäre es ja auch noch eine Idee, eine zweite Fassung mit den Traum-Einflüssen zu schreiben? Ich finde Träume haben wirklich eine schöne und eigentümliche Symbolik, die man als Träumer gar nicht so einfach dekodiert (dass man dort in Matratzen Rutschbahnen herunterrutscht, könnte ja auch auf ein gewisses Sicherheitsbedürfnis hindeuten - dass aber per Definition als Lösung eher den Kindern vorentgalten ist und dem Protagonisten verwehrt bleibt. Und das im Kontrast zu der Situation des Protagonisten, der sich ja auf eine gefährliche Baustelle, also unbekanntes oder dynamisches Terrain, wagen muss). Klar, die Geschichte wird dadurch auch etwas verrückt, aber das macht doch nichts. :)
Das ist eine schöne Idee. Wenn ich das mache, würde ich diese Fassung aber eher für mich behalten. Traumnacherzählungen habe ich vor Jahren gerne geschrieben, dann wollte ich mal davon wegkommen und den Fokus erweitern. In den meisten Fällen weiß ja nur derjenige, der den Traum hatte, was daran wirklich besonders ist.
Meine erste Kurzgeschichte hier im Forum war eine Traumnacherzählung und ich finde sie heute noch interessant (zumindest den Traum dahinter und weniger den Text, da ist nicht mehr wirklich was zu retten). Seitdem will ich von meinen Träumen nichts mehr "verpassen" und notiere sie regelmäßig nach dem Aufwachen, über 1600 Notizbuchseiten haben sich schon angesammelt. Du hast mich wieder daran erinnert, dass es sich lohnt, sich mit Träumen zu befassen, danke dafür!


Hallo @Friedrichard,

es freut mich, dich unter meinem Text zu sehen!

der mutmaßlich in den südlichen Alpen abgeschirmte Rosengarten des („Zwergenkönigs“) Laurin – wo mit den mehr oder weniger zufälligen oder absichtlichen Namenswahlen der Bezug zur mittelhochdeutschen Literatur abgehakt wäre und sofort der „Hass“ einem ins Gesicht springt
Ich muss zugeben, dass es zumindest halbwegs ein Zufall war. Auf den Namen Laurin bin ich gestoßen, als ich in einem Buch die Namenslisten von Schulklassen durchstöbert habe. Ich habe recherchiert, woher der Name stammt und bin so auf die Sage gestoßen. Weil ich noch einen zweiten Namen brauchte, übernahm ich auch den Namen Dietrich. Dass diesen Hintergrund jemand bemerkt, hielt ich für unwahrscheinlich, ich habe mich also gefreut! :herz:
wird die Zeitenfolge durchbrochen (selbst wenn ein „hinterfragt haben“ vergangen ist wie Satzanfang … und Ende
Verstehe, also hatte statt habe
Warum das Komma?
Da stottert (oder stolpert) der Text ...
Ist behoben!
Warum Konjunktiv II wenn der Indikativ „wird“ in seiner 2wertigkeit – entweder es wird oder eben nicht – ausreicht ohne Schön- und Anklang an eine mehr oder weniger gegebene Würde
Ich bin unschlüssig. "... wird alles nur schlimmer machen" klingt so nach unausweichlichem Ereignis. Aber er rennt ja nicht weg und das passiert nicht.
Komma weg – es zerschlägt das komplexe Prädikat „aufrechtzuerhalten versuchen“!
Ist weg
Nix zu mosern und selbst das hierorts bedrohte Ausrufezeichen wird gepflegt!, wiewohl es hier
Ich bin auch für eine artgerechte Haltung des Ausrufezeichens! An dieser Stelle war es war so geplant, dass Laurin das erste Danke noch leiser ausspricht, sich beim zweiten Danke dann aber wirklich bedankt.


Hallo @Maeuser,

ich danke auch dir fürs Lesen. :)

Was soll denn auch passieren, wenn man ihn erwischt? Dann sagt er halt, er kommt von da hinten, ist an nem Bauzaun vorbei, ja, war doof, sorry, aber er kennt halt die Gegend nicht und sucht ein Restaurant.. Also, wovor hat er denn überhaupt solche Angst?
Diese Sichtweise verstehe ich gut, klingt auch sehr logisch. Menschen sind aber nicht immer logische Wesen. Ich versuche, es mit Beispielen zu erklären, wie ich das meine:

1) Eine Kellnerin trägt einen Teller durch ein überfülltes Restaurant. Auf dem Teller liegt übrig gebliebenes Essen, das sie entsorgen möchte. In der Eile stellt sie den Teller kurzzeitig auf einen Tisch. Dort sitzt ein Mann, der glaubt, dass es sich um die von ihm bestellte Speise handelt, und fängt an zu essen. Als es die Kellnerin bemerkt und ihm das Missverständnis erklärt, brüllt er sie an und beschuldigt sie, ihn zu vergiften versucht zu haben.​
2) Jetzt dieselbe Ausgangssituation, nur mit anderen Menschen: Statt dem Mann sitzt ein Junge am Tisch, der das Teller für sein bestelltes Gericht hält und anfängt zu essen. Als es die Kellnerin bemerkt, schreit sie ihn an und wirft ihm vor, die Ressourcen des Restaurants heimlich erbeutet zu haben.​

Obwohl die Umstände gleich sind, ist das Ergebnis völlig gegenteilig. Das waren nur zwei Beispiele, und je nachdem, wer beteiligt ist, verläuft die Situation anders. So eine Vielfalt ist klarerweise bei bestimmten Situationen wahrscheinlicher, und ich behaupte mal, dass meine Geschichte eine davon ist, die sich sehr unterschiedlich entwickeln kann.
Ich finde das oft schwierig, was Geträumtes in eine Geschichte umzuwandeln, eben wegen der Traumlogik. Ich weiß nicht, evtl. wäre es hier besser, wenn du volle Kanne auf Traum gehen würdest, also dann auch ruhig mit den Elementen, die du im Kommentar geschildert hast (dann als "Sonstige"/"Seltsam"?)? (Es müsste dann natürlich trotzdem irgendwie Substanz haben.)
In der Substanz liegt dann wohl das Problem. Für mich hat auch eine Traumnacherzählung Substanz, aber das werden bestimmt nicht alle so sehen. Ich hatte schon Träume, die viel außergewöhnlicher waren und denen man auch viel leichter anmerken kann, dass es Träume sind. Vielleicht liegt genau darin der Reiz, wenn man schon von Anfang an weiß, dass man jetzt einen Traum in Textform erleben wird. Ich habe sogar schon Ideen für ein Projekt, bei dem ich mir genau das zu Nutzen machen möchte. Aber darüber will ich noch nicht zu viel verraten.

Was diesen Text betrifft, bin ich nicht sicher, ob er von mehr surrealen Elementen profitieren würde. Ich habe sie ja aus guten Gründen rausgenommen. Mir ging es mehr um die Handlung, die Essenz der Geschichte. Wahrscheinlich brauche ich einfach noch etwas mehr Abstand davon.

Viele Grüße
Michael

 

Hey @Michael W,

jetzt bin ich auch endlich mal zum Lesen gekommen. Ich würde ja sagen, es ist alles stressig momentan, aber die Wahrheit ist, dass ich in letzter Zeit meine Freizeit mehr mit zocken verbracht habe als mit allem anderen. ^^"

Zu deiner Geschichte: Mir gefällt, dass du auf das Innenleben deines Protagonisten eingehst, ich kann ihn die meiste Zeit gut nachvollziehen, das Problem ist jedoch, dass die Situation in der er sich befindet nicht so schlimm wirkt, wodurch seine Gefühle - wenn auch nachvollziehbar - überdramatisiert wirken. Anders gesagt: Wenn ich damals als Kind versehentlich über eine Baustelle gelaufen wäre, hätte ich wohl gleich gefühlt wie dein Protagonist oder vielleicht wenn ich wirklich gar nichts mit Baustellen am Hut habe. Aber so fehlt mir da noch ein wenig am Setting. Vielleicht könnte man das ausbügeln, indem man die Baustelle selbst gefährlicher erscheinen lässt. Möglicherweise noch der Bombensucher-Trupp da (ich weiß jetzt nicht wie der heißt, aber die Leute die halt abchecken ob im Boden noch Sprengkörper sind) oder sowas bzw, vielleicht auch noch mehr Hektik auf der Baustelle an sich, so dass man halt denkt: Scheiße, also in seiner Haut will ich da grade nicht sein. Momentan ist's halt eher so: Jah, ein bisschen unangenehm, aber jetzt auch kein Weltuntergang - obwohl er teilwesie so denkt als wäre es ein Weltuntergang mit "Hoffentlich fliege ich nicht auf" etc. Im Grunde hat man als Leser das Gefühl - und das ist ja auch am Schluss mit dem Zwinkern angedeutet - dass das halt wirklich keine große Sache ist, dass er da jetzt durchmarschiert ist. Das ist auch meine größte Kritik am Text.
Das zweite - ich glaube das hat auch schon ein anderer KOmmentator geschrieben - Umgebung, wenn die Baustelle mir das Gefühl geben soll, dass das wirklich ein Ort ist, an dem man nicht sein will/darf, dann beschreib sie mir mehr. Mach sie meinetwegen auch bedrohlicher: Sicherheitswarnungen, ernste Gesichter, vielleicht sogar ein Krankenwagen, Blaulicht, was weiß ich - alles, was es rechtfertigen könnte, dass der Protagonist sich so fehl am Platz fühlt. Du muss ja nicht auflösen, was da wirklich los ist auf der Baustelle, nur als Leser muss ich das Gefühl haben, dass da wirklich eine Gefahrenstelle ist.

Zu den Anmerkungen


Ich weiche einen Schritt zurück. Da komme ich nicht vorbei.
Hier hatte ich das Gefühl, dass er darum vom Zaun zurücktritt, weil er halt abchecken will, ob er vorbei kommt. Ich glaub das hat auch schon jemand geschrieben - zurückweichen ist halt hefitg, insbesondere vor etwas unbeweglichem. Da weicht man eigentlich nur zurück, wenn man das Gefühl hat, es bewegt sich etwas oder man erschreckt sich. Aber in dem Fall kommt er einfach nicht vorbei, dass heißt er tritt eigentlich nur mal nen Schritt zurück, checkt halt die Lage ab, sucht vielleicht noch nach Löchern in dem Zaun (wie sieht der überhaupt aus? Ist das so ein Stacheldraht oder sind das Holzbretter?) und stellt dann fest, dass da kein durckommen/hochkommen ist.

Der Gestank von verschimmeltem Brot kitzelt in meiner Nase.
kitzeln find ich fast ein wenig zu süß für den Gestank - ist mir nur so aufgefallen, mir fällt aber auch nichts ein, wie man es sonst schreiben könnte.

Dieter winkt ihm mit einer flüchtigen Handbewegung.
Bin mir nicht sicher, aber fehlt hinten nicht ein "zu" oder kann man das auch so schreiben?

„Schau, der passt gut auf“, meint er. „Was glaubst du, wie viele Leute hier nur in die Luft schauen?“
„Ich bin immer aufmerksam.“
„Schon klar. Die jungen Leute passen meistens auf.“
Hier dacht ich mir nur - glatt gelogen. So aufmerksam kann er ja nicht sein, wenn er unbeabsichtigt auf einer Baustelle landet und dann auch noch den Ausgang übersieht (zumindest wird am Anfang angedeutet, dass er wohl unaufmerksam war und da an einem Loch vorbeimarschiert ist). Oder sagt er das hier nur, um davon abzulenken, dass er dumemrweise auf einer Baustelle gelandet ist? Dann vielleicht ne geankliche Reaktion dazu oder eine andeutung auf Selbstironie, was auch immer. :)

Das war's auch schon von mir. Ich denke, wenn du das Setting noch ein wenig anpasst, so dass die Gefahr nicht nur spürbar sondern auch nachvollziehbar ist, wirkt die Geschichte sicher schon rund. :)

LG Luzifermortus

 

Hallo @Luzifermortus,

danke für deine Zeit! Ich habe mir die erwähnten Hauptkritikpunkte durch den Kopf gehen lassen und eine Entscheidung getroffen. Es tut der Geschichte bestimmt gut, wenn ich sie glaubhafter umsetzen kann. Das ist die Richtung, bei der ich ein besseres Gefühl habe. Eine andere Möglichkeit wäre, das surreale und traumartige Gefühl zu verstärken. Immerhin habe ich die rohe Struktur der Geschichte ja von einem Traum. Das war aber so nicht mein Ziel und ich glaube, andere Träume eignen sich für solche Maßnahmen besser.
Für die realistischere Umsetzung hast du mir ja gute Vorschläge gegeben:

Vielleicht könnte man das ausbügeln, indem man die Baustelle selbst gefährlicher erscheinen lässt. Möglicherweise noch der Bombensucher-Trupp da (ich weiß jetzt nicht wie der heißt, aber die Leute die halt abchecken ob im Boden noch Sprengkörper sind) oder sowas bzw, vielleicht auch noch mehr Hektik auf der Baustelle an sich, so dass man halt denkt: Scheiße, also in seiner Haut will ich da grade nicht sein.
Mach sie meinetwegen auch bedrohlicher: Sicherheitswarnungen, ernste Gesichter, vielleicht sogar ein Krankenwagen, Blaulicht, was weiß ich - alles, was es rechtfertigen könnte, dass der Protagonist sich so fehl am Platz fühlt. Du muss ja nicht auflösen, was da wirklich los ist auf der Baustelle, nur als Leser muss ich das Gefühl haben, dass da wirklich eine Gefahrenstelle ist.
Ich habe eine Stelle ergänzt, in der eine Kampfmittelbeseitigung erwähnt wird. Meine kurze Recherche hat ergeben, dass man die so nennen kann. Dann habe ich zusätzlich zum Funkenflug noch Warnschilder hinzugefügt. Hoffentlich reicht das, um wirklich das Gefühl einer Gefahrenzone hervorzurufen.
Erst dachte ich, dass ich das nur über den Dialog mit Dieter machen kann, und das wollte ich vermeiden, weil ich damit den Fluss des Gesprächs verschlechtern könnte. Aber der Ansatz, die Baustelle direkt bedrohlicher zu machen, gefällt mir gut. Und das geschieht ja auch vorher, kann also auch früher wirken. Übertreiben will ich es mit dem Einbauen gefährlicher Elemente allerdings nicht, sonst könnte es zu albern werden.
zurückweichen ist halt hefitg, insbesondere vor etwas unbeweglichem.
Ganz ehrlich, ich wusste schon in dem Moment, in dem ich den Satz geschrieben habe, dass er kritisiert werden wird. Und das wurde er auch, mehrmals. Trotzdem hat er es bis in die erste Fassung geschafft und mehrere Überarbeitungen überlebt.
Meine Intention dahinter war, dass man am Zurückweichen erkennt, dass man es mit einem ängstlichen Protagonisten zu tun hat. Und sich denkt, gut, das ist eine übertriebene Reaktion und ich würde nicht so reagieren. Aber es war wohl wirklich zu übertrieben und niemand konnte sich darauf einlassen. Ich habe den Bogen wohl etwas überspannt. Irgendwo gibt es eine Grenze (die bei allen selbstverständlich woanders ist), über die man sich beim Lesen nicht hinauslehnen wird. Weil es dann zu unrealistisch wird, zu konstruiert. Auch, wenn es wirklich Leute gibt, die sogar schon auf einer normalen Baustelle riesige Angst bekommen. Denn das Gefühl zu vermitteln, das muss man erst mal schaffen. Ein Satz, über den man sich beim Lesen nur wundert, kann das nicht stemmen. Daher also die Lösung, die Baustelle noch ein Stück gefährlicher zu machen.
Bin mir nicht sicher, aber fehlt hinten nicht ein "zu" oder kann man das auch so schreiben?
Das weiß ich auch nicht, aber ich denke, beides ist möglich: winken und zuwinken. Ich habe mal deine Variante übernommen.
Hier dacht ich mir nur - glatt gelogen. So aufmerksam kann er ja nicht sein, wenn er unbeabsichtigt auf einer Baustelle landet und dann auch noch den Ausgang übersieht (zumindest wird am Anfang angedeutet, dass er wohl unaufmerksam war und da an einem Loch vorbeimarschiert ist). Oder sagt er das hier nur, um davon abzulenken, dass er dumemrweise auf einer Baustelle gelandet ist? Dann vielleicht ne geankliche Reaktion dazu oder eine andeutung auf Selbstironie, was auch immer. :)
Das ist auch so eine Szene, die mit gekonnter Feinjustierung besser werden kann. Ich will deshalb auch nicht zu viel daran verändern. Ergänzt ist jetzt zumindest ein Hat er meine Lüge durchschaut?

Danke jedenfalls für deine Hilfe! :)

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Michael W,

im Grunde hab ich nicht viel Neues zu sagen, "Überdramatisierung" ist das mehrfach gefallene Stichwort, an das ich mich anschließen würde.
Was ich mich frage: Was würde dem Protagonist denn eigentlich passieren, wenn man ihn entdecken würde? Wahrscheinlich nichts, oder? Es könnte dann eventuell interessant sein, wenn du den Mensch als jemanden zeichnest, der eine übertriebene Angst vor Strafen hat.

Ich hab mehr oder wenger chaotisch ein paar Zitate aufgesammelt:

Hier --

Es wäre verdächtig, das Angebot abzulehnen. Was bleibt mir sonst übrig?
-- ist eben die Frage, warum er das Angebot ablehnen sollte. Der schnellste Weg um aus der Situation rauszukommen. "Was bleibt mir sonst übrig" würde passen, wenn der Security-Man in die andere Richtung fahren würde, aber doch nicht, wenn er ihn da rausbringt.

Wiederum in dieser Gegend --

„Manchmal kommt es mir so vor, dass sie sich schlecht in meine Lage hineinversetzen können“, ergänze ich.
-- kommt für mich doch noch so etwas wie Spannung auf, nämlich weil sich die beiden im Gespräch annähern, sich offensichtlich ziemlich schnell verstehen, und deswegen steht ab jetzt wirklich etwas auf dem Spiel: Er würde den Security-Typ enttäuschen, wenn rauskäme, dass er da nichts verloren hat. Das wäre nicht nur peinlich, sondern würde auch insgesamt die Begegnung kaputt machen. Deswegen wäre es glaubhaft, ihn davor Angst (oder Sorgen) haben zu lassen

Hier --

„Aber außer mir verhält sich niemand so …“
-- finde ich, der gesprächspartner reagiert sehr geduldig ... Außer mir verhält sich niemand so ... Darauf könnte man auch antworten: Für wen hältst du dich eigentlich?

Diese Frage --

„Deine Kollegen kommen nicht mit?“
-- brauchst du vielleicht für den Spannungsaufbau, aber realistisch ist sie eher nicht. Warum geht der Mann davon aus, dass Kollegen im Spiel sind? Und wenn: Ist doch normal, dass nicht zu jedem Essen die Kollegen mitkommen. (Außer es ist die Kantine.)

Hier wiederum --

Auf einem Wagen prangt ein großes Logo, darunter der Text Kampfmittelbeseitigung.
-- hätte ich den Verdacht, dass (1) das Areal sorgfältiger abgeriegelt wäre (mit Polizei usw.), (2) der Protagonist ein plötzliches Interesse entwickeln würde, sich zu entfernen.

Hier --

Der Lärm eines Winkelschleifers macht sich bemerkbar. (...) Dann bemerkt niemand etwas. (...) Tiefes Brummen macht sich neben mir bemerkbar.
-- zwischendurch mal was zur Wortwahl: Das Mittlere find ich vermerzbar, aber zwei mal kurz hintereinander "macht sich bemerkbar" fällt schon auf.

Stichwort "Überdramatisierung":

Mein Mund öffnet sich langsam und zitternd.
-- Ein solches langes Verweilen bei einzelnen Reaktionen bringt keine Spannung (finde ich), es macht den Text schleppend.

Hier --

„Gehst du bis nach hinten zum Ausgang?“ Er nickt mit dem Kopf in Fahrtrichtung. „Ich kann dich ein Stück mitnehmen. Dann musst du nicht alles zu Fuß gehen.“
-- frage ich mich, wie groß diese Baustelle denn wohl ist. Auch fahren sie dann ja eine ganze Weile. Nicht, dass es so große Baustellen nicht gäbe. Aber es macht die Sache unterm Strich nicht relistischer: Man versucht sicher schon mal, eine Baustelle zu durchqueren, wenn es halbwegs überschaubar ist. Aber so lange über so ein Arela zu pilgern, und das soll dann noch eine Abkürzung sein? Es ist nicht völig unmöglihc, aber schwer vorstellbar.

Hier (chaotische Reihenfolge, wie gesagt) --

Meine ausgestreckte Hand erfasst den Türgriff.
-- wieder ein Beispiel für langes Verweilen bei kleinen (Re-)Aktionen. Ich greif das noch mal zusätzlich raus, weil es für den Text ein Stück weit charakteristisch ist. Deswegen bring ich lieber doch zwei Beispiele als nur eins :cool:.

Und zum Gespräch: Ich finde das nicht nur an der oben angemerkten Stelle in der Form wenig realistisch. Hier ist es vor allem die Antwort.

„Gehst du immer den ganzen Weg bis nach hinten? Das ist ganz schön weit.“
„Äh … nein.“ Ich versuche, aufrecht zu sitzen. „Heute ist eine Ausnahme. Ich treffe mich mit Freunden in einem Restaurant.“
-- Er fürchtet, entdeckt zu werden. Wäre es dann nicht das Natürlichste, dass er sich möglichst kurz fasst? (Also z.B.: „Gehst du immer den ganzen Weg bis nach hinten? Das ist ganz schön weit.“ -- "Äh, immer nicht." oder auch: "Äh, manchmal.")
Zudem tut sich die Gegenfrage auf: Was sollte ich sonst tun? Den Bus nehmen?
Von daher finde ich auch die Frage schon seltsam: Klar geht er nach da hinten, wenn da der Ausgang aus der Baustelle ist. (Und warum geht der Security-Man davon aus, dass der Elektriker nicht nur heute da gewesen ist?)

Das wären so ein paar Anmerkungen. Ich weiß nicht, was dir der Text bedeutet bzw. wie viel du daran noch weitere arbeiten willst. Aber wenn du in die Richtung gingest, den Protagonist als einen zu zeichnen, der mit übertriebenen Ängsten vor Strafen zu kämpfen hat, dann tät ich sicher noch mal reinschauen. (Das ist aber kein Versuch, dich dazu zu überreden.)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo @erdbeerschorsch,

danke für deinen Kommentar! Ich stecke gerade in einem Umzug, konnte mir aber den heutigen Abend freihalten. Die meisten Anmerkungen kann ich nachvollziehen:

"Was bleibt mir sonst übrig" würde passen, wenn der Security-Man in die andere Richtung fahren würde, aber doch nicht, wenn er ihn da rausbringt.
Ich kann mir denken, was du meinst. Den Satz habe ich gestrichen.
Was ich mich frage: Was würde dem Protagonist denn eigentlich passieren, wenn man ihn entdecken würde?
Das weiß er nicht, daher befürchtet er das Schlimmste. Hier könnte ich, wie du schon sagst, den Fokus mehr darauf setzen, dass der Protagonist Ängste vor Bestrafungen besitzt.
der gesprächspartner reagiert sehr geduldig ... Außer mir verhält sich niemand so ... Darauf könnte man auch antworten: Für wen hältst du dich eigentlich?
Naja, Dieter antwortet darauf ja "Papperlapapp", das würde ich nicht geduldig nennen. Aber es stimmt schon, Laurins Aussage ist zu übertrieben.
-- hätte ich den Verdacht, dass (1) das Areal sorgfältiger abgeriegelt wäre (mit Polizei usw.), (2) der Protagonist ein plötzliches Interesse entwickeln würde, sich zu entfernen.
Also die Kampfmittelbeseitigung war ja eine Ergänzung, die Laurins Situation gefährlicher machen sollte. Ich kann nachvollziehen, dass jede Änderung Vor- und Nachteile hat und auch je nach Person unterschiedlich aufgefasst wird.
-- zwischendurch mal was zur Wortwahl: Das Mittlere find ich vermerzbar, aber zwei mal kurz hintereinander "macht sich bemerkbar" fällt schon auf.
Guter Hinweis, ich habe es umformuliert.
Ein solches langes Verweilen bei einzelnen Reaktionen bringt keine Spannung (finde ich), es macht den Text schleppend.
Schade. Ich kann solchen Sinneseindrücken beim Lesen jedenfalls oft etwas abgewinnen.
Von daher finde ich auch die Frage schon seltsam: Klar geht er nach da hinten, wenn da der Ausgang aus der Baustelle ist. (Und warum geht der Security-Man davon aus, dass der Elektriker nicht nur heute da gewesen ist?)
Der Kritikpunkt, dass meine Gespräche seltsam sind, ist mir schon mehrmals begegnet (nicht nur unter diesem Text), ich bin mir diese Schwäche also bewusst. Zumindest weiß ich jetzt die genauen Stellen, die verbesserungswürdig sind. Aber Alternativen zu finden, wird nicht einfach sein.
Aber wenn du in die Richtung gingest, den Protagonist als einen zu zeichnen, der mit übertriebenen Ängsten vor Strafen zu kämpfen hat, dann tät ich sicher noch mal reinschauen.
Das ist im Grunde schon die Richtung, die ich mit dem Text beabsichtigt hatte. Eventuell könnte ich auch Andeutungen einbauen, woher diese Ängste kommen.
Für mehr als kleine Ergänzungen habe ich im Moment wegen des Umzugs leider nicht den Kopf dafür. Ich muss das Angebot also ablehnen. Aber danke nochmal fürs Vorbeischauen!

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael,

ich finde den Text auf angenehme Weise schräg und irgendwie gut austariert. Diese etwas traumhafte Situation, Laurin, der sich irgendwie verlaufen hat, das Unbehagen möglicherweise an einem Ort gelandet zu sein, wo man nichts zu suchen hat und die Angst entdeckt zu werden. Und wie sich diese äußere Unsicherheit, dann noch einmal in dem Gesprächsthema spiegelt, wo Laurin beschreibt, wie wenig akzeptiert er sich unter seinen Kollegen fühlt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob seine Befürchtungen, einen verbotenen Ort zu betreten, stimmen, zunächst halte ich ihn einfach für überängstlich, dann gibt es Hinweise, die das realistisch machen und der letzte Satz von Dieter klingt so, als ob er sehr wohl weiß, dass Laurin dort nichts zu suchen hat und froh ist, das Problem ohne großen Aufwand gelöst zu haben.
Dabei finde ich es irgendwie berührend, wie überaus dankbar Laurin reagiert, er versucht sich zu verbergen und gleichzeitig stolpert er in seiner Aufregung in so eine Selbstoffenbarung hinein, die Dieter mit seiner gutmütigen Art noch bestärkt. Dieter, der ihn durchschaut, ihn auf den rechten Weg bringt und ihm sagt, dass er gut ist, wie er ist, obwohl er anfangs so wirkte, als könne er ihn zerreißen, also im Verlauf eine überaus positive Figur.

„Es ist oft schwierig mit meinen Kollegen“, bringe ich hervor. Ein guter Satz. Denn er ist wahr. Und irgendwie ist es befreiend, ihn auszusprechen. Ob Dieter weiß, welche Firmen hier arbeiten? Er streicht sich mit der Hand über die Schläfe.
„Manchmal kommt es mir so vor, dass sie sich schlecht in meine Lage hineinversetzen können“, ergänze ich.
Auch wenn das mit einem Ausweichmanöver begründet ist, ist das schon wirklich schräg, wie er hier mit der Tür ins Haus fällt. Aber trotzdem nehme ich das deinem Protagonisten doch ab, auch gerade dieses etwas Gestelzte, Umständliche, wie im zweiten Satz. Die nächste Überraschung ist dann wie unaufgeregt, der Dieter auf dieses etwas Distanzlose reagiert und gleich die Rolle als väterlicher Ratgeber übernimmt. Er verfällt glatt etwas ins Dozieren:
„Das ist nicht deine Schuld“, sagt Dieter. „In jeder Gesellschaft müssen sich Leute gegenseitig unterstützen. Nur so erreichen alle das, was sie wollen. Wenn dich jemand nicht respektiert, dann ist das deren Problem, nicht deins.“

Doch irgendwie fühlt es sich falsch an, von Dieter Abschied zu nehmen. Ich könnte noch viel länger mit ihm reden. Er würde mich verstehen.
Diese übergroße Bedürftigkeit ist anrührend, weil dahinter auch so eine Einsamkeit aufscheint, die du ja schon in den ersten Sätzen andeutest.

Am Ende bleibt das Geheimnis, was das für eine seltsame Baustelle war und die Frage, ob Laurin wohl jetzt ein bisschen selbstsicherer zu dem Abendessen geht.

Überhaupt, Laurin ist schön gewählt als Name, der Zwergenkönig, eher eine tragische Figur, oder? Ich glaube, der geht mit Tarnkappe zu einem Fest, wo er nicht eingeladen ist.

Hab ich gerne gelesen, besonders auch den Twist am Ende.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @Chutney!

Als ich diesen Text hochgeladen habe, hätte ich nicht damit gerechnet, dass er später wieder hervorgeholt wird. Derzeit ziehe ich nämlich in eine neue Wohnung und habe noch einiges zu tun. Über deinen Kommentar habe ich mich dennoch sehr gefreut.

ich finde den Text auf angenehme Weise schräg und irgendwie gut austariert. Diese etwas traumhafte Situation, Laurin, der sich irgendwie verlaufen hat, das Unbehagen möglicherweise an einem Ort gelandet zu sein, wo man nichts zu suchen hat und die Angst entdeckt zu werden.
Es beruhigt mich, dass der Text deiner Meinung nach eine Balance zwischen Glaubhaftigkeit und Schrägheit gefunden hat. Und dass die traumartige Stimmung trotz einiger Überarbeitungen noch herauszulesen ist, immerhin ist die Geschichte einem meiner Träume nachempfunden.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob seine Befürchtungen, einen verbotenen Ort zu betreten, stimmen, zunächst halte ich ihn einfach für überängstlich, dann gibt es Hinweise, die das realistisch machen und der letzte Satz von Dieter klingt so, als ob er sehr wohl weiß, dass Laurin dort nichts zu suchen hat und froh ist, das Problem ohne großen Aufwand gelöst zu haben.
Das wirft eine interessante Frage auf: Wie schlimm ist es wirklich, diese Baustelle unbefugt zu betreten? Darauf gibt es keine objektive Antwort. Es wäre eine ganz andere Geschichte, wenn man Laurin, Dieter oder beide durch anders denkende Figuren ersetzen würde. Wie gefährlich es tatsächlich auf der Baustelle ist, spielt in dem Text vordergründig keine Rolle, deshalb lasse ich das auch eher offen.
Auch wenn das mit einem Ausweichmanöver begründet ist, ist das schon wirklich schräg, wie er hier mit der Tür ins Haus fällt. Aber trotzdem nehme ich das deinem Protagonisten doch ab, auch gerade dieses etwas Gestelzte, Umständliche, wie im zweiten Satz. Die nächste Überraschung ist dann wie unaufgeregt, der Dieter auf dieses etwas Distanzlose reagiert und gleich die Rolle als väterlicher Ratgeber übernimmt.
Der Dialog ist anderen schon aufgefallen. Wenn du sagst, du kaufst das so ab, dann ändere ich daran lieber nichts mehr.
Am Ende bleibt das Geheimnis, was das für eine seltsame Baustelle war und die Frage, ob Laurin wohl jetzt ein bisschen selbstsicherer zu dem Abendessen geht.
Schön, dass du mir deine Gedanken zum Ende der Geschichte mitteilst! :gelb: Das ist ein wichtiger Eindruck.
Überhaupt, Laurin ist schön gewählt als Name, der Zwergenkönig, eher eine tragische Figur, oder? Ich glaube, der geht mit Tarnkappe zu einem Fest, wo er nicht eingeladen ist.
Danke! Aber ich muss zugeben, dass ich erst auf den Namen gestoßen bin und dann recherchiert habe, woher der stammt, bevor ich ihn in der Geschichte verwendet habe. Die Sage kannte ich davor also noch nicht.

Viele Grüße
Michael

 

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