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Eine alte Traumhochzeit

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20.06.2008
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Eine alte Traumhochzeit

Tief atmete ich durch. Die Augen geschlossen, ließ ich den Moment auf mich wirken. Vor Freude und Glück war mir ganz schwindlig. Perfekt. Einfach perfekt. Genauso fühlte ich mich gerade. Genau dieser Ausdruck traf auf genau diese Situation zu.

Ich öffnete die Augen wieder, das Schwindelgefühl ließ nach und ich betrachtete mich in einem altmodischen Standspiegel. Ich trug einen Traum aus weiß und weinrot. Und schon wieder schossen mir die Tränen in die Augen. Heute war der wundervollste Tag in meinem Leben. Ich heiratete in wenigen Augenblicken den Mann meines Lebens. Einen Mann der mir nie mehr Partner, Geliebter und Vertrauter hätte sein können. Wir ergänzten uns und glichen uns aus, trotzdem blieben wir unterschiedliche Individuen, die sich respektierten und liebten.

Mein Zukünftiger hatte mir alles ermöglicht was ich mir zu diesem besonderen Tag gewünscht hatte. Das traumhafte Kleid, war extra für mich entworfen worden, die Gästeliste war lang und alles waren Freunde oder Verwandte, der Saal war traumhaft geschmückt, der Pfarrer ein guter Redner – es war einfach alles perfekt.

Noch einmal zupfte ich eine Locke zurecht, dann klopfte es. Der Sohn meiner Schwester würde mich zum Altar begleiten. Als ich zwischen den Gästen zum Altar schritt und in das Gesicht meines zukünftigen Mannes sah, drängten wieder Tränen in mir herauf. Tapfer schluckte ich sie herunter. Als ich dann neben meinem Zukünftigen am Altar stehen blieb, griff ich nach seiner Hand. Unsere Tochter strahlte uns aus wundervollen großen blauen Augen an, ich wusste auch ihr bedeutete dieser Tag unheimlich viel. Endlich sah sie Mama und Papa vereint und glücklich.

Der Pfarrer begann uns zu trauen. Als wir die Ringe tauschten sah mir mein Mann tief in die Augen und sagte: „Ich nehme dich mit dieser Geste zu meiner Frau. Ich werde dich lieben und ehren, bis dass der Tod uns scheidet und noch lange darüber hinaus.“ Ganz gerührt, steckte ich ihm ebenfalls den Ring an und sagte: „ Mit dieser Geste nehme ich dich zum Mann. Ich werde dich lieben und ehren, bis dass der Tod uns scheidet und noch lange darüber hinaus!“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als wir den ersten Walzer als Ehepaar begannen. Langsam schaukelten wir uns ein und begannen uns im Kreis zu drehen. Mein Mann hatte eine erstaunliche Kraft und hielt mich mit Leichtigkeit fest. Lachend fielen wir erschöpft auf unsere Plätze. Noch einmal betrachtete ich zärtlich das Gesicht meines Mannes. Das Alter hatte ihn kaum verändert. Mit jetzt 60 Jahren sah er noch immer aus, wie vor vielen Jahrzehnten, als wir uns kennen gelernt hatten. Das Alter hatte ihm kaum etwas angetan. Die vollen Haare, waren nur langsam ergraut und ein paar Fältchen haben sich eingegraben.

Und nun bin ich wach, ich liege auf meinem Bett und denke an den vergangenen Traum zurück. Selig rieb ich mir über meinem großen schweren Bauch. In diesem Traum war ich ebenfalls eine alte Frau. Und unsere Tochter, die ich noch erwartete, war bereits erwachsen und selbst schwanger. Doch das wichtigste werde ich wohl nie wieder vergessen: Den glücklichen Ausdruck in den Augen meines Mannes. Dann drehte ich den Kopf und wusste das es noch ein sehr langer Weg sein würde, bis wir zu diesem Tag kämen. Denn noch liegt er nicht neben mir.

 

Hallo Kiina,

Bevor Deine Geschichte unkommentiert in den Untiefen von KG.de verschwindet, hier meine Meinung:

eine nette Geschichte - bei dem hyperperfekten Anfang muss einem klar sein, dass es nur im Schmalzhafen oder in der Katastrophe enden kann.

Ein paar Häkchen, über die ich beim Lesen gestolpert bin:

Genauso fühlte ich mich gerade. Genau dieser Ausdruck traf auf genau diese Situation zu.
Genauso - genau. Eins von beidem ersetzen.
Mein Zukünftiger hatte mir alles ermöglicht Komma was ich mir zu diesem besonderen Tag gewünscht hatte.
Das traumhafte Kleid, war extra für mich entworfen worden, die Gästeliste war lang und alles waren Freunde oder Verwandte, der Saal war traumhaft geschmückt, der Pfarrer ein guter Redner – es war einfach alles perfekt
Ziemlich viel "war" - ersetz es lieber durch andere Verben. Z.B der traumhaft geschmückte Saal glitzerte im Licht von tausend Kerzen, blablabla.
Außerdem für meinen Geschmack mindestens einmal "perfekt" zu viel seit Beginn der Geschichte.
drängten wieder Tränen in mir herauf
"In mir" kann man streichen, das erklärt sich von selbst.
ich wusste Komma auch ihr bedeutete dieser Tag unheimlich viel.
Endlich sah sie Mama und Papa vereint und glücklich.
Hier hab ich das Gefühl, es fehlt etwas. Ein Hinweis auf einen vorausgegangenen Streit etc.
[quoteAls wir die Ringe tauschten Komma sah mir mein Mann tief in die Augen][/quote]
bis dass der Tod uns scheidet Komma und noch lange darüber hinaus
Mein Herz schlug mir bis zum Hals
"Mir" ist überflüssig. "Mein Herz" kann ja niemand anderem bis zum Hals schlagen.
Langsam schaukelten wir uns ein und begannen uns im Kreis zu drehen
Bei "einschaukeln" denke ich an Bierbankseligkeit, aber nicht an Walzerromantik :D.
Mit jetzt 60 Jahren sah er noch immer aus
"Jetzt" ist redundant; Zahlen werden in Texten ausgeschrieben.
Die vollen Haare kein Komma waren nur langsam ergraut und ein paar Fältchen haben sich eingegraben
Und nun bin ich wach, ich liege auf meinem Bett und denke an den vergangenen Traum zurück. Selig rieb ich mir über meinem großen schweren Bauch.
Schreib diesen Absatz ganz im Präsens oder Präteritum, aber wechsle nicht unmotiviert die Zeiten.
In diesem Traum war ich ebenfalls eine alte Frau. Und unsere Tochter, die ich noch erwartete, war bereits erwachsen und selbst schwanger.
Wieso "ebenfalls"? Gibt es einen zweiten Traum? Und weshalb erzählst Du ihn nicht?
Wenn nicht mutter und Tochter mit Anfang vierzig schwanger werden, was unwahrscheinlich ist oder Du solltest es erwähnen), dann ist sie zwischen Ende vierzig und Ende fünfzig, und damit noch lange nicht alt!
Doch das Wichtigste werde ich wohl nie wieder vergessen: den glücklichen Ausdruck
Dann drehte ich den Kopf und wusste das es noch ein sehr langer Weg sein würde, bis wir zu diesem Tag kämen
Der Satz klingt sehr hölzern!

Ich fand die Geschichte ganz nett, nur der Schluss befriedigt mich nicht. Du lässt mich mit vielen Fragen zurück, deren Antwort mit weit mehr interessiert, als das seicht-romantische Geplänkel davor.
Wer ist der Mann? Hat er sie geschwängert und sitzen gelassen, oder hat sie sich von ihm getrennt? Warum hängt sie ihm dann immer noch so hoffnungslos-romantisch nach? Was lässt sie hoffen, dass sie trotzdem er jetzt nicht da ist, ihr Leben mit ihm verbringen wird, und schleßlich im Alter heiraten?

Denn noch liegt er nicht neben mir.
Klingt, als sei er nie da gewesen, und müsste in ferner Zukunft erscheinen. Aber es gab ihn mal - schlielich ist die Prot schwanger.
Müsste also eher heißen: "Denn er liegt nicht mehr neben mir", oder "Denn zur Zeit liegt er nicht neben mir" o.ä.

PS: wenn Du andere Geschichten kommentierst, bekommst Du sicher auch eher Rückmeldungen zu Deinen eigenen.

Gruß, Pardus

 

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