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Eine alte Traumhochzeit
Tief atmete ich durch. Die Augen geschlossen, ließ ich den Moment auf mich wirken. Vor Freude und Glück war mir ganz schwindlig. Perfekt. Einfach perfekt. Genauso fühlte ich mich gerade. Genau dieser Ausdruck traf auf genau diese Situation zu.
Ich öffnete die Augen wieder, das Schwindelgefühl ließ nach und ich betrachtete mich in einem altmodischen Standspiegel. Ich trug einen Traum aus weiß und weinrot. Und schon wieder schossen mir die Tränen in die Augen. Heute war der wundervollste Tag in meinem Leben. Ich heiratete in wenigen Augenblicken den Mann meines Lebens. Einen Mann der mir nie mehr Partner, Geliebter und Vertrauter hätte sein können. Wir ergänzten uns und glichen uns aus, trotzdem blieben wir unterschiedliche Individuen, die sich respektierten und liebten.
Mein Zukünftiger hatte mir alles ermöglicht was ich mir zu diesem besonderen Tag gewünscht hatte. Das traumhafte Kleid, war extra für mich entworfen worden, die Gästeliste war lang und alles waren Freunde oder Verwandte, der Saal war traumhaft geschmückt, der Pfarrer ein guter Redner – es war einfach alles perfekt.
Noch einmal zupfte ich eine Locke zurecht, dann klopfte es. Der Sohn meiner Schwester würde mich zum Altar begleiten. Als ich zwischen den Gästen zum Altar schritt und in das Gesicht meines zukünftigen Mannes sah, drängten wieder Tränen in mir herauf. Tapfer schluckte ich sie herunter. Als ich dann neben meinem Zukünftigen am Altar stehen blieb, griff ich nach seiner Hand. Unsere Tochter strahlte uns aus wundervollen großen blauen Augen an, ich wusste auch ihr bedeutete dieser Tag unheimlich viel. Endlich sah sie Mama und Papa vereint und glücklich.
Der Pfarrer begann uns zu trauen. Als wir die Ringe tauschten sah mir mein Mann tief in die Augen und sagte: „Ich nehme dich mit dieser Geste zu meiner Frau. Ich werde dich lieben und ehren, bis dass der Tod uns scheidet und noch lange darüber hinaus.“ Ganz gerührt, steckte ich ihm ebenfalls den Ring an und sagte: „ Mit dieser Geste nehme ich dich zum Mann. Ich werde dich lieben und ehren, bis dass der Tod uns scheidet und noch lange darüber hinaus!“
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als wir den ersten Walzer als Ehepaar begannen. Langsam schaukelten wir uns ein und begannen uns im Kreis zu drehen. Mein Mann hatte eine erstaunliche Kraft und hielt mich mit Leichtigkeit fest. Lachend fielen wir erschöpft auf unsere Plätze. Noch einmal betrachtete ich zärtlich das Gesicht meines Mannes. Das Alter hatte ihn kaum verändert. Mit jetzt 60 Jahren sah er noch immer aus, wie vor vielen Jahrzehnten, als wir uns kennen gelernt hatten. Das Alter hatte ihm kaum etwas angetan. Die vollen Haare, waren nur langsam ergraut und ein paar Fältchen haben sich eingegraben.
Und nun bin ich wach, ich liege auf meinem Bett und denke an den vergangenen Traum zurück. Selig rieb ich mir über meinem großen schweren Bauch. In diesem Traum war ich ebenfalls eine alte Frau. Und unsere Tochter, die ich noch erwartete, war bereits erwachsen und selbst schwanger. Doch das wichtigste werde ich wohl nie wieder vergessen: Den glücklichen Ausdruck in den Augen meines Mannes. Dann drehte ich den Kopf und wusste das es noch ein sehr langer Weg sein würde, bis wir zu diesem Tag kämen. Denn noch liegt er nicht neben mir.