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Eine Frage der Kontrolle
„Die Drach-Melonen sind köstlich“, knarrte Shumrook. „Die Arbeit wird in jeder Generation besser. Genau wie du gesagt hast.“
„Siehst du“, grunzte Quiranmuk. „Du musst die Arbeitsdrohnen nur mit den Algorithmen füttern, dann kommt alles Weitere von allein.“
„Wie funktioniert das? Ich meine, wie fütterst du es in sie ein?“
Quiranmuk beugte sich mit verschwörerisch glimmenden Augen vor. „Das ganze Geheimnis“, er machte eine dramatische Pause, „besteht darin, dass du die Informationen nur in die Datenbanken einspeisen und ihnen weismachen musst, es wäre für sie selber nützlich. Verstehst du?“
Shumrook winkelte die Arme an, zum Zeichen seiner Unbedarftheit. „Das ist mir schon klar. Aber wie machst du das?“
„Na, schau dich doch um.“ Der Bioingenieur wies mit ausladender Geste auf die unzähligen Waben in den Wänden. „Sie sind von Natur aus mit einer Revierbindung ausgestattet. Das heißt, sie betrachten dieses Schiff als ihre Heimat. Und damit die Heimat nicht auseinander fällt, müssen sie sie instandhalten. Und damit es sich in ihrer Heimat angenehm lebt, müssen sie die Umweltbedingungen stabil halten. Und rein zufällig“, wieder trat das verschwörerische Glimmen in seine vier Augen, „sind das genau die, die auch für uns angenehm sind. Wir haben sie so gezüchtet, dass sie eine Temperatur von neunzehn Yird brauchen. Und genau die gleiche atmosphärische Mischung.“
Shumrook wiegte den Kopf hin und her. Quiranmuks Schultermuskeln pulsierten vor plötzlichem Eifer.
„Ich weiß, was du fragen willst. Wie stellen wir sicher, dass sie tun, was wir sagen?“
„Ganz genau.“
„Wir nehmen ein Jungexemplar und programmieren es so, dass es direkte Befehle befolgt, als wären es seine eigenen Entscheidungen. Dazu müssen wir nur einige seiner Neuronen so formen, dass sie wie ein Empfänger wirken. Wir statten es mit einer hohen Intelligenz aus, damit es in der Hierarchie schnell aufsteigt und die Anweisungen weitergeben kann. Wir müssen nicht mehr als einen von hundertzwanzig zu einer Marionette machen.“ Er klopfte auf seinen Brustbeutel mit dem tragbaren Kontrollgerät.
„Aber“, Shumrooks Haut bekam blasse Flecken, „wenn sie alle Arbeiten durchführen können und dieses Schiff für ihre Heimat halten, könnten sie dann nicht irgendwann versuchen, die Kontrolle zu übernehmen?“
„Die Kontrolle?“ Quiranmuks Augen flimmerten spöttisch. „Aber die haben sie doch schon!“
„Wie bitte?“ Shumrooks Angstflecken leuchteten immer heller.
„Zumindest denken sie das“, fügte sein Schiffskamerad mit einem abwechselnden Leuchten seiner Augen hinzu.
„Sie glauben, ihre Vorfahren hätten ihre Heimatwelt freiwillig verlassen, um in einer anderen Ecke der Galaxis eine neue Welt zur Besiedlung zu finden. Und das ist zufälligerweise …“
„ … Huquok II.“ So langsam trat Begreifen in die Augen des Schiffsführers.
„Genau. Aber damit nicht genug. Sie glauben nicht nur, die Erbauer dieses Schiffes zu sein, sie halten auch uns für ihre Geschöpfe. Verstehst du? Für sie glauben wir nur, Wissenschaftler zu sein, die zu Forschungszwecken zu einem Planeten fliegen wollen. Wir sind nur übergroße Kunstkreaturen, die die groben Arbeiten an ihrem Generationenschiff durchführen und es steuern.“
Shumrooks Augen weiteten sich vor Bewunderung. „Das ist … einfach genial.“
„Eben.“ Der Ingenieur klopfte sich selbstzufrieden auf die Kampfkämme über den Schläfen. „Und deswegen füttern sie uns auch gut. Ihre Werkzeuge müssen ja bei Kräften bleiben.“
Einen Augenblick lang war Shumrook sprachlos. Quiranmuk wechselte schon das Thema.
„Bevor ich es vergesse: Plasmaleitung 24 auf Außenebene zwei muss ausgetauscht werden. Wollte es nur nicht eigenmächtig tun, wegen der Materialknappheit, du weißt ja.“
„Keine Sorge, du hast freie Hand. Wie ist eigentlich der Status der Plasmapumpe auf dieser Ebene? Sagtest du nicht, sie hätte zu wenig Druck?“
„Ich kümmere mich sofort darum. Vielleicht Mikrofrakturen in der inneren Mechanik. Da können sich unsere kleinen Freunde wieder nützlich machen.“
„Wie ist der Status?“ Captain Rove blickte von seinem Terminal auf.
„Stevens hat Quiranmuk angewiesen, die Leitung auszutauschen. Unser King Kong ist zwar gewohnt langsam, aber auch gewohnt effektiv bei der Sache.“
Rove nickte. "Wie kommen die Testläufe voran?"
"Die Biotechniker melden vollen Erfolg. Wenn unsere Enkel in New Hope angekommen sind, werden sie das Gedächtnis unserer großen Freunde leicht löschen können. Eine kleine Injektion in die Blutbahn, und das war's." Bukofsky lächelte.
"Na, da bin ich aber beruhigt." Rove zwinkerte vergnügt. "Die diskutieren nämlich schon darüber, wie sie unsere Population so schnell und sauber wie möglich ausradieren können, wenn sie uns nicht mehr brauchen."
Bukofsky schmunzelte, wurde aber sofort wieder ernst. „Ach, da wäre noch etwas. Die Plasmapumpe auf Außenebene zwei hat zu wenig Druck. Unsere Techniker müssen sich unbedingt ansehen, ob vielleicht mit der inneren Mechanik was nicht stimmt …“