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Eine Fuehrung in die Zukunft
Fuehrung in die Zukunft
In der Banane war heute mal wieder wenig los. Vier, fuenf vereinzelte Kunden standen hier und da, stocherten lustlos in ihren Milchshakes, nickten zu der eher hektischen elektronischen Musik und warteten offensichtlich auf den naechsten Aufzug. Keiner von ihnen sah auf, als Walli den Saal betrat. Vielleicht hatten sie die Hoffnung schon aufgegeben. Sie koennte es ihnen nicht veruebeln.
Durch das flackernde Stroboskoplicht konnte Walli nicht erkennen, ob unter den Kunden ein Mann war. Letzte Woche war einer dabeigewesen; Maenner stellten sich immer so furchtbar an. Keine Stressresistenz.
Walli blieb kurz stehen, zog ihre Stiefel aus, und durchquerte dann schnurstracks den Saal. Sie huschte durch eine kleine Schwingtuer in den Ankleideraum und ging weiter durch ins Bad. Sie befreite sich von dem schmierigen weissen Kittel und stieg in die Duschtasse. Sie war froh, sich endlich von diesem fettigen Geruch befreien zu koennen. Sie hatte gehofft, dass sie den Job bei dem Bratwurststand bald hinschmeissen koennte, aber wenn die Banane weiterhin so mau lief, wuerde das wohl nur ferne Zukunfstmusik bleiben. Die Zukunft. Walli schnaubte abfaellig.
Sie drehte das Wasser ab und rieb sich trocken. Sie ging zurueck ins Ankleidezimmer, dehnte sich ausfuehrlich und oeffnete ihren Spind. Es klopfte an der Tuer, die dadurch leicht ins Schwingen geriet und quietschte. Es geht gleich los. Walli rief freundlich und zog eine Grimmasse in Richtung Tuer. Bleibt mal locker. Sie zog den braunen Bikini an und dadrueber den blutroten Bademantel. Sie nahm noch schnell einen Schluck aus dem Wasserspender und ging zurueck in den Saal.
Die Leute hatten sich inzwischen vor dem Aufzug versammelt. Es waren fuenf. Drei Frauen, zwei Maenner. Das kann ja heiter werden... Walli begruesste die Gruppe freundlich, drueckte den Knopf und erklaerte allen nochmal die Regeln. Sie sah dabei besonders die Maenner scharf an, und liess sich mehrfach bestaetigen, dass diese die Regeln auch verstanden hatten. Ein Summen aus dem Schacht kuendigte an, dass der Aufzug auf dem Weg zu ihnen war. Einer der Maenner beklagte sich, dass sein Shake etwas waessrig gewesen sei. Das tut mir leid, bitte entschuldigen Sie. Der Junge ist erst seit einer Woche dabei und ist noch etwas unerfahren in manchen Dingen. Es wird nicht wieder vorkommen.
Es lief ein kurzer Ruck durch den Boden, und mit einem hydraulischen Geraeusch glitt die Tuer auf. Nach ihnen. Walli betrat den Aufzug als letzte und drueckte den Startknopf. Eine heisere Lautsprecherstimme wies nochmal auf Gefahren und Risiken hin, und wurde dann durch elektronische Musik abgewechselt, wieder recht hektisch. Walli drehte sich mit einem Laecheln zu der Gruppe um und machte ein paar beruhigende Bemerkungen. Einer der Maenner schwitzte bereits. Zwei der Frauen hielten Haende, sahen aber ansonsten gelassen aus.
Oben angekommen oeffnete sich der Fahrstuhl wieder. Die Gruppe trat in den kleinen Vorraum, und Walli drueckte den Lichtschalter. Als alle Neonroehren angesprungen waren, schritt Walli in die Mitte der Halle und hebelte mit einer Stange den Kanaldeckel an. Eine der Frauen kam zu Hilfe und zusammen legten sie den Deckel zur Seite. Ok, die Herren zuerst. Walli trat einen Schritt zur Seite und grinste.