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Eine Geschichte wie jede andere

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13.12.2006
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Eine Geschichte wie jede andere

Am Anfang war Gott. Und da er nicht allein sein wollte, schuf er ein Wesen, das ihm gleich war. So entstand der Mensch und Gott sprach zu ihm: „Dein Name sei Adam“, und so geschah es.
„Siehe, Adam, denn es ist Licht“, sprach Gott weiter und so geschah es. „Siehe die Erde und das Wasser, die ich getrennt habe zu Land und Meer.“ So schuf Gott die Erde und schied das Meer vom Land. „Siehe das Kraut und die Bäume und alle Pflanzen, die die Erde hervorbringt.“, sprach Gott und Adam sah das Meer und das Land und die Pflanzen.
Dann beschrieb Gott die Sterne, die Vögel und Tiere und alles, was auf der Welt sein sollte. Und Adam hörte ihm zu und sah all das, was Gott beschrieb. Denn er hatte ihm Phantasie gegeben.
Schließlich gab Gott Adam eine Frau, denn er war zufrieden mit ihm. So lebten Adam und Eva, seine Frau, ihm Paradies. Es gab Kraut, das wuchs am Boden, und Bäume, die wuchsen in den Himmel. Und es gab Vögel, die flogen am Himmel, Fische, die schwammen im Meer, und Vieh, das lebte an Land. Und alles war sehr einfach.

Dann aber schuf Adam Nachkommen, die ihm Eva gebar. Adam und Eva zeigten ihnen die Welt, doch da sie schöpferisch wie Gott waren, veränderte sie sich.
Sie zeigten ihren Kindern das Land und es hatte Berge und Täler. Sie zeigten ihnen das Meer und es hatte Flüsse und Seen. Sie zeigten ihnen das Kraut und es hatte Moose und Gräser.
So fuhren sie fort und die Welt wurde reicher.
Auch Adam und Evas Kinder schufen Nachkommen und diese ebenso und auch diese. Und ein jeder schuf seinen Kindern eine reichere Welt.
So zeigte Lamech seinem Sohn Noah das Land und es hatte Hügel, Höhlen, Berge, Gipfel, Hänge und Klippen und Weiden, Auen, Moore, Strände, Marschen und vieles mehr. Ebenso das Meer und die Pflanzen, die Tiere und alles andere.

Doch somit wurde alles immer vielfältiger und schwieriger. Dadurch wurden die Menschen unglücklich.
Da glaubten die Menschen, Gott habe ihnen das Paradies verschlossen. Und weil sie dies glaubten, meinten sie, Gott müsse unzufrieden mit ihnen sein und habe sie deshalb bestraft. So beteten und opferten sie ihm, um ihn zu besänftigen. Denn sie wussten es nicht besser.
Schließlich erzählten sie ihren Kindern, dass der Mensch sündig sei und das Paradies nicht verdiene. Und sie wiesen ihre Nachkommen an, zu beten und zu opfern.
Irgendwann wurde alles dann so schwierig, dass die Menschen es sich nicht mehr merken konnten. Also erfanden sie die Schrift, um alles aufschreiben zu können. Und sie schrieben auf, dass der Mensch sündig sei und büßen müsse.

Inzwischen hatten die Menschen das Land und das Meer und die Pflanzen und Tiere aufgeteilt, so dass es von allem Hunderte Arten gab.
Sogar sich selbst hatten sie geteilt und auch ihre Sprache und Schrift. Sie hatten sich so sehr geteilt, dass sie einander fremd geworden waren und sich fürchteten. Darum führten sie Kriege.
Viele Menschen wünschten sich, alles wäre viel einfacher und besser. Aber sie glaubten nicht an ihre eigene Phantasie. Alles war vorgegeben und sie hatten verlernt, sie zu gebrauchen.

Eines Tages wurde ein Junge geboren, der glaubte, dass die Menschen sich irrten. Und weil er dies glaubte, vertraute er auf seine Phantasie, seine Intuition und seinen Verstand. Deshalb war sein Leben einfach und glücklich.
Die anderen Menschen glaubten, dieser Junge sei ein Sohn Gottes, denn sein Leben war einfach wie das von Adam und Eva. Und weil er der Sohn Josephs war, nannten sie ihn Jesus und fragten ihn um Rat.
So sprach Jesus: „Liebt.“, doch die Menschen verstanden ihn nicht.
„Was meinst Du damit?“, fragten sie ihn.
„Unterscheidet nicht zwischen den Pflanzen, unterscheidet nicht zwischen den Tieren und nicht zwischen den Menschen.“
„Wie aber soll das helfen?“, jammerten die Menschen.
„Seht, wenn ihr nicht unterscheidet zwischen einem guten oder einem schlechten Menschen, zwischen einem großen oder einem kleinen, nicht einmal zwischen Mann und Frau, so werdet ihr alle lieben, wie ihr euch selbst liebt.“
Also zogen die Menschen aus und verbreiteten Jesu Rat. Viele andere kamen zu ihm und vieles wurde von ihm erzählt. Vieles ging verloren, manches wurde verfälscht. Doch stets hat sich eines bewahrheitet:

„Gesegnet sind die Einfältigen“, oder anders ausgedrückt: „Das Glück ist mit den Narren“.

 

Ich bewerte Einfalt bzw. Narretei hier durchaus positiv und bitte daher darum, mich nicht misszuverstehen.

 

Erstmal: Danke fürs Willkommenheißen!

Zerbrösel-Pistole schrieb:
[...] krönst diese schwache Leistung mit einer platten Standardweisheit (Glücklich sind die Dummen), die sich nicht aus dem Text erschließen zu lassen scheint, sonst müsstest du sie ja nicht wie einen Klasse C Deckel auf den (geschichtlichen) Klasse B Topf pressen.
Hmm, gut das Ende ist ziemlich platt.

Aber eigentlich sollte es den Inhalt zusammenfassen, der ja besagt (bzw. besagen soll):
Die Unzufriedenheit und Angst der Menschen beruht hauptsächlich auf der Komplexität, die sie sich selbst eingebrockt haben.
Es geht dabei keineswegs primär um Liebe, sondern um Indifferenz. Liebe ist nur Jesu Weg dahin.

Ich denke doch, das sollte man aus dem Text herauslesen können.

Dass ich das Ganze (entgegen meiner tatsächlichen Überzeugung) an der Schöpfungsgeschichte aufgezogen habe, war nur, weil mir die literarisch interessanter schien als die Evolution (des Menschen).

 

Wolf-Michael Stein schrieb:
Nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, wirst Du hier (schätze ich mal) wenig Response kriegen ... aber erklär' mir halt mal, was ich missverstehen soll!:confused:

[...]

Ich schärfe mir schon mal die religiösen Krallen... :D

Genau das ist es, was nicht missverstanden werden soll.

Es geht mir hier gar nicht darum, eine Aussage über das Christentum oder Jesus zu trefen (schon gar nicht ihn als Narren zu beschimpfen).

 

Hi Apropos,

ich fand deinen Text interessant, gerade durch die veränderte Reihenfolge der Genesis. Noch spannender fand ich die Veränderung des Sündenfalls, der nicht im Naschen von der verbotenen Frucht der Erkenntnis lag, sondern gerade in der Erkenntnislosigkeit.
Sünde wird zum Konstrukt menschlicher Gedanken, keine Gott gegebene Tatsache. So ist die Geschichte im Grunde näher an der biblischen Erlösungsbotschaft, obwohl es als Widerspruch erscheint.
Deiner eigenen Interpretation kann ich allerdings leider in soweit nicht folgen, dass du "alles schwieriger und komplizierter" zwar behauptest, diese Passage aber in deinem Text recht wenig Raum einnimmt und dadurch untergeht. Auch findest du dafür in dem recht plastischen Text für mein Gefühl leider keine plastischen Bilder.
Unsicher bin ich mir über die Sprache. Manchmal habe ich das Gefühl, du möchtest dich an die biblische Sprache anlehnen, das gelingt dir aber mE nur zum Teil. Dafür müsste ich aber mehr ins Detail der Sätze gehen. Vielleicht hole ich das irgendwann noch mal nach.

Lieben Gruß, sim

 

Du, Apropos, schreibst Gesegnet sind die Einfältigen, sicher in der Anlehnung an den Bibelspruch, Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Reich der Himmel. - man kann davon halten, was man will, aber wenn man das wörtlich nimmt, dann gibt es einen Grund weniger, in den Himmel kommen zu wollen. :D

Aber das nur am Rande, jetzt der Reihe nach:

Am Anfang war Gott. Und da er nicht allein sein wollte, schuf er ein Wesen, das ihm gleich war. So entstand der Mensch und Gott sprach zu ihm: „Dein Name sei Adam“, und so geschah es.
Also entweder wurde der Mensch geschaffen, oder er entstand – beides geht nicht. Das ist eine Ungenauigkeit, die noch öfters anzutreffen ist:
„Siehe die Erde und das Wasser, die ich getrennt habe zu Land und Meer.“ So schuf Gott die Erde und schied das Meer vom Land. „Siehe das Kraut und die Bäume und alle Pflanzen, die die Erde hervorbringt.“, sprach Gott und Adam sah das Meer und das Land und die Pflanzen.
Dann beschrieb Gott die Sterne, die Vögel und Tiere und alles, was auf der Welt sein sollte. Und Adam hörte ihm zu und sah all das, was Gott beschrieb. Denn er hatte ihm Phantasie gegeben.
Was soll das jetzt heißen? Gibt es das alles wirklich, oder phantasiert sich der Mensch diese Welt nur zusammen?


Dann aber schuf Adam Nachkommen, die ihm Eva gebar. Adam und Eva zeigten ihnen die Welt, doch da sie schöpferisch wie Gott waren, veränderte sie sich.
Sie zeigten ihren Kindern das Land und es hatte Berge und Täler. Sie zeigten ihnen das Meer und es hatte Flüsse und Seen. Sie zeigten ihnen das Kraut und es hatte Moose und Gräser.
So fuhren sie fort und die Welt wurde reicher.
Gut, Adam und Eva waren also wie Gott, konnten Dinge schaffen, die vorher nicht da waren. Aber ist das wirklich wahr? War das nicht alles schon von Gott geschaffen worden? Zum Beispiel hier:
„Siehe das Kraut und die Bäume und alle Pflanzen, die die Erde hervorbringt.“, sprach Gott und Adam sah das Meer und das Land und die Pflanzen.
Dann beschrieb Gott die Sterne, die Vögel und Tiere und alles, was auf der Welt sein sollte.
Man sieht, Gott hat alles erschaffen, also auch Berge und Täler und Moose und Gräser – Adam und Eva konnten nichts Neues erschaffen, konnten auch nichts verändern.

Aber gut, man kann’s sich mal irren – gehen wir weiter:

Auch Adam und Evas Kinder schufen Nachkommen und diese ebenso und auch diese. Und ein jeder schuf seinen Kindern eine reichere Welt.
So zeigte Lamech seinem Sohn Noah das Land und es hatte Hügel, Höhlen, Berge, Gipfel, Hänge und Klippen und Weiden, Auen, Moore, Strände, Marschen und vieles mehr. Ebenso das Meer und die Pflanzen, die Tiere und alles andere.

Doch somit wurde alles immer vielfältiger und schwieriger. Dadurch wurden die Menschen unglücklich.

Abgesehen davon, daß du, wie die Bibel, kritiklos die für weitere Nachkommenschaft notwendigen inzestuösen Beziehungen der Kinder untereinander übergehst, zauberst du wie aus einem Hut erneut Berge und das Meer und die Pflanzen und die Tiere und alles andere, was schon vorher da war, und erklärst kurzerhand, dies wurde jetzt vielfältiger und schwieriger und führte dazu, daß Menschen unglücklich wurde.

An dieser Stelle habe ich aufgehört, nach Logik in deinem Text zu suchen, einem Text, der eine Logik gar nicht braucht, denn eine Ansammlung von zurechtgebogenen Behauptungen braucht in der Tat keine Logik!

Dion

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Dion,
nun der knackende Punkt, der dir entgangen ist, ist folgender: Tatsächlich "erschaft" Gott die Welt erst, indem er sie Adam zeigt bzw. ihm ihren Namen nennt. Sie exitiert nur in seiner Wahrnehmung. Das ist eine Annahme, die sich weder beweisen noch widerlegen lässt.
Desweiteren "erschaffen" Adam & Co. die Details der Welt, indem sie kategorisieren und zB Teile der Erde von anderen unterscheiden und ihnen neue Namen geben. Gott selbst schuf nur Erde, Meer, Himmel, Tiere und Pflanzen. Für Gott existieren die Unterschiede nicht, die die Menschen machen.
Ich wollte das eigentlich im Text nicht zu explizit erläutern...

Übrigens denke ich, das "erschaffen werden" und "entstehen" nicht zwingend widersprüchlich sind.

 

Hej apropos,

beim Lesen Deines Textes stoße ich auf verschiedene Schwierigkeiten. Zum einen finde ich die Kernaussage nicht richtig: Durch Unterscheidung oder Wahrnehmung von Komplexen wird auch die Entdeckung der Vielfältigkeit möglich, was doch sehr positiv ist. Auch haben die Menschen sich da mMn nichts selber ausgedacht, denn jedes Tier trifft notwendige Unterscheidungen, essbare Pflanzen, Feinde, möglicher Sexualpartner usw. Ohne all das wären Tiere und Menschen ziemlich aufgeschmissen, oder?
Schade finde ich deswegen, dass die Geschichte am Glauben ausgerichtet ist, die Evolution hätte ich doch interessanter gefunden. Dass Liebe - oder Glaube - die Lösung des Problems darstellen, finde ich in philosophischer Hinsicht schwierig. Wo der Glaube anfängt, ist dem ganzen mit Philosophie nur noch sehr schwer beizukommen.

Was die Sprache betrifft, so habe ich den Eindruck, Du hast mit biblischem Pathos begonnen und bist im Laufe der Zeit abgeglitten in einen leicht ironischen Tonfall, der dann zum Anfang nicht so recht passt.

Irgendwann wurde alles dann so schwierig

Gruß Ane

 

Deine Geschichte, Apropos, ist noch einfältiger als ich dachte. Ich will jetzt nicht auf deine spitzfindige Antwort bezüglich „erschaffen“ und „entstehen“ eingehen, die nur ein Spiel mit Worten und in diesem Kontext über Gott und Adam und Eva total fehl plaziert ist, sondern nur über deine Behauptung

Apropos schrieb:
Desweiteren "erschaffen" Adam & Co. die Details der Welt, indem sie kategorisieren und zB Teile der Erde von anderen unterscheiden und ihnen neue Namen geben. Gott selbst schuf nur Erde, Meer, Himmel, Tiere und Pflanzen. Für Gott existieren die Unterschiede nicht, die die Menschen machen.
ein paar Worte verlieren:

Erde besteht aus Bergen, Tälern und dem flachen Land, und das Meer steht hier wohl für alle Gewässer, d.h. sowohl für das Meer als auch für die Seen und Flüsse, etc., und Tiere und Pflanzen sind ebenso nur Sammelbegriffe für verschiedene Tiere und Pflanzen.

Wenn Gott diese verschiedenen Dinge erschaffen hat, dann waren sie schon da, bevor der Mensch ihnen die Namen gab. Und der Mensch mußte das tun, denn sonst wäre alles Einerlei, dann könnte Eva Adam Fliegenpilz statt Apfel zum essen geben und er hätte dann keine Zeit mehr uns zu zeugen, d.h. du wärst nicht da, um uns solchen Unsinn zu verkünden.

Du sagst zwar, du bewertest Einfalt und Narretei positiv, aber für mich ist Einfalt einfach nur Einfalt, selbst wenn sie so bedeutungsschwanger daher kommen will, wie in deiner Geschichte.

 

Inwieweit Komplexität positiv oder negativ ist, ist mE eine Grundsatzfrage.

Laut der Geschichte war die Vermehrung der Komplexität auch nicht von Anfang an schlecht. Der Mensch ist nun mal nicht Gott und benötigt ein gewisses Maß an Differenz.

Aber eigentlich ging es mir hier mehr um die Geschichte als solche, als um die Diskussion des Inhaltes. Aber vielleicht bin ich da in der falschen Rubrik gelandet :)

 

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