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Eine Geschichte wie jede andere
Am Anfang war Gott. Und da er nicht allein sein wollte, schuf er ein Wesen, das ihm gleich war. So entstand der Mensch und Gott sprach zu ihm: „Dein Name sei Adam“, und so geschah es.
„Siehe, Adam, denn es ist Licht“, sprach Gott weiter und so geschah es. „Siehe die Erde und das Wasser, die ich getrennt habe zu Land und Meer.“ So schuf Gott die Erde und schied das Meer vom Land. „Siehe das Kraut und die Bäume und alle Pflanzen, die die Erde hervorbringt.“, sprach Gott und Adam sah das Meer und das Land und die Pflanzen.
Dann beschrieb Gott die Sterne, die Vögel und Tiere und alles, was auf der Welt sein sollte. Und Adam hörte ihm zu und sah all das, was Gott beschrieb. Denn er hatte ihm Phantasie gegeben.
Schließlich gab Gott Adam eine Frau, denn er war zufrieden mit ihm. So lebten Adam und Eva, seine Frau, ihm Paradies. Es gab Kraut, das wuchs am Boden, und Bäume, die wuchsen in den Himmel. Und es gab Vögel, die flogen am Himmel, Fische, die schwammen im Meer, und Vieh, das lebte an Land. Und alles war sehr einfach.
Dann aber schuf Adam Nachkommen, die ihm Eva gebar. Adam und Eva zeigten ihnen die Welt, doch da sie schöpferisch wie Gott waren, veränderte sie sich.
Sie zeigten ihren Kindern das Land und es hatte Berge und Täler. Sie zeigten ihnen das Meer und es hatte Flüsse und Seen. Sie zeigten ihnen das Kraut und es hatte Moose und Gräser.
So fuhren sie fort und die Welt wurde reicher.
Auch Adam und Evas Kinder schufen Nachkommen und diese ebenso und auch diese. Und ein jeder schuf seinen Kindern eine reichere Welt.
So zeigte Lamech seinem Sohn Noah das Land und es hatte Hügel, Höhlen, Berge, Gipfel, Hänge und Klippen und Weiden, Auen, Moore, Strände, Marschen und vieles mehr. Ebenso das Meer und die Pflanzen, die Tiere und alles andere.
Doch somit wurde alles immer vielfältiger und schwieriger. Dadurch wurden die Menschen unglücklich.
Da glaubten die Menschen, Gott habe ihnen das Paradies verschlossen. Und weil sie dies glaubten, meinten sie, Gott müsse unzufrieden mit ihnen sein und habe sie deshalb bestraft. So beteten und opferten sie ihm, um ihn zu besänftigen. Denn sie wussten es nicht besser.
Schließlich erzählten sie ihren Kindern, dass der Mensch sündig sei und das Paradies nicht verdiene. Und sie wiesen ihre Nachkommen an, zu beten und zu opfern.
Irgendwann wurde alles dann so schwierig, dass die Menschen es sich nicht mehr merken konnten. Also erfanden sie die Schrift, um alles aufschreiben zu können. Und sie schrieben auf, dass der Mensch sündig sei und büßen müsse.
Inzwischen hatten die Menschen das Land und das Meer und die Pflanzen und Tiere aufgeteilt, so dass es von allem Hunderte Arten gab.
Sogar sich selbst hatten sie geteilt und auch ihre Sprache und Schrift. Sie hatten sich so sehr geteilt, dass sie einander fremd geworden waren und sich fürchteten. Darum führten sie Kriege.
Viele Menschen wünschten sich, alles wäre viel einfacher und besser. Aber sie glaubten nicht an ihre eigene Phantasie. Alles war vorgegeben und sie hatten verlernt, sie zu gebrauchen.
Eines Tages wurde ein Junge geboren, der glaubte, dass die Menschen sich irrten. Und weil er dies glaubte, vertraute er auf seine Phantasie, seine Intuition und seinen Verstand. Deshalb war sein Leben einfach und glücklich.
Die anderen Menschen glaubten, dieser Junge sei ein Sohn Gottes, denn sein Leben war einfach wie das von Adam und Eva. Und weil er der Sohn Josephs war, nannten sie ihn Jesus und fragten ihn um Rat.
So sprach Jesus: „Liebt.“, doch die Menschen verstanden ihn nicht.
„Was meinst Du damit?“, fragten sie ihn.
„Unterscheidet nicht zwischen den Pflanzen, unterscheidet nicht zwischen den Tieren und nicht zwischen den Menschen.“
„Wie aber soll das helfen?“, jammerten die Menschen.
„Seht, wenn ihr nicht unterscheidet zwischen einem guten oder einem schlechten Menschen, zwischen einem großen oder einem kleinen, nicht einmal zwischen Mann und Frau, so werdet ihr alle lieben, wie ihr euch selbst liebt.“
Also zogen die Menschen aus und verbreiteten Jesu Rat. Viele andere kamen zu ihm und vieles wurde von ihm erzählt. Vieles ging verloren, manches wurde verfälscht. Doch stets hat sich eines bewahrheitet:
„Gesegnet sind die Einfältigen“, oder anders ausgedrückt: „Das Glück ist mit den Narren“.