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Eine vergessene Liebe

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27.07.2008
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Eine vergessene Liebe

Eine vergessene Liebe

Das Leben war ein Hindernislauf. Zumindest empfand Lars es als solches.
Er war fünfunddreißig Jahre alt, hatte pechschwarzes Haar, ein längliches Gesicht mit einem spitzen Kinn und einer kleinen Nase. Volle Augenbrauen zierten seine blauen Augen. Lars war intelligent, hatte Abitur und ein Problem.
Sein Problem waren Frauen. Noch nie hatte er etwas richtig gemacht, wenn es um Frauen ging. Sobald er sich in eine Frau versah, spürte er, wie Leim auf seine Lippen geschmiert wurden, seine Beine zu Pudding wurden und eine unsichtbare Wand vor ihm erschien, die es ihm verbot, sich mit dieser Frau zu unterhalten.
Er schaute diese Frauen dann an, als wollte er sie auf der Stelle nackt ausziehen und spürte Hitzewallungen. Bevor er den Mut gefasst hatte, mit ihnen zu sprechen, drehten sie sich kopfschüttelnd herum und ließen ihn im Regen stehen. Tagelang konnte er dann an nichts anderes mehr denken. Das Bild dieser Frauen wurde in seiner Phantasie weiter ausgeschmückt, bis sie ein engelähnliches Aussehen hatten. Sie war zur schönsten Frau auf der Welt auserkoren und er dachte unentwegt darüber nach, wie toll die Frau doch war, die ihm über den Weg gelaufen war und wie gerne er mit ihr zusammen gekommen wäre.
Gestern hatte er wieder solch eine Frau gesehen. Sein bester Freund Max hatte ihn mit auf diese Party genommen. Einer seiner zahllosen Freunde hatte die Gartenparty organisiert und es stellte sich heraus, dass es eine Singleparty war. Sie fand bei strahlendem Sonnenschein im Garten von Max Freund statt. Lars hatte sich mit Max gut unterhalten und plötzlich kam eine Frau vorbei. Er ging ihr hinterher und wollte sie ansprechen. Er traute sich nicht und irgendwann war sie bei ihren Freundinnen zurück. Eine Freundin schaute über die rechte Schulter der Angebeteten und Lars direkt in die Augen. Die Schönheit nahm es zum Anlass, sich auch herum zu drehen. Sie standen sich gegenüber. Kaum einen Meter waren sie voneinander entfernt. Die Frau sah ihn zärtlich an, ihr Mund zeigte das schönste Lächeln, das er je gesehen hatte. Lars spürte, wie die Frau ihm sagen wollte, dass er sie einfach ansprechen sollte. Wenn er nur gewusst hätte, wie. Als er sich ein Herz gefasst hatte und sie nach dem Namen fragen wollte, schüttelte sie den Kopf und drehte sich wieder herum. Seine Hand bewegte sich auf die Schönheit zu. Vielleicht konnten sie zusammen etwas trinken, aber er hielt inne, hörte, wie sie sich mit ihren Freundinnen unterhielt und ging zu Max zurück.
„Angela“, sagte Max zu ihm.
Lars schüttelte den Kopf und sah seinen Freund verständnislos an.
„Die Frau heißt Angela“, wiederholte Max.
Musste er die ganze Situation beobachten, fragte sich Lars.
„Sie ist genauso einsam wie du. Warum hast du sie nicht einfach angesprochen? Sie hat doch nur darauf gewartet“, fuhr Max fort.
„Was hätte ich ihr denn sagen sollen?“, beschwerte sich Lars, der es nicht fair fand, von seinem besten Freund beobachtet zu werden.
„Irgendetwas. Sie ist seit Jahren alleine und wünscht sich nichts sehnlicher als wieder einmal einen Freund an ihrer Seite zu haben. So wie dich Angela angesehen hat, hätte sie auch ja gesagt, wenn du von ihr ein Kind verlangt hättest“, klärte Max ihn auf.
Lars hatte ihn nicht gebeten, eine Stellungnahme abzugeben. Sollte er eine Frau an seiner Seite haben, dann war es seine Frau. Es ging niemanden etwas an, was er mit ihr machte und was nicht. Die Beziehung zu Angela wurde ihm zu intim. Er hatte versucht Angela anzusprechen, aber es gelang nicht. Es war eine schwierige Sache, über seine Gefühle zu reden. In die Intimsphäre einer Frau einzudringen, ihr etwas Dummes zu sagen und dann zu hoffen, dass sie es als toll empfand, war einfach nicht logisch. Wenn sie ihm nun eine scheuerte? Damit würde er sich zum Gespött der ganzen Gegend machen. Alle würden über ihn lästern und hinter jedem Baum und jedem Strauch konnte er sie dann lachen hören. Es musste einen anderen Weg geben.
„Ich habe zu Hause noch so viel zu erledigen“, log er Max an und drehte sich um, damit er die Party verlassen konnte. Max hielt ihn nicht auf.
Am Ausgang drehte er sich noch einmal herum. Max stand vor einer Frau und unterhielt sich mit ihr. Es fiel ihm so leicht. So wie sich Max mit dieser Frau unterhalten hatte, schien es nichts leichteres auf der Welt zu geben und doch war es etwas völlig anderes.
Heute lag Lars in seinem Bett, betrachtete die blaue Decke und dachte über seine verpasste Chance nach.


„Verdammt“, brach es aus ihm heraus: „ich will nicht länger alleine bleiben.“
Er stand auf, zog sich an und verließ das Schlafzimmer. Er ging zum Vorratsschrank und öffnete die Tür. Die Ecke war leer, in der die Schokolade gelagert wurde.
„Es gibt keine Schokolade mehr“, fluchte er leise vor sich hin.
Lars ließ den freien Platz im Regal nicht aus den Augen. Er spürte, wie sein Körper nach der gestrigen Schmach nach etwas Süßem verlangte. Eine Schokolade für die Angst, die ihn daran gehindert hatte, eine Frau anzusprechen. Die zweite Schokolade dafür, dass er Frust schieben musste, weil er alleine in seinem Bett aufgewacht war. Am Besten ließ sich dieser Frust mit Schokolade bekämpfen.
Lars hatte schon öfter Frust geschoben, aber so stark wie bei Angela war es bisher nur einmal gewesen. Angela erinnerte ihn in ihren Bewegungen, in ihrer Art etwas anzugehen und an der Selbstsicherheit, die sie ausgestrahlt hatte an Carmen. An seine erste nicht Eroberung. Damals war er gerade achtzehn Jahre alt, stand kurz vor dem Abitur und hatte sich in Carmen verliebt. Sie ging in die gleiche Klasse wie er und sie waren Freunde. Zusammen gingen sie durch dick und dünn und trafen sich täglich. Irgendwann hatte er festgestellt, dass er mehr für sie empfand, als er sich eingestehen wollte. Er hatte sich in seine Freundin verliebt.
Warum musste Angela genauso wie Carmen sein? Die alten Erinnerungen setzten sich in seinen Gedanken und Gefühlen fest. Vielleicht war es besser, wenn er sie nicht mehr traf. Damals hatte er sich genauso wenig getraut wie heute. Alle erwarteten von ihm, dass er eine Frau ansprach. Viele unterstützten ihn, aber eine Frau zu fragen, ob sie sich vorstellen konnte, mit ihm zusammen zu sein, war schlichtweg unmöglich.
Er sollte von hier fortziehen und seine Erinnerungen an seine Jugend, an seine verpassten Chancen und an allen Freunden einfach zurücklassen. Irgendwo neu beginnen. Vielleicht in einer anderen Stadt. Vielleicht auch nur in einem anderen Stadtteil. Hier konnte er nicht den ersten Schritt machen.
Lars schnappte sich eine Einkaufstasche aus der Ecke des Schranks und verließ seine Wohnung um Schokolade kaufen zu gehen. Der Supermarkt war gerade einmal zwei Straßen weiter. Noch auf dem Parkplatz erkannte Lars, dass der Supermarkt um diese Zeit nicht besonders voll war. Fast alle Einkaufswagen standen noch zur Verfügung. Lars steckte einen Chip als Pfand in einen Einkaufswagen, zog ihn heraus und ging zum Eingang. Gedankenverloren schob er ihn in den Laden hinein.
„Warum kann ich nicht den ersten Schritt machen?“, fragte er sich. Es war nicht einfach, auf solch eine Frage eine Antwort zu finden. Als er keine Antwort fand, fragte er sich, warum eine Frau nicht die Initiative übernehmen konnte und übersah die Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand. Sie war vor dem Marmeladenregal stehen geblieben und überlegte sich, welche Marmelade sie mitnehmen sollte. Lars schob ihr den Einkaufswagen in die Hacken.
„Muss das sein“, beschwerte sie sich.
„Oh, ...“, begann Lars und stockte.
Verdammt, dachte er, sprach das Wort aber nicht aus. Er kannte diese Augen, diese Lippen und dieses schmale Gesicht. Er kannte dieses Leuchten in ihren Augen und auch die Lippen, die sich in diesem Moment zu einem Lächeln verformten. Und er hatte die Stimme erkannt. Er hatte sie seit fast zwanzig Jahren nicht mehr gehört, doch der Klang war unverwechselbar.
Vor ihm stand Carmen.
„Lars?“, fragte sie.
Lars schaute sich um. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Wie sollte er ihr erklären, dass er sich damals in sie verliebt hatte und deshalb niemals wieder zurück kam. Er musste verhindern, dass seine Gefühle mit ihm durch gingen. In diesem Moment spürte er, wie tief seine Gefühle für Carmen immer noch waren.
Warum dreht sie sich nicht einfach herum und geht weiter, dachte sich Lars.
„Ja?“, fragte er, als Carmen keine Anstalten machte, weiter zu gehen. Er versuchte so zu tun, als ob er Carmen nicht erkannte.
„Erkennst du mich denn nicht?“
Lars dachte angestrengt nach, kratzte sich am Kopf und schüttelte ihn schließlich.
„Ich bins, Carmen“, erklärte sie.
„Carmen?“
„Du bist immer noch ein schlechter Lügner“, klärte sie ihn lachend auf.
Ertappt, dachte sich Lars.
„Ist das ein Zufall.“
„Was machst du so?“, wollte sie wissen, ohne auf seine Ausflüchte einzugehen.
„Ich habe diesen Job bei dieser Marketingagentur bekommen und bin immer noch da.“
„Der Job, den du immer haben wolltest?“
„Ja, genau der“, antwortete Lars. Er war froh, dass die Fragerei nicht in die Bahnen geriet, die ihm die Luft abschnüren konnten.
„Und deine Familie?“, fuhr Carmen fort.
„Ich lebe allein. Keine Frau, keine Kinder. Ich habe einfach noch nicht die Richtige gefunden. Und was machst du?“
„Ich hatte nicht so viel Glück wie du. Ich habe erst seit vier Monaten einen Job als Werbefachfrau, der mir wirklich viel bedeutet. Wie du weißt, habe ich Mediendesign studiert.“
„Und?“
„Welches und?“, fragte Carmen.
„Familie? Kinder?“
Lars erkannte ihr Lächeln, das wie betörend auf ihn wirkte. Genau aus diesem Grund hatte er sich damals nicht mehr gemeldet. Er wollte sie nicht verlieren, aber er spürte, dass Carmen etwas ganz Besonderes in seinem Leben darstellte. Die Zeit, die er zusammen mit ihr verbringen durfte, war die schönste Zeit in seinem bisherigen Leben. Aber er hätte alles zerstören können.
„Nein“, fuhr sie fort: „Einige Liebschaften, einige Flirts, aber nie etwas ernstes. Weißt du, ich wollte immer Kinder haben. Aber es muss auch der richtige Mann an meiner Seite sein. Ein Mann, mit dem ich mein restliches Leben teilen möchte.“
„Ja“, bestätigte Lars: „Kinder und eine perfekte Partnerschaft. So sollte es sein.“
„Ich hatte damals auf dich gewartet.“, kam Carmen auf ein Thema zu sprechen, das Lars überhaupt nicht schmeckte. In ihrer Stimme lag ein Klang, der fast zum Vorwurf wurde. Konnte er nicht einfach so tun, als ob er es plötzlich unheimlich eilig hätte?
„Wir waren verabredet und ich habe stundenlang in unserem Baumhaus gewartet. Erst als die Dämmerung herein brach, bin ich nach Hause gegangen.“
„Mir ist an diesem Tag etwas dazwischen gekommen, das unheimlich wichtig für mich war.“
Carmen schaute ihm zuerst ins Gesicht, dann seinen Oberkörper hinunter, bis zu dem Punkt, an dem Männer ihr Allerbestes Stück präsentierten und verharrte eine Weile.
„Nein“, schrie Lars fast: „Nicht das, was du jetzt denkst.“
„Würdest du mir heute sagen, was dir damals dazwischen gekommen war?“, fragte Carmen: „Hatte es mit mir zu tun?“
„Nein“, log Lars ein weiteres Mal.
„Lars, du hast dich an diesem Tag nicht gemeldet, in dieser Woche nicht und in der Schule bist du mir auch andauernd aus dem Weg gegangen. Auf dem Abschlussball war ich Luft für dich. Deine Eltern haben immer behauptet, dass du nicht da bist und du hast mich auch nie zurück gerufen. Als du bei deinen Eltern ausgezogen bist, hat mir niemand gesagt, wohin du gezogen bist. Heute ist das erste Mal, dass ich dich wieder getroffen habe. Das auch nur durch einen dummen Zufall. Möchtest du immer noch behaupten, dass es nichts mit mir zu tun hatte?“
„Ich hatte mich verl...“, brach Lars mitten im Satz ab. Er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als ihr zu gestehen, dass er sich damals unsterblich in sie verliebt hatte.
„Du hast dich verl?“, echote Carmen. Lars merkte, dass sie genau verstanden hatte, was er sagen wollte. Er sah sie an. Sie hatte ihre Augen verdreht, als ob sie angewidert sei. Ihr Mund wirkte nicht sehr freundlich und vor seinem geistigen Augen schien sie auf einmal unerreichbar weit weg.
Wie konnte er alles wieder Gut machen?
Was sollte er in diesem Moment sagen?
Er wusste es nicht. Er schaute auf den Boden und als er seinen Kopf hob, fand er eine völlig andere Situation vor. Carmen lächelte. Ihre Augen sprühten Feuer und ihre Arme hoben sich langsam.
„Du warst in mich verliebt? Glaubst du wirklich, dass ich keine Gefühle für dich hatte? Glaubst du das wirklich?“
Sie boxte gegen seine Schultern, als wären sie Sandsäcke.
„Du hättest nicht einmal fragen brauchen. Es hätte ausgereicht, wenn du mich einfach geküsst hättest.“
Tränen schlichen sich in ihre Augen. Lars wollte einen Schritt zurück gehen, blieb aber wie angewurzelt stehen und beobachtete, wie Carmen ihre Arme um seinen Hals legte.
„Küss mich“, forderte sie ihn auf.
„Aber ...“, begann Lars und spürte eine Faust auf seiner Schulter.
„Küss mich oder ich schreie. Ich werde dich nie wieder gehen lassen. Wenn du mich nicht küsst, wird es hier innerhalb von Sekunden von Zuschauern nur so wimmeln. Du weißt überhaupt nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe.“
Lars schaute sich um. Seine Lippen näherten sich ihrem Mund und er schloss die Augen. Der erste Kuss in seinem Leben schmeckte besser, als er es sich vorgestellt hatte.

 

Hallo Kyrios0815,

leider fand ich Deine Geschichte nicht berauschend. Sprachlich holperig, schmalztriefend, der Protagonist so unglaublich verklemmt, dass ich irgendwann der festen Überzeugung war, er wäre schwul oder psychisch krank (womit ich keinesfalls Homosexuelle oder psychisch Kranke diffamieren will). Wie er so in der Marketingbranche, in der sich jeder nach vorne drängt und lautstark seine Ideen präsentiert, Fuß fassen konnte, ist mir schleierhaft.

Außerdem liest sich die Personenbeschreibung von Lars am Anfang wie ein Steckbrief der Personenfahndung. Langes Gesicht + kleine Nase = noch nie gesehen.

Aber einen Höhepunkt habe ich entdeckt: Frustbekämpfung mittels Schokolade: passt wunderbar zum Prot.

Wenn Carmen früher auftauchen würde, wenn sie und Lars mehrere Szenen miteinander hätten, in denen ihre burschikose Art und seine verklemmte Schüchternheit sich zu handfesten Konflikten auswachsen, und am Ende kriegen sie sich halt doch, dann wäre es immer noch schwer rosarot, würde mir aber um Dimensionen besser gefallen.

Gruß, Pardus

 

Hallo Kyrios,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de.

Deine Geschichte ist viel zu lang für das, was du uns erzählen willst. Du bist viel zu ausführlich, ohne die Handlung voranzutreiben.
zB:

Die Ecke war leer, in der die Schokolade gelagert wurde.
„Es gibt keine Schokolade mehr“, fluchte er leise vor sich hin.
Zwei Sätze, eine Information. Zudem hat der Leser dann das Gefühl, für dumm gehalten zu werden ;)

Oder:

Der Supermarkt war gerade einmal zwei Straßen weiter. Noch auf dem Parkplatz erkannte Lars, dass der Supermarkt um diese Zeit nicht besonders voll war. Fast alle Einkaufswagen standen noch zur Verfügung. Lars steckte einen Chip als Pfand in einen Einkaufswagen, zog ihn heraus und ging zum Eingang.
Was an diesem Absatz ist wichtig oder interessant für den Leser? Für mich nichts und das sind die Stellen, die deine Geschichte langweilig werden lassen.

Wichtig ist doch das Zusammenkommen mit Carmen. Die Begebenheiten davor werden aber sehr ausgewalzt, um zu beschreiben, wie verklemmt Lars ist. Dieses Bild kann ich mir als Leser im Drittel der Zeit auch schon machen.

Also: Nochmal ran an die Geschichte, die vordere Hälfte deftig kürzen und in der Aussage komprimieren. Wie Pardus schon ansprach, einige Szenen mit Carmen zum Leben erwecken (sie nicht nur herunterleiern lassen, wie er sich verleugnen ließ - ganz logisch ist das alles auch sowieso nicht) und am Ende bitte nicht soviel Kitsch ;).

Viel Spaß beim Überarbeiten wünscht
bernadette

 

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