- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 5
Einmal. Und für immer.
Einmal. Nur ein einziges mal. Warum nicht? Was soll denn schon passieren? Jetzt hatte Jane ihn. Ich war als nächstes dran. Sie nahm einen langen, genussvollen Zug und stieß den Rauch zwischen ihren Lippen hervor. Dunkle Wölkchen flogen in den Nachthimmel. Weich. Sie überreichte ihn mir. Ich zog daran. Der Rauch durchzog meine Kehle, meine Lunge. Tränen liefen mir aus den Augen. Schnell wischte ich sie weg. Dann stieß ich den Rauch aus. Ein gutes Gefühl. Ich gab den Joint an Marrel weiter. Das Lagerfeuer wärmte meine Beine, trotzdem hatte ich Gänsehaut. Das letzte, woran ich mich erinnerte war, der Funken, der auf meiner Hose landete. Dann fiel ich. Fiel immer weiter. Durch Wolken, die Flugluft am ganzen Körper. Ich sah die schönsten Landschaften. Dann. Ein Schmerz. Mein Hinterkopf. Ein Dröhnen. Dann erwachte ich wieder. Weiß. Alles um mich herum war weiß. Steril gehalten. Eine Frau im weißen Kittel trat neben mein Bett. Ohne ein Wort zu sagen drückte sie mir eine Spritze in den Arm. Dann war sie plötzlich wieder weg.
Als ich ein paar Tage später aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war das erste, was meine Mutter tat, mich anschreien. Was sie gesagt hat, weiß ich nicht mehr. Es hatte sich in meinen Ohren verheddert und nie mein Gehirn erreicht. Ich ging nach oben in mein Zimmer. Eine Wärme kam mir entgegen. Eine vertraute Wärme, meine Wärme. Das Bett war kuschelig, warm, weich. Meine Mutter kam zur Tür herein. „Du wurdest zu Marrels Party eingeladen“, sagte sie und drückte mir die Einladungskarte entgegen. Marrel sweet 16 stand in großen Buchstaben darauf. Ein lila Luftballon verzierte das Ganze. „Du gehst da aber nicht hin“, gab sie schnippisch zurück.
„Warum nicht“
„Du erinnerst dich an die letzte Party“
Ich hatte keine Erinnerung an die letzte Party auf der ich war. Ich erinnerte mich nur an den Joint.
„Ja“
„Dann weißt du ja warum“
Sie ging zur Tür hinaus und wenige Sekunden später hörte ich sie die Treppe hinuntersteigen. Ich dachte nach, dann kam mir die Erleuchtung und wenig später stand ich im Dunkeln im Bad und glättete meine Haare. ohne ein Geräusch zu machen verließ ich das Haus.
Schon von weitem konnte ich die Stimmung spüren. Die laute Musik war nicht zu überhören und der Alkohol lockte mich an. Marrel freute sich mich zu sehen. Ein Geschenk hatte ich nicht, aber das störte sie nicht. Irgendjemand, ich erinnere mich nicht mehr wer es war, schrie uns zusammen. Wir kamen alle an den großen runden Küchentisch. Die Marmorplatte glänzte. Der Typ der uns gerufen hatte zog einige Päckchen aus seiner Jackentasche. Gierige Hände griffen danach. Ich nicht. Ich hielt mich zurück. Zuerst wollte ich fragen, was das war, doch dann entschied ich mich für das Gegenteil. Jana nahm eine Prise aus der Packung und reichte sie weiter an mich. Ich beobachtete sie, wie sie das Zeug durch die Nase hochzog. Ich traute mich nicht. Jane gab mir einen Stoß und ich erwachte aus meiner Starre. Ich spürte das dünne Pulverchen nicht einmal auf meiner Hand, so leicht war es. Leicht, wie Wölkchen. Langsam bewegte ich meine Hand Richtung Mund und atmete tief ein. Es brannte. Es brannte schlimmer als alle Schmerzen die ich bisher gespürt hatte. Dann entspannte ich mich. Mein ganzer Körper entspannte sich und ich fühlte mich gut. So gut, dass ich mich fallen ließ, nach hinten. Die Reise hatte gerade erst begonnen, dann endete sie, meine letzte Reise. Tragisch. Dramatisch. Jugendlicher Leichtsinn. Dann hörte mein Herz auf zu schlagen. Einmal. Und für immer.