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Einsamkeit

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27.08.2019
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Einsamkeit

Der Junge schluckte. Die Gedanken schossen ihm derart hartnäckig durch den Kopf, dass man meinen könnte, sie hätten eine boshafte Selbstständigkeit entwickelt, mit dem einzigen Ziel, ihm seine Situation immer und immer wieder vor Augen zu führen. Er wanderte langsam den schmalen Waldpfad entlang, immer darauf bedacht, seine weißen Schuhe ja nicht mit Dreck zu beschmutzen, was allerdings, in Anbetracht der Tatsache, dass es vor nicht all zu langer Zeit geregntet hatte, ein hoffnungsloses Unterfangen war. Ein ihm vertraut gewordenes Gefühl der Angst legte sich über den Jungen, und es war ihm, als hätten deren eiskalte Ketten sein junges Herz einmal, zu einem für ihn unbestimmbaren Zeitpunkt gefangen, und seitdem nicht mehr losgelassen. Dabei war diese Angst nicht an etwas bestimmtes gebunden. Er hatte nicht etwa Angst vor einer bestimmten Person, oder vielleicht sogar Angst in Form eines Wahns, der ihm in jeder Ecke Monstrositäten und andere Geistesgespinnste vorgegaukelt hätte. Es war etwas anderes, etwas, das er in seinem jugendlichen Mangel an Reife nicht wirklich begreifen, geschweige denn sich selber eingestehen konnte. Wütend wehrte er sich innerlich gegen jeden aufs neue aufkommenden Zweifel. Was für eine armselige Kreatur er doch war. Welches Recht hatte er, im Angesicht des Leids anderer so zu fühlen, wie er es tat ? Und dennoch fand er kein wirksames Mittel, den sich in seinem Kopf eingenisteten Dämon endgültig zu verbannen. Der Junge blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Zwischen den vereinzelnd grün und braun herab hängenden, Blättern und Ästen, erkannte er über den Baumkronen die vorüberziehenden Wolken, welche in den unwahrscheinlichsten Formen und Gebilden über ihn hinweg schwebten. Er schloss die Augen und atmete den Geruch nach nasser Erde und feuchtem Holz. Langsam gelang es ihm, das bleiernde, ihn stetig quälende Wirrwarr aus seinem Kopf zu vertreiben und glücklichere Gedanken bemächtigten sich seiner. Die Sonne kitzelte seine Augenlieder und wie aus dem Nichts hörte er plötzlich das vertraute Zwitschern eines Vogels, während der Wind sanft um seines Ohren strich. Dieses unbeschreibliche Zusammenspiel der Klänge, traf ihn in deren Schönheit vollkommen unvorbereitet und er konnte nicht anders. Ein einzelnes, ungezwungenes Lächeln enstprang seinen sonst so angespannten Zügen. Die Augen erstrahlten zum ersten Mal seit langem, in einem warmen, freundlichen braun, statt wie sonst in einer Mischung aus Zweifeln und Melancholie. Wie lange es doch her war, dass er das letzte Mal etwas so schönes und doch so natürliches gehört hatte. Oder hatte er vielleicht einfach zu lange nicht mehr richtig hingehört ?

 
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Hola @NotCSForrester,

‚Einsamkeit’ ist der Titel Deiner Geschichte. Okay, viel Aufregendes wird nicht passieren, denke ich – eher stelle ich mir etwas Philosophisches vor, ein Gemälde vielleicht, das dem Leser die Augen öffnet, weil Einsamkeit auf tausenderlei Art auftreten kann, oder ihn überrascht oder nachdenklich macht, jedenfalls Einsamkeit auf eine möglichst originelle Weise darstellt, denn im Grunde genommen kann Einsamkeit ein erhabenes, aber auch ein beschissenes Gefühl sein.

Die Gedanken schossen ihm derart hartnäckig durch den Kopf, dass man meinen könnte, sie hätten eine boshafte Selbstständigkeit entwickelt, mit dem einzigen Ziel, ihm seine Situation immer und immer wieder vor Augen zu führen.
Hier kommt Spannung auf, der Leser will selbstverständlich wissen, um welche Situation es sich handelt.
Beim Weiterlesen allerdings macht es schon beim ersten Satz ‚platsch’:
Er wanderte langsam den schmalen Waldpfad entlang, immer darauf bedacht, seine weißen Schuhe ja nicht mit Dreck zu beschmutzen, was allerdings, in Anbetracht der Tatsache, dass es vor nicht all zu langer Zeit geregntet hatte, ein hoffnungsloses Unterfangen war.
Was, zum Kuckuck, interessieren mich jetzt seine schönen weißen Schuhe und dass es geregnet hat? Und von dieser Stelle an wird der Text blumig und geschwätzig; der Leser denkt an einen Autor, der wunderbar fabulieren kann, tolle Sätze kreiert – nur die Geschichte selbst kommt nicht voran.
Es wird aufwendig beschrieben, um welche Angst es sich nicht handelt, dann eine dubiose Feststellung:
Was für eine armselige Kreatur er doch war. Welches Recht hatte er, im Angesicht des Leids anderer so zu fühlen, wie er es tat ?
Tja, das ist die Frage. Leider fehlt mir der Zusammenhang. Du bombardierst den Leser mit dieser kolossalen Frage, aber der weiß nix. Hast ihm ja nichts erzählt, und wie’s dann aufklart mit Sonne und Vogelgesang, spielt’s auch überhaupt keine Rolle mehr – April, April!
Die Sonne kitzelte seine Augenlieder und wie aus dem Nichts hörte er plötzlich das vertraute Zwitschern eines Vogels, ...
Also war das ganze Vorspiel vergebens, es ist nichts passiert, alles änderte sich ganz automatisch zum Guten.

Mir fehlt eine Handlung, eine Entwicklung.
Die Veränderung von Dämon zu Vöglein verläuft völlig willkürlich, mir scheint der Text zum Privatamüsement statt für den interessierten Leser geschrieben, denn ich erreiche den letzten Satz und frage mich: Hallo, das war’s – oder wie?
Das erwünschte kleine Leseerlebnis fand leider nicht statt. Trotzdem Willkommen, Forrester! Wir sind hier, um besser zu werden.
Und dass Du schreiben kannst, ist ja klar:).

Schöne Grüße!
José

PS: Die Taggs ‚Gesellschaft’ und ‚Philosophisches’ bedient der Text mMn nicht.

in einem warmen, freundlichen braun, ...
etwas so schönes und doch so natürliches
Augenlieder
Zwischen den vereinzelnd grün und braun herab hängenden, Blättern und Ästen, erkannte er ...
beide Kommas weg

 
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Hallo José,
danke das Du dir die Zeit genommen hast, den Text konstruktiv zu bewerten. Der Text folgte tatsächlich eher einem Gedankengang, den ich erzählerisch vermutlich nicht ausführlich genug begleitet habe. Dies jetzt in einem Kommentar nachzuholen, würde den Rahmen sprengen.
LG und noch einmal danke für die Tipps,
Forrester.

 

Hallo @NotCSForrester

ich verstehe leider gar nicht, worum es in der Geschichte geht. Anfangs dachte ich noch, ich werde auf ein inneres Problem des Protagonisten hingeleitet, aber dann scheint die Sonne, alles ist gut und Schluss. Solche Texte kommen mir vor, wie verarbeitete innere Konflikte des Erzählers oder Autors. Sicher sehr hilfreich im Rahmen einer Therapie. Aber warum sollte das jemand lesen wollen?
Du kannst ja ordentlich schreiben, mal abgesehen von teilweise etwas gestelzter Vintage-Schreibe. Warum schreibst Du nicht eine Geschichte?

Schönen Gruß
Kellerkind

 
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Hallo Kellerkind,
ich habe der Geschichte mehr Interpretationsspielraum gelassen als ihr gut tut und war dahingehend etwas übereifrig, sodass der Gedankengang unklar wurde. War auch keine ,,Selbsttherapie", aber eben doch eine unnötige Überforderung des Lesers, durch zu wenig Aufklärung. Ich habe die Geschichte auch eher aus einer Laune heraus verfasst um mich mal am schreiben auszuprobieren. Ob der Vintage Schreibstil nun gestelzt wirkt, oder nicht ist vermutlich Meinungssache. Ich finde zumindest, dass man sich der deutschen Sprache in ihren Möglichkeiten auch ausleben kann/sollte.
LG und danke für deinen konstruktiven Kommentar,
Forrester

 

Hallo @NotCSForrester

natürlich ist eine Meinungsäußerung immer Meinungssache. Jeder mag seinen Stil wählen, wie er es für richtig hält. Ich würde auch nicht ohne konstruktive Hintergedanken Kritik daran üben.
Nun denn: der von Dir gewählte Stil sorgt für eine zunehmende Distanz zum Protagonisten. Das Thema erfordet aber ein emotionales Verständnis, da es sonst schnell langweilt, über die inneren Vorgänge einer Person zu lesen, die einem fremd bleibt.
Der andere Kritikpunkt liegt auf derselben Ebene; wenn kein konkretes Bild über seine Gedanken, Ängste oder Neurosen beim Lesen entsteht, dann verschwimmt alles in diffusem Nebel. Das fordert nicht zur Empathie heraus, und ohne einen Zugang zur Figur bleibt der Text, und sei er noch so schön formuliert, langweilig. Geschichten, auch solche Innendarstellungen, faszinieren uns, wenn wir uns für die Menschen darin interessieren. Sonst bleibt es nur eine Oberfläche, die sich gegen das Eintauchen wehrt.
Am Text:

Es war etwas anderes, etwas, das er in seinem jugendlichen Mangel an Reife nicht wirklich begreifen, geschweige denn sich selber eingestehen konnte. Wütend wehrte er sich innerlich gegen jeden aufs neue aufkommenden Zweifel.
Das ist schönes Deutsch. Aber ich lese nicht, um die Formulierungen des Autors zu bewundern, sondern um mit einer Figur mitzufühlen. Bei solchen Sätzen fühle ich gar nichts. Dass ich nichts über die Natur seiner Ängste und Probleme erfahre, verstärkt die Distanz.
Die Sonne kitzelte seine Augenlieder und wie aus dem Nichts hörte er plötzlich das vertraute Zwitschern eines Vogels, während der Wind sanft um seines Ohren strich.
Wie aus dem Nichts. Genau so kommt für den Leser der Umschwung. Das ist nicht nachvollziehbar. Hätten die Umweltveränderungen eine positive Erinnerung freigsetzt, oder eine neue Erkenntnis in ihm ausgelöst, hätte der Leser einen Ansatzpunkt, um den plötzlichen Stimmungswechsel zu verstehen.

Auch das ist natürlich wieder Meinungssache. Deswegen sind wir ja auf dieser Seite; um Meinungen zu erfahren.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hallo @NotCSForrester,
Willkommen hier im Forum!

Hier noch ein paar Sachen, die mir auffielen:

was allerdings, in Anbetracht der Tatsache, dass es vor nicht all zu langer Zeit geregntet hatte, ein hoffnungsloses Unterfangen war.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass da nach allerdings kein Komma hinkommt.

zu einem für ihn unbestimmbaren Zeitpunkt gefangen, und seitdem nicht mehr losgelassen. Dabei war diese Angst nicht an etwas bestimmtes gebunden.
Zwei mal ...bestimm... so kurz hintereinander. Kein schöner Anblick und bestimmt (;)) auch nicht nötig.

Es war etwas anderes, etwas, das er in seinem jugendlichen Mangel an Reife nicht wirklich begreifen, geschweige denn sich selber eingestehen konnte.
Wenn dein Protagonist es nicht verstehen kann, wie soll es dann ein Leser verstehen, was du da erzählst? Ich schließe mich da meinen. Vorkommentatoren an, du solltest in der Geschichte mehr passieren lassen, was sie für Leser nachvollziehbar und spannend macht.

Was für eine armselige Kreatur er doch war. Welches Recht hatte er, im Angesicht des Leids anderer so zu fühlen, wie er es tat ?
Vor das Fragezeichen kommt kein Leerzeichen.
Und hier dachte ich, wie die anderen auch nur: Wo kommt das denn jetzt her? Warum denkt er das? Worauf bezieht sich das? Was ist da die Geschichte zu?

Zwischen den vereinzelnd grün und braun herab hängenden, Blättern und Ästen, erkannte er über den Baumkronen die vorüberziehenden Wolken
Würde schon gesagt, hast du aber noch nicht korrigiert: die beiden Kommas in dem Satz müssen weg. Über solche Kleinigkeiten stolpert man eben oft beim Lesen, deswegen lieber gleich korrigieren. ;)

Er schloss die Augen und atmete den Geruch nach nasser Erde und feuchtem Holz.
Er schloss die Augen und atmete den Geruch nach nasser Erde und feuchtem Holz ein.
Sonst wirkt der Satz unvollständig.

Langsam gelang es ihm, das bleiernde, ihn stetig quälende Wirrwarr aus seinem Kopf zu vertreiben
Langsam gelang ... auch eine unschöne Wiederholung.
Und da wo ich herkomme, heißt es der Wirrwarr, statt das Wirrwarr, aber das kann vielleicht auch so eine regionale Sprachsache sein. Wirkt nur komisch in meinen Augen.

während der Wind sanft um seines Ohren strich.
seine Ohren

Die Augen erstrahlten zum ersten Mal seit langem, in einem warmen, freundlichen braun, statt wie sonst in einer Mischung aus Zweifeln und Melancholie.
Das Komma nach „langem“ muss weg.
Und der Satz klingt zwar schön, ergibt aber meiner Meinung nach nicht sehr viel Sinn so. Das Bild hinkt. Seine Augen sind ja auch braun, wenn er traurig guckt.

Oder hatte er vielleicht einfach zu lange nicht mehr richtig hingehört ?
Hier muss wieder das Leerzeichen vor dem Fragezeichen weg.

Und dazu noch kurz:

Ich habe die Geschichte auch eher aus einer Laune heraus verfasst um mich mal am schreiben auszuprobieren.
Ich finde, das merkt man leider ein bisschen. Mit Sprache umgehen kannst du auf jeden Fall, aber es tut Geschichten immer gut, wenn man sie nach dem Schreiben eine ganze Weile ruhen lässt und nochmal überarbeitet. Dann findet man einfache Fehler oft selbst, und kann sich nochmal genau darüber Gedanken machen, ob die Geschcihte, so wie sie jetzt dasteht, auch für Leser funktionieren könnte, oder ob man da noch was umschreiben und Elemente hinzufügen sollte. Hier, denke ich, hat die Geschichte nötig, dass du vielleicht eine Vorgeschichte zu den Angstzuständen des Jungen gibst, ihm eine spannende Persönlichkeit verleihst, die es dem Leser möglich macht, mit hinzu fühlen, und den Sinneswandel nicht so aus dem Nichts passieren lässt. Und so weiter. Du schaffst das bestimmt!

Liebe Grüße,
Anna

 

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