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Emotionales Schneetreiben

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09.01.2002
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Emotionales Schneetreiben

Hochsommer. Eisiger Winter.
In der Natur gehen diese beiden Jahreszeiten nicht direkt ineinander über, sondern erfahren einen einigermaßen harmonischen Übergang durch den Herbst.
In menschlichen Beziehungen -genauer gesagt in unserer Gefühlswelt und unserem emotionalen Empfinden- kommt es hingegen erschreckend oft zu solchen abrupten Dissonanzen.
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Es war ein eben solcher Winter und sie lag neben mir - schlafend, des Nachts.
Ich hörte unzählige Regentropfen gegen das Schlafzimmerfenster prasseln, und trotzdem erschienen mir meine Sorgen und Gedanken in ihrer Anzahl die der Regentropfen zu übertreffen. Ich verspürte, wie mir Tränen die Wange hinunterronnen und gab mich für einen Moment der Melancholie hin.
Wie wunderschön war unsere Beziehung noch vor kurzem gewesen? In Gegenwart dieser Person, die nun schlafend neben mir lag, fühlte ich mich dem Himmel so unbeschreiblich nah', empfand durch nahezu keine Einwirkung auch nur den leisesten Anflug von Groll oder Ärger, sondern taumelte -nein, schwebte- in einem unheueren Glücksgefühl durchs Leben.
Ich war jedem Menschen gegenüber freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit und ließ sie somit indirekt an meinem Glück teilhaben. Dieses Gefühl war schlichtweg sinnesberauschend - so intensiv hatte ich noch nie zuvor Liebe für jemanden empfunden.
Doch nun war dieses Gefühl, dieses emotionale Empfinden nahezu abgeklungen - und mit ihm meine Lebensfreude. So nah', wie ich mich zuvor dem Himmel fühlte, schienen nun meine Beine auf dem Erdboden festzementiert worden zu sein.
Ich wusste nichtmal, was genau diesen Wandel und damit einhergehend die schreckliche Gefühlsarmut herbeigeführt hatte. Dieses Wissen hätte die gesamte Situation wohl um einiges erleichtert und erträglicher gemacht, doch so lag ich da - schlaflos, unwissend, sorgenvoll und traurig.
Wie gerne würde ich sie weiterhin lieben... wie gerne würde ich sie und mich mit einem ungetrübten gemeinsamen Glück beschenken... doch es war unmöglich - mein Herz verbot es mir.
Es würde schwer sein - sicherlich. Vielleicht würde es sogar weh tun - doch es lag alleine an mir... wenn ich jemals wieder einen Sommer erleben wollte, musste ich Abschied vom Winter nehmen.

 

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