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Serie Engels Garten (2)

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15.09.2006
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Engels Garten (2)

Kapitel 2: Der Schutzgarten

Für x-ray

Zwei Wochen waren seit Joes missglückten Selbstmordversuch vergangen. Da die Sommerferien begonnen hatten, wurde er immer öfter zum schwimmen eingeladen. Und so verführerisch das Wasser auch auf ihn wirkte: Joe hätte eher eine sechs in Mathe kassiert als zuzugeben, dass ihm ein Ast auf die Schulter gekracht war und jetzt sehr druckempfindlich war und eine Mischung aus violett, grün, gelb und blau angenommen hatte.
Der oberschenkeldicke Ast lag inzwischen in handliche Stücke gehauen neben dem erloschenen Kamin.
Joe hatte sich des öfteren ausgemalt, was wohl passiert wäre, wenn er wirklich gestorben wäre. Natürlich wären alle traurig gewesen, die von sich glaubten, sie stünden ihm nahe.
Doch sie würden ihn vergessen, so wie er seine Eltern vergessen hatte.
Sie waren nur noch Schatten in seinem Kopf, die mehr und mehr verblassten. Manchmal musste er sich fragen, ob das woran er sich erinnerte, ein Traum oder Wirklichkeit war.

Inmitten eines Sommergewitters, dass die Straßen in Flüsse und Gassen in Bäche verwandelt hatte, stand Joe und spürte wie der Regen in bis auf die Haut durchnässte, aber etwas war anders.
Das schöne Gefühl, das er für Regen immer empfunden hatte, war weg.
Niemand war auf dem Weg auf dem Joe entlang schritt zu sehen.
Niemand mochte den Regen.
Joe achtete nicht darauf wohin er ging. Er dachte nach. Was sollte er hier? Vielleicht war das Leben irgendwo besser als hier? Und zum ersten Mal seit langem erinnerte sich Joe an seine Mutter. Eine schöne Frau mit roten Haaren und ebenso blauen Augen, wie die seinen, war sie gewesen. Er erinnerte sich an ihre Umarmungen. Joe wusste nicht mehr, wie sich eine ehrliche Umarmung anfühlte. Eine Liebe, wie die seiner Mutter, hatte er nie wieder gespürt.
Es donnerte markerschütternd und Joe sah auf. Er stand neben der Straße, die zu dem alten Haus hinab führte. Ob er jetzt wieder zurückkehrte oder weiterhin draußen blieb war doch egal.
Es war beides so sinnlos.
Joe seufzte tief.
Das Grass im Vorgarten des alten Hauses war über die Zeit bis zu seinem Bauchnabel gewachsen und wucherte mittlerweile über den gusseisernen Zaun.
Doch etwas war anders an diesem gewohnten Bild.
Vor dem Gartenzaun stand jemand in einem langen dunkelgrauen Regenmantel mit aufgesetzter Kapuze. Normalerweise kam nur der Postbote in die Nähe des Hauses.
Unsicher ging Joe weiter.
Als die Person Joe bemerkte, war er fast auf ihrer Hohe.
Es war ein Mädchen mit buschigen, schwarzen Haaren, die rechts und links aus der Kapuze quollen. Sie hatte braune fast schwarze Augen. Der Regen lief über ihre leicht gebräunte Haut. Vereinzelt waren auch Sommersprossen in ihrem Gesicht. Joe musste unweigerlich an Italien denken, als er sie musterte.
,,Entschuldigung, bist du Joschua?”, fragte sie.
Einen Moment zögerte Joe.
Er dachte an Liebesbriefe, die er mittlerweile nie mehr beantwortete und andere Geschenke der Zuneigung, die er des öfteren bekam. Aber wenn es sich um so was handeln würde, hätte sie doch nicht gefragt, wer er war.
Also lautete seine Antwort :,,Ja.”
Sie sah erleichtert aus.
Doch bevor sie etwas anderes sagen konnte, fragte er:,,Und wer bist du?”
,,Oh, tut mir leid. Ich bin verwand mit dem Alten, der hier wohnt.”,erwiderte sie auf das Haus deutend, ,,Mein Name ist Marietta.”
Joe wusste nicht so recht, was er jetzt sagen sollte, doch Marietta nahm es ihm ab, irgendetwas zu sagen, indem sie vorschlug:,,Ich erzähl dir warum ich hier bin, aber könnten wir reingehen? Es ist doch etwas nass hier draußen.”
Sie lächelte. Der Regen war wärmer als vorher.
,,Klar.”, sagte Joe etwas überrumpelt.
Er ging voraus durch die hohe und schwere Tür, dann nach kurzer Überlegung nach links in die gewölbeartige Küche.
Marietta sah sich interessiert um.
Der Regen schlug schwer gegen die Scheiben und immer noch zogen Blitze lange hell leuchtende Netzte über den Himmel.
Als Joe die Öllampe über dem runden Tisch entfachte, sah er wie Marietta lächelnd den Raum musterte.
,,Sieht fast genauso aus wie früher.”,meinte sie schließlich mehr zu sich selbst als zu ihm.
,,Du warst schon mal hier?”, fragte er, als sie sich setzten.
Joe interessierte eigentlich eher die Tatsache das Marietta mit dem seltsamen Alten verwand war, der ihr nicht im mindesten ähnelte. Der Alte hatte ein schmales Gesicht mit groben Gesichtszügen.
Marietta hatte jedoch ein sehr weiches Gesicht, ihre Lieder waren nicht so schwer wie die des Alten. Marietta zog ihre Jacke aus. Sie trug eine Leinenhose und ein Oberteil, das man vorn zuschnürte. Erst jetzt sah man das ganze Ausmaß ihrer Haare. Sie hingen ihr gelockt und voluminös bis zum Hosenbund. Als sie den Schal ablegte, sah Joe auch die Sommersprossen an ihrem Hals, die sich wie ein Pünktchenschwarm weiter zu ihrem Ausschnitt zogen. Die Sommersprossen waren blass und irgendwie gefielen sie Joe, der jetzt sah, dass sie auch auf den Händen Sommersprossen hatte.
Sie seufzte.
,,Ja, als ich klein war.”, antwortete sie schließlich.
,,Warum bist du wieder hier?”,wollte Joe nun doch endlich wissen, obwohl er wusste das er unhöflich klang.
,,Das Haus gehört mir.”,antwortete Marietta schlicht.
Das war zu direkt.
Joe brauchte kurz um zu realisieren, was sie gesagt hatte.
,,Das haus hier gehört dir?”,fragte er ein paar Momente später ungläubig, ,,Du bist doch nicht älter als ich? Maximal sechzehn, oder?”
Sie lächelte. Die Zimmertemperatur stieg.
,,In dem Land aus dem ich komme bin ich volljährig. Aber keine Sorge, “,sagte sie mit Blick auf Joes erschrockene Miene, ,,Ich will dich nicht rausschmeißen oder das Haus abreißen. Ich will nur hier einziehen.”
,,Aber-“,setzte Joe an, aber er wusste selber nicht, was er mit diesem Aber hatte bewirken wollen, und schloss daher etwas lahm mit, ,,Woher wusstest du meinen Namen?”
,,Ich hab mich mit dem Alten unterhalten. Er meinte wenn ich nicht herkomme und dich allein lasse, bringst du dich endgültig um.”
Alle Luft war aus Joe gepresst.
Er sah auf die raue Tischplatte.
Plötzlich war die Küche eiskalt.
Der Alten hatte doch etwas gemerkt nur nichts gesagt.
Der Regen draußen gab jetzt ruhe. Trotzdem war es bewölkt.
Die Stille war erdrückend.
,,Warum willst du sterben?”,fragte Marietta nach Stunden, wie es Joe vorkam.
Er könnte einfach aufstehen und sagen, dass er nie vorhatte sich umzubringen.
Er könnte in sein Zimmer gehen und seine Geschichtshausaufgaben machen, die er schon seit Ewigkeiten vor sich herschob.
Wäre das nicht sinnvoller, als mit dieser fremden Marietta über seine Sorgen zu reden?
Joe ernüchterte.
Schon wieder eine Frage nach irgendeinem Sinn.
,,Ich will nicht sterben.”, sagte Joe.
Marietta sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
Auf eine seltsame Art und Weise entfachte Mariettas Anblick eine Art von Vertrauen in Joe, sodass er sich zu ein paar mehr Wörtern herbeiließ:,,Ich will nicht unbedingt leben.”
Marietta seufzte.
Das Licht der Öllampe verblasste, weil es draußen wieder heller wurde.
,,Weißt du, meine Eltern kamen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.”,sagte sie.
,,Oh, tut mir leid, ich-“,fing Joe an, doch Marietta bedeutete ihm mit einer erhobenen Hand still zu sein.
,,Mein Vater hat als es zu ernsten Komplikationen im Flugzeug, kam eine Nachricht an mich geschrieben. Er hat mir eingeschärft, weiterzuleben egal was passiert, denn sie beide, meine Mutter und mein Vater, haben für mich gelebt. Ich soll mutig sein und weiterleben. Ich finde es ist recht einfach zu sterben und sich selbst damit den Rest zu ersparen.”
Marietta rieb ihre Hände aneinander.
,,Also lebst du für deine Eltern.”,schloss Joe, ,,Das ist ja alles schön und gut, aber für wen soll ich leben? Meinen Vater kenne ich nicht und meine Mutter hat- “er brach ab.
Die Erinnerung an seine Mutter schmerzte mit einem mal viel mehr als sonst.
,,Leb doch für mich.”, sagte Marietta und wieder war es so warm.
,,Wie soll ich das denn anstellen?”,fragte Joe ohne eine ernste Antwort zu erwarten.
,,Sei einfach da, wenn ich dich brauche.”,sagte Marietta. Sie sah sehr ernst aus. Sie sah nach draußen, ,,Ich glaube, ich werd dich spätestens brauchen, wenn wir deinen Garten auffrischen.”
Joe sah auch nach draußen. Geradezu sah er den Baum der ihm als Galgen hatte dienen sollen. ,,Der Garten gehört mir nicht.”,seufzte Joe kopfschüttelnd.
,,Oh, doch.”, erwiderte Marietta, ,,Die meisten Menschen haben einen Schutzengel. Der Garten hat dich gerettet. Also ist er dein Schutzgarten. Das ist doch viel besser, als etwas wie einen Schutzengel, den man nie sieht.”
Die Sonne brach jetzt endgültig durch die Wolken.
,,Vielleicht hat sie recht.”,dachte Joe.

 

Hi bastfranzen

Meiner Meinung nach ist der zweite Teil deiner Geschichte besser als der erste, was zum einen daran liegt, dass der erste mehr wie ein Märchen, und total langweilig beschrieben ist, und zum anderen ziemlich unglaibwürdig, dass der Junge sich das Leben nimmt, nur weil er den Sinn des Lebens nicht kennt. Er könnte ihn doch suchen, sich vielleicht mehr Gedanken darum machen, wie er sein Leben weniger langweilig machen kann, oder so ähnlich.
Um Selbstmord zu begehen, muss man sein Leben schon echt hassen.
Und dann, im zweiten Teil, sagt der Prot dem Mädchen ja auch, dass er sein Leben nicht hasst, als sie ihn auf den Selbstmordversuch anspricht.
Wenn der komische(zu Zeit auch irgendwie überflüssige) alte Mann so desinteressiert an dem SElbstmordversuch war, warum erzählt er das dem Mädchen dann?
Naja, kann auch sein, dass das im nächsten Teil kommt.
Hoffe, du wirst die Serie etwas spannender und auklärender gestalten
Bay bay
DaDiLa

 

Hi bastfranzen,

wer den ersten Teil nicht kennt, wird sich nicht so einfach tun mit dem zweiten. Und genau hier habe ich ein Problem: der Begriff "Serie" wird hier im Forum os ausgelegt, dass jeder beliebige Teil davon auch einzeln verständlich sein muss. Dazu wäre hier in dem Teil mE eine bessere Charakterisierung der Personen notwendig. Auch finde ich es sehr schade, dass der Text so viele Fehler enthält - wie auch Illu sie Dir schon angefangen hat, aufzuzählen. Eine Überarbeitung würde mich sehr freuen! Im Bezug auf weitere Teile behalte bitte die Eigenständigkeit derselben im Auge.

schöne Grüße
Anne

 

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