Er schießt
Er schießt
Über das Schlachtfeld schwirren Kugeln, viele von ihnen werden in den Boden einschlagen. Aber einige werden sich in Fleisch bohren und töten. Jede Kugel durchstößt die Luft und fliegt ohne Gnade auf ihr Ziel. Mit ihr kommt der Tot der sich mit den Fingern an die Projektile klammert und auf sein Ziel wartet. Immer wieder gibt es laute Explosionen von Granaten und Artilleriegeschützen die ganze Menschen zerreißen. Nach Stunden kehrt Ruhe ein und es legt sich ein dicker Nebel über das Schlachtfeld.
Ihm hat keine Kugel getroffen. Doch er viel zu Boden als sie Angriffen und konnte nicht mehr aufstehen. Der Angriff war lange vorbereitet, aber trotzdem schlug er fehl. Kurz nach seinem Sturz zogen sich seine Kameraden zurück und ließen ihm zwischen den Gräben zurück. Er hatte nicht nach ihnen gerufen, da er Angst hatte der Feind könnte ihn sehen.
Nun kauert er am Boden und wagt es nicht sich zu bewegen.
Er drückt sein Gesicht in den Boden. So liegt er hier seit fast zwei Stunden und wartet auf Hilfe.
Er will warten bis es dunkel wird um sich in die eigenen Gräben zurück zu schleichen. Genau hinter ihm liegen sie.
Ob seine Freunde wissen das er noch lebt? Ob sie überhaupt an ihm denken, oder haben sie ihn schon lange abgeschrieben und spielen Karten?
Während er daliegt, lugt er unter den überm Kopf verschränkten Armen hervor. Es dämmert. Es fliegen keine Kugeln mehr. Um diese Zeit wird wohl gerade Abendgegessen. Da erblickt er einen dunklen Schatten. Er drückt die Augen zusammen und öffnet sie wieder. Da erkennt er die Gestalt klar und deutlich.
Er legt zum Schuss an, im Fadenkreuz sieht er einen Helm. Der dazu gehörige Mann tastet sich den Graben entlang. Der Schütze überlegt kurz. Atmet ein und drückt ab. Ein lauter Knall des Gewehrs, der die Stille des Schlachtfelds durchbricht. Der Mann auf der anderen Seite fällt zu Boden und sein Helm verschwindet hinter den Gräben.
Ist er Tod oder hat er ihn nicht getroffen? Der Schütze weiß es nicht. Es ist ihm egal. Er sucht weiter das Schlachtfeld ab, da sieht er einen Körper dessen Brust sich leicht hebt und senkt. Der Schütze erkennt nicht ob Freund oder Feind. Er überlegt...
Gerade hat er sich noch rechtzeitig geduckt. Der Mann tastet seinen Kopf ab. Noch alles Heil, nur den Helm hat er verloren.
Er sucht seinen Freund. Ob er noch lebt weiß er nicht. Bei einem Angriff blieb er auf dem Schlachtfeld zurück. Der Suchende richtet sich wieder auf und späht über die Kante des Schützengrabens.
So hat er sich den Krieg nicht vorgestellt. Ein schneller Sieg wurde versprochen, doch jetzt ist er schon über 3 Jahre an der Front.
Zuhause sagte man es sei eine Ehre für das Vaterland zu sterben. Doch seitdem er hier ist hat er noch keinen Ehrenvollen Tod gesehen. Jedes mal wurde geheult und gebettelt. Das ist nicht Ehrenvoll.
Er kann nichts erkennen. Es dämmert und das Schlachtfeld ist vernebelt vom Rauch der Geschütze. Schließlich ruft er leise nach seinem Freund, doch er erhält keine Antwort. Er schleicht weiter. Da hört er etwas.
Er ist schwer verletzt, bei einem Angriff hat es ihm seine Füße weggerissen und es war ihm nicht möglich in die Gräben zurückzukehren. Keiner konnte ihn sehen, da eine Leiche auf ihm viel. Leicht hebt und senkt sich seine Brust. Er liegt mit dem Rücken da und hält in der rechten Hand einen Revolver. Als er merkte das er hier alleine ist zog er ihn aus der Tasche des Toten der auf ihm liegt.
Er hat keine Schmerzen. Er denkt an seine Frau und seine Kinder. Immer wieder kommt ihm die Frage warum er in diesen Krieg zog.
Plötzlich hört er ein Geräusch. Er dreht seinen Kopf.
Er ist nach dem Angriff wohl im falschen Graben gelandet. Jetzt kauert er in einer Ecke. Zum Glück hat ihn noch keiner entdeckt. Am Anfang klapperten seine Zähne wie wild, aber das legte sich bald. Er hat Hunger, aber er kann nichts essen. Es dämmert. Was soll er tun?
Irgendwann werden sie ihn finden.
Schließlich richtet er sich auf. Ein Schuss. Er wirft sich zu Boden und verharrt für einige Sekunden. Wahrscheinlich war es einer der eigenen Scharfschützen der ihm im feindlichen Graben sah. Vielleicht war es einer seiner Freunde? Er rappelte sich wieder auf und kletterte Kurzerhand über den Graben hinaus. Da erkennt er einen Schatten. Er sieht ihn an. Mit dem Rücken steht der andere Soldat zu ihm und blickt auf das Schlachtfeld.
Er schießt.
Ein Mensch stirbt.
Der Schuss hallt nach und verstummt.
Stille.