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Erwachen

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16.09.2006
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Erwachen

Mit aller ihm möglichen Anstrengung versuchte er herauszufinden, woher dieses metallische, rhythmische Klappern kam. Diese Frage schien ihm von äußerster Wichtigkeit, viel wichtiger als die Frage, worum es sich bei diesem Geräusch eigentlich handelte. Er versuchte, die Aug

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Er zog die Lippen auseinander und betastete mit der Zunge vorsichtig seinen Mund und die schrundigen Lippen. Trocken. Sein Mund fühlte sich entsetzlich trocken an, trocken wie knisterndes Papier, jederzeit in Gefahr zu reißen. Die Lippen taten weh. Er versuchte, sich zu orientieren. Wo war er hier? Er versuchte, die Augen zu öffnen, aber das grelle Licht bereitete ihm solche Schmerzen, dass er unwillkürlich stöhnte und versuchte, den Kopf zu heben. Erst dabei merkte er, wie unglaublich viel Anstrengung das kostete. Er sank kraftlos zurück und

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Er wußte nicht, was Ihn geweckt hatte. Er blinzelte. Wieder das helle Licht. Er konnte im blendenden Licht durch zusammengekniffene Lider die Konturen eines Menschen erkennen, bevor er die Augen vor Schmerz und Anstrengung wieder schloß. Das Dunkel half ihm zu hören. Er hörte, wie Schuhe auf dem Boden klapperten, leicht hallend, ab und an quietschend. Er hörte den Menschen leise und melodisch summen. Das Summen klang weiblich. Es beruhigte ihn.

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Dunkelheit. Nur ein schwacher, bläulicher Schimmer, irgendwo über ihm. Er öffnete die Augen ganz. Keine Schmerzen in den Augen. Aber sein Kopf pulsierte und ihm war übel. Er versuchte, sich zu orientieren, sah sich langsam um, versuchte etwas zu erkennen. Das blaue Licht über ihm. Weiter entfernt von ihm andere Lichter. Zu schwach, um das Dunkel zu erhellen, aber hell genug, um gesehen zu werden. Kleine rote, grüne, weiße Lichtpunkte im Dunkeln, manche blinkend. Er versuchte, die Verschwommenheit zu verdrängen, strengte seine Augen an, um genauer zu sehen. Einige der Lichter wurden zu Zahlen.
Da ergab es einen Sinn. Er kannte den Ort, an dem er sich befand. Es war ein Krankenhaus. Es passte: Das blaue Licht, die Lichter, Skalen und Bildschirme der Maschinen, die ihn umgaben, sogar der saure Geruch, der ihm im Moment seiner Erkenntnis plötzlich und überraschend intensiv auffiel. Vor allem aber passte eines: Dass er sich so mies fühlte. Doch immerhin fühlte er sich sicherer. Er wusste jetzt, wo er war. Und dass es ein Krankenhaus war, gab ihm in diesem Moment etwas Geborgenheit. Er schlief wieder ein.

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Er erwachte, als die Schwester die Tür öffnete. Sie sah ihn an. Eine recht kleine, etwas untersetzte, dunkelhaarige, weißgekleidete mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Ein wenig musste er noch blinzeln. Aber er hatte die Augen ohne Schmerzen geöffnet. Und auch sein Kopf tat nicht mehr ganz so weh.
"Guten Morgen", sagte sie freundlich. "Willkommen zurück". Er versuchte, ihr ebenfalls einen guten Morgen zu wünschen, aber ohne Erfolg. Nur ein leises Krächzen entrang seiner Kehle.
"Ruhig, ruhig, nicht so anstrengen", sagte die Schwester halb schmunzelnd und vielleicht ein wenig zu mütterlich. "Im Moment ist es für sie noch zu anstrengend, zu sprechen. Aber das wird sich ganz schnell ändern, sie werden sehen". Sie trat zu seinem Bett. Er sah, wie sie hier Skalen ablas, dort etwas notierte, und schließlich eine Spritze aufzog. "Schlaf ist im Moment das wichtigste für sie, ich werde mal dafür sorgen, dass sie weiter schlafen können".
Sie entleerte die Spritze langsam in einen der Schläuche, die in seinem Arm endeten, und er schlief.

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Nachts wurde er wieder wach. Er fühlte sich benommen, aber er hatte keine Schmerzen mehr. Überhaupt fühlte er sich besser, viel besser. Er sah an die blaubeleuchtete Decke. Ein Krankenhaus, ja. Ihm fiel wieder ein, warum er dort war. Krebs, fortgeschrittenes Stadium. Er lag schon lange im Krankenhaus, daran erinnerte er sich. Und er erinnerte sich an die dauernden Schmerzen, furchtbare Schmerzen, als dieses böse Ding in seinen Eingeweiden ihn langsam, aber beharrlich auffraß. An die zusätzlichen Qualen, als man obendrein vorgab, ihn zu heilen, indem man ihn immer und immer wieder mit der Bestrahlung verbrannte. Aber jetzt hatte er keine Schmerzen, und das war gut.
An mehr und mehr Details konnte er sich erinnern. Das Krankenhaus sah anders aus, als das, welches er kannte. Auch die Krankenschwester, die ihn am Tage umsorgt hatte, kannte er nicht. Hatte man ihn verlegt? War etwas vorgefallen, was diese Verlegung erzwungen hatte? Sein verwirrtes Erwachen sprach dafür.
Aber es ging ihm gut, besser als lange Zeit zuvor. Das war die Hauptsache. Und morgen würde er die Schwester fragen, was geschehen war.

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Tot? Er verstand nicht ganz, wie die Schwester das meinte. "Musste ich wiederbelebt werden?", fragte er sie.
"Nicht so, wie sie wahrscheinlich denken", antwortete sie. "Sie waren tot, wirklich tot." Leise fügte sie hinzu: "Und das für lange, lange Zeit..." Sie sah ihn ernst an. "Erinnern sie sich an den Vertrag, den sie mit der Firma für Kryonik geschlossen haben?"
Hitze und Kälte stiegen ihm zugleich den Kopf hinauf, und er hörte das Pochen seines Herzens dröhnend in den Ohren. So einen Vertrag hatte es wirklich gegeben, aber mehr aus einer Laune heraus. Nie hätte er ernsthaft geglaubt, dass dieser Vertrag Konsequenzen haben könnte. Er hatte halt einfach Geld übrig gehabt... mitnehmen hätte er ohnehin nicht können. Also, warum nicht einfrieren lassen nach dem Tode? "Wie lange?" flüsterte er.
Seufzend, ihn mit einem leicht ängstlichen, seine Reaktion erwartenden Stirnrunzeln antwortete sie: "Knapp 120 Jahre."
Als außer Sprachlosigkeit und großen Augen keine Äußerung von ihm kam, fügte sie, jetzt lächelnd und ganz mütterlich hinzu: "Aber wir haben sie vollständig geheilt. Sie werden keine Schmerzen mehr haben".

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Den Mann, der sich wortlos und ohne sich vorzustellen neben sein Bett gesetzt hatte, kannte er nicht. "Sind sie Arzt?" fragte er und setzte sich auf: "Danke..." hob er an.
Der Mann unterbrach ihn schroff: "Sie brauchen sich nicht zu bedanken, und ich bin auch nicht ihr Arzt.
Ich bin ihr Pflichtverteidiger und werde sie in ihrem kommenden Prozeß verteidigen. Ohne ihnen allerdings viel Hoffnung machen zu können. Die Anklage lautet auf Massenmord an folgenden Generationen. Hatten sie vielleicht gedacht, wir hätten sie aus lauter Menschenfreundlichkeit wieder ins Leben zurückgeholt? Die Welt vergiften, ein paar Jahrzehnte einfrieren und dann erwarten, wir hätten nichts besseres zu tun als ausgerechnet jemanden wie sie willkommen zu heissen? Der einzige Grund, nicht längst den Stecker zu ziehen, war die Hoffnung, sie irgendwann zur Verantwortung ziehen zu können."
Mit einem etwas spöttischen Grinsen fügte er hinzu: "Aber sehen sie es halt so: Viel zu verlieren haben sie nicht. Sie sind ja schon tot."

 

Oh, je! Noch Mehr Phoenixe! Muss irgendwo ein Nest sein.

Aber ich bin unhöflich: Erstmal Hallo & Willkommen.

Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Die von Dir gewählte Form zieht gut & schnell ins Geschehen, baut Spannung auf. Schön gemacht. Die Idee ist natürlich nicht neu, und tritt beispielsweise als Romananfang in "Wie die Zeit vergeht" von Larry Niven oder "Chaos Erde" von John Brunner auf.
Die Pointe ist daher eine gute Idee, obwohl sie einiger Ausführung bedarf: Es geht ja sicher um ökologischen Massenmord, daher wären ein paar Erläuterungen seitens des Anwalts angemessen.

Also insgesamt: Ein hervorragender Einstand mit ganz kleinem Optimierungsbedarf am Schluss.

Liste:
An mehreren Stellen daß --> dass.

klapperten, leicht verhallt, quietschend
Passt irgendwie nicht 100%: Klappern = harte Sohlen, Quietschen = Gummisohlen. "Verhallt" kenne ich nicht, klingt komisch.
Als außer Sprachlosigkeit

Grüße,
Naut

 

Vielen Dank :)

Hab mal versucht, das soweit möglich zu korrigieren. "Klappern" und "Quietschen" passt aber imho schon, ich kenn die Krankenhausclogs aus langer persönlicher Erfahrung :lol:, hab das aber etwas umgeschrieben.

Ich hoffe, das Ende ist so besser. Meine Sorge war in der ursprünglichen Fassung, zu sehr ins zeigefingerhafte abzugleiten, wenn ich da zu viel schreibe. Aber ich glaube, so wie es jetzt ist, könnte es besser sein.

 

Ja, bisschen verständlicher jetzt.
Sicher steckkt noch einiges an Optimierungsmöglichkeiten darin , aber ich denke, Du wendest Dich am besten erstmal neuen Projekten zu & siehst Dir die Geschichte in zwei Monaten noch mal an.

Viel Spaß noch!
Naut

 

Sorry, aber der Grund ist schwachsinnig. Denn kein Mensch hat heutzutage eine Chance als Einzelner was gegen seine persoenliche Umweltverschmutzung zu machen, es sein denn, er stirbt mit der Geburt (oder wird nicht gezeugt). Solche Storys machen mich rasend. So dumme Plots sind ueberfluessig.

 

Oh danke, ein größeres Lob kann es wohl kaum geben, als jemanden rasend zu machen :lol:

 

Hallo phoenix64!

Willkommmen hier! :anstoss:

Ja, Naut hat vollkommen Recht: Da müssen mehr Erklärungen rein ... außerdem hört die "Story" dort auf, wo sie eigentlich anfangen sollte ... so ist es eben nur ein Appetithappen ... jo.

Liebe Grüße!

Dante

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo phoenix64!

Vielleicht liegt es daran, dass ich vor einiger Zeit auch eine Geschichte mit einem Kryoniker geschrieben habe, der wiedererweckt wurde, jedenfalls fand ich deine Geschichte ganz gut.
Am Anfang etwas langatmig, am Schluss fehlen die Erklärungen. Ich hätte zum Beispiel gerne gewusst, ob der gesamte Körper oder nur der Kopf eingefroren wurde, denn das macht bei der zu bezahlenden Summe einen ziemlichen Unterschied aus. Und ... naja, Geld übrighaben, das muss schon ein wenig mehr sein, es sei denn, der Held ist ein Millionär.
Insgesamt fehlen die genaueren Umstände. Warum macht man sich die Mühe, den Mann von seiner Krankheit zu heilen? Damit die Strafe danach schmerzhafter ausfällt? Nicht gerade eine Weiterentwicklung. 120 Jahre kommen mir zu kurz vor.
Aber wie gesagt, das alles kannst du klären.

Ja, hm, ich bin auch noch nicht so lange hier, trotzdem: Willkommen. :D

Grüße
Plasma

 

Hi phoenix64!

Na ja, es ist ein Appetithappen, nicht mehr, wie oben schon gesagt. Die Pointe kommt etwas moralinsauer daher, und es fehlt einfach zu viel, was dein Szenario spannend machen könnte, vor allem Information.
Eine Idee wäre, dass du ihn Schritt für Schritt seine Vergangenheit durchforsten lässt bei dem Versuch, seine Unschuld zu beweisen. Er könnte ja meinen, dass der Giftmüll, den er in die Erde versenken ließ, gar nicht verantwortlich ist für die Verseuchung der Anwohner gewesen ist, sondern etwas anderes. Langsam dämmert ihm, dass sein Verbrechen kein Einzelfall und sein heiles Bild von der Gesellschaft, die er zurückließ, eine Lüge ist ...
So ungefähr muss es laufen. :D
Wenn du aber bei der ursprünglichen Thematik bleiben willst, solltest du sie auch durchziehen: Du beschreibst den Vorgang des Erwachens bei einem Menschen, der lange Zeit im Todesschlaf gelegen hat. Darauf baut die Handlung auf. Die Öko-Thematik ist damit nicht verwoben, du hast sie einfach hinten drangesetzt, losgelöst vom Rest der Geschichte. Kein Wunder, dass kein Leser so richtig etwas damit anfangen kann.
Deshalb solltest du überlegen, welche Funktion die Schlussszene dramaturgisch hat: Ist sie der überraschende Wendepunkt, nachdem man als Leser den Prot schon zum erfolgreichen Aufwachen beglückwünscht hat? Dann muss in dieser Hinsicht noch etwas mehr rüberkommen. Lass den Leser mitfiebern, wenn der Prot um seine Erinnerungen und Selbsterkenntnis kämpft, statt nur nach und nach zu notieren, was ihm zu seiner Umgebung einfällt. Am Ende muss er glücklich angekommen sein, den Start in das neue, aufregende Leben vor Augen - als er plötzlich in die Realität zurückgeschleudert wird. Die Öko-Pointe wird auch nicht aufgesetzt wirken, wenn du sie vorher andeutest: Erwähne, dass der Krebs von dem Giftmüll seiner Firma kommen könnte. Dass er froh ist, eine chemieverseuchte Welt hinter sich gelassen zu haben. Dann nämlich hat die Geschichte eine "Moral", mit der der Leser etwas anfangen kann.
Länger wird die Geschichte auf jeden Fall, wenn du aus ihr etwas machen willst. Mehr Arbeit steckt natürlich auch drin. ;)

Ein paar Einzelheiten:

Wieso brechen die ersten zwei Absätze eigentlich abrupt ab? Wenn der Prot das Bewusstsein verliert, unterbricht man als Erzähler nicht den Sprachfluss, sonst sieht es aus, als sei der Erzähler ohnmächtig geworden und hätte beim Weiterschreiben die Ergänzung vergessen. ;)

Er versuchte, die Aug

Er sank kraftlos zurück und

Er wußte nicht, was Ihn geweckt hatte.

Aber sein Kopf pulsierte, und ihm war übel.

"Im Moment ist es für sie noch zu anstrengend, zu sprechen. Aber das wird sich ganz schnell ändern, sie werden sehen".

"Schlaf ist im Moment das wichtigste für sie, ich werde mal dafür sorgen, dass sie weiter schlafen können".

Da scheint jemand den ganzen Text hindurch nicht zu wissen, dass man die Sie-Anrede groß schreibt.

Das Krankenhaus sah anders aus,(weg) als das, welches er kannte.

wir hätten nichts besseres zu tun, als ausgerechnet jemanden wie sie willkommen zu heissen?

Ciao, Megabjörnie

 

gut geschrieben

Hi Phoe,

habe die Geschichte aufmerksam gelesen und muss sagen, dass sie mir gut gefallen hat.
Du erzeugst Atmosphäre und hast mich in Bann gezogen!!!

Du musst die Fortsetzung schreiben. Wie geht es weiter?

Grüße

Mantox

 

Hallo phoenix64,

die Geschichte hat mir gefallen, bis auf zwei Dinge: Erstens verwendest Du unnötig viele Adjektive. Zweitens zeugt der letzte Absatz von einer sehr merkwürdigen Auffassung von Gerechtigkeit: Man greift aus einer Gesellschaft ein durchschnittliches Individuum heraus und verurteilt es, weil es auf eine Weise lebt, die in dieser Gesellschaft als normal gilt. Wozu der Aufwand? Diese Denkweise ist so selbstgerecht und kurzsichtig, dass es sehr traurig wäre, wenn sie sich in der Zukunft durchsetzen würde.

Ansonsten: Willkommen! :)

Fritz

 

Hallo Phoenix,

der Plot ist leider nichts Neues. Er ist mir schon des Öfteren in einer sehr ähnlichen Art und Weise untergekommen. Mit dem letzten Absatz reißt du allerdings einiges wieder heraus und gibst der Geschichte doch noch einen neuen Aspekt.

Die Verwirrung des Protagonisten, seine Schmerzen und das bruchstückhafte Begreifen hast du sehr gut geschildert.
Allerdings ist mir das ein bisschen zu wenig SF - das könnte genausogut in Alltag oder jeder anderen Rubrik stehen.
Richtig interessant wird es erst, als diese Kryonik-Sache ins Spiel kommt.

Und genau ab da verschenkst du meines Erachten viel Potential. Außer ein bisschen wundern, dass er jetzt wieder lebt, empfindet der Mann nichts? Das fehlt mir so einiges und du solltest gerade diese Passage nicht mit einigen wenigen Sätzen abhandeln.

Auch die Pointe könntest du noch mehr ausbauen und der Geschichte so eine zusätzliche Würze verleihen.

Gruß, Fleur

 

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