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Erwachen

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30.03.2007
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Erwachen

Gedankenverloren sah sie, wie die Häuser und Menschen an ihr vorüberzogen. Sie mochte es Beifahrerin zu sein. Im Radio lief schöne, alte Musik, während sie durch das Seitenfenster schaute und ihren Fantasien und Gedanken nachhing.
,,Was machst du am Wochenende?", Melissa stöhnte innerlich auf. Vor allem mochte sie es schweigend.
,,Nichts Mama.”
,,Willst du nichts mit Freunden unternehmen? Ins Kino oder so?”
,,Ja vielleicht treffen wir uns Samstag zum Billardspielen”, log sie. Wahrscheinlich würde sie am Samstag tatsächlich weg gehen. Aber alleine. Wenn es schön ist. Draußen spazieren oder lesen. Mama würde glauben, sie wäre mit Freunden unterwegs. Melissa mochte es nicht sie anzulügen. Aber besser so, als ihr enttäuschtes Gesicht zu sehen.

Melissa war leicht genervt. Ihre Mutter war jetzt schon eine halbe Stunde dabei nach Schuhen zu gucken. Melissa hatte keinen Bock mehr ihr zu helfen, denn alles was sie sagte, hatte am Ende eh keine Bedeutung. Sie ging zum Eingang und schaute, ob es nicht einen interessanten Laden gab. Schließlich war es ein riesiges Einkaufszentrum. Da muss es doch was geben. Halbherzig sah sie sich Glückwunschkarten an und überlegte, was sie jetzt stattdessen zu Hause sinnvolles tun könnte.
Eine Gruppe Jugendlicher kam lauthals in ihre Richtung. Melissa verdrehte genervt die Augen. Wie kann man sich nur so affig benehmen. Mit ihren blöden Sprüchen und Imponiergehabe. Und die eingebildeten Weiber fanden das auch noch toll und taten als würde sie es ärgern. Sie wand sich wieder den Spruchkarten zu, als sie überrascht inne hielt. Langsam schaute sie wieder auf. Hinter den Jugendlichen war ein Mann, wie Melissa ihn nie zuvor gesehen hatte. Er hielt ihren Blick regelrecht gefangen. Er war groß und hatte schwarze Haare. Er war schlank, aber kräftig. Er war aufrecht, aber er stolzierte nicht, sondern schlenderte an den Geschäften vorbei. Melissa war fasziniert. Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte so etwas noch nie gespürt. Sie war wie paralysiert. Sie musste sich drehen um ihm hinterher zu schauen. Und da drehte er sich um. Melissa lächelte schüchtern und er schaute mit einem freundlichen Lächeln in ihre Richtung. Aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, ob er sie ansah. Dann verließ er das Center und verschwand aus ihrem Blick. Verwirrt schaute sie ins Nichts, dann schüttelte sie den Kopf und wand sich wieder den Karten zu. Weil sie sich jedoch eh nicht mehr darauf konzentrieren konnte, ging sie zum Schuhgeschäft und hielt nach ihrer Mutter Ausschau.
Während der Heimfahrt sprach Melissa kein Wort. Sie konnte nur an diesen Mann denken.
,,Was grinst du eigentlich übers ganze Gesicht? Ist was passiert?”
,,M, m”, schüttelte Melissa hastig den Kopf und versuchte sich zu kontrollieren.
Zu Hause angekommen, setzte sie sich an den Computer um etwas für die Schule zu schreiben. Sie brachte keine sinnvollen Sätze zustande. Vertippte sich laufend, bis sie endlich aufgab und abschaltete. Sie versuchte zu lesen, doch ihre Gedanken schweiften ab. So starrte sie durchs Fenster und lies ihnen ihren Lauf. Mit einem Mal wurde es heller und die Sonne wärmte ihr Gesicht. Es war ein schöner Tag, sie sollte hinausgehen. Sie nahm das Fahrrad und fuhr raus in die Natur. Links der Fluss, rechts die Felder. Sie wollte zu dem Hügel, der fern vor ihr auffragte, sich auf eine Bank setzen, die Sonne genießen. Sie fragte sich, ob sie bis jetzt etwas verpasst hatte, weil sie nichts mit anderen unternommen hatte. Vielleicht hätte sie all diese Gefühle schon früher kennen gelernt. Aber das war nie von Interesse gewesen. Jetzt wurden Sehnsüchte in ihr wach, von denen sie nie geglaubt hätte, sie einmal zu haben. Sie hatte zwar darüber nachgedacht, es in Filmen gesehen. Fand es auch ganz schön, aber für sie war es nichts, nichts von Bedeutung. Doch jetzt wollte sie berührt werden, wollte Geborgenheit in seinen Armen. Sie wollte ihn berühren, wollte seine Haut fühlen, durch sein Haar streichen. Sie wollte wissen, wie sich seine Hände auf ihrer Haut anfühlten, wollte ihn küssen, geküsst werden. Wie war die Farbe seiner Augen?
Sie setzte sich auf eine Bank. Das Gesicht gen Sonne, die Augen geschlossen. Einmal könnte sie vor Vergnügen jauchzen, aber dann wieder kam der ernüchternde Gedanke, dass das alles zwar sehr schön, aber nur Fantasie war. Sie würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Und selbst wenn, wusste sie, würde sie nichts unternehmen. Sie würde nur da stehen und starren, vielleicht vor Verlegenheit weg schauen, bis er dann wieder verschwunden wäre.
Diese Gedanken ließen sie aufstöhnen.
,,Oh. Ich hoffe, ich störe nicht?” Melissa schrak zusammen und schaute zu ihrer Linken. Zwei hellgrüne Augen blitzten ihr entgegen. ,,Die Bank ist so schön. Ich meine, sie steht gut. Die anderen sind im Schatten.”
,,Schon gut”, lächelte Melissa zurück. Sie hoffte, dass sie nicht errötet war. Der blonde Junge schloss ebenso wie sie die Augen und lächelte genießerisch. Dann öffnete er die Augen einen Spalt und blinzelte zu ihr rüber. Melissa wurde sich bewusst, wie sie ihn anstarrte und schaute schuldbewusst zu ihrem Buch, welches sie im Schoß zu liegen hatte.
,,Was ließt du da?”
,,Oh, ähm, einen Fantasyroman. Am Abgrund. Kennst du es?”
,,Nein, dieses nicht. Aber ich hab Wolfsherz von Wolfgang Hohlbein gelesen. Sehr gut.” Sie lächelten sich an. Während sie sich weiter unterhielten, blitzte in Melissa kurz ein Gedanke an dem Mann im Einkaufszentrum auf. Sie schob ihn lächelnd beiseite.
Der war schon längst vergessen.

 

Hi Shyleen,

und herzlich willkommen hier.
Ja, es handelt sich eindeutig um eine Art Erwachen, wenn aus einem Mädchen langsam eine Frau wird, die Wünsche und Bedürfnisse sich verschieben und sie entdeckt, dass das andere Geschlecht eben nicht nur aus kindischen Jungs besteht, die Orangenschalen durch die Klassenräume schmeißen. ;)
Diesen kurzen Moment hast du etwas verträumt und naiv eingefangen, aber die Zickigkeit der Pubertät muss schließlich nicht überall Raum greifen.
Stilistisch liest sich leider wegen der vielen Satzeinleitungen mit "dann", "so", "aber" und "da" noch etwas wie eine Nacherzählung oder ein Schulaufsatz, das kannst du aber leicht ändern, wenn du dir den Text daraufhin noch einmal durchsiehst.
Es fehlen recht viele Kommata, nach "Wochenende" gleich zu Beginn auch das Schlusszeichen für die wörtliche Rede. Deren Anführungszeichen zu Beginn sind wohl irgendwo unterwegs in der Formatierung zerstört worden, es wäre nett, wenn du es trotzdem änderst. So sieht es aus, also leiten jeweils zwei Kommata die wörtliche Rede ein.

Lieben Gruß, sim

 

Danke, für den Wilkommensgruß und deine Kritik.

Habs jetzt noch einmal durchgearbeitet. Und auch so ein paar Sätze geändert. Hoffe es ließt sich jetzt besser.

 

Hallo Shyleen!
Ich finde, deine Geschichte ist gut gelungen, der Prot. bemerkt, das sich etwas in der Umwelt getan hat. Oder in ihr...
Ein paar Fehler habe ich aber noch aufgetrieben:

Er hielt ihren Blick regelrecht gefangen. Er war groß und hatte
schwarze Haare. Er war schlank, aber kräftig. Er war aufrecht, aber er stolzierte nicht, sondern schlenderte an den Geschäften vorbei.
Immer nur er, er, er, er, er. Immer der gleiche Satzanfang.

Sie hatte so etwas noch nie gespürt. Sie war wie paralysiert. Sie musste sich drehen um ihm hinterher zu schauen. Und da drehte er sich um.
Sie, sie, sie. Merkst du was? ;)
Außerdem: Drehen und drehen, wiederholung.
Mit einem Mal wurde es heller und die Sonne wärmte ihr Gesicht.
Mir kommt es so vor, als würde in diesem Augenblick ZACK!, die Sonne aufgehen (bzw. hinter den Wolken hervorkommen). Aber vielleicht bin ich auch nur überkritisch...
Liebe Grüße, Lenni

 

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