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Es gibt Welten...
Es gibt eine Welt, in der es Bäume gibt, die Lichter tragen statt Früchte.
Eine Welt, in der sich der Tod nicht anschleicht. Er schickt seine Töchter und sie greifen mit kalten Händen nach dir, sie nehmen dich mit und legen dich schlafen im hohlen Stamm des Baumes des Lebens. Dort liegt dein Körper auf
ewig und wer sich traut, kann ihn besuchen kommen und sieht dich dort liegen, als wäre nie etwas geschehen, denn der Tod kann diesen Ort nicht betreten. Doch bevor seine Töchter dich dorthin bringen, nimmt er deinem Körper die Seele und deine Besucher wird er als weißer Rabe beobachten, der einzige Vogel dem es gestattet ist in den Wipfeln besagten Baumes zu sitzen.
In dieser Welt kann man alles haben, wenn man weiß, wie man mit dem Feuer reden und mit den Wellen flüstern kann, wie man an Mond und Sternen zieht und wie man Honig aus der Luft pflückt.
Denn wer mit dem Feuer reden kann, der hat immer Licht auch in den dunkelsten und kältesten Winkeln dieser Welt und wer mit den Wellen flüstern kann, der wird jeden Winkel der Welt entdecken und alles finden können was er sucht, denn Wasser gibt es überall. An Mond und Sternen muss man ziehen können um die Nacht zu rufen, in der man sich verstecken kann und den Tag zu wecken, wenn man den blauen Himmel und die Wolken sehen möchte, denn sie zeigen einem die Zukunft. Und nur, wer den Honig aus der Luft pflücken kann, wird die Töchter des Todes besänftigen können, denn sie lieben Honig, er ist der Atem der Welt, doch in ihrer Anwesenheit kann niemand atmen, nicht einmal die Welt selbst.
Es gibt dort auch ein Königspaar, es ist der Winter, und seine Königin ist die Sommer. Sie waren Menschen und ihre Liebe ist die größte die es geben kann, denn wenn man nur einen lieben kann, nur einen berühren kann, dann sehnt man nach ihm auf ewig. Die Sommer pustet die Zukunft in die Wolken und gibt das Salz ins Meer. Ihr Mann füttert die Schneeflocken und hängt jeden Abend und jeden Morgen Sonne, Mond und Sterne in den Himmel. Ab und an kann man einen der beiden treffen, immer dann, wenn ihnen die Menschen fehlen. So sieht man den Winter manchmal auf einer Parkbank und kann sich neben ihn setzen, auch wenn man ihn nicht berühren kann, so kann man ihn doch bitten, es in diesem Jahr einmal wieder Schneien zu lassen. Die Sommer sitzt gerne am Meer und atmet die salzige Luft und wenn man sie dort trifft, dann kann man sie vielleicht bitten einem die Zukunft zu nennen, doch auch sie kann man nicht berühren. Der Winter ist der Einzige, der dies vermag, denn nur seine Kälte schmilzt nicht unter ihrer Hitze.
Das größte Geheimnis jedoch, ist die Grenze dieser Welt. Denn wo auch immer man sie gerne verlassen würde, trifft man auf den Weltenspringer. Er balanciert auf der Grenze, die für ihn ein dünner roter Faden ist und er selbst ist so dünn wie Papier, wegen der Welten die ihn zwischen sich zusammen drücken. Er lässt einen nicht durch, denn ein Menschenleben reicht nicht aus um auch nur eine einzige Welt ganz zu erkunden und so werden alle die eine weitere einatmen zu Unsterblichen, die auf ewig eine Aufgabe in der ihren haben müssen, bis sie begreifen, dass sie selbst in der Unendlichkeit nie eine ganze Welt erfassen können.
Doch ist der Weltenspringer einmal müde und ein Ausweltler atmet die Luft deiner Welt, dann sitzt du vielleicht am Strand oder auf einem Kai und siehst wie sich ein erleuchtetes Fenster im Wasser spiegelt, blickst an der Fassade des Hauses hinauf, nur um feststellen zu müssen, dass das Wasser in diesem Moment nicht das Fenster deiner Welt spiegelt, denn die Bewohner des Hauses sind schon lange zu Bett gegangen.