Hallo!
Hola – was ist denn das? Ein echter Farbtupfer im Geschichtengewirr. Da komme ich doch nicht umhin, auch einige nette Sätzlein nach des Autors Mühen, Analysen und fundierten Recherchen hinzuzufügen.
Demangemessen sollte die Mär doch mit einem Beitrag abgefrühstückt sein, aber die bestechende Absicht des Autors trifft ins Schwarze: Sie provoziert. Eine provokante Ausländergeschichte im rechtslastigen Deutschland. Wieviel Mut muß der Autor mitbringen, um dies in diesen Zeiten zu veröffentlichen. Momentan werden hier in der Stadt gerade sämtliche amerikanische Stadtteilzentren, Kasernen etc abgeschottet und durch Armee bewacht.
Also erst einmal einen Glückwunsch für den Mut, die Souveränität der Schilderung, den Handlungsstrang, die Dramaturgie und die Höhepunkte.
Aber schauen wir uns die Abhandlung stückweise an:
„Viele Einheimische müssen bereits in jungen Jahren ihre Erfahrung mit Ausländern machen.“
Zunächst Plural: Die Einheimischen machen Erfahrungen. Das ist nicht so schlimm, aber schlimm ist irgendwie bestimmt das was da kommt, wenn das so anfängt.
“ Des öfteren werden arische Bürger schon im Kindesalter mit dem Problem "Ausländer" konfrontiert. Der Anblick seit Monaten nicht gewaschener fettiger Haare und der starke Mundgeruch, kombiniert mit dem dreckigen Teint des Ausländers, sowie die unreine Kleidung, dessen Dreckspuren auf die letzte eingenommene Kümmelspeise hinweisen, bleiben dem inländischen Kind leider nicht erspart.“
Da sind die Recherchen bißchen nebengegangen: Kinder sind nicht Bürger, sondern Einwohner. Bürger werden Sie erst später. Arische Bürger gibt es nicht. Da bist Du bißchen in der Zeit verrutscht. Macht nix.
Wenn Dreckspuren auf der Kleidung sind, muß es statt dessen, „deren“ heißen. Ist sonst bißchen falsch. Macht aber auch nix.
Eine gewisse Steigerungsfähigkeit in der treffenden Wortwahl liefert der Autor jetzt mit „inländischem Kind“. Das gibt es. Jedes Kind, was hier rumspringt ist quasi ein „inländisches Kind“, sonst würde es ja in Spanien oder so Purzelbäume schlagen. Dann ist es in der Folgerung des Textes ein ausländisches Kind. Was machen wir bei dem Chaos eigentlich während der Urlaubszeit, wenn so viele deutsche Kinder im Ausland sind. Oh wei Oh wei....
Allerdings schleicht sich jetzt und dummerweise ein Fehler herein. Scheinbar ist mit dem inländischen Kind, das deutsche Kind gemeint. Jaja...macht aber auch nicht unbedingt was.
Also das mit dem Mundgeruch und so ist echt eklig.
Wie Kümmelspeise? Sind das Kümmel oder ist das halbverdauter, also angekauter Kümmelbrei? Das hätt mich jetzt interessiert.
„Der Umgang mit dem Ton der mangelhaften verbalen Ausdrucksfähigkeit des Ausländers ist dem Einheimischen eine weitere unzumutbare Handlung.“
He? Handlung ist aktiv. Zuhören (ich schätze das ist mit der etwas unbeholfenen Ausdrucksweise „Umgang mit dem Ton“ gemeint) ist passiv. Folgerichtig kann Zuhören keine Handlung sein. Genauso liest sich auch der ganze Satz – schräg.
Wenn also dieser Absatz die Unzumutbarkeit des Zuhörens durch den Aufbau des Satzes und beim Lesen unterstreichen soll – ist es voll gelungen. Glückwunsch.
„So ist es dem Einheimischen nicht zu verdenken, dass er in der Schule lieber unter seinesgleichen sitzt, spielt und anderweitig kommuniziert. Das Ausgrenzen der Ausländer aus dem Alltag, welcher in der Schule beginnt, ist somit denkbar zu verzeihen, ja, sogar zu würdigen. „
Das stimmt nicht: Der fängt nicht in der Schule an. In der Bildzeitung habe ich von rein deutschen Säuglingsstationen gelesen. Oder nicht? Irgendwas war doch da.
Ach so: „Das Ausgrenzen“ bedingt im Normaldeutsch zwangsweise die Folgerung „welches“, nicht welcher. Besser wäre auch „die Ausgrenzung“+“welche“.
„Auch den eifrigen Lehrkräften ist logischerweise zuzustimmen, dass sie eher auf die arische Brut fördernd eingehen und die Ausländer völlig ausser Acht lassen.“
Ich dachte schon die quälen die so mit Rohrstock und auf den Arsch. In der Schule wird geschrieben, in der Schule wird gelacht, bis der Lehrer „pitschpatsch“ macht.
Das passt aber nicht: Brut ist negativ behaftet. Jetzt wäre die „arische Brut“ ja was Schlechtes in des Schreibers Absicht. Paradox.
Also wenn das böse und ungerecht klingen soll, richtig fies sozusagen – schlage ich irgendwo im Text „ausländische Brut“ vor und „arischen Nachwuchs“ als neutrale bis positive Bezeichnung.
Die Logik der Lehrkräfte erschließt sich dem geduldigen und lernbereiten Leser nicht. Sie ist nicht existent.
Die Lehrkräfte freuen sich aber: Endlich sagt mal einer, die sind fleißig und eifrig und nicht immer das Gejaule, die hätten so viel Ferien „und schaffen eh nix, die Leerkörper“. Hier tröpfelt der Autor die Andeutung differenzierterer sozialer Kritik den Problemen bei, was zu einer Komplexität der abgehandelten Bereiche führt.
„Schlimm sind allerdings die Pausen. Nein, nicht nur, dass die Ausländer nichts arbeiten, dass sie aber auch noch auf den öffentlichen Hof scheißen, bloß weil man ihnen den Zugang zu den fein säuberlichen, hygienischen Toiletten untersagt, sie aber trotzdem den Naturdrang nicht unterdrücken können, bis sie in ihre Lehmhäuser zurückkehren, macht die Ausländer innerhalb der inländischen Bevölkerung unliebsamer und unsympathischer denn je. Folglich ist auch der Versuch des Ausländers, jene Harnausscheidung mit Hilfe inländischer Sträucher zu beseitigen, eine unverzeihliche Aktion. „
Wie geht das? Das würde ich doch mal genau wissen gerne. Wie nehme ich inländische Sträucher zu Hilfe für meine Harnausscheidung? Muß ich die Abknicken und dann draufhauen bis es vorne mehr schmerzt als in der Blase Druck ist? Geht das mit Palmen nicht? Das sind dann also Gebrauchtgebüsche sozusagen...Und Kinderarbeit ist doch abgeschafft, oder?
Also ich kenne ein paar Türken, die sind in Ordnung. Wieso sollen die jetzt gleich unbeliebt sein? Also bei der letzten Kerb habe ich in den Busch gepinkelt...
„...das den liebenswerten reinrassigen Kindern Beiwohnenwollen, unter keinen Umständen zu tolerieren. Der störende Blick des Neiders ist unschwer auf dem Gesicht des Ausländers zu erkennen...“
Was wollen die? Den Kindern beiwohnen? Jetzt aber...So ne Sauerei. Und der Neider ist dann ein Pädophiler! Boah! DAS IST SHOCKING! Also mit Kindern und Tieren hört der Spaß auf... . Das macht aber jetzt was!Da hilft auch ab 18 nix mehr das fällt unter StGb!
„Jedoch ist das verbrecherische Verhalten der Ausländer auf dem Heim - und Schulweg der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es ist nicht nur das Anfallen der netten, zuvorkommenden inländischen Klassenkameraden, nein, als ob das nicht genügen würde, da sind noch die Fälle mit diversen Sachbeschädigungen und Diebstahlsdelikten, vor allem Mundraub.“
Wäre besser, man macht da vier,fünf Sätze draus. Sonst ist das so umständlich und gekünstelt und wirkt wie gewollt und nicht gekonnt.
„Gerade hat ein eifriger Wachtmeister sich wieder einen Ausländer geschnappt. Er bringt den Ausländer nun an seinen Bestimmungsort, nämlich hinter Schloss und Riegel.“
Ach, ich dachte in Abschiebehaft oder in das ausländische Heimatland. Da ist er dann praktisch auch Inländer sozusagen. Wieso ist die Zelle sein Bestimmungsort? Wurde der da geboren? Ist der Polizist Arier? Hier bleiben doch einige Fragen offen. Schade, näherte sich der Autor hier doch der Spannungskurve der Geschichte.
„Adolf wird es sich in Zukunft sicherlich zweimal überlegen, ob er so ohne Weiteres in das inländische Lokal reinspaziert und sich einen Döner bestellt.“
Also wenn das der Adolf ist, der hat nie Döner gegessen. Moment mal...wieso inländisches Lokal? Also hier gibt’s Döner beim Türken. Aber die Geschäfte gab es nicht mehr im 3. Reich. Was denn nu?
Ist der Adolf nun ein Hinweis auf eine Zeit vorher, da hätte es aber das Lokal nicht mehr gegeben oder spielt das heute und ... nee da gibt es den Adolf nicht mehr (obwohl ich gehört hab, der lebt noch zusammen mit Elvis irgendwo).
Nee...das wird nicht rund.
Macht aber nix.
Spaßeken beiseite:
Alles in allem also eine weder stilistisch, noch sprachlich noch irgendwie auch nur durchschnittliche Geschichte, die aber eines hat: Sie ist bißchen unbeholfen. (Macht aber nix)
Allerdings verfehlt der Text durch die vielen grammatikalischen Fehler seine Intention von einem „Inländer“, äh...“Bürger?“, „Arier“...also sowas halt, geschrieben worden zu sein und gerät unfreiwillig in die Satire, das jemand der mit der deutschen Sprache noch etwas auf Kriegsfuß steht, sich hier auslässt. 10jähriger oder so.
Zunächst wollte ich vorschlagen den Text in die Rubrik „Seltsam“ zu verschieben. Aber mit diesem Gedanken erhält er eine Daseinsberechtigung,der im i Punkt und sozusagen humorischen Klimax der Satire - dem Copyright "all rights reserved" am Fuße der Geschichte - explodiert.
Diesem zumindest galt mein größter Lacher nach dem Studium, meinte ich den wahren Scherz erkannt zu haben.
Auch hier besticht der Mut: 99% aller durchschnittlich intelligenten Menschen, die Autor dieses Werkes wären, würden die getroffenen statements niemals bejahen, helfen hier nicht einmal mehr Entschuldigungen wie „Hatte was getrunken!“, "Wurde erpresst" und ähnliche Ausflüchte, was sich zu gleichen Teilen durch den Inhalt, wie die Ausdrucks- und Erkenntnisfähigkeit des Textes bedingt. Genau in dieser Konstellation führt er sich selbst ad absurdum.