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Exitus

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07.02.2005
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Exitus

Pyrr pumpte den Sand durch seine Treibröhren, dass sie fast platzten. Jedes Aufblähen der Einlassöffnungen machte die Reibungshitze an den Hornschuppen um ihre Ränder unerträglicher. Jeder Schub quetschte seine inneren Organe schmerzhafter zusammen. Jeder Ausstoß dehnte die hinteren Röhrenhäute bis zum Zerreißen.
Ohne auf die Überbeanspruchung zu achten, bohrte sich Pyrr durch die Tiefen des Ozeans aus Steinstaub. Die Resonanzbänder und Membranen unter den Beinplatten der Spitzhaube an seiner Stirn wiesen ihm untrüglich den Weg. Weit war es nicht mehr.
Da spürte er endlich die Verdichtung in den Sandmassen voraus. Er stieß weiter hinab, bis sich die Materiekonzentration auch über ihm erstreckte. Dann wandte er sich steil nach oben, fand den lichten Punkt in dem riesigen Massiv und hielt mit aller Kraft darauf zu.
Der Punkt wurde schnell größer, wuchs zu einer Scheibe, verdrängte die dichtere Umgebung aus Pyrrs Wahrnehmung. Mit ein paar letzten, mächtigen Kontraktionen rammte sich Pyrr mitten in die inhomogene, lose Stelle vor dem fest gepackten Hintergrund. Und brach durch die geriffelte Sandoberfläche im Eingangsbecken zur großen Ratshöhle wie ein zorniger Tornado.
Schleier der winzigen Körnchen fielen von den Segmenten seines gewaltigen Körpers und glitzerten im Spektralschein der filigran geschliffenen Leuchtsteinknospen. Im Zenit seines Aufstiegs klappte Pyrr die Platten seiner Stirnspitze auseinander. Inmitten einer Dampfwolke schob er seinen kugelförmigen Kopf auf dem dünnen, biegsamen Hals aus dem sternartigen Kragen hervor.
Das Band aus Augenfeldern rings um den unregelmäßigen Ball irisierte träge während die wulstig berandete Öffnung in seinem Zentrum eine breite Fontäne aus dichtem, glimmerndem Dampf ausstieß. Der Turm aus Horn und Muskeln erstarrte für einen Moment als Pyrr sich orientierte. Dann kippte die segmentierte Säule in Richtung des Stollens zum Versammlungsgewölbe.
Sobald die vordersten Glieder die breiten, verschlungenen Bänder des Reliefs auf dem Boden berührten, begann Pyrr, sich hin und her zu winden. Erst langsam, dann immer schneller glitt er vorwärts. Segment um Segment stieg aus dem Sandbecken auf.
Zunächst die schwer gepanzerten Brustringe. Dann die bauchigen Mittelglieder. Schließlich die sich verjüngenden Endsegmente mit den längslaufenden Hornkämmen.
Als die ersten Sandkörner in den hinterlassenen Trichter rieselten, befand sich Pyrrs Haupt schon tief im Tunnel, zwang seinen schmerzenden Körper vorwärts, ohne auf die Kunstwerke zu achten, die seine Ahnen mit ihren nadeldünnen, unnachgiebigen Dampfstrahlen in den Stein geschnitten hatten.
Hierarchien von Arkadenbögen, tief in den Fels getrieben, behüteten Nester von Lichterzblumen. Kaskadierte Galerien aus gewundenen Säulen und wogenden Gesimsen drängten die Wände zu flachen Hängen zurück, beschienen von Monden aus Leuchtsteinknollen. Fresken, die sich schier ins Unendliche erstreckten, legten Zeugnis ab über Zusammenkünfte von Legionen seiner Vorfahren.
Schließlich wand er sich zwischen den überhängenden Arabesken des Portals zur Versammlungshalle hindurch - und erstarrte.
Unter der gewölbten Decke, durchzogen von Lichterzadern wie Milchstraßen, zwischen den mächtigen, glattpolierten Pfeilern, die wirkten wie Gefäße für Strudel von Leuchtgestein, auf den ebenmäßigen Plattformen der bis in die Dämmerung hinein gestaffelten Ränge, in denen Lichtstaub glitzerte als wären es Kissen aus Wünschen und Träumen, lagerten sieben Artgenossen.
Ihre langen Körper hatten sie zu erhabenen Doppelringen gebogen. Die Hornsegmente waren rissig und zerkratzt. Darüber ragten die topasenen Sphären ihrer Häupter. Die Augenfelder stumpf, wie ausgebrannt.
„Wo sind all die anderen?“ Der leere Raum zertrümmerte Pyrrs Frage in einen Hagel aus Echosplittern.
„Es gibt keine anderen mehr.“ antwortete Gonnt aus der Mitte der Sieben. „Wir sind die letzten.“
„Sie werden immer gieriger und grausamer.“ rief Zullp von hinten.
„Was ist mit Savv?“ erkundigte sich Vess an der Seite von Gonnt. „Wir dachten, sie wäre bei dir. Ohne sie ist alles verloren.“
„Sie bat mich vorauszueilen, um noch rechtzeitig einzutreffen und euch nicht in Sorge zu versetzen.“ erklärte Pyrr. „Wir brachen spät auf, und wegen ihrer bevorstehenden Teilung kann sie nicht so schnell reisen.“ Dann fragte er „Aber wieso soll durch Savvs Fehlen alles verloren sein? Dass euch dies eine solche Unruhe bereitet, hätte ich nicht erwartet.“
„Sieh uns an, Pyrr!“ Gonnt ließ ihn kaum ausreden. „Wir sind alt und starr. Savv und du, ihr seid unsere Zukunft. Wenn wir noch eine haben.“
„Savv ist die einzige!“ ergänzte Vess. „Die einzige, die sich überhaupt noch -“
„- teilen kann. Ihr habt Recht!“ fiel ihr Pyrr ins Wort. „Wenn ich das gewusst -“ Er erstarrte. Seine Augenfelder verloren jeden Glanz.
Vess bog ihren Kopf zu Gonnt hin. „Das ist sie bestimmt.“
Gonnt nickte bedächtig. „Sonst gibt es niemanden mehr da draußen. Hoffen wir, dass ihr nichts -“
„Savv wird angegriffen!“ Pyrrs Augenfelder blitzten auf. „Sie haben sie entdeckt.“ Er schüttelte energisch sein Haupt. „Ich muss sie retten!“
„Ich komme mit dir!“ rief Kwiff von der Seite.
„Wir kommen alle mit.“ sprach Gonnt bestimmt. „Ohne Savv ist unser Volk ausgelöscht.“

„Jetzt!“ Zeemos Stimme klang verzerrt durch die Atemmaske über seinem kurzen Rüssel. Er richtete sich hinter dem Stuhl seines Sprengmeisters Nuruu auf, als die hochsteigenden Detonationswellen der tief im Sand versenkten Ladungen das Hologramm vor ihnen umrührten und den Blip der Beute zu einem langgezogenen Spritzer verwirbelten. Seine Facettenaugen glitzerten im Licht der tiefstehenden, roten Sonne am goldgelben Himmel als er sich den Frontfenstern der Brücke zuwandte.
Hinter der schartigen, ausgebeulten Lastfläche der Plattform mit den Winschen und Geschützen an den Rändern dehnte sich flimmernd die flache, hellbraune Sandwüste bis zum Horizont. Zur einen Seite, leicht nach vorne versetzt, schwebten die anderen beiden Plattformen dicht über dem Boden. Sonnenstrahlen entzündeten die geneigten Flächen ihrer Heckaufbauten.
Die Schockwellen erreichten die Oberfläche. Zeemo drückte seine vier Beine durch, um die Erschütterungen auszureiten. Voraus bäumte sich die Wüste auf. Hügel brachen aus der Ebene, wuchsen in ruckartigen Schüben und explodierten in Geysiren aus Steinstaub. Das Rütteln hörte auf. Ein Schatten zog durch den mit Mannschaften und Gerät vollgepackten Raum als ein Hagelschauer aus Sandmassen auf die Plattformen niederging.
„Sicht wird klar.“ meldete Nuruu. „Der Wurm kommt hoch. Wir sind im Geschäft.“
Zeemo hob eine seiner vier Hände zu einem Steuerelement an seinem Harnisch. „Taabi, Wodee! Es geht los. Hetzt die Harpunentorpedos auf ihn!“ Er streckte den Hauptfinger einer anderen Hand quer über die Brücke zu seinem Harpunier hinüber. „Das gilt auch für dich, Looxho.“ sagte er über die knappen Bestätigungen aus unsichtbaren Lautsprechern hinweg. „Heute will ich noch mal einen sauberen Treffer sehen. Den letzten Wurm soll meine Plattform als erste an der Leine haben!“
„Worauf du dich verlassen kannst.“ erwiderte Looxho, ohne von der Startröhre aufzublicken, an der er mit seinen beiden Gehilfen hantierte.
„Zeemo, sieh dir das an!“ rief Nuruu.
„Was ist?“ Zeemo beugte sich zu ihm herab.
„Hier.“ Nuruu markierte eine Ecke des Hologramms. „Eine ganze Horde Würmer. Sieben - acht Stück.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass es noch so viele gibt.“ Zeemo fuhr mit einem Finger mitten durch die Projektion. Gitterachsen krümmten sich über seinen Handrücken. „Aber sie kommen von der anderen Seite. Wir bringen zuerst unseren Fang rein und kümmern uns dann um diese Zugaben. Das wird noch ein richtig guter Tag heute.“ Er wandte sich um. „Wie dicht sind wir schon dran, Looxho?“
„Zielabstand Zwo-Eins-Drei. Schnell fallend. Ziel steigt immer noch auf. Und was dich am meisten interessiert,“ Looxhos Augen funkelten als er seinen Kopf zu Zeemo herumdrehte, „wir liegen deutlich vor den -“
„Zeemo, Taabi!“ tönte es aus den Lautsprechern. „Seht ihr auch diese acht Würmer auf uns zukommen, oder ist unser Holo mal wieder hinüber?“
Zeemo fasste an seinen Harnisch. „Die Würmer sind echt, Wodee. Wir holen sie uns später. Wenn sie sich solange nähern, um so besser. Aber zuerst halten wir uns an -“
Ein Ruck ging durch die Plattform. Zeemo stolperte und griff nach Nuruus Stuhl.
„Verdammt!“ Einer von Looxhos Gehilfen krachte gegen die Startröhre.
„Wir haben ihn!“ rief Looxho über seine Steuerkonsole gebeugt. „Saubere Bohrung in ein Brustsegment.“
„Fang gleich an zu ziehen,“ befahl Zeemo, „damit wir ihn zügig hier hoch kriegen.“ Er richtete sich auf. „Wo bleiben denn Taabi und Wodee? Müssen wir alles alleine -“
„Wir sind jetzt auch dran.“ kam es aus den Lautsprechern. „Wodee zahlt heute abend.“
Und „Kontakt! Und Taabi, das mit dem Zahlen wird sich erst entscheiden, wenn wir die anderen Würmer erledigt haben.“
„Nun zieht doch erst mal dieses Vieh hoch!“ Zeemo wandte sich den Geschützmannschaften im hinteren Teil der Brücke zu und schwenkte zwei seiner Arme in Richtung der Türen zur Lastfläche der Plattform. „Und schickt schon mal eure Jungs raus.“
„Zeemo!“ Nuruu sprang auf. „Die acht Würmer halten direkt auf uns zu. Sie haben gerade den Sicherheitsabstand unterschritten!“
„Dann sind sie ja noch ein Stück weg.“ Zeemo ließ seine Arme herabschwingen. „Wir bringen erst den -“
„Beute taucht auf!“ Looxhos Hände flogen über seinen Kontrolltisch.
Vor den Plattformen gebar die Wüste einen Felsrücken. Länglich. Segmentiert. So breit, dass drei von Zeemos Leuten nebeneinander darauf stehen konnten. Die Formation stieg höher, wurde zu einem Bogen. Bäche aus Sand rannen zwischen den Segmenten hervor und seinen Durchlass hinab. Der Bogen hob sich weit über die Plattformen, wuchs zu einem Tor, durch das sie nacheinander hätten hindurchgleiten können, warf seinen langen Schatten auf ihre Lastflächen.
Zeemo führte eine Hand zu seinem Harnisch. „An alle Geschützmannschaften. Jagt ihm eure Leinen in die Glieder.“
Die schlanken Geschützläufe schwenkten auf das lebende Monument ein.
„Zeemo!“ Nuruu drehte sich von seinem Hologramm weg, zeigte mit zwei Armen darauf und winkte mit den anderen in den Raum hinein. „Sie sind genau unter uns!“
„Nicht jetzt.“ Zeemo wandte die Augen nicht vom Ausblick hinter den Frontscheiben der Brücke. „Ich seh‘ mir das gleich -“
„Was zum - Taabi, Zeemo!“ drang es aus den Lautsprechern. „Was ist da los? Könnt ihr -“
Die abgewandte Längsseite von Wodees Plattform ganz außen hob sich hoch in die Luft. Geschützmannschaften schlitterten die Lastfläche hinab und stürzten in den Sand. Die Plattform überschlug sich, krachte auf den Wüstenboden und begrub die herabgefallenen Besatzungen.
Dahinter wurden drei Kegelspitzen sichtbar, stiegen auf segmentierten Säulen wie startende Raketen aus dem Sand, bogen sich zu dem schimmernden Rechteck hinab. Irisierende Strahlen schossen aus den Spitzen, schnitten in raschen Schwüngen durch die glänzende Fläche, zogen Fahnen aus Dampfschleiern hinter sich her. Dann stachen die Kegel auf die Stücke herab, die Säulen warfen sich über sie, hämmerten die Trümmer in den Wüstenboden.
„Geschützmannschaften!“ Zeemo erwachte aus seiner Starre. „Vergesst die Leinen. Umschalten auf scharfe Munition. Erledigt diese Würmer!“
Die Geschütze drehten sich zu den wütenden Kolossen. Lange Feuerzungen schlugen aus den Mündungen ihrer Rohre. Eine der Kegelspitzen barst sofort. Nach einer weiteren Salve die zweite. Aus den geköpften Säulen schoss in breiten Fontänen gleißender Dampf. Die riesenhaften Schläuche zuckten über den Boden, schleuderten Sandvorhänge in die Luft. Die beiden Plattformen schwankten und rollten in den Sturmböen.
„Achtung!“ Looxho klammerte sich an seiner Konsole fest. „Da kommen noch mehr.“
Um Taabis Plattform herum bohrten sich neue Raketenköpfe aus dem Sand. Einige wurden getroffen und zerplatzten in Wolken aus Hornfragmenten und Glitzerdampf. Andere schnellten hoch in den Himmel. Plötzlich schoss aus einem breiten Segment tief unten in einem der wachsenden Türme ein dünner Dampfstrahl weit ins Leere hinaus bevor er auseinanderfächerte und zu einem langen Wimpel verwehte.
„Die Druckblase!“ Zeemo stand breitbeinig in der Mitte der Brücke und deutete mit zwei Händen auf das Leck im Leib der riesigen Kreatur. „Welcher Idiot hat denn die Druckblase getroffen? Schädel runter, geht in Deckung! Geschützmannschaften, Taabi, hört ihr mich?“
Die Säule stieg weiter aus dem Wüstenboden und neigte sich über Taabis Plattform. Fast schien der austretende Strahl sie zu drücken. Ein Zittern lief durch den Turm und er stürzte wie eine umkippende Rakete auf das schwebende Rechteck. Beim Aufprall explodierte alles in einen Ausbruch von Trümmerteilen, Panzersplittern und Sandschlieren.
Als das Prasseln gegen die Scheiben aufhörte hob Nuruu den Kopf. „Was für ein Krater.“ Breite Sandfronten rutschten die Schrägen des Trichters hinab, dessen Ränder dicht an die letzte Plattform heranreichten. „Von Taabi und seinen Jungs ist nichts mehr zu sehen.“
Looxho richtete sich hinter seinem Kontrolltisch auf. „Friede ihren Stückchen.“
Zeemo tastete an seinem Harnisch. „Hallo, Geschützmannschaften! Ist noch jemand da draußen?“
Ganz vorne, an einer Ecke der Lastfläche, löste sich eine Gestalt aus der gedrungenen Form eines Geschützturms und schwenkte alle vier Arme hoch in der Luft.
„Gut!“ Zeemo klopfte Nuruu auf die Schulter und deutete gleichzeitig auf das Hologramm. „Haltet weiter nach Würmern Ausschau, bis wir die Lage - oh nein!“
Von der Seite zischte ein gleißender Strahl heran, teilte Geschütz und Gestalt in zwei Hälften und strich weiter dicht über die Lastfläche.
„Da!“ Looxho zeigte quer über die Brücke zum Rand der Frontfenster.
Neben der Plattform bog sich ein gigantischer Enterhaken aus dem Sand und lenkte das leuchtende Verderben aus seiner Spitze in einer Drehung auf die Brücke zu.
„Geschützmannschaften!“ Zeemo hämmerte gegen seinen Harnisch. „Wenn mich irgend jemand hört - erledigt diesen Wurm!“
Auf beiden Seiten des Enterhakens fuhren weitere Stacheln aus dem Wüstenboden.
„Ich werd‘ verrückt!“ Looxho schlug eine flache Hand auf seine Konsole. „Wie viele sind das denn noch?“
Die Klinge aus Dampf schnitt durch das nächste Geschütz.
„Was ist los?“ Nuruu stand auf. „Worauf warten die eigentlich?“
Die buckligen Türme entlang der Plattformränder drehten sich der todbringenden Palisade aus Hornpanzern entgegen.
„Macht schon, Leute!“ Zeemo ballte seine Fäuste. „Schießt endlich dieses Ungeziefer über den Haufen!“
Die Geschützläufe spuckten Blitze.
„Vorwärts!“
Die Spitzen von einigen der lebenden Palisadenpfähle zersprangen in einem Nebel aus Dampfschwaden und Plattenfragmenten.
„Nietet diesen Schneidbrenner um!“
Die Lanze aus heißem Gas kam weiter auf die Brücke zu.
„Ihr Blindgänger!“
Ein Streifschuss riss ein Segment weit hinten im Bogen des Enterhakens auf.
„Zielen!“
Die massige Schlange bäumte sich empor, der irisierende Speer schnellte hoch.
„Knallt das elende Vieh endlich ab!“
Der Dampfstrahl schoss quer auf eine Ecke der Frontscheiben zu, verschwand aus dem Blickfeld, die Hälfte einer Antennenschüssel stürzte auf die Lastfläche.
„Alle Versager!“
Salven schlugen in die vorderen Glieder der gekrümmten Röhre, warfen sie zurück, die Gasklinge an ihrer Spitze zog einen Spektralbogen in den Himmel und erlosch.
„Wollt ihr auf diesem Drecksplaneten verrecken?“
„Zeemo!“ Looxhos Hände schlossen sich um die Schultern der konvulsivisch zuckenden Gestalt. „Hör auf! Es ist zu Ende.“
„Alles unter Kontrolle.“ Nuruu beugte sich zu seinem Hologramm hinab. „Da unten gibt es keine Würmer mehr.“
„Ja, ich -„ Zeemo schüttelte den Kopf, „- ich hab die Nerven verloren. Tut mir leid. Warum muss auch ausgerechnet die letzte Jagd so verdammt schieflaufen?“
„Zum Glück ist das jetzt vorbei.“ Looxho stieß eine Faust leicht gegen Zeemos Schulter. „Fünf Sonnenzyklen Wurmhatz sind genug.“
„Mehr als das!“ Nuruu blickte von seinem Hologramm auf. „Ich hasse diesen trostlosen Sandhaufen.“
„Hoffentlich lassen sich die Vorlieben-Scouts und Krusten-Designer als nächstes was besseres einfallen.“ Zeemo griff an seinen Harnisch. „Geschützmannschaften! Gut gemacht. Ihr habt unsere fauligen Därme gerettet. Kommt rein, und dann nichts wie hoch zur Orbitstation.“

Pyrrs Lebensdämpfe waberten aus seinen zerschlagenen Segmenten und stiegen in langgezogenen Fetzen auf zum Himmel. Sand wehte durch die eingedrückten Panzer in sein Inneres und lagerte sich als dicke Schicht in seinen aufgeplatzten Verdichtungskanälen ab.
Das Letzte, was Pyrr zwischen den gesplitterten Platten seiner Stirnhaube hindurch wahrnahm, war die dunkle Unterseite des aufsteigenden Rechtecks mit den hellen, zerkratzten Strichmustern, erleuchtet von den Strahlen der untergehenden Sonne. Schriftzeichen einer fremden Zivilisation, deren Bedeutung er nie erfahren würde.
Jagaa Fuushi - Intergalaktische Snacks - Jeden Tag eine andere Welt.

 

Hm ja.
Eigentlich gehört diese Geschichte noch zum Thema des Monats Oktober:
außerirdische Essgewohnheiten.
Leider konnte ich kein rechtzeitiges Ende finden.
Vielleicht interessiert's trotzdem noch jemanden.

 

Hi jfp,
deine Würmer haben mich an Frank Herbert erinnert.
Eine interessante Spezies. Bei den "Jägern" (Hast' du sie eigentlich irgendwo beim Namen genannt?) musste ich an eine Mischung aus Watto und Sebulba denken.
Eine Sache irrtierte mich ein wenig du schreibst von

Augenfeldern
und dann von
Resonanzbändern und Membranen unter den Beinplatten der Spitzhaube an seiner Stirn
. Ich finde die Augenfelder überflüssig, sie irrtieren mich da ich mir bei einem Geschöpf das sich auf Art und Weise wie diese Würmer unter der Erde bewegt nur schwer einen Sinn dieser Augen vorstellen kann (Rein aus evoltionellen Gesichtspunkten).
Ansonsten zwei drei Dinge Textkram usw.:
...durch die Tiefen des Ozeans aus Steinstaub.
unrund hemmt den Lesefluss...
...bis sich die Materiekonzentration auch über ihm erstreckte.
Materiekonzentration liest sich komisch...
...eine breite Fontäne aus dichtem, glimmerndem Dampf...
dichtem, glimmernden...
usw. noch so'n paar Dinger.
Du bleibst für meinen Geschmack zu oberflächlich, leuchtest das Ganze noch nicht weit genug aus. Die Beschreibung ist in Ordnung aber die Charaktere könnte man noch ein wenig mehr ausleuchten...
Tja, Walfang in einem Frank Herbert Universum bei dem mal kurz der gute alte George vorbeigeschaut hat.
Hat mich nicht so sehr vom Hocker gerissen, aber ich bereue es nicht die Geschichte gelesen zu haben.
Man liest sich
Nice

 

Hallo Nice,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Ja, man *könnte* behaupten, dass ich mich bei den Würmern von Frank Herbert - ah - inspirieren ließ. :)

Die Rasse der Jäger hat keinen Namen.
Die Würmer werden von mir (dem Autor) auch nicht als Würmer bezeichnet. Sie selbst nennen sich natürlich auch nicht so. Die Jäger tun das.
Eigentlich heißt das Volk der Würmer die Rhammds, aber das ist beim Editieren rausgeflogen.
Kommt bei Bedarf vielleicht wieder rein.

Und wer oder was sind Watto und Sebulba?
Keine Ahnung.

Die Sache mit den Resonanzbändern, Membranen und Augenfeldern:
bei aufgeklappter Stirnhaube und rausgestrecktem Kopf wie in der Ratshöhle können die Augenfelder ganz nützlich sein, denke ich mir.
Könnte ich noch genauer erklären.
Meine Würmer sind eben nicht ganz so wie die bei Dune. :)

Weiter - ahm - beschwerst du dich über meinen Satz
... bohrte sich Pyrr durch die Tiefen des Ozeans aus Steinstaub.
Also, ich finde, das hat einen ordentlichen Rhythmus und vermittelt auch eine gewisse Größe.
Könntest du mir - exemplarisch - sagen, warum du das unrund und hemmend findest?
Zu viel hohler Bombast?
Die Bezeichnung Steinstaub für Sand zu gedrechselt?
Hey, das interessiert mich wirklich!
:)

Schön, dass du den Walfang erkannt hast.
Und wer ist der gute alte George?
George Lucas?

viele Grüße
jflipp

 

Und wer oder was sind Watto und Sebulba?
Keine Ahnung.
SW I.
Watto ist der lustige kleine fette schrotthändler mit den Stummelflügeln und dem Rüssel
Sebulba ist Anakins Kontrahent im Podrace mit den vier Armen... typische SW Figuren, sind mir beim Lesen als Bilder so durch den Kopf geschwirrt...
Die Sache mit den Resonanzbändern, Membranen und Augenfeldern:
bei aufgeklappter Stirnhaube und rausgestrecktem Kopf wie in der Ratshöhle können die Augenfelder ganz nützlich sein, denke ich mir.
ja schon nur Augen nehmen ihnen wieder etwas von ihrer Fremdheit, die du btw. ruhig stärker ausbauen könntest warum denken sie nicht in komplett anderen Kategorien als wir Erden Menschen? Erinnert mich ein bisschen an ein Naturvolk, welches vor der Ausrottung durch den "zivilsierten Menschen" bedroht wird...
Dabei würde mich auch intereesieren wie sie sich unterhalten? Ist es eher ein Gesang wie bei Walen oder eine völlig fremde Form der Verständigung z.B. das reiben/knirschen ihrer Panzerplatten aneinander...
vermenschliche die fremden nicht zu sehr sondern unterstreiche ein wenig das exotische was sie ausmacht...
Weiter - ahm - beschwerst du dich über meinen Satz
... bohrte sich Pyrr durch die Tiefen des Ozeans aus Steinstaub.
Tja also ein Ozean ist in 08/15 erst mal eine unüberschaubare Menge/Fläche von Wasser kein Problem das auf die Wüste zu projezieren: ein Ozean aus Sand (oder so was)... wenn du Sand aber auch noch durch die Metapher Steinstaub ersetzt bekommt der Satz im Abgang ein wenig Übergewicht und fällt mMn auf die Nase...deswegen hämmt er, anders wäre es wenn deine ganze Geschichte aus doppelten und verschlungenen Metaphern bestehen würde, dann würde er ins gesamtbild passen. Da der Text aber seinen Leser nicht auf diese Weise fordert fällt es mir Unangenehm auf...
Und wer ist der gute alte George?
George Lucas?
geanu der!
Gruß
Nice

 

Hi jflipp!

Hm, sprachlich ist der Text super, keine Frage.
Der Grund, weshalb er mir nicht so gut gefällt, ist der Inhalt:

Da beschreibst du auf über einer Seite mit von einer Unzahl Adjektiven überfrachteten Sätzen, wie die Würmer aussehen und wie kunstvoll sie ihre Ratshöhle gestaltet haben ( das ist der Abschnitt, den ich von meinem Lob ausnehme ), und als ich schon denke, das würde die ganze Geschichte ausfüllen und daraufhin beschließe, den Rest nur noch zu überfliegen, um meinen Verriss besser begründen zu können, da fängt - nach einem Fünftel des Gesamtumfangs - die eigentliche Handlung an.
Die Würmer sind vom Aussterben bedroht, weil irgendwelche Profitgeier sie jagen, und nun droht auch der letzte Fortpflanzungsfähige unter ihnen gefangen zu werden. Nichts Neues, aber es lässt sich eine ernstzunehmende Handlung mit interessanten Betrachtungen daraus spinnen. Wie sieht das Lebensgefühl einer vom Aussterben bedrohten Rasse aus? Was für letzte Handlungen vollziehen die letzten Überlebenden, um ihre erlöschenden Existenz noch Sinn zu geben?
Und hier beginnt die inhaltliche Unstimmigkeit: Auch wenn ich die Beschreibungspassagen unendlich langweilig zu lesen fand, so hatten sie doch die Funktion, die Kultur dieser Würmer zu vermitteln.
Doch inwieweit ist solcher Tiefgang wichtig, wenn du danach bloß eine reine Actionhandlung mit jeder Menge Rumballerei und gegenseitiger Auslöschung anklebst? Das ist ja ungefähr so, als würdest du aus einem Holzklotz eine kunstvolle Madonna schnitzen, nur um die Skulptur dann im Kamin zu verheizen.
Noch dazu war es mir unmöglich, die Aliens ernst zu nehmen, dafür waren sie zu oberflächlich charakterisiert, und wenn ich dabei ständig an die Barke von Jabba the Hutt denken muss, spricht das auch nicht gerade für deine Rassen-Kreation. Ebenso war es mir nicht möglich, um die Würmer zu trauern, denn auch die kannte ich nicht gut genug.
Es ist diese Unstimmigkeit zwischen exzessiver Beschreibung und darauffolgender Actionhandlung, die mir missfiel.

Wenn es eine wirklich gute Geschichte werden soll, musst du dich entscheiden, ob du die Action in den Mittelpunkt rücken willst oder die Betrachtung der Wurm-Kultur.
Letzteres fände ich wesentlich interessanter und lesenswerter, allerdings auch schwieriger. Bei Ersterem kannst du die Erwartungen des Lesers viel leichter erfüllen, nur Schlachten zwischen Aliens hat man schon eine Menge gelesen, und du müsstest dir eine bessere Pointe ausdenken als diesen Schriftzug auf der Unterseite der Plattform.

Dazu noch eine Anmerkung:

Schriftzeichen einer fremden Zivilisation, deren Bedeutung er nie erfahren würde.
Jagaa Fuushi - Intergalaktische Snacks - Jeden Tag eine andere Welt.

Wenn der Wurm die Schriftzeichen nicht kennt, wieso erweckst du den Eindruck, er könne sie lesen?
Perspektivenwechsel innerhalb einer Szene wirken immer ein wenig ungeschickt. Vor allem die "Kamera" des auktorialen Erzählers ist sehr vorsichtig anzuwenden.
Ich würde diesen Satz lieber streichen und die Pointe anders setzen.

Zitat von Nice:

ja schon nur Augen nehmen ihnen wieder etwas von ihrer Fremdheit, die du btw. ruhig stärker ausbauen könntest warum denken sie nicht in komplett anderen Kategorien als wir Erden Menschen?

In erster Linie, weil ein menschlicher Autor die Geschichte geschrieben hat. :D
Um fremdartige Denkstrukturen nachempfinden zu können, müssen wir auf unsere eigenen Denkstrukturen zurückgreifen. Deshalb wirst du kaum je eine Geschichte lesen, in der du nicht das Gefühl hast, die Aliens seien Menschen mit Gummimasken.
Andererseits ist es auch eine interessante Herausforderung, solch eine Rasse zu erschaffen. Warum gehst du nicht mal mit gutem Beispiel voran? ;)
Ein Problem ist dabei aber, dass der Leser auch etwas mit diesen Aliens anfangen können sollte. Und dafür braucht es zumindest einen Ansatz menschlicher Denkmuster. Jaja, die berühmte Quadratur des Kreises ... :Pfeif:

Ciao, Megabjörnie

 

@Megabjörnie

In erster Linie, weil ein menschlicher Autor die Geschichte geschrieben hat.
Um fremdartige Denkstrukturen nachempfinden zu können, müssen wir auf unsere eigenen Denkstrukturen zurückgreifen. Deshalb wirst du kaum je eine Geschichte lesen, in der du nicht das Gefühl hast, die Aliens seien Menschen mit Gummimasken.
hmm... is was dran
ja, nee war ne blöde Idee so beim nochmal drüber nachdenken... oder besser ne schicke idee nur ohne genug nachdenken gepostet... also doch die überfrachteten Sätze am Anfang etwas stutzen...
und das mit dem Aliens... ja, lassen wir sie lieber in ihren Gumimasken, wenn ich mir so vorstelle was ich da schreiben würde .... nee, dat würde keiner mehr lesen weils langweilig wird...
danke aber ich verzichte auf das Experiment, da lass ich leute mit mehr schmalz und wortgespühr dran knobeln...
Gruß
Nice

 

Hallo Megabjörnie,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Herzlichen Glückwunsch, du hast die meisten mir bekannten Schwachstellen gefunden. :)

Ich finde die ausführliche Beschreibung der Ratshöhle schon gerechtfertigt. Das zeigt nicht nur die fremde Kultur der Würmer, sondern auch deren Schönheit. Im Verborgenen können die Würmer etwas sehr gut (Steinschnitzereien), sie sind Künstler. Aber die doofen Jäger wissen davon gar nichts. Durch die Beschreibung dieser Schönheit soll das Aussterben der Würmer für den Leser noch tragischer werden. Die Kultur der Würmer ist irgendwo ein ganzes Stück weit entwickelt, nur eben nicht so technisch wie die der Jäger. Wenn sich die Würmer den ganzen Tag nur durch den Sand wühlen und sonst nichts tun, würde es wahrscheinlich niemanden stören, wenn sie von den Jägern zu Konserven verarbeitet werden. Hey, auf unserem Planeten passiert das tagtäglich abertausenden von Rindviechern! :)
Dieser ganze Anfang ist eben, wie du so schön bemerkt hast, das Schnitzen der Madonna.

Und Sinn und Zweck der Geschichte ist wirklich das Verheizen der Madonna. Damit der Leser sieht, dass da irgendwas nicht stimmt.

Du hast schon recht, dass man dabei noch mehr auf die Würmer eingehen sollte. Allerdings würde ich das nicht durch die Beschreibung von Abschiedsritualen machen, das wäre *mir* dann zu langweilig. Ich würde eher bei der Konfrontation (hey, Action ist gefordert! :-) ab und zu auf die Sicht der Würmer umschalten. Aber wie du richtig festgestellt hast, ist das kompliziert und hätte die Fertigstellung der Geschichte noch weiter hinausgezögert.

Die Jäger sind von der Stange, da hast du auch recht. Bei dem Thema des Monats waren halt Außerirdische gefordert. Ansonsten hätte ich Menschen mit ein bisschen Mutationen genommen.

Und die Jagd könnte auch düsterer und brutaler sein. Das ist mir schon etwas hell und oberflächlich geraten. Muss ich noch dran arbeiten.

Wahrscheinlich würde es auch helfen, wenn die Konfrontation einfach kürzer wäre. Dann würde man nicht so viele Details von den Jägern erwarten.

Noch was zum Perspektivenwechsel am Schluss.
Da hast du völlig recht.
Das habe ich in Kauf genommen, und *prompt* hat es ein Leser bemerkt.
Verd...
:)
Das war eben mein Deal.
Das könnte man natürlich umgehen, wenn die Würmer lesen könnten, oder wenn man etwas andere Opfer verwenden würde, oder oder ...

viele Grüße
jflipp

 

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