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Serie Exodus: Die Herren Katayama und Ichikawa

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10.02.2000
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Exodus: Die Herren Katayama und Ichikawa

Erster Akt

Herr Katayama legt die Zeitung auf die Kommode und schüttelt unmerklich den Kopf. Auch wenn er sich über Herrn Ichikawas Mitbringsel freut, kann er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass da draußen in der Welt etwas nicht stimmt. Oder mit der Zeitung so einiges nicht in Ordnung ist. Wer lügt? Die Welt oder die Schriftzeichen auf dem Papier?
»Warum haben Sie sich nicht längst ein Radio angeschafft oder einen Computer, Herr Katayama?«
»Von meiner Aufgabe hier soll mich nichts ablenken«, erwidert er und weiß, dass diese Frage mindestens zehn Mal im Jahr von Touristen gestellt wird, die Fragenden mit seiner Antwort aber nichts anfangen können; sie nicht mal ansatzweise verstehen.
»Aber Herr Katayama …« Ein resignierter Seufzer strömt durch Herrn Ichikawas Nase. »Es muss Sie doch interessieren, was da passiert?! Die Seuche greift immer weiter um sich! Niemand darf nach Tokio hinein, fast in jeder großen Stadt werden Quarantäne-Viertel eingerichtet! Bald wird sie auch hier bei uns in Aomori sein!«

Herrn Katayamas rechtes Ohr juckt. Er verkneift sich zu kratzen und nimmt die Kanne, gießt den Grüntee in beide Matcha-Schalen, deckt sie ab, stellt sie auf die Anrichte zurück und atmet tief durch. Das Zittern der Hände kommt. Da kann man nichts machen, hat der Doktor gesagt. Manche zittern eben, wenn sie Dinge loslassen, meinte er. Herr Katayama sagte ihm nicht, dass er das für Blödsinn hielt. Für zwei weitere Atemzüge schließt er die Augen und denkt an das Meer dort draußen vor dem Fenster. Er hört den stets um die Hauskanten wehenden Wind; manchmal ein Pfeifen, heute ein sanftes Rauschen. Das Zittern ebbt ab. Jetzt, denkt er und öffnet die Augen, trägt dann beide Schalen zum Tisch und stellt sie vorsichtig ab.
»Danke, Herr Katayama.« Herr Ichikawa nickt mehrmals und sieht ihn über den Rand seiner Brille hinweg an. »Vielen Dank! Sehr freundlich von Ihnen!«
Yemon Katayama lächelt und setzt sich Herrn Ichikawa gegenüber. Mehr als langsam beugt er den alten Körper, zieht den Hocker ein Stück vom Tisch weg, schiebt sich vorsichtig darüber, lässt sich fallen und lacht. Herr Ichikawa zeigt den Rest seiner Zähne. Man kann sie an einer Hand abzählen.
»Wir Alten …«, sagt er kichernd.
»Da haben Sie recht, Herr Ichikawa.«

Dann bringt beide etwas aus dem Takt von Lächeln und Höflichkeit. Ein gemeinsamer Gedanke, ein Geräusch, das beide kennen? Erinnerung kommt und sie sehen sich an. Die Blicke kehren sich nach innen. Senken sich mehr und mehr in den tiefen Abgrund verblassender Bilder. Siebzig Jahre kennen sie sich nun. Seit der gemeinsamen Schulzeit. Sieben Jahrzehnte und doch hat es nie für eine Freundschaft gereicht. Nur für ein Kennen. Heute jedoch teilen wir einen Pfad in die Vergangenheit, denkt Herr Katayama und ist froh, dass Herr Ichikawa immer noch jede Woche einmal zum Tee kommt. Sie heben beide wie abgesprochen den Tondeckel von der Matcha-Schale, legen ihn auf die Seite und trinken in kleinen Schlucken leer. Draußen wird der Wind stärker und bringt vielleicht Nebel vom Japanischen Meer, überlegt Yemon Katayama. Es klackert auf dem alten Holztisch, als er die Teeschale abstellt.

»Haben Sie schon für diese Woche eingekauft, Herr Katayama?«, will Ichikawa wissen.
»Nein, noch nicht. Ich traue mich nicht mehr auf die Honda. Aber Herr Hayashi kommt ab morgen jede Woche extra aus Mutsu und bringt mir den Wocheneinkauf. Ich habe ihm gesagt, er solle stets dieselben Dinge in den Korb legen. So kann ich auch die Preissteigerung verfolgen.«
Ichikawa zieht die Augenbrauen nach oben und nickt anerkennend. »Sie sind ein Fuchs, Herr Katayama. Das wusste ich schon immer.« Er dreht die Schale mit den Fingern zwei oder drei Mal um die eigene Achse. »Rufen Sie ihn noch mal an. Herr Hayashi kann Ihnen jede Woche die Zeitung bringen«, setzt er nach. »Sie müssen doch wissen, was passiert.«
Statt darauf einzugehen, steht Yemon Katayama auf, holt die Teekanne und schenkt seinem Gast nach. »Ich muss noch fegen«, sagt er dann und hofft, Ichikawa versteht dies als Aufforderung, bald den Heimweg anzutreten. Doch in dessen Augen tritt ein Leuchten.
»Darf ich Ihnen helfen, Herr Katayama?«
»Nanu, Herr Ichikawa? Das haben Sie mich ja noch nie gefragt. Warum heute?«
Mit den Fingern zeichnet Ichikawa kleine Kreise auf den Tisch, schwingt den Kopf hin und her. Insgeheim hofft Yemon Katayama, dass dieser Vorschlag ein Scherz ist und sein Gegenüber sogleich die Auflösung anbietet. Doch es ist ihm Ernst und es folgt ein abschließendes, lautes Klopfen mit dem Zeigefinger.

»Also gut, Herr Katayama, ich will meine Neugier nicht verbergen. Die Inseln verlassen heute Aomori, vielleicht haben Sie es gelesen. Die Werft dort hatte die Ehre, drei bauen zu dürfen. Mein Neffe arbeitet auf der Werft, und stellen Sie sich vor …«, Ichikawa wächst über sich hinaus, drückt den Rücken durch, sitzt wie eine Eins. »Er darf mit seiner Frau auf eine Insel. Sie wurden auserwählt.« Ichikawa nickt ein paar Sekunden lang, um die Bedeutung des Auserwähltseins für sich und seine Familie zu unterstreichen.
Katayama verbeugt sich drei Mal. »Ich nehme an, Herr Ichikawa, dies ist eine große Ehre für Sie und ihre Familie! Ich möchte gratulieren.«
»Danke, Herr Katayama, ich danke Ihnen«, erwidert Ichikawa, sich ebenso verbeugend. Dann schweigen beide, schlürfen den Grüntee in kleinen Schlucken. Herr Katayama schweigt, denn er weiß nicht, was er von dieser Geschichte halten soll. Künstliche Inseln, die schwimmen und tauchen können, er kann das nicht glauben. Und Fotos in Zeitungen sind in dieser Zeit sicher kein Beweis mehr. Die Signaluhr am Turmaufgang piept. Es ist Zeit, um zu fegen.

Zweiter Akt

»Warum nehmen wir keinen von den Neuen?«, fragt Herr Ichikawa verwundert und hält einen völlig unbenutzten Straßenbesen hoch. Doch Herr Katayama ist schon hinausgegangen, zwei alte Reisstrohbesen in der Hand. In der offenen Werkstatttür fängt sich der Wind, rüttelt am langen Riegel, lässt ihn einen unregelmäßigen Rhythmus schlagen. Herr Ichikawa seufzt, stellt den noch nie benutzten Straßenbesen ab und geht auf den Vorplatz.
»Herr Ichikawa«, wird er draußen empfangen, »seit Jahrzehnten fege ich mit Reisstrohbesen. Es gibt nichts besseres. Aber natürlich …«, Katayama mustert ihn genau, »muss man mit einem Reisstrohbesen auch umgehen können.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass ich …«
»Aber nein! Lediglich das Maß an Erfahrung könnte meinerseits überwiegen. Ich schlage vor, wir teilen die Fläche in zwei Hälften«, ignoriert Katayama Ichikawas aufkeimende Empörung und drückt ihm einen der Reisstrohbesen in die Hand. Der begutachtet ihn genau.
»Ich habe den Eindruck, dass dieser hier schon etwas älter und abgenutzter ist.«
»Fangen wir an«, beschließt Katayama. »Wir fegen mit dem Wind, nicht gegen ihn. Heute kommt er aus Westen. Also fegen wir nach Osten. Ich nehme die Treppen, den Vorplatz, und Sie säubern um das Haus und hinter dem Leuchtturm. An der östlichen Mauer treffen wir uns.« Er dreht sich und lässt Ichikawa stehen. Seitdem er am äußersten Norden von Honshu Leuchtturmwärter ist – und das sind immerhin schon knapp fünfzig Jahre – hat er das Areal alleine gefegt; immer alleine gearbeitet. Bei Wind und Wetter, glühender Hitze und Eiseskälte mit seinem Leuchtturm den Schiffen einen sicheren Weg gewiesen. Hier in der Tsugaru-Straße, zwischen Honshu und Hokkaido. Ich bin es gewohnt, alleine zu fegen, denkt Katayama, denn dann weiß ich, dass alles so ist, wie es sein soll. Aber natürlich kann er das Herrn Ichikawa nicht vorwerfen. Schon tut es ihm leid, dass er so zurückweisend war, bleibt kurz stehen, blickt sich um und sieht ernüchtert, wie ein Reisstrohbesen nicht verwendet werden soll. Er seufzt und geht weiter.

Kurze Züge, nur maximal fünfzig Zentimeter. Nicht zu fest auf den Boden drücken. Nicht ausschwingen. In fünfzig Jahren kann man eine einzigartige Perfektion erlangen. Aber nur hier, in Shiriyazaki, am äußersten Leuchtturm der Präfektur Aomori, denn das Fegen ist hier abgestimmt auf Wind und Wetter. Herr Katayama ist stolz auf sich und will gar nicht sehen, was Ichikawa dort drüben treibt. Lieber denkt er an die Ehrenurkunde, die ihm der Präfekt vor fünf Jahren überreicht hat; auf dem Platz vor dem Leuchtturm.
Der Wind trägt einen langgezogenen, dunklen Ton über die Spitze der Halbinsel. Fast wie bei einem der großen Containerschiffe, erkennt Katayama. Ein Schrei unterbricht seinen Gedanken. Er sieht Ichikawa auf den Turm zurennen, die Tür aufstoßen und darin verschwinden. Fast bleibt ihm das Herz stehen. Nur er und ein entsprechend ausgebildeter Techniker dürfen den Leuchtturm betreten. Katayama starrt auf den Reisstrohbesen in seiner Hand, dann auf den Dreckhaufen. Jeder Windstoß verkleinert ihn.

»Ichikawa!«, ruft er so laut es seine alten Lungen erlauben. Dann rennt er los, nein, stolpert; rennen war einmal. Mit möglichst schnellen Schritten hechelt er Ichikawa hinterher, erreicht den Turmeingang, sieht sich im Eingangsbereich um, hält den Atem an und lauscht. Schritte auf der Treppe. Watatsumi soll ihn holen!, verwünscht er Ichikawa. Doch den Meeresgott hat er noch nie gesehen, also muss Katayama das erledigen und steigt die Stufen empor. Die Schritte entfernen sich schnell. Ichikawa wird doch nicht schneller sein als ich? 128 Stufen sind es bis zum Spiegelraum. Weiß getünchte Stufen in einem weißen Turm. Lediglich auf deren Kanten kleben schwarze Gummiprofile. Nur noch alle drei Tage muss Katayama nach ganz oben, die Spiegelflächen und Linsen reinigen. Alles andere ist automatisiert. Und selbst das wird bald abgeschafft, wenn im nächsten Jahr nebenan eine der neuartigen Funkpeilanlagen gebaut wird. Katayama wird wütend, wenn er daran denkt, schiebt den Zorn jedoch beiseite. Er atmet heftig, spürt das starke Klopfen im Hals. Schlangengleich windet sich die Treppe um den zentralen Kabelschacht. Für einen Moment bleibt er stehen. Ichikawa ist nicht mehr zu hören. Wie kann das sein? Yemon Katayama beschließt, dass Ichikawa ihm den Buckel runterrutschen soll und wechselt in seine gewohnte Geschwindigkeit. Langsam. Stufe um Stufe. Kleine Pause nach zehn Stück. Durchatmen. Mehr als rumstehen kann der Eindringling ja nicht.
Als er oben ankommt, entdeckt er ihn auf der nördlichen Seite, gegenüber des Aufgangs. Nase und Fingerspitzen kleben an der Scheibe. Möge ihn Watatsumi holen, verflucht ihn Katayama insgeheim. Das macht er wieder sauber! »Herr Ichikawa! Ich muss doch sehr bitten! Fett auf der Scheibe ist wie ein Prisma …«
Ichikawas rechte Hand winkt ihn zu sich.
»Kommen Sie, Herr Katayama! Sehen Sie!«

Dritter Akt

Er geht um den Glaskasten des Leuchtfeuers herum und stellt sich neben Ichikawa. Folgt mit den Augen seinem Finger. Aus Richtung Hakodate nähert sich ein seltsames Gebilde. Katayama ist erfahren im Schätzen von Entfernungen zu relativer Größe. Und was dort kommt, muss sehr groß sein. Aus dem Schrank unter dem Leuchtfeuer holt er eine große Optik, schiebt Ichikawa beiseite, steckt einen Metallstab in ein Brüstungsloch und setzt darauf das Fernglas. Aus Ichikawas Mund kommt ein ächzendes Geräusch. Katayama peilt über den vor der Brüstung angebrachten Messingring. Die Struktur nähert sich aus 310 Grad. Er blickt durch die Optik und staunt.
»Beim Schrein meines Vaters …«, flüstert er. Die Zeitungen hatten recht!
»Was sehen Sie, Herr Katayama? Lassen Sie mich auch durchschauen …«
Ichikawas Bitte ignorierend, tut er das, was seit jeher zu seinen Aufgaben zählt: Position, Schiffstyp und dessen Zustand ermitteln. Ein Reflex, denn Yemon Katayama muss auch in Seenot geratene Schiffe melden. Doch das Wetter ist gut, kein Taifun nähert sich vom Pazifik. Kein in Seenot geratenes Schiff treibt in der Tsugaru-Straße und wird von zunehmender Strömung in den enger werdenden Sund gegen die Felsen geschoben. Die unterschiedlichen Wassertiefen kann Herr Katayama am Kräuseln der Wasseroberfläche erkennen. Das Gebilde bewegt sich nicht in der Mitte der Tsugaru-Straße, ist näher an Aomoris Küste. Er dreht das Fernglas langsam nach links. Ein zweites dieser schwimmenden Gefährte ist dahinter zu sehen. Und in der Ferne ein drittes. Und noch etwas anderes wird sichtbar. Yemon Katayama nimmt die Augen vom Fernglas, richtet sich auf und starrt durch die Scheiben zum Horizont.

»So sagen Sie doch was, Herr Katayama! Ich flehe Sie an! Ist es eine dieser Inseln?«
Es kommt keine Antwort. Ichikawa drückt ihn weg und sieht selbst durch das Fernglas. Dreht es hin und her und kann es nicht begreifen.
»Was passiert da, Herr Katayama? Wo kommen die vielen kleinen Boote her? Wollen die alle der Insel hinterher?«
»Ichikawa! Gehen Sie hinunter ins Wärterhaus, ins Büro! Dort finden Sie auf dem einzigen Regal ein zweites Fernglas mit Metallstütze! Holen Sie es! Ich muss das hier auf jeden Fall dokumentieren …«
Ichikawa löst sich von der Optik und starrt ihn ungläubig an.
»Los! Gehen Sie!«, schreit Katayama. Es zuckt in Ichikawas Gesicht, er reißt die Augen weit auf, dreht sich und geht langsam zur Treppe. Als bräuchten die Informationen noch zwei oder drei Atemzüge, bis sie in sein Hirn eingesickert und begreifbar sind. Noch einmal blickt er sich um, dann ist er weg. Yemon Katayama holt aus dem Schrank sein Notizbuch mitsamt Kugelschreiber und sieht wieder durchs Fernglas. Durchsehen und schreiben. Eine lang trainierte Routine. Kein Problem für ihn. Datum, Uhrzeit, was passiert da draußen …

Mindestens dreißig Boote, Trawler, ein Bugsier, 1-Mast- und 2-Mast Segler folgen dem Gebilde (der Insel), umkreisen es, werfen Leinen Richtung seitlich angeflanschter Streben und Erhebungen, Menschen versuchen daran emporzuklettern und … Katayama reguliert noch einmal die Schärfe, kontrolliert den Winkelgrad, presst die Augen vor die Gummimanschetten … und werden offenbar mit Waffengewalt davon abgehalten. Werden getroffen, soweit ich das erkennen kann. Fallen ins Wasser. Es hat den Anschein, als wollte der Bugsier das große Gebilde rammen … hinter dieser Insel taucht jetzt eine Fregatte der Selbstverteidigungskräfte auf und … feuert auf den Bugsier … sie feuert tatsächlich auf den Bugsier … und trifft ihn. Mehrmals! Japaner schießen auf Japaner!?

Herr Katayama tritt einen Schritt zurück, starrt auf das Fernglas, verliert sich in seinen Gedanken. Was geht hier vor?, ist die Frage, die wie eine Flammenschrift vor seinem inneren Auge schwebt. Was, bei Watatsumi, geht hier vor? Der Wind trägt endlich die Geräusche heran. Das Knallen der Bordkanonen. Ich muss doch jetzt Alarm auslösen!, fällt ihm ein. Aber wer wird helfen? Die Küstenwache etwa? Ein Boot der Küstenwache wird doch nicht gegen die Fregatte der Selbstverteidigungskräfte aus Ominato vorgehen! Herr Katayama merkt, dass er diese Situation nicht auflösen kann, ihr nichts entgegenzusetzen hat. Weder ein Alarmruf noch fünfzig Jahre Erfahrung als Leuchtturmwärter helfen ihm hier.

Herr Ichikawa keucht wie ein altes Dampfboot. Kaum zu überhören. Die große Insel ist inzwischen genau auf 0 Grad und verlässt die Tsugaru-Straße. Herr Katayama schätzt, dass ihr Kurs etwa auf Südost anliegt. Die zweite Insel hat sich genähert und wieder dasselbe Schauspiel. Eine erhebliche Anzahl Boote versucht von allen Seiten die Insel zu erreichen, sie zu entern, aber jeglicher Versuch scheitert an der massiven Verteidigung und den hohen, steil aufragenden Bordwänden. Herr Ichikawa steckt den Metallstab in ein Brüstungsloch, darauf das zweite Fernglas, hebt die Brille und starrt hindurch. Doch er schweigt. Katayama sieht die heftig pulsierende, klopfende Ader an dessen Hals, das schnelle Heben und Senken des schmalen Brustkorbes, Ichikawas runzlige Haut auf den dünnen Unterarmen. Ich sehe nicht besser aus, erinnert er sich an das Spiegelbild des gestrigen Abends. Dann fällt sein Blick auf den Meldeknopf. Es ist die direkte Leitung zur Küstenwache in Ohata. Ich muss ihn drücken! Das ist meine Pflicht! Herr Katayama reißt die Plombe ab und presst den Knopf tief in die rote Plastikeinfassung.

Vierter Akt

Nichts passiert. Das Protokoll beginnt nicht. Weder folgt der Rückruf der Seenot-Meldestelle in Aomori, noch klingelt das Telefon an der Bedientafel des Signalfeuers. Die Stille wird beherrscht von Herrn Ichikawas Schnaufen und Yemon Katayama ahnt, dass etwas Großes aus den Fugen geraten ist. Er kann es nicht erfassen, weiß gar nicht, wo er ansetzen soll. Ein letzter Blick auf das Telefon, das in fünfzig Jahren nicht wenigen Menschen das Leben gerettet hat. Menschen aller Nationen. Japanische Fischer, zahllose Seeleute auf den vielen Frachtschiffen, die diesen Weg nutzen, um von der japanischen Westküste oder Wladiwostok in den Pazifik zu gelangen. Herr Katayama sieht durch die Fenster der Südseite auf die vor dem Areal liegende Sommerweide der letzten zwölf Kandachime-Pferde. Gedrungene, kraftvolle Tiere. Es waren mal dreißig, erinnert er sich. Noch vor zehn Jahren sicher um die fünfzig. Und nun … sterben sie aus. Etwas wie Eisregen prasselt mitten in sein Herz, greift nach seinem Inneren wie die Frostkralle des japanischen Winters.
»Die Kandachime-Pferde wussten es, Herr Ichikawa«, flüstert er. »Nur ich habe es verpasst.« Die Touristen kamen wegen der Tiere, nicht weil an dieser exponierten Stelle ein Leuchtturm steht und Yemon Katayama dessen Wächter ist. Zufällig ist das Meer hier sehr schön. So türkisgrün, die Bucht unter dem Turm ein Paradies für Seeigel-Sammler. Nein, schüttelt Herr Katayama den Kopf, nein, die Seeigel sind schon lange weg. Ebenso wie die Kandachime-Pferde, verschwinden sie einfach.

»Haben Sie etwas gesagt, Herr Katayama?«
»Die Pferde sterben aus, habe ich gesagt. Und die Seeigel sind schon weg, aber das habe ich nur gedacht; über die letzten Jahre bemerkt, wissen Sie … na ja, ich dachte, sie werden schon irgendwo sein …«
Herr Ichikawa hört nicht Yemon Katayamas Worte. Wie festgeklebt drückt er die Augen an die Gummimanschetten der Okulare.
»Kommen Sie, Herr Katayama! Schnell! Die Menschen sterben dort drüben! Sehen Sie das?! Können wir nichts tun?! Wir müssen die Polizei rufen oder die Küstenwache!«
»Das habe ich schon getan, Herr Ichikawa. Sie werden nicht kommen! Sehen Sie genau hin! Sehen Sie! Auf wen feuern unsere Selbstverteidigungskräfte!? Auf diese schwimmenden Monster?! Nein, sie feuern auf all die Menschen … Japaner auf Japaner!«
Herr Ichikawa röchelt. Als wäre genau jetzt sein letzter Atemzug getan. »Da kommt die dritte Insel!«, brüllt er. »Die Boote wenden und fahren auf sie zu!« Seine Finger krallen sich um den dunkelgrünen Belag der Optik, werden so weiß wie die getünchten Wände des Turmes. Plötzlich wird es still im Lichthaus. Selbst vom Wind ist nichts mehr zu hören. Die Pferde grasen, der Parkplatz ist leer. Wie seit Monaten. Und das Telefon schweigt immer noch. Herr Katayama fühlt sich mit einem Mal wie der letzte Mensch.

»Was sind denn das für Zahlen, die auf den Bordwänden stehen?«, fragt Herr Ichikawa nach geraumer Zeit. Yemon Katayama seufzt und stellt sich vor das erste Fernglas, sieht hindurch. Die zweite Insel folgt der ersten auf Südost-Kurs. Auf den sichtbaren Kopfwänden stehen lateinische Buchstaben … BC … und auf den Seiten die Zahl 216.
»Es ist möglich, dass die Zahl darstellt, wie viele dieser Gebilde schon gebaut wurden.«
»Herr Katayama, das heißt, es wurden schon 216 gebaut?«
»Ich kann nur raten, Herr Ichikawa, bedenken Sie das bitte.«
Aus dem Augenwinkel sieht Yemon Katayama den in sich zusammensackenden Körper Herrn Ichikawas. Ihm stockt der Atem. Also doch ein Herzinfarkt oder so was …
»Mein Neffe ist dort drüben«, sagt Ichikawa mit leiser Stimme. »Und seine Frau … und vielleicht schießen sie gerade auf die armen Menschen …«
»Nein, nein, bestimmt nicht, Herr Ichikawa. Ich bin mir sicher, das sind besondere Kräfte, die das tun. Vielleicht Soldaten. Nein, bestimmt nicht ihr Neffe …«
Er fängt Ichikawas Blick auf und kann ihm nicht standhalten. Aus dem Notfallkoffer nimmt er einen Plastikbeutel mit Elektrolyt, reißt die Ecke mit dem eingestülpten Strohhalm auf und schiebt ihn Ichikawa in den Mund. »Trinken Sie! Das wird Ihnen gut tun!«
Herr Katayama steht auf, vergewissert sich, dass Ichikawa trinkt, dann presst er die Augen wieder gegen die Okulare. Inzwischen sind es drei Fregatten und keines der Boote versucht mehr die dritte Insel zu erreichen. Zwei der Küstenwachschiffe retten die Menschen aus dem Wasser, die noch Lebenszeichen von sich geben. Die Toten treiben einfach wohin die Strömung sie bringt. Auf der Seitenwand erkennt er die Zahl 328. Sie lässt ihn frieren. Erst die Kandachime-Pferde, dann die Seeigel, nun die Menschen. Was sagte Ichikawa über Tokio und die anderen großen Städte im Süden? Immer noch blieb das Telefon still. Gab es Aomori überhaupt noch? Oder waren diese drei Inseln die letzten Zeugen von Leben dort. Yemon Katayama registriert den Kurswechsel der Fregatten. Eine Formation bildet sich, eine gemeinsame Richtung. Den Inseln folgend auf Südost-Kurs in den offenen Pazifik. 328 und 216? Da müssen noch mehr sein. Viel mehr. Herr Ichikawa röchelt. Er beugt sich zu ihm hinunter, fühlt den Puls am Hals.
»Trinken Sie, Herr Ichikawa. Ich werde nachher einen Tee zubereiten.«
Das sanfte Pochen erlischt. Verweht unter Katayamas Fingern. Die Hand mit dem Elektrolyt sinkt in Ichikawas schmalen Schoß. Yemon Katayama kniet auf den Boden, faltet die Hände, verbeugt sich drei Mal und schließt Herrn Ichikawa die Augen.

Fünfter Akt

Fünfzig Zentimeter, dann den Besen stoppen. Der Wind hat gedreht. Er muss nun nach Westen fegen. Die drei Treppen zum Parkplatz hat er hinter sich. Yemon Katayama stoppt mitten in der Bewegung, schmeißt den Besen von sich und geht zur Koppel der Kandachime-Pferde. Sie kennen ihn, heben die Nüstern in den Wind, schütteln den Kopf. Ihre Mähne bewegt sich wie ein Reisstrohbesen hin und her. Zwei der Pferde kommen an den Zaun. Zucker in Herrn Katayamas Hand lässt sich nicht ignorieren. Sie haben bestimmt Namen, denkt er.
»Ich bin Yemon Katayama«, teilt er den beiden Pferden mit und freut sich, wie der Zucker zwischen den Lippen verschwindet und es im Maul knackt. »Ihr kennt mich schon seit vielen Jahren.« Mit der Hand deutet er auf den Turm. »Ein Mann ist dort oben gestorben. Ich weiß nicht, ob er ein Freund war. Ich glaube nicht, aber ich kannte ihn schon seit der Schulzeit in Mutsu.« Die Nüstern der Pferde suchen nach weiterem Zucker. Herr Katayama nimmt den Seitenschneider aus der Hosentasche und zwickt die drei Stränge des Stacheldrahtzaunes durch. Dann geht er zum rechten Pfahl und tut dort dasselbe. Vorsichtig nimmt er die abgetrennten Stücke hoch.
»Jetzt seid ihr frei. Das hätte ich wohl schon längst tun sollen …«

Er geht zurück zum Wärterhaus, wirft den Stacheldraht in den Schrotteimer neben der Werkstatt und geht ins Haus, direkt zur Küche, schaltet den Wasserkocher ein. Aus der Brotdose holt er eine Rolle Kekse, öffnet sie und knabbert einen nach dem anderen. Das Klacken des Kochers überhört er. Stattdessen starrt er auf das Telefon. Mit dem letzten Keks im Mund nimmt er endlich den Hörer ab, drückt die Taste der SOS-Meldestelle in der Präfektur und wartet. Herr Katayama kaut den Keks zu Ende. Niemand antwortet. Lange schaut er auf den Hörer, legt ihn dann achtlos auf den Tisch und geht hinaus. Von Osten nähert sich die Nacht. Sie ist schnell. Wie eine schwarz lackierte Käseglocke senkt sie sich über den nördlichsten Teil von Honshu. Yemon Katayama geht zur Metalltür des Turmes, an die Schalttafel vor dem zentralen Kabelschacht. Mit einem Ruck legt er den schweren, roten Knebelschalter um. Ein Summen ertönt und geht über in sanftes Brummen. Durch die offene Tür sieht er den Lichtkegel über die entfernten Kiefernwälder streichen. Langsam macht er sich an den Aufstieg, 128 Stufen. Nein, bis zum unteren Rundlauf sind es nur 110 Stufen.

Als er die Tür zum außenliegenden Rundlauf erreicht, denkt er an Herrn Ichikawa, ein paar Stufen weiter oben. Vielleicht würde er ihn morgen beerdigen, wenn die Leichenstarre verflogen ist. Darüber, wie er den toten Körper die Stufen hinunterbringen soll, macht er sich keine Gedanken. Mit einem Ruck öffnet er die weiße Tür und tritt ins Freie. Über ihm zieht der Lichtkegel über den Pazifik, trifft im Norden Hokkaido, erhellt den westlichen Teil der Tsugaru-Straße bevor er bei Ōma wieder Honshu erreicht. Im hellen Schein erkennt Katayama das verdunstete Wasser des Pazifiks. Es wird langsam wärmer und morgen schon könnte es einen Wetterumschwung geben. Vielleicht ein Taifun. Er beugt sich über das Geländer. Unter ihm die kleine Bucht. Lange hält er Ausschau nach toten Körpern, doch die Strömung treibt sie meistens nach Nordost. Mit einem letzten Aufbegehren endet das Licht des Tages und als sich seine Augen an die dunkle Wand des Pazifiks gewöhnt haben, sieht er die unzähligen Positionslichter in der Tsugaru-Straße bis weit hinaus nach Osten. Sogar von Hokkaido bewegen sich die Lichter weg. Flirrende Punkte im aufsteigenden Dunst.
»So viele Boote, Herr Ichikawa. Die Menschen fliehen. Aber wohin fliehen sie? Im Osten ist doch nichts. Siebentausend Kilometer Pazifik. Dann kommt Amerika.«
Yemon Katayama denkt an die Kandachime-Pferde. Ob sie wohl inzwischen die Koppel verlassen haben und ihre Freiheit genießen? Die letzten ihrer Art.
»Ich werde die Nacht über bei Ihnen bleiben, Herr Ichikawa. Vielleicht waren wir nie Freunde, aber irgendwie mochte ich Sie.«

 

Wer lügt? Die Welt oder die Schriftzeichen auf dem Papier?

Von Osten nähert sich die Nacht. Sie ist schnell. Wie eine schwarz lackierte Käseglocke senkt sie sich über den nördlichsten Teil von Honshu.

Ja, vom Ahrtal bis zu den Antipoden fühlen Bewohner, dass sich was tut und dass Pfahlbauten sicherer sind als Gedankengebäude und ganze Ideologien, die auf Gewinnstreben ausgelegt sind, dass das gerade mal zwo Jahrhunderte "regierende" Rationalitätsprinzip ökonomischer Prägung und die Ausbeutung - also eigentlich ein Klapps in der Geschichte der Menschheit - die Welt ruiniert. Und bei dem Satz

Yemon Katayama denkt an die Kandachime-Pferde. Ob sie wohl inzwischen die Koppel verlassen haben und ihre Freiheit genießen? Die letzten ihrer Art.

denk ich nicht nur an Pferde (ist ja nur ein Katzensprung bis Dülmen, Münsterland, wo das letzte Reservat von „Wildpferden“ – ein kleine, zähe Rasse, frage mich keiner nach der Bezeichnung – einmal in jedem Jahr zu einer Volksbelustigung führt, wenn die Herde in eine Arena getrieben wird und die einjährigen - wenn ich mich nicht irre - Hengste „per Hand aussortiert“ werden für einen „ordentlichen“ Beruf … auf keinen Fall mehr i. S. der Arterhaltung.

Das Vergnügen dürfte sehr einseitig sein … und doch passt es - denn

Herr Katayama fühlt sich mit einem Mal wie der letzte Mensch

heißt: einsam, allein, weil alleingelassen – und ist doch nur ein Robinson, der mit den Bäumen und dem Getier spricht.

Hastu,

lieber Morphin,

mal nicht nachts gearbeitet?
Oder komm ich hier nur zu spät?, dass ich bestenfalls die Apokalypse sprachlich etwas verfeinern kann, wie hier

Er verkneift sich das Kratzen und nimmt die Kanne, ...
mit der Frage, warum Substantivierung, wenn die Verbale Fassung sogar eleganter wirkt und zudem immerhin einen Buchstaben einspart
"Er verkneift sich zu kratzen und nimmt die Kanne, ..."

Ich bin ja auf dem Feldzug gegen das aussterbende Ausrufezeichen, deshalb hier mal ein Vorschlag: Weg mit der Vorgaukelung zweier Aussagesätze!

»Vielen Dank. Sehr freundlich von Ihnen.«

»Da haben Sie [R]echt, Herr Ichikawa.«

Doch Herr Katayama ist schon hinaus gegangen, …
„hinausgehen“ zusammen …

Aber wie kommstu hier

Es hat den Anschein, als wolle der Bugsier das große Gebilde rammen … hinter dieser Insel taucht jetzt eine Fregatte der Selbstverteidigungskräfte auf und … feuert auf den Bugsier … sie feuert tatsächlich auf den Bugsier … und trifft ihn. Mehrmals! Japaner schießen auf Japaner!?
in einer eindeutigen als-ob-Situation auf den Konjunktiv I und der Konjunktiv II (irrealis/potentialis) „wollte“ nicht mit dem Prät. verwechselt werden kann?

Und weiter unten noch einmal die Frage, warum Konj. I

Als sei genau jetzt sein letzter Atemzug getan.
besser "als wäre ..."

Vllt. hilft da der Ursprung des Konj. I als „indirekte Rede“ etwa in Gerichtsprotokollen weiter, wenn darinnen jemand behauptet, er habe die Tat nicht begangen, wo es dem Protokollanden nicht zusteht, Zweifel zu äußern (also die Aussage zunächst mal ungeprüft als „wahrheitsgemäß“ unterstellt wird).

Der Konj. II ist eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung („er“zählen kommt nicht zufällig mit der Zahl in Berührung!) mit den Werten 0 (irreal, unwirklich, unwahrscheinlich) und 1 (gibts, ist real)

Hier

Inzwischen sind es drei Fregatten und keines der Boote versucht mehr die dritte Insel zu erreichen.
ist nix falsch und – ich geh mal sicherheitshalber davon aus, dass ein Komma (verlockend wäre da „… mehr, die dritte …“) angemahnt werden könnte/sollte das Gegenargument ist, dass ein Komma das komplexe Prädikat „zu erreichen versuchen“ zerschlägt.

Herr Katayama kaut den Keks zuende.
„zu Ende“

Wie dem auch wird,
gern gelesen & - bevor ichs vergess,
frohe Pfingsten!, vom

Friedel

 

Guten Sonntagmorgen @Friedrichard,

die Schwüle ist hartnäckig und erinnert mich daran, noch einen Serienteil mit ihr als Protagonisten zu schreiben. Besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Hab FAST alles verbessert, denn zu einer Sache - über die ich schon vor Jahren gestolpert bin - habe ich noch mal recherchiert, ob sich was geändert hat, aber laut Duden nix.

»Da haben Sie [R]echt, Herr Ichikawa.«
Hab da nach wie vor diese Vorgabe gefunden:

Groß- und Kleinschreibung sind erlaubt​

Schließlich gibt es auch Fälle, in denen beide Varianten erlaubt sind: “Da hast du recht/Recht”, “Geben Sie mir recht/Recht?”, “Er würde recht/Recht daran tun, wenn …”. Der Duden empfiehlt jeweils die Kleinschreibung.
Gibt es denn einen besonderen Grund für die Wahl des Großgeschriebenen? Ich persönlich wähle hier immer die Kleinschreibung, weil DAS RECHT eine besondere Bedeutung hat > für mich. Also "recht haben" ist nicht identisch mit dem existierenden RECHT. Kann gut sein, dass es eine persönliche Macke meinerseits ist. Dem Recht messe ich eine besondere Bedeutung zu. Mehr ist es nicht.

Meinst du, ich sollte es groß schreiben?

Tatsächlich habe ich auf einer Moped-Fahrt durch Deutschland in den 80ern diese Münsterländer Pferde mal angeschaut. Alles in allem recht traurig, dachte ich, und fuhr weiter.

Nachts gearbeitet? Ja, schon oft, aber seit geraumer Zeit schreibe ich nur noch. Hin und wieder auch nachts. So, jetzt schreibe ich in der Hitze mal weiter am neuen Teil.

Griasle
Morphin

 

Gibt es denn einen besonderen Grund für die Wahl des Großgeschriebenen? Ich persönlich wähle hier immer die Kleinschreibung, weil DAS RECHT eine besondere Bedeutung hat > für mich. Also "recht haben" ist nicht identisch mit dem existierenden RECHT. Kann gut sein, dass es eine persönliche Macke meinerseits ist. Dem Recht messe ich eine besondere Bedeutung zu. Mehr ist es nicht.

Moin Morphin ,

natürlich hastu recht (und Recht zugleich), wobei die Majuskel anzeigt, dass etwas nach Recht (im Grunde also auch das "amtliche" Deutsch, wie es im Duden niedergeschrieben ist und gegenüber dem alternativen "Wahrig" (heute verborgen hinter dem mächtigeren "Bertelsmann"-Etikett) und Gesetz. Hinter dem Substantiv steht immer "das Recht" und das Adjektiv (ob als recht oder rechtens) wirkt im Sinne seines Kollegen "richtig".

Ob Duden und Wahrig sich in allen Fällen "gleichen" weiß ich gar nicht. Aber wenn Du mal schriftsprachliche Probleme hast, das Institut für deutsche Sprache - Mutterhaus der Dudenredaktion - hat ein offenes Ohr (oder besser: offene Augen) für Probleme. Für meinen Wallenstein-Text hat es auf jeden Fall sofort reagiert ...

Schöne Restpfingsten - hier siehts aus, als würd ich mit gleich den nächsten Schnupfen holen

FRiedel

 

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