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Für ein Iltishaar
An einem schönen Sommer-Nachmittag saßen Einstein und Kant auf einer Parkbank in Königsberg. Sie stritten bereits einige Zeit über dies und das als Einstein mit etwas herausrückte, das ihn schon länger beschäftigte.
„Weißt du mein Alter", der Leser sollte wissen, dass Kant schon etwas angeschrumpelt aussah, „mir geht da was durch den Kopf, das lässt mich einfach nicht mehr los. Du kennst dich doch mit so 'nem Scheiß aus und vielleicht kannst du mir erklären, warum mir das so komisch vorkommt."
„Klar doch", erwiderte Kant ohne Erwartung eines interessanten Gedankens.
„Also für jede Tatsache -eine Aussage mit propositionalem Gehalt- gilt, wenn sie wahr ist, dann wäre es möglich, dass sie von irgendjemand zu irgendeiner Zeit gewusst werden könnte.
Nun ist es aber doch so, dass es mindestens eine Wahrheit gibt, die niemand weiß. Aus beidem zusammen folgt, dass es möglich ist zu wissen, dass eine Wahrheit existiert und wir wissen sie nicht."
„Ha! Völliger Dünnschiss", Kant jubelte innerlich darüber, dass endlich einmal wieder ein armer Irrer auf sein Thema gekommen war.
„Nehmen wir ein paar einfache und unbestrittene Regeln:
Wenn wir zwei Wahrheiten kennen, dann kennen wir auch jede Einzelne davon.
Wenn wir etwas wissen, dann existiert es. Tut es das nicht, wissen wir auch nicht sondern glauben.
Wenn etwas existiert, dann notwendigerweise. Denn es könnte -da es existiert- eben nicht anders sein und ist damit auch nicht kontingent.
Wenn etwas notwendigerweise nicht ist, dann ist es nicht möglich und also auch nicht kontingent. Soweit klar?", Kants Gesicht machte ein Fragezeichen.
„Ich komme noch mit", Einstein log -schließlich hatte er auch seinen Stolz- und bemühte sich derweil aus Kants rhetorischem Stil etwas Sinnvolles zu basteln.
„Dann gehen wir weiter im Text. Wenn es also möglich ist zu wissen, dass eine Wahrheit existiert und wir wissen sie nicht, können wir vereinfacht sagen, dass wir wissen, dass eine Wahrheit existiert und wir wissen sie nicht.
Wir wissen eine Wahrheit und wissen, dass wir diese Wahrheit nicht wissen. Wir wissen eine Wahrheit und wissen sie nicht.
Anders herum folgt daraus, jetzt um einige bekannte Zwischenschritte erleichtert, wir wissen nicht, dass eine Wahrheit existiert und wir wissen sie nicht. Da dem so ist, muss es notwendigerweise so sein, was bedeutet, da es notwendig nicht ist, es nicht möglich ist. Also ist es nicht möglich zu wissen, dass eine Wahrheit existiert und wir wissen sie nicht. Das aber widerspricht deiner dritten Feststellung lieber Einstein, der Folgerung die du aus deinen ersten beiden Thesen gezogen hast. Und da sie direkt aus deinen ersten beiden Thesen folgt, müssen sie sich widersprechen; also die ersten beiden ... du weißt schon. Jedenfalls kann nur der erste oder der zweite Satz wahr sein, was beweist", Kant wartete auf einen Trommelwirbel ...
Zwölf Sekunden später erklärte er „nun ja, eben diese Sache, es gibt ein Ding an sich."
Einstein kratzte sich am Kopf, sah auf die Uhr und sagte „Du alter Fuchs, fast hättest du mich gehabt. Du irrst dich in der Zeit."