Fahr schneller
Fahr schneller, denk ich mir.
In dieser Nacht auf der Autobahn.
Eine scheinbar endlos lange Gerade liegt vor uns.
Nur verhältnismäßig wenig Autos und LKWs kommen uns entgegen, vorbeiwummernde Lichtkegel.
Wir blicken beide auf die Straße, und mit den Lichtern der Autos gehen auch Gedanken an uns vorüber, tausend Gedanken prasseln mit jedem Licht das kommt auf uns ein.
Unglaubliche Intensität.
Unregelmäßiger Wechsel von Licht und Schatten...
Ich schaue auf die Anzeige.
Knapp 160 km/h.
Ich mache es mir bequem auf meinem lederbezogenen Platz und schau zu der stillen Fahrerin hinüber. Sie nickt mir kurz zu, ich gebe eine CD in den Spieler.
Langsame aber doch treibende Musik kommt aus den Boxen, Beats mit einem Bass der das Auto beben lässt, und die Gedanken noch mehr treiben lässt.
Trip Hop.
Verwirrter Wechsel der Gedanken, nur die wenigsten können sich für mehr als eine Sekunde an mich binden.
Fahr schneller, schneller, denk ich mir.
Ich weiß das sie diese Musik immer hört wenn sie sich entspannen oder nachdenken will.
Das Armaturenbrett leuchtet in rötlicher Färbung, ich fixiere die einzelnen Schalter und Anzeigen, zufällig sehe ich das wir mit 210 km/h unterwegs sind.
Tödliche Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit, und wir nutzen gerade diese für unser Vorhaben an das ich jetzt nicht denken will, kann, darf.
Doch ich tu es trotzdem.
Die Straße scheint immer schneller an uns vorbeizuziehen, die Lichtkegel immer schneller zu verschwinden.
Es scheint alles ineinander zu greifen, es wirkt alles seltsam verschwommen.
Mich interessieren ihre Gedanken. Ob sie auch dieses Gefühl in sich trägt.
Wenn ich an das Denke was kommen wird, nein, Angst ist es nicht, aber zumindest ein Gefühl das dir eindringlich sagt noch nicht dazu bereit zu sein.
Irgendetwas wie ein Hinweis darauf noch nicht das Äußerste versucht zu haben, auch wenn man noch nicht weiß was es sonst noch geben könnte, vielleicht hätte man ja die Möglichkeit es irgendwann zu finden.
Ob sie auch solche Gedanken hat ?
Sie versucht gefasst auszusehen, doch irgendwie scheint sie trotzdem verunsichert.
Wir rasen weiter der Autobahn entlang.
Es ist nicht mehr weit.
Noch bis zum nächsten Tunnel, haben wir ausgemacht.
Sie schließt die Augen immer öfters, sie versucht es zu verbergen, aber ich glaube eine Träne gesehen zu haben.
„Fahr langsamer.“ Sage ich.
„Okay.“ Sagt sie.
Sie regelt die Geschwindigkeit langsam runter, wir sind wieder auf dem Normaltempo.
Wir beschließen die nächste Autobahnabfahrt zu nehmen und in einem Motel zu übernachten, alles mal verarbeiten, um Morgen damit zu beginnen ein Übermorgen in Aussicht zu stellen.
