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Fahrt nach Wacken

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01.04.2023
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Fahrt nach Wacken

Günni tankte den alten Ford Pick up fast voll, während Matze auf dem Beifahrersitz kauerte und wie Espenlaub zitterte. Wenn er nicht bald wenigstens einen Joint bekam … es war gar nicht auszudenken, was dann mit ihm geschehen würde.

„So, Matze, Sprit hamwer jetzt genug. Wir fahrn jetzt schnell noch zur Unterführung am Sternplatz, da holst du uns ein bisschen Stoff fürs Wochenende, und dann hab ich eine ganz dicke Nummer für uns.“

„Was’n für ne dicke Nummer? Sag schon, Günni!“

„Verrat ich dir, wenn du den Stoff geholt hast.“

Sie hatten schnell die Unterführung erreicht und sahen schon die einschlägigen Figuren herumstehen, die dort alles anboten, was das Kifferherz begehrt. Günni hielt an. „Nu geh schon, worauf willste denn warten?“

Matze zögerte einen Moment, dann fragte er demütig: "Kannste mir was Geld leihen, Günni, bitte?“

„Spinnst du? Du hast vor zwei Tagen deine Stütze gekriegt, wo hast du denn die ganze Kohle gelassen? Lässt mich hier volltanken und kann sich nicht mal mit ein bisschen Gras revanchieren!“ Günni war augenblicklich so aufgebracht, dass er seinen Kumpel schon aus dem Auto werfen wollte, aber dann erinnerte er sich, dass es ihm selbst schon tausend Mal so ergangen war, seit er auf der Straße beziehungsweise in dem leerstehenden alten Fabrikgebäude lebte. Wahrscheinlich hatte Matze das frische Geld dazu verwendet, seine alten Schulden zu bezahlen. Matze lebte wie er von der Hand in den Mund, und Löcherstopfen gehörte zum Tagesgeschäft. „Ist schon gut, Matze, wir haben ja immer noch Plan P“, wurde er versöhnlich.

„Plan B? Du hast noch nie über Plan B gesprochen. Was machen wir jetzt?“

„Plan P, Matze, nicht B. P wie Pilze! Die kosten nix und schicken uns auf die Reise. Da hätte ich mir eigentlich das Tanken auch sparen können.“

„Du weißt, wo wir solche Pilze finden?“, fragte Matze voller Erwartungen.

„Klar. Du kannst sie im Internet kaufen oder selbst sammeln. Musst nur wissen welche und wo. Ich weiß es, und deshalb fahren wir jetzt da hin.“

Günni parkte die klapprige Karre auf einem Parkplatz am Waldrand. „Zieh dein Hemd aus“, wies er Matze an, „und sammle darin alles an Pilzen, was du findest. Sortieren tun wir sie zum Schluss.“

Und so zogen sie an diesem feuchtwarmen Septembertag los und sammelten alles, was auch nur entfernt aussah wie ein Pilz. Nach knapp zwei Stunden breiteten sie ihren Fund auf dem Tisch eines Rastplatzes aus und sortierten grob nach Farbe und Form: Essbares wie Birkenpilz, Rotkappen und Parasol, Ungenießbares wie einige Röhrlingsarten, aber auch Giftiges wie Täublinge und Schwefelkopf und vor allem den Fliegenpilz mit den weißen Tupfern auf der roten Kappe. Letzterer war der einzige Pilz, den sie sicher von allen anderen unterscheiden konnten. „Das ist der Schamanenpilz“, erklärte Günni. „Alle sagen, er sei so giftig, dass man davon stirbt, aber das ist nicht wahr. Das sagen sie nur, weil er den Schamanen vorbehalten ist. Er führt sie in die Anderswelt zu den Göttern, Geistern und Kobolden.“

Matze verstand gar nichts. „Was sind Schamanen oder wie das heißt?“

„Das sind Heiler in Sibirien oder am Amazonas, die mit den Pilzen auf einen Hallu-Trip gehen. Sie besuchen eine Welt, die den anderen verborgen bleibt. Und wir werden das Gleiche machen, verstehste? Die kleinen Lapprigen und Glitschigen mit den langen Stielen, das sind die echten LSD-Power-Gewächse. Wirst schon sehen.“

„Wo willst du sie kochen? Wir haben keine Wohnung, nicht einmal einen Topf und einen Löffel zum Rühren. Oder willst du zu deiner Oma?“

„Die schmeißt mich raus, wenn ich mit dem Zeug bei ihr aufkreuze. Nee, Matze, wir werden sie roh verzehren. Ich weiß, dass das funktioniert. Augen zu und rein damit, Hauptsache wir kommen auf den Trip. Wichtig ist nur, dass wir von allen ein paar in unserer Mischung haben und sie nicht zu grob würfeln. Feine Scheiben gehen am besten.“

Matze gewann den Eindruck, als hätte Günni einschlägige Erfahrung, und nickte, wie er alles abnickte, was sein Freund vorschlug.

Als sie die aussortierten Pilze in Scheiben und Stücke geschnitten hatten, legten sie sie in einen umgedrehten Hut, der bislang unbeachtet auf dem Rücksitz lag, und befestigten ihn zwischen den Vordersitzen. So würden sie während der Fahrt immer mal wieder hineingreifen können, ohne die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren.

„Und wo fahren wir jetzt hin?“, wollte Matze wissen. „Du hast vorhin so eine Andeutung gemacht.“

„Wir fahrn nach Wacken. Zum Rockfestival. Hardrock, Metal und so weiter. Woodstock für die echten Kerle. Wollte schon immer mal da hin.“

„Günni, Mann, du hast immer so gute Einfälle. Ich komm nie auf sowas. Und was machen wir dort?“

„Was machen wir wohl auf einem Rockfestival, Matze, sags mir!“, polterte Günni leicht genervt. „Manchmal bist du wirklich etwas langsam im Kopf.“

„Und wo liegt Wacken?“

„Ziemlich im Norden. Hinter Hamburg. Dauert ne Weile, bis wir dort sind, noch sind wir in Berlin. Ach, weißte was, Matze, wir genehmigen uns jetzt erst mal ein paar Scheibchen. Man soll sich ja das Reisen so angenehm wie möglich machen. Im Handschuhfach sind zwei Dosen Bier. Die kippen wir jetzt, dann rutschen die Pilze besser.“

Das war eine Ansage ganz nach Matzes Geschmack. In Sekunden hatte er die beiden Dosen geöffnet, hielt eine davon Günni hin und nahm hastig einen ersten Schluck. Wie auf Kommando griffen beide gleichzeitig in den Hut mit den Pilzen und stopften sich drei, vier, fünf Scheibchen in den Mund.

Natürlich passierte in den ersten zehn Minuten nichts, und beide waren geneigt, sich ein paar weitere einzuverleiben, aber Günni warnte davor, ungeduldig zu werden.

„Stopp, nicht zu hastig“, sagte er. „Nicht zu viele auf einmal. Lass sie erst mal wirken.“

„Bei mir wirken sie schon, Günni, ich bekomme Bauchschmerzen, nein, keine Schmerzen. Es ist so ein starkes Kribbeln.“

„Das vergeht gleich. Dein Magen wird gleich betäubt. Merkst du sonst noch was?“

Sie fuhren in der Zwischenzeit stadtauswärts, mitten durch den Berliner Speckgürtel. Die vierspurige Fahrbahn lag wie mit dem Lineal gezogen vor ihnen. Der Verkehr war dicht, dennoch ging es zügig voran. Die alte Karre hielt mit dem fließenden Verkehr mit, auch wenn die Wassertemperatur zeitweise auf gefährliche hundert und mehr Grad stieg. Nach etwa einer halben Stunde hatten sie die Großstadt hinter sich gelassen.

Günni merkte, wie es in seinem Magen rumorte, als hätte er lebendiges Getier hinuntergeschluckt, das jetzt in seinem Körper ums Überleben kämpfte. Gleichzeitig erfasste auch ihn ein Kribbeln, kurze Zeit später überkam ihn ein Frösteln, und dann endlich erschien eine neue Welt vor seinen Augen. Die Fahrbahn fest im starren Blick, ergötzte er sich an der Farbenpracht der Umgebung. Büsche erschienen lila, Bäume knallgelb, die Fahrzeuge des Verkehrs vor ihm in allen Schattierungen von leuchtend rot bis himmelblau. Und das Verrückteste: Die Farben wechselten ständig. Was eben noch blau war, wandelte sich in orange, Büsche und Bäume stießen farbige Wolken aus, als würden sie brennen oder verglühen, veränderten ihre Form, wuchsen innerhalb Sekunden in den Himmel oder zerflossen auf dem Asphalt. Das ist der Trip, den ich gesucht habe, kam es Günni. Er hielt sich den krampfenden Magen mit der einen Hand, während er mit der anderen die alte Rostlaube auf der Fahrbahn zu halten versuchte.

Seine Sinne nahmen nicht nur das Farbenspiel und die veränderten Formen der Welt vor seinen Augen wahr, er vernahm nun auch noch ein Sphärenorchester wie aus einem Science-Fiction-Film. Es begann mit Menschenstimmen, dann Vogelgezwitscher, schließlich dröhnte musikalisch getunter Motorenlärm wie eine Heavy-Metal-Symphonie in seinen Ohren.

Günni griff noch einmal in den Hut, um zu verhindern, dass die Wirkung nachlässt. Hastig kaute er auf den dünnen Stielen und zarten Streifen herum, ohne zu ahnen, dass er damit vielleicht doch ein wenig überzogen hatte. Nach wenigen Minuten verlor er das letzte bisschen Gefühl für Raum und Zeit, entdeckte, wie die Bilder vor ihm ihre Ordnung verloren. Eigenartige Gebilde tauchten nun vor seinen Augen auf, die Fahrbahn verwandelte sich in einen knallbunten Gang, der in einem farbenprächtigen Tor mündete, Strukturen wie Netze, Gitter Streifenmuster und Wellenberge tauchten vor seinen Augen auf. Und das Schönste: Alles änderte sich in Sekunden.

„Matze, wie isses?“

„Geil, eh.“ Das war alles, was er herausbrachte.

Günni war das Fahren inzwischen lästig geworden. Er würde es sich viel lieber auf dem Beifahrersitz bequem machen und den Trip genießen. Aber das war unmöglich. Matze besaß keinen Führerschein, so dass er nicht wechseln konnte, und eine Pause einzulegen, das würde die Reise nach Wacken noch länger werden lassen.

„Ich versuch mal, ein bisschen schneller zu fahren“, brummelte er vor sich hin. Aber schneller fahren war nicht. Die Autobahn war jetzt stark befahren, und mehr als sich dem fließenden Verkehr anzupassen, schien unmöglich.

„Mann, ist das voll hier auf dieser Seite“, maulte er ungeduldig vor sich hin. „Matze, ich versuchs mal da drüben hinter der Leitplanke. Da ist viel weniger Verkehr.“

Matze hörte seinen Freund etwas sagen, aber er verstand die Worte nicht. Er hatte wohl bei seinem dritten Griff in den Hut ein paar von den ganz deftigen Stücken erwischt.

Da drüben – das war die Gegenfahrbahn, auf der der Verkehr sichtlich schwächer war. Das muss Günni aber irgendwie fehlgedeutet haben, und schließlich lenkte er das altes Vehikel über den Grünstreifen mit der Planke, so dass es abhob, ein paar Meter durch die Luft schwebte, auf allen vier Rädern landete und sich dann einem Vierzigtonner in den Weg stellte. Günni hörte das ohrenbetäubenden Krachen, aber er wusste nicht, was es bedeutete. Dafür war er viel sehr mit seiner Wahrnehmung beschäftigt. Denn mit diesem heftigen Rüttler, der das ganz Führerhaus erbeben und schrumpfen ließ, veränderten sich die Farben und Figuren vor seinen Augen blitzartig. Eine völlig neue Szenerie bot sich ihm mit Menschengesichtern, Tierkörpern, Fratzen und Masken, mit verzerrten Mündern, blutenden Augen und durch die Luft schwebenden Händen und Köpfen.

Fassungslos starrte er auf das Geschehen vor und neben sich, während die Minuten vergingen. Die Farben und Figuren wurden für einen Moment noch wilder, dann beruhigten sie sich und wandelten sich zurück in eine Szene, die ihm durchaus bekannt vorkam. Autos um ihn herum, alle dicht bei dicht, viele zertrümmert. Rauchende Kühler, Glassplitter, Schreie von Menschen. Menschen in weißen Plastiksäcken hasteten von einem Auto zum anderen. Aber wie, zum Kuckuck, sollte er das alles einordnen? So von einem Moment auf den anderen, das war doch irreal, oder? Er entschied, sich von der nächsten Person, die sich in der Nähe aufhielt, aufklären zu lassen. Nach wenigen Augenblicken kam tatsächlich jemand vorbei.

„Hallo Meister, wird das noch lange dauern hier?“, fragte er ganz höflich. „Was issn da überhaupt los?“

„Stau und kaputte Autos, so weet de kieken kannst. Siehste doch“, antwortete der in Weiß Gekleidete.

„Geht’s da gar nicht mehr weiter?“

„Nee, hier is Endstation. Da geht nischt mehr, es sei denn, du fliegst über die janzen Trümmerteile, du Komiker.“

„Wir müssen nämlich weiter.“

„Ach so? Ihr müsst weiter!? Wo müsst ihr denn noch hin?“

„Nach Wacken.“

„Ick gloobs nich, nach Wacken wollnse.“ Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Wieso ham se euch denn in die weiße Uniform gesteckt?“, wollte Günni wissen.

Der angesprochene Helfer stutzte und sah ihn ungläubig an. „Du meenst die weeße Schutzkleidung mit dem roten Kreuz druff? Vielleicht sind wir ja die neuen Verkehrshelfer aus der Schweiz, wer weiß. Junge, du hast vielleicht Nerven!“

„Also, fahren is nich“, resümierte Günni. „Kommen wir hier zu Fuß weiter?“

Der Weißgekleidete kam einen Schritt näher und inspizierte nachdenklich das zusammengequetschte Führerhaus. Dann schaute er Günni mit hochgezogenen Brauen an. „Wat meenste denn, wie weit du zu Fuß kommst ohne Beene? Und dein Kopp steht ooch ziemlich schräg uffm Jerippe. Ick gloob, det wird nischt mehr.“ Das waren seine letzten Worte, dann verschwand er.

Günni starrte noch eine kurze Weile aus dem geschrotteten Führerhaus und genoss das Spiel der Farben vor seinen Augen. Wie Polarlichter, nur viel intensiver, wehten die bunten Wolken an ihm vorüber. Dann wandte er sich erschrocken an seinen Kumpel.

„Oh Shit, Matze, guck doch nur“, murmelte er voller Verzweiflung, und seine Stimme wurde immer leiser. „Jetzt machen die auch noch das Licht aus.“

 

Hallo @linedrop!

Deine Story hat mir gut gefallen, sie erinnert mich an rabenschwarze Geschichten von Roald Dahl oder Franquin. Im Grunde ist das weniger Horror als eine boshafte Farce. Die Handlung entwickelt sich in einem passenden Tempo, deine Sprache liest sich gut und die Auflösung ist angemessen grausig. Du erzählst mit fiesem Witz von zwei Mäusen, die schnurstracks in eine Falle rennen.

Als Ganzes finde ich die Story gelungen. Einige ihrer Bestandteile sind aber etwas wacklig:

- Die Beschreibung der sozialen Situation der beiden Protagonisten wirkt auf mich widersprüchlich. Günni fährt einen Pickup, ist aber gleichzeitig wohnungslos? Sie sind de facto pleite, wollen aber nach Wacken?
- Die Pilz-Sache erfordert viel suspension of disbelief: Sie sammeln ziemlich beliebige Pilze, essen die dann ziemlich durcheinander und bekommen davon so richtig psychedelische Halluzinationen? Ich kenne mich mit Pilzen nicht aus, aber ich vermute, dass Magenkrämpfe usw. viel wahrscheinlicher sind (?).
- Noch eine Formsache: In den Dialogen brauchst du keine Absätze, hier reichen einfache Zeilenumbrüche. Das steigert die Lesbarkeit.

So viel auf die Schnelle - ich hatte Spaß an der Fahrt nach Wacken, bin gespannt, wie es weitergeht!

Christophe

 

Hallo Christophe,
ob Horror oder Farce, Sarkasmus oder einfach nur ein ironisch aufgemachter Gesellschaftstext; ich weiß selber nicht so recht, wo die Geschichte hingehört.
Wenn du auf Dahl verweist, liegst du goldrichtig. Ich liebe seine Geschichten, und ich habe mir sicherlich so einiges von ihm abgeschaut. Ob's rüberkommt, will ich nicht beurteilen.
Zu deiner Kritik: Bei dem Pick Up handelt es sich nicht um ein neues Modell, sondern um eine alte Karre, die Temperaturprobleme hat; an anderer Stelle heißt es klapprige Karre.
Pilze: Ich habe es erwähnt: Anfangs gewaltige Baumschmerzen; danach wirken nur noch die Giftstoffe, so dass die Schmerzen nicht mehr wahrnehmbar sind. Aber das sind alles Peanuts. Hauptsache, die Story hat dir gefallen. Und danke für deine Kritik.
Gruß
Linedrop

 
Zuletzt bearbeitet:

Günni tankte den alten Ford Pick up fast voll, während Matze auf dem Beifahrersitz kauerte und wie Espenlaub zitterte. Wenn er nicht bald wenigstens einen Joint bekam … es war gar nicht auszudenken, was dann mit ihm geschehen würde.

Hallo,

das ist so ein erster Absatz zum Vergessen im Grunde. Warum sage ich das? Weil da schon alles drinsteht. Günni, alter Ford, road trip, Drogen, zwei Dudes, und dann noch der Erzähler, der mir relativ unsubtil andeutet, dass da was passiert! Nein, wirklich? DA geschieht etwas mit ihm. Wenn da die Geschichte zuende wäre, würde ich das wiederum mutig finden.

Woher kennt der Erzähler den Spitznamen? Woher weiß er, dass der Günni heißt? Wieso ist der Ford Pick up (die Amis würden Truck sagen) alt und warum ist das wichtig? Kann es nicht auch ein Dacia Duster sein? Woher haben diese beiden offensichtlichen Loser einen alten Ford (!) Pick Up? Bis vor zehn Jahren hat man kaum welche gesehen, und wenn waren es RAMs von Dodge.

Warum zittert der andere Dude wie Espenlaub? Das ist erstens das abgedroschenste sprachliche Bild überhaupt, und zweitens, wofür steht das Zittern? Zittert er weil er auf Entzug ist und keinen Joint zu rauchen bekommt? Ist das so? Wenn nicht, warum zittert er?

Sie hatten schnell die Unterführung erreicht und sahen schon die einschlägigen Figuren herumstehen, die dort alles anboten, was das Kifferherz begehrt.
Hahahaha, ja, so stellt man sich das vor. Unterführung, wo finstere Typen herumstehen im Halblicht und dir n Beutel Gras verkaufen! Das ist wie meine Oma, die immer von Haschisch spritzen erzählte - so ne urban legend. So stellt sich Hanni und Nanni das vielleicht vor. Figuren die alles anbieten, was das Kifferherz begehrt. "Ich nehme die große Bong dahinten, einmal Papers, drei Gramm von dem schwarzen Afghanen, noch einmal drei von dem roten Libanesen, Ketama Gold habt ihr auch da, ah ja!, und dann auf jeden Fall ne Packung Jaffa-Cakes, falls der Fressflash kommt, haha, Deal!"

Günni war augenblicklich so aufgebracht, dass er seinen Kumpel schon aus dem Auto werfen wollte, aber dann erinnerte er sich, dass es ihm selbst schon tausend Mal so ergangen war, seit er auf der Straße beziehungsweise in dem leerstehenden alten Fabrikgebäude lebte.
Günni lebt in einem alten Fabrikgebäude, fährt aber einen alten Ford Pick Up.

Seine Sinne nahmen nicht nur das Farbenspiel und die veränderten Formen der Welt vor seinen Augen wahr, er vernahm nun auch noch ein Sphärenorchester wie aus einem Science-Fiction-Film. Es begann mit Menschenstimmen, dann Vogelgezwitscher, schließlich dröhnte musikalisch getunter Motorenlärm wie eine Heavy-Metal-Symphonie in seinen Ohren.
Hast du schon mal Psilos gegessen? Das da oben liest sich jedenfalls wie eine animierte Sequenz aus HEAVY METAL oder so. Die Beschreibung des Rauscherlebens ist ja hier elementar; da erwarte ich einfach mehr, als so einen stumpfen Wikipedia Artikel: Mein erstes tolles Drogenerlebenis! Da muss etwas hochindividuelles hin, etwas, was einzigartig ist, und nicht die drölfzigste Aufzählung von Symptomen.

Der Twist ist dann halt schon telegraphed, wie man im Englischen sagen würde.

Günni war das Fahren inzwischen lästig geworden. Er würde es sich viel lieber auf dem Beifahrersitz bequem machen und den Trip genießen. Aber das war unmöglich. Matze besaß keinen Führerschein, so dass er nicht wechseln konnte, und eine Pause einzulegen, das würde die Reise nach Wacken noch länger werden lassen.
Das ist halt auch vollkommen hanebüchen. Wenn sie noch nie Pilze gegessen haben, warum beschließen sie dann, direkt auf Pilzen nach Wacken zu fahren? Kann man so dumm sein? Und wenn ja, dann will ich das aus dem Text heraus begründet haben. Jemand, der sich Pilze besorgen kann, der erlangt auch Wissen über die Wirkung, der kann sich auch Gedanken machen, was er tut, wenn es schiefgeht. Wenn nicht, muss das in den Text.

Er hatte wohl bei seinem dritten Griff in den Hut ein paar von den ganz deftigen Stücken erwischt.
Genau, ein ganz deftiges Stück hat er da erwischt.

Für mich passt da wenig bis nichts zusammen. Eine Ansammlung von Klischees, sprachlich angestaubt, dann wird mir jeder Zusammenhang noch mal erklärt, die Figuren reden wie Cartoons, der Twist ist schon nach dem ersten Absatz ersichtlich, die Drogenreferenzen sind jetzt mehr so angelesen und wenig authentisch ... konstruktiv: So spät wie möglich in den Text, so schnell wie möglich wieder heraus. Dialoge würde ich mal auf Oralität überprüfen (wird so gesprochen? wird so reagiert?) und vor allem auch mal auf intersubjektives Wissen: über welches Wissen verfügen beide gemeinsam und wie wird dann über ein Thema gesprochen? Da verschiebt sich vieles. Dramaturgie: hier, nicht vorhanden. Das Drama verstecken, nur das Skelett zeigen, nichts verraten.

Gruss, Jimmy

PS: Mir ist da eine thematisch ähnliche Geschichte von S. King eingefallen, die ist in einem seiner Kurzgeschichtenbände drin, da geht es um einen Verkehrsunfall und alle Beteiligten sind Geister, das wird aber nie so im Text gesagt, sondern nur impliziert. Vielleicht da mal reinlesen und gucken, wie man so auch was aufbauen kann.

 

Hallo @linedrop

Habe die anderen Komms nicht gelesen, hoffe, ich wiederhole hier jetzt nicht zu viel. Deine Geschichte lässt sich gut lesen, sauberer Stil und ohne gröbere Schnitzer. Leider hat die Story mich aber nicht abgeholt. Für mich passt da einiges nicht zusammen und gleich zu Beginn stecken schon Ungereimtheiten drin:

Günni tankte den alten Ford Pick up fast voll, während Matze auf dem Beifahrersitz kauerte und wie Espenlaub zitterte. Wenn er nicht bald wenigstens einen Joint bekam … es war gar nicht auszudenken, was dann mit ihm geschehen würde.
Matze zittert wie Espenlaub. Das ist eine sehr ausgelutschte Formulierung, wenn sie auch passend ist, ich denke, sowas zu Anfang eines Textes dämpft gleich mal die Erwartungen. Ich frage mich hier auch sogleich: Okay, Matze ist auf Entzug, aber auf Entzug wovon? Schwitzt er auch noch stark, hat Herzrasen, zucken seine Beine vielleicht unkontrolliert? Selbst ein Dauerkiffer, der mal paar Stunden an keinem Johnny ziehen konnte, behaupte ich mal, der kommt nicht so drauf, das wäre wenn, eher ein psychisches Ding und so wie es im Text rübergebracht wird, ist die Symptomatik auf was rein Körperliches reduziert. Ich muss ehrlich zugeben, ich konnte den Text nach diesem Abschnitt bereits nicht mehr richtig ernst nehmen.

Sie hatten schnell die Unterführung erreicht und sahen schon die einschlägigen Figuren herumstehen, die dort alles anboten, was das Kifferherz begehrt.
Holen die sich das Gras einfach irgendwo? Kennen die sich nicht aus? Also Gras ist ja jetzt kein Heroin, das wird doch anders gekauft, als irgendwo bei zwielichtigen Typen in 'ner Unterführung. Da geht man viel eher zu 'nem Kumpel nach Hause, der sich das Zeug beschafft oder selbst anbaut, oder man kennt jemanden, den man anruft und sich anschliessend mit dem irgendwo trifft ... Liest sich hier so, als hätten sie nicht wirklich einen Plan und würden sich das erste Mal sowas holen. Auch sehr klischeehaft, das Ganze, also der Ort und dann auch noch 'einschlägige Figuren'. Wie gesagt, kann ich nicht wirklich ernst nehmen.

„Klar. Du kannst sie im Internet kaufen oder selbst sammeln. Musst nur wissen welche und wo. Ich weiß es, und deshalb fahren wir jetzt da hin.“
Die fahren also Pilze sammeln. Ich frage mich: Was passiert denn währenddessen mit Matze? Das ist ja nicht von jetzt auf gleich erledigt, man muss die Spots kennen, wo die richtigen Pilze wachsen, die Jahreszeit muss stimmen etc. Kommt der nicht völlig auf cold turkey oder sowas? Die laufen ja zwei Stunden da rum und hinfahren müssen sie erst auch noch. Von was ist der Matze überhaupt abhängig, das er so zittrig ist? Oder kommt der einfach nicht auf die Realität klar und ballert sich halt alles, was er in die Finger kriegen kann? Dann sind Pilze aber eine denkbar schlechte Wahl und ein Horrortrip in diesem Zustand eigentlich so gut wie vorprogrammiert. Auch das er zu Beginn zittert wie Espenlaub und danach alles ziemlich locker für ihn scheint ... Seine scheinbare Drogensucht oder -sehnsucht geht da komplett unter und ich frage mich die ganze Zeit, wann sich da wieder Symptome zeigen.

Und so zogen sie an diesem feuchtwarmen Septembertag los

„Wir fahrn nach Wacken. Zum Rockfestival. Hardrock, Metal und so weiter. Woodstock für die echten Kerle. Wollte schon immer mal da hin.“
Okay, hier ist für mich auch eine grosse Ungereimtheit bzw. mehrere: Die ziehen an einem unbestimmten Septembertag los, Wacken findet aber jährlich immer am ersten Augustwochenende statt. Das passt zeitlich schon mal nicht. Dann: Der Günni muss wohl im Vorfeld Tickets besorgt haben, dieses Jahr z.B. war Wacken innerhalb 5 Stunden (!) ausverkauft. Woher nimmt der als Randständiger das Geld? Zwei Tickets kosten 600 Euro. Oder wollen die einfach ausserhalb parken und sich die Musik aus der Ferne anhören?

Die kleinen Lapprigen und Glitschigen mit den langen Stielen, das sind die echten LSD-Power-Gewächse.
Der Günni scheint sich ja auszukennen mit den Psilos. Wieso nennt er das Zeug dann LSD und nicht Psilocybin?

Dauert ne Weile, bis wir dort sind, noch sind wir in Berlin.
Der erklärt ihm ernsthaft, dass sie zur Zeit noch in Berlin sind? Das weiss der Matze nicht? Liest sich halt so, als wäre der Dialog direkt an den Leser gerichtet.

Günni merkte, wie es in seinem Magen rumorte, als hätte er lebendiges Getier hinuntergeschluckt, das jetzt in seinem Körper ums Überleben kämpfte. Gleichzeitig erfasste auch ihn ein Kribbeln, kurze Zeit später überkam ihn ein Frösteln, und dann endlich erschien eine neue Welt vor seinen Augen. Die Fahrbahn fest im starren Blick, ergötzte er sich an der Farbenpracht der Umgebung. Büsche erschienen lila, Bäume knallgelb, die Fahrzeuge des Verkehrs vor ihm in allen Schattierungen von leuchtend rot bis himmelblau. Und das Verrückteste: Die Farben wechselten ständig. Was eben noch blau war, wandelte sich in orange, Büsche und Bäume stießen farbige Wolken aus, als würden sie brennen oder verglühen, veränderten ihre Form, wuchsen innerhalb Sekunden in den Himmel oder zerflossen auf dem Asphalt. Das ist der Trip, den ich gesucht habe, kam es Günni. Er hielt sich den krampfenden Magen mit der einen Hand, während er mit der anderen die alte Rostlaube auf der Fahrbahn zu halten versuchte.
Die Beschreibung des aufkommenden Rausches liest sich für mich zu wenig authentisch bzw. so, als würde da jemand schreiben, der keinen Plan von der Materie hat und halt einfach mal die gängigen Klischees eines halluzinogenen Trips durcheinanderwürfeln. Das ist auch alles auf die Optik reduziert, da gibt es nichts Inneres, Veränderung der Persönlichkeit, fremdartige Gedankengänge, Loslösung vom Ich etc.

Da drüben – das war die Gegenfahrbahn, auf der der Verkehr sichtlich schwächer war.
Finde ich ziemlich schwach, das einfach so zu erklären, dass er zum Geisterfahrer wird. Das müsste doch aus dem Kontext dem Leser vermittelt werden, dass man da von selbst denkt: Au Kacke, der fährt doch jetzt nicht in den Gegenverkehr?!

Dafür war er viel sehr mit seiner Wahrnehmung beschäftigt.
viel zu sehr

Zum Schluss: Wieso ist denn der letzte Teil alles in Kursivschrift? Klar, da schiebt er voll den Trip, aber die Abgrenzung ist unnötig, das checkt der Leser auch so.

Wie gesagt, für mich war die Story leider nichts, auch wenn ich sie an sich nicht schlecht geschrieben finde. Die Geschichte gibt mir einfach zu wenig in ihrer jetzigen Form bzw. meine Erwartungen wurden halt komplett nicht erfüllt, weil mir der Text für die behandelte Materie zu dilettantisch gearbeitet ist, ansonsten bekomme ich so den Eindruck, das ist bisschen gewollt auf cool und lässig gemacht etc. Man muss ja nicht alles selbst ausprobieren oder Erfahrung damit haben, dann ist aber akribische(re) Recherche Pflicht bzw. tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema, damit das dann auch ernst genommen werden kann.

Auch die Charektere sind für mich eher unglaubwürdig: Die leben auf der Strasse, haben bestimmt so einiges erlebt und auch gelernt, die haben gewisse Erfahrungen gemacht und sind dann wirklich so blauäugig, voll auf Halluzinogenen auf der Autobahn Richtung Wacken zu brettern? Das ist doch Selbstmord, dafür muss man kein Genie sein. Wär was anderes, wenn sie bereits von vorneweg völlig zugedröhnt wären, aber den Dialogen und dem allgemeinen Verhalten von Matze und Günni entnehme ich, das dem nicht so sein kann. Ich behaupte auch mal, dass Pilze eher was für Leute sind, die eine Art spirituelle Erfahrung machen wollen, die die drängenden Fragen des Lebens beantwortet haben möchten, auf die sie sonst nirgends eine Antwort finden, oder sowas, vielleicht auch was für Jugendliche, die das irgendwie spannend und geil finden, nicht für zwei 'gestandene' Obdachlose, die sich einfach nur wegballern möchten.

Grüsse,
d-m

 

Hallo d-m,
danke für deine Kritik. Alles soweit begründet, dennoch möchte ich einiges erklären: Die Geschichte ist schon älter und nicht für Leser hier geschrieben, die - mich hat's ein bisschen verwundert - sehr genau über die Drogenszene mit ihren tausend Facetten informiert sind. Da kann und will ich nicht mithalten. An das allgemeine Publikum gerichtet, wollte ich nur vermitteln, dass zwei Drogenkonsumenten einfach mal ausprobieren, worüber sie schon so viel gehört haben. Pilze kosten nichts und schicken auf den Trip. Mehr als das ist auch für die Story nicht notwendig.
Pick Up: Das uralte Vehikel könnte geborgt, gestohlen oder in einer Scheune gefunden worden sein. Auch das interessiert nicht. Wichtig ist nur, dass sie damit eine Reise unternehmen.
Berliner Gürtel: Großstädte haben es so an sich. Man fährt und fährt und ist immer noch nicht aus der Stadt heraus. City und Speckgürtel - das sind bei Hamburg, München und Berlin bis zu 30km und mehr.
Glitschige Pilze: Günni ist nicht so gut informiert, sonst hätte er nicht dieses Abenteuer gestartet.
Wacken, Termin: Hier hast du vollkommen Recht. Anfang August wäre nur sehr bedingt Pilzzeit. Da ist der September schon besser. Ich musste aber Wacken nehmen, weil das beim normalen Leser bekannt ist.
Bis hierhin wird ja nur auf die Pointe hingearbeitet. Das wollte ich mittels eines Bildes tun, das die beiden im Vorfeld und auf der Fahrt zeigt.
Auf der Fahrt verlieren sie dann jeden Realitätssinn, erleben einen Drogenrausch, der sie zu völlig unnachvollziehbaren Handlungen (Gegenfahrbahn) und zu einem skurrilen Dialog veranlasst mit deftigem, schwarzen Humor. Und nochmals: Bitte daran denken, dieser Stoff ist für Leser geschrieben, die nicht mehr wollen, als zu schmunzeln, wenn sie das Buch zumachen.
Zum Schluss noch etwas, was du hier im Forum vielleicht auch noch erleben wirst: Du baust eine Geschichte mit einem Höhepunkt (Wacken) oder einer Pointe (In vier Wochen um halb fünf) oder mit 2 Pointen (Esme), und kaum einer versteht sie, wie du in manchen Kritiken nachlesen kannst. Deshalb habe ich die Keule ausgepackt und das letzte Drittel kursiv gezeichnet.
Beste Grüße
Linedrop

 

Zum Schluss noch etwas, was du hier im Forum vielleicht auch noch erleben wirst: Du baust eine Geschichte mit einem Höhepunkt (Wacken) oder einer Pointe (In vier Wochen um halb fünf) oder mit 2 Pointen (Esme), und kaum einer versteht sie, wie du in manchen Kritiken nachlesen kannst.
Wenn hier alle zu dumm sind, um deine genialen Texte und ihre Pointen und Höhepunkte zu verstehen, dann frage ich mich ernsthaft, was du hier möchtest?

Die Geschichte ist schon älter und nicht für Leser hier geschrieben, die - mich hat's ein bisschen verwundert - sehr genau über die Drogenszene mit ihren tausend Facetten informiert sind.
Wenn sie nicht für die Leser hier geschrieben wurde, was macht sie dann hier?
Das uralte Vehikel könnte geborgt, gestohlen oder in einer Scheune gefunden worden sein. Auch das interessiert nicht.
Das interessiert sehr wohl Leser, die einfach gerne glaubwürdige Texte lesen möchten. Ansonsten könnte die da auch mit einem geklauten UFO aus der Area 51 rumdüsen.

 

Jetzt komm mal runter, Jimmy, und steck den Colt wieder ein. Lass mich die Sache mal mit einer grundsätzlichen Anmerkung beenden, die die Mehrzahl der Kritiker hier im Forum betrifft. Es gibt einen Leitsatz beim Lektorieren und Kritisieren, und der lautet: Lass dem Autor seine Geschichte. Gemeint ist damit vor allem der Respekt, den sich jeder Autor verdient hat, wenn er eine Geschichte abliefert. Man sollte sich immer bewusst sein, dass ein Autor sein Werk immer so geschrieben hat, wie er und nicht der Kritiker es wollte.
Du lieferst ein Paradebeispiel dafür, wie ein Kritiker dem Autor eine ganz andere Geschichte aufdrehen will, indem du forderst, der Autor möge seine Geschichte ergänzen mit Ausführungen z. B. über die Herkunft eines alten Autos, das der Prota benutzt. Bevor du solche Forderungen stellst, wären ein paar Fragen an dich selbst angebracht:
1. Würde eine solche Änderung/Ergänzung die Geschichte bereichern?
2. Würde sie die Geschichte verändern, Gewichtungen verschieben?
3. Wen interessiert die Ergänzung?
4. Ist sie zielführend?
5. Erfüllt sie irgendeinen Zweck, der für die Story wichtig ist?

Ich schenke mir hier die Antworten. Du kennst sie selbst, wenn du ehrlich zu dir bist. Dass du vielleicht eine Vorliebe für alte Trucks und Pick Ups hast, darfst du dir als Kritiker nicht einmal anmerken lassen. Das wäre professionell. Was du tust, ist das Gegenteil.

Noch markanter ist dieses Beispiel: In einer Kritik wird angemerkt, dass es gar nicht ginge, dass ein Architekt so satt verdient, dass es für den Rest eines Familienlebens reicht (Geschichte "Esme"). Das sind Prügel für den Autor und eine Respektlosigkeit ohnegleichen. Der Autor legt fest, dass es so ist. Und Basta.Punkt. Aus. Der Verdienst ist realistisch und damit überhaupt nicht kritisierbar.
Verstehst du jetzt, was ich meine? Diese Art der Kritik durchzieht das gesamte Forum wie ein roter Faden, und deshalb helfen diese ständigen Angriffe auf die Entscheidungsfreiheit des Autoren weder ihm noch dem Kritiker, denn beide lernen nichts dazu.

Zum Schluss noch eine Anmerkung, die mich sehr betroffen macht: Die Mehrzahl der Beiträge sind mit Gewaltszenen überfrachtet. Da werden Blumen pflückende Menschen abgeschossen, andere wollen sich selbst die Kehle durchschneiden, hart arbeitenden älteren Menschen, die kellnern, um sich und ihr Familie zu ernähren, wird eine hundescheißefarbene Haut bescheinigt etc. etc. Wenn man das kritisiert, wird man noch andeutungsweise in die braune Ecke verschoben. Fällt euch wirklich nichts anderes ein?

Was ich hier vermisse: Wir alle platzieren unsere Texte unter der Rubrik Kurzgeschichten. Um ehrlich zu sein, Jimmy, ich habe hier in den letzten 3 Wochen nicht eine einzige gesehen. Keine Full Plot Story, nicht einmal eine richtig herausgearbeitete Pointe, die mir ein wertschätzendes Lächeln ins Gesicht zaubern würde. Schön geschriebene Texte, ja. Gute Geschichten, nein.

Gruß
Linedrop

 

Dass du vielleicht eine Vorliebe für alte Trucks und Pick Ups hast, darfst du dir als Kritiker nicht einmal anmerken lassen. Das wäre professionell. Was du tust, ist das Gegenteil.
Ich glaube, du verwechselt da etwas ganz gewaltig. Es kann eigentlich nicht sein, dass du mal mit einem professionellen Lektor zusammengearbeitet hast, sonst würdest du nicht so klugscheißend daherschwafeln müssen. Es geht hier nicht darum, was der Autor in seiner Geschichte haben möchte und was der Kritiker ihm einreden will, das ist vollkommener Humbug. Du kannst schreiben, was du möchtest, du musst dir eben gefallen lassen und mit der Konsequenz leben, wenn Leser deine Texte für vollkommen unglaubwürdig halten, oder so konstruiert und unauthentisch, dass sie regelrecht absurd werden. Ich habe keine Vorliebe für Pick ups, aber ich würde mich schon einfach fragen, wo jemand einen alten Ford Pick Up, der selten und schweineteuer ist, wo der diesen Truck herhat, und dein Text hat da keinerlei Antworten parat, es ist einfach eine Behauptung, die da so herumsteht und die ich so nehmen muss, wie sie da steht, aber das tue ich eben nicht, es ist einfach nicht glaubwürdig innerhalb der Textwelt. Du musst das nicht ändern, das ist ja deine Sache, aber du kannst eben keinen ernstgemeinte Textarbeit erwarten, in dem solche hanebüchenen Dinge nicht erwähnt werden.
Verstehst du jetzt, was ich meine? Diese Art der Kritik durchzieht das gesamte Forum wie ein roter Faden, und deshalb helfen diese ständigen Angriffe auf die Entscheidungsfreiheit des Autoren weder ihm noch dem Kritiker, denn beide lernen nichts dazu.
Nein, ich verstehe es nicht, um ehrlich zu sein. Was sich durch das Forum zieht wie ein roter Faden ist ehrliche und oft auch harte Textkritik. Du fühlst dich persönlich angegriffen, das scheint mir der Fall, aber das ist nicht mein Problem, bzw dass des Forums. Wenn ein Leser deinen Text kritisiert, dann tut er das und es ist sein gutes Recht und hat weder etwas mit Prügel noch mit Respektlosigkeit zu tun. Mir scheint, du schreibst noch nicht so lange oder hast wenig bis kaum Erfahrung mit echter Textarbeit, anders kann ich mir deine diesbezügliche Naivität nicht erklären. Der Kritiker lernt durch das genaue Lesen eines Textes, und der genauen Fragestellung: Ist das plausibel? Ist das glaubwürdig? Wie ist der Sound? Ist dies das richtige Wort? Spricht derjenige so? Kann er dieses Wort kennen und wenn ja, woher? Ist das wahrscheinlich? Wenn dem nicht so ist, wird er das anmerken, und der Autor lernt etwas dazu und auch der Kritiker. Vielleicht hast du aber auch die prinzipielle Funktion von Textarbeit einfach noch nicht richtig verstanden. Kommaregeln lernen kann jeder zuhause selbst.
Was ich hier vermisse: Wir alle platzieren unsere Texte unter der Rubrik Kurzgeschichten. Um ehrlich zu sein, Jimmy, ich habe hier in den letzten 3 Wochen nicht eine einzige gesehen. Keine Full Plot Story, nicht einmal eine richtig herausgearbeitete Pointe, die mir ein wertschätzendes Lächeln ins Gesicht zaubern würde. Schön geschriebene Texte, ja. Gute Geschichten, nein.
Weißt du, so kategorische Aussagen erscheinen mir immer das letzte Mittel, und sind auch ein wenig intellektuell unterdimensioniert. Ich glaube auch, Geschichten mit Pointen hatten mal vor zehn Jahren ihren Zenith, das macht heute einfach kaum einer mehr. Und es ist doch so, wenn du der Meinung bist, hier sind nur Textchen die dir kein wertschätzendes Lächeln ins Gesicht zaubern, weil der Plot oder was weiß ich nicht fehlt, tja, da kann ich nur sagen, entweder man schreibst selbst welche oder aber man schweigt.

 

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