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Felix Marcus Silvester.

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15.04.2002
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Felix Marcus Silvester.

Und siehe, Mensch, du wirst reisen zu fernen Welten,
um zu ernten, was ich dort für dich wachsen lasse.
Vers 3, Kapitel 1, Kosmische Offenbarung, Drittes Testament​


Kosmokardinal Lucius Julius entstieg dem Inquisitionsschlachtschiff SIXTUS IV und trat zwischen die bunt uniformierten Leibgardisten. »Im Namen von Papst Urban XII. nehme ich diesen Planeten für die Heilige Terranische Kirche in Besitz und taufe ihn auf den Namen Felix Marcus Silvester. Verflucht seien seine ungläubigen Bewohner. Gott segne jene, die Felix Marcus Silvester von seinem heidnischen Abschaum befreien.« Der Kosmokardinal spritzte ein paar Tropfen Weihwasser in den grauen Matsch.
Die Leibgardisten bildeten eine Gasse und machten Platz für den Erkundungstrupp, der einen Psalm singend aus dem Raumschiff marschierte. Schlachtinquisitor Varus, der den Trupp anführte, trug die zeremonielle rote Kapuze. Sein leuchtend rotweiß-karierter Umhang strahlte spirituelle Würde aus, seinem Rang angemessen. Mit schnellen Schritten trat er vor den Kosmokardinal und kniete schweigend nieder. Seine Männer blieben hinter ihm und taten es ihm gleich.
»Gott segne diesen Erkundungstrupp, seine Mission und seine glückliche Rückkehr«, salbaderte der Kosmokardinal auf Galaktolatein. Lucius Julius schlug ein Kreuz vor Varus und seinen Männern. Die erhoben sich daraufhin, streckten ihre Mosesstäbe in die Höhe und schleuderten ein vielstimmiges »Amen« über die Wälder von Felix Marcus Silvester. Dann marschierten sie bergab, auf die Felixianer-Siedlung zu, die der Ortungsmechanismus des Raumschiffs beim Anflug entdeckt hatte.

+​

»Gottlose Geschöpfe«, murmelte Unterschlachtinquisitor Carolus und spuckte aus. Varus und er beobachteten das Treiben in der Felixianer-Siedlung. Kletterstangen ragten aus sumpfigem Untergrund und bildeten ein unübersichtliches Gewirr. Hellgrün gemusterte Planen waren aufgespannt – Wetterschutz oder Kunst, egal. »Sie ernähren sich von Gewürm«, fuhr Carolus fort.
Varus versuchte, einen der zahlreichen Felixianer mit seinem Blick zu fixieren. Die insektoiden Wesen besaßen ein Exoskelett und erinnerten trotz ihres feingliedrigen Körperbaus an irdische Käfer, ohne deren biologischer Größenbeschränkung zu unterliegen. Der Bordcomputer der Sixtus hatte schon beim Landeanflug Siedlungen, Radiowellen und andere Zivilisationsindikatoren wahrgenommen – die Felixianer waren eine intelligente Rasse. Aber sie waren Heiden. Anzeichen für den Rechten Glauben hatte der Bordcomputer nicht gefunden. Varus kratzte sich unter seiner Kapuze am kahl rasierten Kopf.
»Herr«, sagte Carolus, »wir warten auf euren Befehl.«
Varus nickte langsam. Die Felixianer hatten ihre Anwesenheit längst bemerkt. Einige Exemplare befanden sich in ihrer Nähe, hielten aber respektvoll Abstand. Sie schienen zu warten. Varus beschloss, sie nicht länger auf die Folter zu spannen. Er hob seinen Mosesstab und rief: »Im Namen Gottes, ihr seid Fleisch!«
Der Erkundungstrupp gröhlte und stürmte vorwärts durch morastigen Untergrund. Blitze schossen aus den erhobenen Stäben. Entladungen knisterten, die Felixianer fielen. Matsch spritzte. Kratzende Schreie riefen Hilfe herbei, aber niemand konnte die Wesen jetzt noch vor ihrem Schicksal bewahren. Ausgenommen Gott, aber der wollte nicht, dass seine Kinder hungerten.
Varus stellte zufrieden fest, dass einige der Käfer flohen. Auf anderen Planeten war es zu sofortigen Gegenangriffen gekommen. Ungern erinnerte Varus sich an Giftstachel, ätzenden Speichel und kräftige Gebisse. Nicht umsonst galt der Dienst im Erkundungstrupp als besonders ehrenhaft. Varus gönnte sich ein dünnes Lächeln und sprach ein kurzes Dankesgebet.
Dann fiel sein Blick auf zwei Felixianer, die sich auf ihre hinteren Beinpaare aufgerichtet hatten. Bedächtig zogen sie dünne Stäbe aus Halterungen, die an ihrer Bauchseite angebracht waren. Der linke Felixianer richtete seinen Stab auf einen von Varus Männern.
Was dann geschah, löste in Varus eine Assoziation aus, die er nicht sofort einordnen konnte. Er hatte so etwas schon einmal irgendwo gesehen, aber er wusste nicht, wo. Er brüllte einen unartikulierten Befehl, zielte mit seinem Mosesstab auf den Angreifer und schoss ihn ab. Carolus traf den anderen Stabträger tödlich in die Unterseite.
Varus sah sich hektisch um. Zahlreiche Felixianer lagen bewegungslos im Matsch, der Rest war ans andere Ende der Siedlung geflohen. Einige Leute vom Trupp johlten. Sie hatten offenbar nicht mitbekommen, was gerade passiert war.
Nachdem Varus einen Blick mit Carolus getauscht hatte, schaltete er das Funkgerät an. »Trupp Eins an Sixtus. Zirka 25 Fleischeinheiten zur Schlachtung abholbereit. Transporter zu meinen Koordinaten.« Er zögerte. »Sixtus, wir haben Verluste. Zwei Mann. Amen.«
Inzwischen hatten auch die Leute vom Trupp kapiert, dass zwei von ihnen fehlten. Verwirrt sahen sie sich um. Es gab keine Leichen.

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»Mmmm. Lange keine Siebenbeinigen Krabbenketzer von Josua Aqua mehr gedünstet.«
Carolus leckte sich die Lippen und stach seine Gabel in das zarte Fleisch.
Seit der Spirituellen Proklamation von Papst Karl IV. war es ethisch unvertretbar, gläubige Außerirdische zu vertilgen, egal wie gut sie schmeckten. Genviehskandale ließen die Bürger nach sauberen Fleischdelikatessen rufen. Die Schlachtraumschiffe der Heiligen Fleischinquisition waren daher ständig unterwegs, um neue Welten voller Ungläubiger zu entdecken, zu schlachten und tiefgefroren zur Einzigen Heiligen Mutter Erde zu schicken, wo Milliarden hungriger Kosmoterraner auf die Leckerbissen warteten.
Varus starrte ins Leere. »Ich weiß jetzt, woran es mich erinnert hat.«
Carolus stach mit seiner Gabel Löcher in die Luft. »Gruftkrabbler. Diese Viecher mit den delikaten Leuchtaugen.«
»Was?«
»Die schmecken genauso. Wie die Siebenbein-Krabben.« Carolus schob sich ein Fleischstück in den Mund und kaute glücklich. »Bin gespannt auf die Felixianer. Die Bioanalyse müsste langsam durch sein. Hey Leute, morgen gibt es bestimmt saftige Felixianer-Steaks auf den Teller!« Ein paar Leute im Speisesaal ließen ein beifälliges Murmeln hören.
»Zauberei.«
»Wovon redest du nur, Varus? Du isst ja gar nichts!«
»Erinnerst du dich an diese Kindergeschichten? Von Hexen, Elfen und Zauberern?«
»Kindergeschichten. Bei Gott, dummes Zeug.« Kichernd wandte Carolus sich ab.
Varus kratzte sich am Kopf. Er spürte einen Tropfen Blut am Fingernagel. »Die Felixianer hatten auch Zauberstäbe«, murmelte er.
»Waffen«, verbesserte Carolus, »wie unsere Mosesstäbe.«
»Kann deiner«, zischte Varus und fixierte seinen Kameraden, »etwa auch Menschen in ... große Würmer verwandeln?«
Mehrere Gabeln fielen klappernd auf den Tisch.

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Niemand hatte daran gedacht, einen dieser Zauberstäbe aus dem Matsch zu fischen. Schließlich konnte man sie nicht essen. Der Inquisitor nahm sich vor, einen solchen Stab in seine Hände zu bekommen und genauer in Augenschein zu nehmen. Er spürte, wie spirituelle Wellen heiliger Pflichterfüllung ihn durchströmten und flüsterte ein kurzes Gebet.
Varus Armband-Funkgerät summte. »Ja?«, nahm er das Gespräch an.
»Der Kardinal wünscht dich zu sprechen«, sagte eine namenlose Stimme.
»Ich komme. Amen.« Er schaltete ab und machte ein paar Schritte. Dann überlegte er es sich anders und wechselte die Richtung. Er wählte einen Umweg über das Unterdeck, in dem eintreffendes Schlachtfleisch auf die Verarbeitung wartete.
Varus kletterte eine Treppe hinunter und schob sich an den eng geparkten Transportern vorbei, bis er im Zugangsbereich stand. Die hier arbeitenden Männer kümmerten sich nicht um ihn, während sie leere und gefüllte Transporter manövrierten. Süßlicher Gestank waberte durch den Raum.
Eine der mit einem halben Dutzend erlegten Felixianern gefüllten Flugschalen wurde gerade neben Varus abgestellt. Hektisch sah er sich um, aber niemand beachtete ihn, als er die Wesen inspizierte. Er musste drei der sperrigen Körper mühsam auf den Rücken drehen, bis er fand, was er suchte: Einen Bauchgurt mit einem anscheinend unversehrten Zauberstab darin. Den steckte Varus ein. Dann beeilte er sich, um seinen Kosmokardinal nicht noch länger warten zu lassen.

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»Ah, Varus.« Der Kosmokardinal stand in der Aussichtskanzel und genoss die dünnen Sonnenstrahlen, die seinen Umhang hell erleuchteten.
Varus schwitzte, weil er die Treppen herauf gerannt war. Er schlug die Kapuze zurück und küsste die Ringe seines Kardinals.
»Ich bin unzufrieden«, erklärte der Lucius Julius mit gespielt weinerlicher Stimme und holte ein Papier hervor. »Varus, bei Gott, das soll ein Schlachtplan sein? Das Häckseln der Exoskelette kann schon deutlich vor dem Zerlegen der Innenkörper passieren. Man muss sie nur rausschaben und zwischenlagern, zumal sie dann weniger Platz wegnehmen. Amen!«
»Ja, Kardinal«, sagte Varus.
»Diese Wesen bedrücken meine Seele. Sie fügen uns zahlreiche unerklärliche Verluste zu.«
»Kardinal?« Varus biss sich auf die Lippen und überlegte, ob er Lucius Julius über seine phantastische Vermutung informieren sollte. Er fühlte sich verpflichtet, alles in seiner Macht stehende zu tun, um der Mission zum Erfolg zu verhelfen.
»Möchtest du mir etwas sagen, Varus?«
»Ich ... ich ...«
»Rede oder schweig, aber stottere nicht!« Julius nahm einen eingelegten Galliflügel aus einer Schale und fing an, darauf herumzukauen.
»Ich weiß, es klingt unglaublich ...« Varus kratzte sich am Kopf. »Ich vermute, die Felixianer sind ... Zauberer.«
Julius hörte auf zu kauen und schluckte. »Was redest du, mein Sohn?«
Varus starrte den Boden an. »In den Berichten steht, dass die Felixianer kleine Holzstäbe auf unsere Leute richten und ...«
»Das sind primitive, harmlose Waffen«, winkte Julius ab.
Mit zitternder Hand holte Varus den Zauberstab hervor, den er sich beschafft hatte. Er sah aus wie ein dünner Ast mit eingeritzten Verzierungen. »Ein Stück Holz«, sagte Varus hohl und richtete den Stab auf den Kosmokardinal. »Sie schwingen ihre Zauberstäbe und verwandeln unsere Männer in Würmer. Oder in kleine Käfer oder Vögel. Auch ...« Varus zögerte, während der Kosmokardinal angesichts des auf ihn gerichteten Zauberstabs erbleichte. »Auch von Blumen und kleinen Sträuchern ist die Rede. Das ist ...« Er sah auf und keuchte. »Sie bewirken Wunder. Wie unser Herr Jesus. Wie ... Gott selbst!«
Ein überhebliches Grinsen nahm vom Gesicht des Kosmokardinals Besitz, als er sagte: »Göttliche Wunder geschehen nicht auf Bestellung. Sie sind Ausdruck Seines Willens, Varus.« Julius nahm sich noch einen Galliflügel, bevor er fortfuhr: »Mit dem Schwingen eines Holzstabes Wunder zu wirken, ist der Versuch, Gott zu kopieren und damit nichts anderes als Ketzerei. Ein Grund mehr, diese Ungläubigen in Konserven einzudosen. Und du«, zeigte der Kosmokardinal auf Varus, »wirst mit deinem Trupp bei der Verarbeitung mithelfen, damit wir so schnell wie möglich mit vollen Lagerräumen hier wieder weg kommen.«
Als Varus nicht sofort reagierte, ergänzte Julius »Amen« und winkte ihn hinaus.

+​

»Und damit verwandeln sie unsere Männer in ... irgendwas?«, fragte Carolus grinsend und gab Varus den Zauberstab zurück. Dann fuhr er damit fort, missmutig tote Felixianer von den Transportschalen auf die Förderbänder zu werfen.
»Sie wirken damit Wunder. Irgendwie.«
»Klar«, versetzte Carolus. »Hier!« Er riss dem Kadaver vor ihm ein Bein ab. »Siehst du hier irgendwo ein Wunder?« Verächtlich warf er das Bein von sich. »Ich sehe nur hochwertige Delikatessen.«
»Ich kann es nicht beschreiben oder erklären«, sagte Varus und hob das weggeworfene Bein auf, »aber diese Wesen scheinen von göttlicher Macht durchdrungen ...«
»Hör jetzt auf mit dem Scheiß«, krächzte Carolus angriffslustig.
»Oder was?«, fragte Varus.
Einen Moment lang standen sich die beiden Männer gegenüber. Dann lachte Carolus. Er fummelte an einem der Kadaver herum und hatte plötzlich einen Zauberstab in der Hand. »Dann verwandle ich dich in ... einen Felixianer.« Carolus richtete den Stab auf Varus und schwang ihn hin und her.
»Hör sofort damit auf«, schrie Varus und stieß den Arm seines Kameraden weg. »Hast du überhaupt keinen Respekt?«
»Nein, nicht vor dem Spielzeug toter Käfer«, versetzte Carolus. »Kein Stück Holz kann einen Menschen in einen Wurm verwandeln. Es ist vermutlich Einbildung. Es ist ...« Er warf den Stab von sich. »Es ist unmöglich!«
Varus zögerte. »Ja«, anwortete er dann. »Und unmögliche Magie ist von göttlichen Wundern nicht zu unterscheiden.«
Carolus brauchte einen Moment, um den Satz zu begreifen. Dann lachte er lauthals. Varus ließ ihn einfach stehen. Seine Schritte führten ihn hinaus aus dem Raumschiff. Die Wache an der Schleuse grüßte nicht einmal.

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»Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.« Varus stand auf einem Hügel und hatte heftige Kopfschmerzen. In einiger Entfernung stand die Sixtus auf einer Lichtung, schimmerte wie ein Silberfisch zwischen Staubknäueln. Varus kniff die Augen zu, als könne er damit die pochenden Schmerzen vertreiben. Unterhalb des Hügels befanden sich die Reste einer Felixianer-Siedlung, von Schlachttrupps mit Sprengladungen pulverisiert.
Varus ließ seine Fingerkuppen über die Schnitzereien auf dem Zauberstab gleiten. »Es sind nur dünne Äste«, flüsterte er. »Waffen enthalten Batterien, sie haben einen Auslöser, sie geben Wärme ab.« Der Schlachtinquisitor hob den Stab und suchte ein Ziel. Sein Arm zitterte. »Du bist nur ein Stück Holz«, zischte er. »Du kannst keine Wunder wirken. Ha!«
Ruckartig zeigte Varus mit dem Felixianer-Stab auf einen Felsbrocken.
»Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden!«, rezitierte er.
Nichts passierte. Varus lachte, aber es klang wie ein Keuchen. »Und Gott sprach: Leck mich!«
Er kratzte sich am Kopf. Sah das Blut an seinem Finger, Hautfetzen. Fixierte das nächste Gestrüpp. Wunder geschahen durch Gottes Willen, nicht auf Bestellung, hatte Lucius Julius gesagt. Vielleicht war es Gottes Wille, dass die Felixianer gerettet wurden. Vielleicht waren es wirklich göttliche Wesen, die unter Seinem Schutz standen. Vielleicht konnten sie mit Hilfe der Zauberstäbe gewisse ... Wünsche wahr werden lassen. So wie Menschen, wenn sie in der Kirche ein Licht entzündeten.
Varus schwang den Zauberstab und wünschte sich einen brennenden Dornbusch.
Gott schien ihn zu ignorieren. Oder er war nicht Seiner Wunder würdig.
Vielleicht waren nicht die Menschen, sondern die Felixianer die wahren Kinder Gottes, denn deren Wünsche gingen offenbar in Erfüllung.
Ein Geräusch ließ Varus herumfahren.
Es stammte von sechsbeinigen Insektoiden, die wie er Zauberstäbe hatten, aber damit mehr anstellen konnten als sinnlos herumzufuchteln. Varus machte einen Schritt rückwärts.
»Wir sind nur Werkzeuge, und wir ... tun, was Gottes ... Wille ist«, stotterte der Schlachtinquisitor. Er spürte, dass er seinen eigenen Worten nicht glaubte. Dass Worte vergänglich waren. Und er selbst. Im Gegensatz zu Gott.
»Selig sind, die reinen Herzens sind«, flüsterte Varus und begann zu weinen. Dann ließ er den nutzlosen Holzstab fallen und griff nach der Moseswaffe an seinem Gürtel.
Noch bevor er sie hervor ziehen konnte, aktivierten die Felixianer ihre Zauberstäbe.
»Und ... du wirst reisen zu fernen ... Welten ... um ... zu ...«
Die Welt verbreiterte sich. Bildete einen Knoten aus rot, weiß und einer Farbe, die Varus nie zuvor gesehen hatte. Er fühlte sich leicht, dann wurde ihm warm. Er verlor kurz das Gleichgewicht, schüttelte sich, was ein ungewohntes Klappern verursachte. Dann richtete er sich unsicher auf und betrachtete seine Hand, die in einem grauen Greifwerkzeug endete. Es sah genauso aus wie die Klauen der Felixianer. Varus spürte die juckende Stelle am Kopf nicht mehr und war dankbar dafür. Direkt neben dieser Dankbarkeit entdeckte er in seinen Gedanken eine Tür. Staunend stieß er sie auf und fand dahinter Erfüllung und Seligkeit. Göttliche Energie durchströmte ihn. Er lachte laut, kümmerte sich nicht darum, dass es klang wie schabende Ziegel und rief: »Wir sind alle Kinder Gottes!«
Die anderen stimmten in sein Lachen ein und nahmen ihn in die Mitte. Die Gruppe lief den Hügel hinunter und machte sich zusammen mit vielen anderen daran, die Siedlung wieder aufzubauen.
Unterdessen begannen im Raumschiff Sixtus die Überreste der Geschlachteten, aufzuerstehen.

 

Meine Güte, Uwe! Das ist so gut!

Ich weiß gar nicht, wie ich das einordnen soll. Das Ende erinnert an "Desertion" von Clifford Simak oder "Der Preis" von William Voltz, der Mittelteil mit seiner Anti-Kriegs-Botschaft hat eine Richtung wie "Knallt mir alles ab!" von Daniel Walther, aber mit der Einordnung in den klerikalen Fleischfresser-Rahmen gibst Du dem ganze einen Ton, den ich so noch nicht gesehen habe.

Ich werd's empfehlen.

Grüße,
Naut

P.S.: Hör nicht auf gbwolf, also so generell schon, aber im Fall von "in den Matsch" nicht: "in den Staub", "in den Matsch", völlig korrekt. :)

 

Hat der Punkt im Titel irgendeine höhere Bedeutung?
Es war vor langer Zeit (19. JH und früher) scheinbar mal ganz und gar üblich, einen Punkt hinter den Titel zu setzen. Das habe ich übernommen. Bloß die Frakturschrift für den Titel kriegt kg.de nicht hin ;)

 

gbwolf schrieb:
... wenigstens war ich mit meiner Empfehlung schneller :)
Du hattest ja auch einen unfairen Vorsprung! :D

 

Hi Uwe!

Geil! :D :thumbsup:

Ich hatte ja damit gerechnet, dass die Inquisitoren am Ende ihre eigenen Leute verputzen, aber dein Schluß ist eigentlich noch viel viel besser.
Besonders gut hat mir die arrogante, überhebliche Selbstverständlichkeit gefallen, mit der die Inquisitoren fremdes Leben meucheln, um es auf ihren Teller zu zerren. Die ganze "christliche" Weltanschauung ist ja (in der Story) eh nur Werkzeug, um es sich so richtig gutgehen zu lassen und seinen Willen durchzusetzen.

Echt gut!

Seaman

 

UI! Mensch Uwe, da hast du aber bei deiner Fangemeinde richtig ins Schwarze getroffen! Nicht schlecht, Alter! :anstoss:

Meine Meinung kennst du: Ich hätte mir lieber eine düstere Variante des Themas gewünscht, die "realer" rüberkommt ... diese ganze Sache mit den Zauberstäben ist mehr Fantasy als SciFi und hat was klamaukartiges, das bei mir nach hinten losgeht ... Nicht mein Ding, fürchte ich; aber was hab IIICH auch schon zu melden bei DEM Aufschrei, der gerade durch die Menge ging! :D

RIIISPEKT! :)

Dante

 

Danke für eure Kommentare.
Diese Geschichte wurde übrigens vom Wurdack-Verlag für die nächste SF-Anthologie abgelehnt, Helmuth Mommers hätte sie für Visionen unter Umständen genommen, hat aber schon genug humorvolle Texte ...

 

GRANDIOS!!!
Hat schon seinen Grund warum du hier Moderator bist!
:thumbsup: :thumbsup:
Kafkas Verwandlung mal anders rum. Spitze.
Und die Sprache... mein Gott, genial...

Meeeehhhrrr davon großer Allmeister Uwe!!!

ein vorerst demotivierter Lem

 

Uwe Post schrieb:
Helmuth Mommers hätte sie für Visionen unter Umständen genommen, hat aber schon genug humorvolle Texte ...
Etwas off-topic: Ich bin immer wieder frappiert, was die Leute so alles witzig finden. Ich finde die Story kein Stück lustig. Sie ist vielleicht etwas seltsam, aber dabei eher bedrückend als humorvoll.
Übrigens werden Geschichten von mir auch öfter mit dem Hinweis auf genug lustige SF-Geschichten abgelehnt. Sehr seltsam ...

 

Ja, seltsam, nicht?
Ich hatte die Geschichte ursprünglich durchaus noch witziger angelegt, den Humor dann aber (meines Erachtens) komplett rausgenommen. Vielleicht finden manche Leute Außerirdische, die wie Käfer aussehen, automatisch witzig.

 

@Dante: Insekten sind eine extrem erfolgreiche Idee der Natur. Wenn sie anderswo auch noch eine Lösung für das Problem des bei größeren Exemplaren zu schweren Exoskeletts gefunden hat (z.B. ein leichteres Material als Chitin), sind insektoide Außerirdische absolut denkbar.

 

Außerdem möchte ich anbringen, dass für Joe Normalastronaut sowieso jedes Lebewesen, das nicht eindeutig wie eine Kuh, ein Hamster oder ein Briefkasten aussieht, etwas insektenhaftes haben wird. Frag mal den Durchschnittsstudenten nach dem morphologischen Unterschied zwischen Insekten, Krebstieren und Spinnentieren, und frag ihn dann, zu welcher Gruppe Weberknechte, Kellerasseln, Wasserflöhe und Milben gehören.
Für einen Menschen ist es ja schon schwierig, andere Menschen voneinander zu unterscheiden. Andere Wesen sehen für ihn fast zwangsläufig wie Käfer aus (zumindest, wenn sie Beine und ein Exoskelett haben), auch wenn es keine sind.

 

Insekten-Aliens sind albern! Schluss aus! :teach: Da muss man sich doch nur mal Starship-Troopers angucken! Woll!

 

Dante schrieb:
Insekten-Aliens sind albern! Schluss aus! :teach:
Na, wenn Du Deine Ansicht sooo überzeugend untermauerst, kann Dir wohl niemand ernsthaft wiedersprechen.
Übrigens besteht der Mond aus Käse! Schluss aus! :teach:

 

Starship Troopers ist aber nicht wegen der Käfer albern.
Theoretisch würde meine Geschichte auch mit anderen Arten Außerirdischer funktionieren. Aber ich habe die Insekten gelassen, weil Dante sie so mag :p

 

Was wieder mal zeigt, wie visuell verdorben ihr seid. Starship Troopers erst LESEN und dann was absondern.
Proxi
PS: Storybewertung folgt.

 

Achtung, an alle SFler! Ich pushe jetzt die Story solange hoch, bis jeder SFler sie gelesen hat. (bzw. die Mods mich schurrigeln)

 

Schreib lieber deine Storybewertung, Junge! Nächstes Mal hau ich das raus ...

 

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